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Channel: Gitarrenverstärker – GITARRE & BASS
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Blackhole Stereo King Tube Amp

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Blackhole Stereo King

Es ist immer gut, wenn man als Hersteller Produkte, die sich durch Alleinstellungsmerkmale auszeichnen, auf den Markt bringen kann. Hier sehen wir sowas, den Nachfolger einer ehemals weit verbreiteten, dann aber schnell fast völlig ausgestorbenen Spezies: einen Stereo-Röhren-Amp. Zu Zeiten der 19“-Racksysteme gang und gäbe, als reine Endstufe wie auch als mehrkanaliges Topteil. Heute grassiert die Pedalmania, da braucht man so etwas wie Stereo nicht mehr? Im Gegenteil, Tremolo, Hall etc. korrekt zweikanalig, das ist doch wie die Sahne auf dem Schokoeis.

Die Idee zur Entwicklung des Stereo King entspringt genau dieser Sachlage. Ausführlich Auskunft über die Fähigkeiten des Blackhole Stereo King gibt mein Testbericht in der aktuellen Ausgabe unseres Gitarre & Bass-Magazins. Ich habe außerdem – wie immer bei solchen Tests – einige Soundclips eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten der Geräte vermitteln.

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kam ein C414 von AKG zum Einsatz platziert vor einem Creamback im geschlossenen 4×12-Cabinet.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert.
Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine Steinberger GL4-T.

Der Stereo King ist beinahe ein reiner Clean-Verstärker. Verzerrungen lässt es sich nur ansatzweise entlocken, milden Overdrive eben. Die Clips 1-4 verdeutlichen, dass der puristische Röhrenverstärker sehr dynamisch anspricht und das Gitarrensignal voluminös und transparent zur Geltung bringt.

Clip 5 habe ich mit Reinhold Bogners Burnley eingespielt um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie markant und kultiviert der Stereo King in Verbindung mit einem (adäquaten) Distortion-Pedal klingt.

Im Clip 6 hören wir mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann. Im Clip 7 hilft ein Okko Diablo den Verzerrungen nach.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…, wenn möglich, bitte laut anhören, über anständige Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen und ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de. Es klappt nicht immer, aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Mesa Engineering Triple Crown 50, Tube-Amp im Test

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Mesa, der Name verpflichtet. Die Jungs und Mädels in Petaluma haben einen Ruf zu verteidigen. Was die machen, muss zu 100% topfit sein, Durchhänger können die sich nicht leisten. Wir dürfen also davon ausgehen, dass uns der Triple Crown 50 auch wieder feinste Qualitäten kredenzt. Aber welche? Und was genau sind seine speziellen Finessen?

Man muss sich das einmal vor Augen halten: Seit mehreren Dekaden schon ist Mesa Engineering bzw. Mesa/Boogie eines der führenden Unternehmen auf dem Weltmarkt der Röhren-Amps, nicht zuletzt, weil das Team um Randall Smith immer wieder mit Innovationen die Technik auf ein höheres Level gebracht hat. Das Modell Roadking aus der Rectifier- Serie und der im vorigen Jahr vorgestellte Signature-Amp von/für John Petrucci veranschaulichen dies exemplarisch.

Die automatische Leistungsumschaltung beim Kanalwechsel der Dyna-Watt-Endstufe, oder Progressive Linkage zum Umschalten zwischen unterschiedlichen Endstufen in einem Amp seien als Beispiele für den technischen Fortschritt bei Mesa genannt. Die Entwicklungsingenieure dort können aus dem Vollen schöpfen, liegen doch ausgefeilte Schaltungsmodule quasi im Regal. Möchte man meinen. Ja, stimmt, bis zu einem gewissen Grad lässt sich ein neuer Verstärker tatsächlich nach dem Baukasten-Prinzip konstruieren.

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Doch diesem eine musikalische Seele einzuhauchen, ihm einen eigenen individuellen Toncharakter beizubringen, bedarf dann aber trotzdem einiger Hinwendung und besonders geschulten Sachverstands. Genau das war das Ansinnen der R&D-Abteilung: dem Verstärker einen Toncharakter verleihen, wie man ihn von anderen Mesa-Amps bisher noch nicht kannte.

Davon abgesehen wendet sich der Triple Crown 50 interessanterweise nicht einem absoluten High-Tech-Design mit überbordender Ausstattungsperiphie zu. Er leistet sich aber den CabClone für Speaker- simulierte D.I.-Aufnahmen. Den Amp gibt es als Combo, Head und auch in einer 19″-Variante. Technisch sind diese alle identisch, die Soundbeschreibungen hier im Test beziehen sich auf den Combo, wobei das Topteil mit einer Vintage-30-Box sehr ähnlich agiert.

Feinste Substanz

Gemessen am Roadking, dem Flaggschiff des Programms, verbreitet das Konzept zwar nur moderat Luxus, es ist bei weitem aber keine sparsame Asketenpackung. Die Preamp-Kanäle sind geradlinig gestaltet sind, ohne viele zusätzliche Schalter. CLEAN, LO, HI heißen die Sound- Sektionen. Jede umfasst neben den sechs Reglern Gain, Volume, Presence, Bass, Mid und Treble auch noch einen Sound- Switch, der zwei Klangschattierungen zur Wahl anbietet.

Wie es sich für einen Amp gehört, der die traditionelle Vollröhrentechnik hochhält, ist der TC-50 mit einem Federhallsystem ausgestattet. Sehr praktisch – an der Rückseite kann die Intensität des Effekts für jeden Kanal separat eingestellt werden. Der serielle Einschleifweg liegt vor dem Output-Regler, sodass der Return- Pegel angeglichen werden kann. Dank des Solo-Potis steht (fußschaltbar, s.u.) eine zweite Lautstärkeebene zur Verfügung. Dass wir es mit einem Produkt der Luxusklasse zu tun haben, zeigt nicht zuletzt das MIDI-Interface. 256 Presets können abgespeichert werden, wobei natürlich nur die Schaltfunktionen als Parameter erfasst werden (Kanalanwahl, FX Loop-On/Off, Reverb- On/Off).

1A Ausstattung, in der Mitte die D.I.-/CabClone-Sektion°

Die tonale Vielfalt wird dadurch erweitert, dass der TC-50 wahlweise mit EL34-Röhren (ab Werk), 6V6, oder 6L6 in der Endstufe bestückt werden kann. Man braucht lediglich einen kleinen Schalter an der Rückseite umzulegen, der vor versehentlichem Verstellen durch eine Kragenhülse geschützt ist. Voraussetzung ist, wie immer bei Mesa, dass die hauseigenen, entsprechend selektierten Röhren verwendet werden. Grundsätzlich kann ein Techniker aber auch problemlos, ohne großen Aufwand andere Fabrikate einmessen.

Die CabClone-Sektion ist schon seit einiger Zeit bekannt. Ursprünglich wurde die Einheit als Stand- Alone-Gerät entwickelt. Den Test in Ausgabe 01/2015 hat die Kombination aus Loadbox und Speakersimulation mit Bravour absolviert. Bald danach wurde, wie hier, die Schaltung auch in Amps integriert. Der Anwender hat die Wahl zwischen drei Sound-Varianten: Vintage, Closed Back und Open Back. Das aufbereitete Signal kann einerseits am trafosymmetrierten XLR-Ausgang abgegriffen werden (m. Ground Lift) und am Headphones Out. Was natürlich deshalb praktisch ist, weil man den Combo stumm stellen kann, dank der Loadbox, des Lastwiderstands. Der Line Out hat mit dem Cab- Clone nichts zu tun.

Der Ausgang bietet wie eh und je bei Mesa das Lautsprechersignal (post Trafo) mit abgeschwächter Signalstärke an und dient der Ansteuerung von Endstufe, FX-Prozessoren in Mehrweg-Verstärkersystemen usw. Zum Zubehör gehört neben Netzkabel, Schutzhülle und der wie immer sehr ausführlichen (aber leider nur englischsprachigen) Bedienungsanleitung ein professionelles Fußschaltpedal, das die sechs Schaltfunktionen fernbedienbar macht. Dazu gehört eine kleine Transporttasche und ein Anschlusskabel mit satten 7,5 m Länge; sehr gut, so gehört sich das für ein Produkt mit professionellem Anspruch. Schließlich möchte man ja Kabel weiträumig außerhalb seines Aktionsbereichs verlegen können.

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Die mechanische Konstruktion des Combos und des Topteils folgen den typischen, qualitativ hoch angesiedelten Mesa-Standards. In seiner Größe könnte das Combo-Gehäuse vom Modell Lone Star stammen. Das hängend montierte Amp-Chassis ist aus Aluminium. Innen drängen sich die elektronischen Baugruppen. Es regiert die Platinentechnik, die Potis allerdings sind frei verdrahtet.

Als Lautsprecher findet im Combo diesmal nicht der exzellente Allrounder MC90 Verwendung, den Celestion exklusiv für die Kalifornier fertigt, sondern der gute alte Vintage 30, in der Version „Made in UK“. Tja, jetzt ist es endlich raus: Dieser Lautsprechertyp und EL34 in der Class-AB-Gegentaktendstufe – dieser Combo möchte ein Brite sein.

Ästhetik und Kraft

Mesa beschreibt in seinen Werbetexten präzise, was an dem TC-50 anders, neu, speziell sein soll. Ein Abschnitt ist besonders plakativ: „Von glitzernden Höhen wie man sie selten hört von so einem Amp-Typ (einem mit EL34 ist gemeint), über erstaunlich kompakten und aggressiven „Wall of Rock Crunch“, zu einem unserer am meisten vokalen, harmonisch reichen, und mit Gain beladenen High-Gain-Kanäle, die wir jemals hatten, greift der Triple Crown nach dem High- Gain-Thron des Rock.“ Ja, klingt ein wenig schwülstig, transportiert aber bildhaft eine klare Message. Die da lautet: Was wir, Mesa, mit diesem Produkt geschaffen haben, ist ein Optimum und soll sozusagen alles andere in der Art hinter sich lassen.

OK, daran muss sich der TC 50 denn auch messen lassen. Stufe 1, wie bewährt sich der Clean Kanal? Nun, da muss man schon einmal ganz klar sagen: Versprechen eingelöst. Der Grundklang ist ausgesprochen voluminös, die Höhen artikulieren sich glasklar, aber weich und angenehm. Bestechend ist die Tiefenzeichnung. Wie aus dem Bilderbuch zeichnet der Kanal ein plastisches Klangbild. Das ist nicht nur für einen EL34-Verstärker qualitativ herausragend, sondern auch absolut gesehen Spitzenklasse. In der Dynamik folgt der Clean-Kanal dem seit einiger Zeit anhaltenden Trend bei den B o u t i q u e – Amps, betont energisch zu sein.

Während sich das bei anderen Fabrikaten auch auf das Spielgefühl auswirkt, sich die Ansprache beim Anschlag eher steif und ungnädig anfühlt, schafft es der TC-50, trotzdem nachgiebig zu sein; tolles, gleichermaßen konkretes wie komfortables Spielgefühl. Und überaus sensibel benimmt er sich obendrein, denn er setzt schon feinste Anschläge in klare, prägnante Töne um. Dazu addiert sich eine weit überdurchschnittliche Flexibilität im Sound. Denn die Klangregelung arbeitet äußerst intensiv. Wie schon bei früheren Boogie- Modellen, sind die Nuancen, die sich aus der Interaktion der Regelbereiche ergeben, vielfältig, und bereits relativ kleine Änderungen der Reglerstellungen bewirken viel. Das erinnert an den in der Hinsicht besonders „talentierten“ Mark IV, der allerdings deshalb auch etwas schwierig abzustimmen war/ist. Der Clean-Kanal des TC-50 ist dagegen problemlos zu beherrschen. Seine Flexibilität gewinnt noch durch den Norm/Drive- Schalter. Drive geht einher mit einer moderaten Gain-Anhebung, sodass fein zivilisierter Overdrive zur Verfügung steht.

Es ändert sich aber auch der Tonfall des Kanals. Die oberen Mitten treten hervor, die Brillanz in den Höhen senkt sich ab. Hat jemand Lust auf John Mayers „4th- Position-Pickup-from-Heaven-Sound“, den er so schwärmerisch in einem Video mit Mike Eldred vom Fender Custom- Shop präsentiert? Bei so etwas hilft der Drive-Modus des Clean-Kanal bzw. in die Richtung tendiert seine Klangfarbe. Sehr schön singend, musikalisch. Tragfähig, ohne dass der Sound zwangsläufig nach Verzerrungen klingt. Also, eine dicke 1+ für diese Sektion.

Wer den LO-Kanal leise ausprobiert, wird vielleicht ein wenig stutzen; da kommt wenig im Bassbereich!? Korrekt, der Kanal braucht Pegel, um in Fahrt zu kommen. Bzw. man sollte für volles Volumen den Output-Regler halb aufdrehen und das Master-Poti im Kanal mindestens auf 10:00 Uhr stellen. Das betrifft nicht nur den Combo, auch das Topteil an einer 4×12-Box bleibt, was den Bassdruck angeht, moderat. Und im Klangcharakter kommt nun das britische Timbre zum Vorschein? Tja, was meint der Begriff denn wirklich, wenn er so alleine dasteht, muss ich mal provokant fragen. Mal abgesehen davon, dass schon nicht alle Amps einer Marke gleich klingen, wer/was soll Pate stehen für diese Aussage? Sound City oder Vox? Selmer oder Hiwatt? WEM? Nein, so wird kein Schuh draus.

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So darf man den Begriff nicht ummünzen. Es ist mehr eine Attitüde im Ton gemeint und die nährt sich bis heute an Klassikern von Marshall. Ich sehe in dem Kontext als Bezugspunkt gerne die einkanaligen Master-Volume-Modelle 2203/2204, mit ihrem ehrlichen, kernigen Toncharakter, der eine fein kratzende Schärfe in den Höhen hat und die Mitten nicht betont (im Hintergrund spielen natürlich auch die Plexi-Modelle eine Rolle).

Gemessen daran entwickelt der LO-Kanal des TC-50 ähnliches Potential in der Aggressivität, gibt aber nicht den hemdsärmeligen Grobian als vielmehr den manierlichen Briten im feinen Tweed. Eine unterschwellige Kompression lässt den Ton mit einem dichten Mittenspektrum singen. Die Höhen können prägnant in den Vordergrund treten, fügen sich aber immer homogen, ohne unangenehmes „Ätzen“ in das Klangbild ein. Speziell ist, wie der Kanal seinen eigenständigen Charakter mit dem des Instruments mischt, dessen Details er trotz seiner eigenen Prägnanz präzise hervorbringt.

Im heißen Overdrive-Bereich angesiedelt ,bietet die LO-Sektion wiederum eine sensible Ansprache, eine Art 3-D-Tiefenzeichnung und extreme Stabilität im Ausklang des Instruments. Ergibt langes Sustain mit ganz allmählich abfallender Signalintensität. Blues-Virtuosen werden den hypersensiblen Kanal lieben. Weil die Klangregelung auch wieder sehr effizient arbeitet, ist das Einsatzspektrum des LOKanals letztlich aber sehr groß. Damit kann sich auch ein erklärter Country-Rocker sehr wohl fühlen. Der Unterschied zwischen den Schalterstellungen Norm und Tight ist bedeutend aber nicht besonders stark ausgeprägt. Das Gain-Potenzial, die Verzerrungsreserven steigen im Tight-Modus deutlich an und die oberen Mitten werden dichter und offensiver im Klang.

Besonders harmonische Verzerrungen, das ist ein weiteres wesentliches Stichwort. Der LO-Kanal setzt in der Hinsicht bereits Zeichen. Die HI-Sektion forciert die Fähigkeit „over the top“. Wie Mesa versprochen hat, wartet der TC-50 hier mit exzessiven Gain-Reserven auf. Ultrafette Mitten stehen im Vordergrund, „wall-of-sound-feeling“, der Kanal liefert Sustain-Unterstützung ohne Ende, reagiert gleichzeitig sensibel und perfekt artikulierend auf den Spieler. Obertöne gelingen mühelos, Hammer-Ons, Pull- Offs, Tapping … der Kanal hilft und trägt, kippt schon bei maßvollen Lautstärken sehr gerne in langanhaltende Feedback- Obertöne um und bietet dennoch erdige Dynamik; das Bassvolumen ist etwas höher als im LO-Kanal. Die effiziente Klangregelung … okay, das hatten wir schon einmal. Auch hier wird viel Variabilität geboten. Nebenbei bemerkt zahlt sich damit in allen drei Kanälen aus, dass der Presence-Regler den oberen Frequenzen einen zweiten Ansatzpunkt für Abstimmungen bietet. Die Modi Norm und Tight unterscheiden sich ähnlich wie im LO-Kanal. Tight ruft einen Gain-Anstieg und eine weitere Verdichtung der oberen Mitten ab, begleitet von mehr Schärfe und Biss. Das sind nicht deutlich unterschiedliche Grund-Sounds. Norm und Tight sind eher als Optionen für den perfekten Feinschliff des Sounds unterschiedlicher Gitarren (-typen) zu sehen.

Die peripheren Funktionen des TC-50 arbeiten unauffällig bzw. so elegant, wie man es von Mesa-Produkten gewohnt ist. Wobei der variable CabClone natürlich hervorsticht, weil er den Gebrauchswert des Combos/Amps erheblich steigert. Letzten Endes gibt es nur ein Detail, über das man geteilter Meinung sein kann. Die Klangqualität des röhrengetriebenen Federhalls ist über jeden Zweifel erhaben und rundet die Sound-Formung charmant ab. Der Clean-Kanal mit diesem Spring-Reverb, ein Gedicht. Doch die Ausklingzeit ist sehr lang. Daran gibt es aus objektiver Sicht nichts auszusetzen. Ist nur der Hinweis, dass man vor dem Kaufentscheid darauf achten sollte, ob das den persönlichen Geschmack wirklich trifft.

Alternativen

Keine Alternativen. Der TC-50 ist ein Charakterkopf, dem klanglich kaum etwas wirklich gleicht auf dem Markt. Außerdem bringt er den Vorteil drei separater Kanäle und einer luxuriösen Ausstattung mit sich, was viele andere der üblichen Verdächtigen nicht bieten.

Resümee

So trennt sich die Spreu vom Weizen. Während diverse Boutique-Marken zum wiederholten Male versuchen den Dumble Overdrive neu zu erfinden, setzt Mesa seine Energien ein um Neues zu kreieren. Glückwunsch, das Ergebnis ist beeindruckend. Der TC-50 zeigt im Sound eigenständige Charakterzüge, indem er britische Charakterzüge mit hochgezüchteter Gain-Technik kombiniert und dem Spieler damit hoch musikalische Verzerrungen und maximale Ausdrucksstärke an die Hand gibt. Dazu gesellt sich ein sehr variabler Clean-Kanal erster Güte, High Fidelity quasi, im besten Sinne des Wortes. Mesa hat also mit dem TC-50 mal wieder eine Benchmark gesetzt. Und um das auch klar zu sagen: Dieser Amp/Combo entwickelt tonale Qualitäten, die Geräte aus der digitalen Welt nicht zu leisten im Stande sind. In der Endabrechnung schlägt natürlich zusätzlich die großzügige Ausstattung positiv zu Buche, sowie die sehr gute Verarbeitung und der Lieferumfang, bzw. das wertige Schaltpedal. Alles gut, für ein Produkt mit diesem Format, „made in USA“, stehen Preis und Leistung zweifelsfrei in einem gesunden Verhältnis. Antesten unbedingt empfohlen. Aber Vorsicht, hohes Suchtpotenzial!

Zum Vergrößern bitte klicken

Plus

  • Sound, bestechende Qualitat, sehr hohe Variabilitat
  • Dynamik, Ansprache sehr obertonfreundlich
  • sehr harmonisches Zerrverhalten
  • hohe Leistungsreserven
  • warmer „Rohren“-Hall
  • Funktion d. CabClone
  • Ausstattung
  • geringe Nebengerausche
  • sehr gute Verarbeitung, Qualitat d. Bauteile

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, nahe platziert vor dem Celestion-Vintage 30 des Combos.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuerte die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine Steinberger GL4-T.

Der Clean-Kanal des TC-30 ist breitbandig leistungsfähig. Von ganz klaren unverzerrten Sounds bis hin  zu schon recht intensive Overdrive reicht das Angebot (Clips 1 – 3).

Die anderen beiden Kanäle LO und HI sind im Charakter zeichnen sich durch charakterstarke markante Mittenspektren aus. Schon der LO-Kanal erlaubt satte Lead-Distortion und benimmt sich sehr obertonfreundlich. HI liefert quasi Ultra-Gain, hyperintensive Verzerrungen, bei überraschend wenig Nebengeräuschen (Clips 4 – 8).

Clip 9 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann. Clip 10 und 11 verdeutlichen wie sich der Sound ändert wenn man den Sound-Switch in den Kanälen Clean und LO von Norm auf Drive bzw. Tight umstellt.

Ich wünsche gute „Unterhaltung“ und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über ordentliche Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 05/2017

Teure Gitarre oder teurer Amp?

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Viele kennen die Situation – Man spielt als Anfänger eine günstige Gitarre auf einem kleinen Verstärker, merkt aber bald da muss etwas Größeres her. Die Frage lautet dann oft: Investiere ich mein hart erarbeitetes Geld in eine bessere Gitarre oder in einen schicken Röhren-Amp? Vielleicht kann euch das folgende Video bei der Entscheidung helfen:

Ola Englund demonstriert Positive Grid Amp

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Metal-Shred-Master Ola Englund demonstriert in dem folgenden Video das 600 Watt starke BIAS Topteil von Positive Grid.

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Ola spricht über die Features des Digital-Amps, zeigt die Presets und erklärt Amp-Matching – also wie man die Sounds vorhandener Amps in den Positive-Grid-Amp integriert. Die Presets, die in diesem Video zu hören sind, und natürlich viele andere mehr, sind in der Positive Grid ToneCloud verfügbar – für Besitzer eines BIAS-Amps natürlich.

Mehr Info unter www.positivegrid.com oder dem europäischen Vertrieb www.face.be

Neben Ibanez, Yamaha, Taylor und Gretsch ist auch Positive Grid beim Guitar Summit, dem größten deutschen Gitarre & Bass Event, am Start! Teste das neueste Equipment, triff Gleichgesinnte und besuche über 100 Workshops! Jetzt Tickets sichern!

Roland Micro Cube GX im Test

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Rolands Cube ist eine bewährte Instanz bei gut klingender Übungs-Verstärkung für Groß und Klein. Das Mini-Modell Micro Cube hat sich in den letzten 10 Jahren zum beliebtesten Batterie-Amp aller Zeiten hochgespielt und wurde nun mit einigen Verbesserungen auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Roland Micro Cube GX Mini-Combo-Amp_02
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Der Micro Cube GX ist vermutlich der einzige Amp, der gegenüber seinem Vorgängermodell eine Leistungssteigerung um 50% verzeichnen kann. Als absolute Zahl sind die 3 Watt Ausgangsleistung des neuen GX aber immer noch Angriffsziel für Verstärker-Mobbing. Dabei ist die erzielbare Lautstärke recht imposant und sogar noch etwas lauter als beim Vorgänger. So reicht die Leistung (vor allem bei den verzerrten Models) nicht nur fürs Wohnzimmer, sondern durchaus auch für kleinere Gigs ohne Schlagzeug.

Der Custom-Design Speaker tut in Kombination mit dem stabilen MDF-Gehäuse sein Übriges, um die überschaubare Menge an Watt möglichst fulminant dastehen zu lassen. 8 COSM-Models stehen zur Auswahl, darunter ein Acoustic-Simulator sowie ein neutrales Setting für die Verwendung mit Mikrofon statt Gitarre. Hinzu gekommen ist das Extreme-Model mit Ultra-Verzerrung, sodass zusammen mit den klassischen britischen und amerikanischen Amp-Models sowie einem RolandJazz-Chorus-Model alle Musikrichtungen von Jazz bis Metal abgedeckt sind. Dabei helfen auch die Brot-und-Butter Effekte, welche auf zwei Potis verteilt (ModulationsFX + Rev/Dly) alles Gängige anbieten, inkl. neuem Octaver und Spring-Reverb. In der Amp-Section finden sich Gain, Volume, Master-Volume sowie ein Tone-Regler für die Höhen. Die elektronische Stimmgabel des Vorgängers wurde durch einen akkuraten Chromatic-Tuner abgelöst.

Neu ist auch der i-Cube-Link-Anschluss, welcher mittels 4-poliger Miniklinken-Buchse ein einfaches aber sehr praktikables AudioInterfacing zur iOS-Welt (iPhone, iPad, iPodTouch) gewährleistet. So kann über diesen Anschluss einerseits, wie bei einem normalen Aux-In, Musik einfach wiedergegeben werden (Player-unabhängig), aber zudem auch über den zusätzlichen Rückweg (4. Ader im mitgelieferten Kabel) in ein kompatibles iOS Gerät gespielt bzw. aufgenommen werden. Dies funktioniert mit allen Apps, die ein Eingangssignal aufnehmen oder verarbeiten können (PolyTune, GarageBand, Amplitube …).

Roland bietet mit Cube Jam auch eine eigene kostenlose App an, welche mit den Funktionen Aufnahme, Mixdown, Center-Cancel, PitchChange und Speed-Change bereits einiges beinhaltet, was man sich zum Üben, Jammen oder Aufnehmen wünscht. Auf der Rückseite des Micro Cube gibt es für die herkömmliche Aufnahme außerdem einen Stereo-Miniklinken-Ausgang, welcher auch als Kopfhörer-Ausgang benutzt werden kann. Bei eingestecktem Kabel wird der Speaker wie üblich stumm geschaltet, daher taugt der Ausgang als paralleler Stereo-DI-Out beim Gig leider nicht. Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich der DC-Anschluss (5,7 V, 155 mA) sowie das Batteriefach für 6 AAs (LR6/HR6).

Roland Micro Cube GX Mini-Combo-Amp_01

Mit einem frischen Satz Batterien oder Akkus ist der mobile Einsatz ohne Steckdose ca. 20-25 Stunden möglich. Getragen wird der Micro Cube an einem Mini-Gitarrengurt, welcher an seitlich angebrachten Strap-Pins klemmt. Wenn man es schafft, diesen abzumachen ohne sich zu verletzen, kann man auch einen normalen Gurt anbringen und sich den Amp um die Schulter hängen und in der Fußgängerzone sein Unwesen treiben. Eine nützliche Neuerung ist die Memory-Funktion, bei der man einen Sound abspeichern kann und mit manuell eingestellten Sounds im Wechsel benutzen kann. Das Umschalten per Fußschalter ist erst bei größeren Cubes möglich.

Den Micro Cube GX gibt es in Schwarz, Weiß sowie im 80s Cube-Rot. Äußerlich hat sich gegenüber dem alten Micro Cube nicht viel getan, sodass am markantesten das fehlende RolandLogo auf der Vorderseite ist. Statt dessen prangt auf der Front nun ein modernes Cube-Emblem, was im Vergleich zum altehrwürdigen „R“ etwas halbstark wirkt. Egal, einen Cube kauft man traditionell nicht, weil er so schön ist.

Sound

3 Watt + Clean + Laut schließen sich physikalisch gegenseitig aus. So ist auch beim Micro Cube GX am Ende der Lautheitsskala ein glasklarer Clean-Sound nicht wirklich möglich. Bei höherer Lautstärke ist der Ton durch die limitierende Verstärkung immer minimal bruzzelig dreckig, jedoch ist dieser Störanteil im Verhältnis zum Nutzsignal so leise, dass er für die Spielfreude fast vernachlässigbar ist. Deshalb sind die Clean-Models JC Clean und Black Panel dennoch willkommene und sehr brauchbare Presets. Das Jazz-Chorus-Model stellt mit seinem warmen und glasigen Sound einen schönen Kontrast zum dunklen, perkussiven Fender-Model dar, sodass man hier zwei gute Clean-Richtungen zur Hand hat.

Mit Brit Combo ist ein schöner, schnörkelloser Rocksound an Board, mit welchem man (am besten ohne verwässernde FX) AC/DC bis ZZTop zum Besten geben kann. Für etwas mehr Gain, Sustain und Bottom kann man zum Classic Stack wechseln, wo man sich ebenfalls auf Anhieb heimisch fühlt. In der Hi-Gain Ecke findet man eine breitbandige Rectifier Anleihe sowie das in den Mitten ausgehöhlte Extreme Model. Letzteres klingt geradezu witzig, da man tatsächlich einen ziemlich anständigen Metallica-Sound (aus ihrer besten Zeit) herzaubern kann, nur eben aus einem winzigen Brühwürfel.

Der Acoustic-Simulator macht gute Arbeit und bereichert die bunte Vielfalt des Würfels um eine weitere Seite. Die Effekt-Sektion bietet eine zweckmäßige Grundausstattung und ist über die zwei Potis schnell eingestellt. Lediglich beim Delay erfordern die 2 cm Regelweg durch einen fehlenden Tempo-Regler etwas Fingerspitzengefühl. Hier ist der Memory-Speicherplatz eine gute Sache, um auch bei gehobenem Puls vor Zuhörerschaft auf die Schnelle ein sinnvolles Delay aus dem Hut zaubern zu können. Der neue Federhall ist nur mit hohem Effekt-Anteil zu haben, was für Shadows-Fans aber kein Nachteil sein sollte. Zusammen mit dem Tremolo (+ Fender-Model) ist also auch für NostalgieSchwelger gut gesorgt.

Resümee

Die Beschränkungen bezüglich Low-End, Lautstärke und Clean-Headroom ändern nichts daran, dass man es hier mit einem ernstzunehmenden Kleinst-Amp zu tun hat. Die Sounds sind ansprechend und mehr als man beim Anblick des kleinen Cubes vermuten würde. Überzeugend ist vor allem die breite Klangpalette auf konstant gutem Niveau (bis auf kleine Abstriche beim CleanSound) sowie die erweiterten Möglichkeiten via i-Cube-Link und iOS-Gerät. Im Vergleich zum beliebten Vorgänger bekommt man für den gleichen Preis eine ganze Reihe guter Neuerungen. Der Amp ist vor allem für diejenigen ein Muss, die einen kleinen Batterie-Verstärker suchen, welcher sich bezüglich Lautstärke und Klang Gehör verschaffen kann. Lediglich der Swap von Marken- und Modellnamen zwischen Vorder- und Rückseite ist sonderbar, zumal Roland sich (und seinen guten Namen) mit diesem Amp bestimmt nicht verstecken muss.

Plus/ minus

+ Amp-Models
+ iCube-Link Funktion
+ Sound-Vielfalt
+ Bedienung
+ Mobilität

– begrenzter Clean-Headroom

 

Neben Ibanez, Yamaha, Taylor und Gretsch ist auch Roland beim Guitar Summit, dem größten deutschen Gitarre & Bass Event, am Start! Teste das neueste Equipment, triff Gleichgesinnte und besuche über 100 Workshops! Jetzt Tickets sichern!

Fender Bassman Ten Silverface: Equalizer „gitarriger“ gestalten

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Q: Ich habe eine Frage zu meinem Fender Bassman Ten Silverface aus den frühen 70ern. Da ich schon einen seriellen Effektweg eingebaut habe, und auch die beiden Kanäle in Serie verlötet sind (nach dem 220k- Widerstand von Kanal 1 auf Pin2 der zweiten 12AX7), möchte ich nun die Equalizer etwas „gitarriger“ gestalten. Speaker sind schon gegen gitarrentypische Lautsprecher getauscht worden. Mir fällt nur auf, dass die Bässe etwas zu weit unten greifen, die Mids sind etwas zu hoch angesetzt und die Höhen klingen auch etwas zu hoch. Wie soll ich die Werte der Kondensatoren ändern, um zu meinem gewünschten Ergebnis zu kommen?

Phill (G&B-Leser)

A: Der Bassman Ten eignet sich eigentlich auch ohne all die Mods schon gut als Gitarrenverstärker, und deswegen wundert es mich, dass du hier Probleme mit zu vielen Mitten und Höhen hast. Sein ToneStack unterscheidet eigentlich nur durch den 500pf-Treble Cap (der Blackface Ab763 hat hier 250pF) und dem vorhandenen Mittenpoti (BF AB763 hat hier einen 6.8k-Fixwiderstand) und genau diese Schaltung ist ja vielfach bewährt. Sollte das Ändern des Treble Cap (zum Testen einfach einen zweiten 500pf parallel anlöten!) nicht die gewünschte Verschiebung des Frequenzbereichs ergeben und willst du dem Ten einen etwas rockigeren Sound entlocken, könntest du auf das Marshall- Plexi-ToneStack mit Slope 56k (statt 100k), Treble 500pf/250k, Mid .022μF/25k (statt 0.047μF/10k), Bass .022μF/1M (statt 0.1μF/250k) wechseln (in den Klammern die originalen Werte deines Amps). Eine weitere Alternative wäre, den Duncan ToneStack Calculator zu benutzen, um dein Ideal herauszufiltern. Das ist eine frei verfügbare Software, mit der du jede mögliche Konfiguration des ToneStacks einfach durchsimulieren kannst.

Slick Steve


Aus Gitarre & Bass 05/2017

FAQs zu Marshall-Amps: Alle Folgen

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Marshall-Amps sind DIE Aushängeschilder zahlreicher Gitarrenhelden und stehen fast schon synonym für eine jahrzehntelange Symbiose mit dem Rock ‘N’ Roll. Kein Wunder also, dass auch viele unserer Leser leidenschaftliche Marshall-Maniacs sind. Von euch haben wir im Laufe der Zeit diverse Fragen bekommen, die unser Autor Udo Piper in diesem Artikel gesammelt beantwortet hat. 

>>HIER geht es zu unserem ausführlichen MARSHALL-Sonderheft<<<

>>>HIER geht es zur MARSHALL-Timeline, Lexikon und den bekanntesten MARSHALL-Riffs<<<

HIER geht es zu Teil 2

HIER geht es zu Teil 3

HIER geht es zu Teil 4 – Die Röhren

HIER geht es zu Teil 5 – Lautsprecher und Boxen

HIER geht es zu Teil 6 – Allgemeines zu Röhren-Amps

 

Mich verwirren immer wieder die unterschiedlichen Modell-Bezeichnungen alter Marshall-Verstärker. Wodurch unterscheiden sich die Modell-Zusätze P.A.-Model, Super-Bass und Super-Lead genau?

Das ist wirklich die am häufigsten gestellte Frage zu Marshall-Modellen. Die meisten Gitarristen glauben, dass es sich dabei um grundverschiedene Modelle handelt. Dabei sind die Unterschiede in Wahrheit sehr gering, aber dennoch klanglich von großer Bedeutung. Die unterschiedlichen Modell-Bezeichnungen gehen auf die Anfänge der Marshall-Produktion zurück. Namentlich war der JTM45-Verstärker das erste Modell mit diesen Zusätzen. Die Unterschiede bestehen lediglich in der Ergänzung unterschiedlicher Bright-Kondensatoren. Die grundsätzliche Schaltung ist bei allen Modellen jedoch gleich, wodurch sich jedes Modell sehr leicht in ein beliebig anderes umbauen lässt.

Das sogenannte P.A.-Model hatte keinen Bright-Kondensator. Dieser Amp klingt daher auch prinzipiell dunkel und warm. Beide Kanäle dieses Marshalls klingen daher absolut gleich. Schließlich sollte der Sänger per Mikrofon über diese Amps verstärkt werden. Da wären aggressive Höhen fehl am Platz gewesen (Rückkopplung).

Das Super-Bass-Model verfügt über einen 470pf, 500pF oder 560pF Bright-Kondensator über dem Mischwiderstand des Lead-Kanals. Daher wurde hier der von vorne gesehen linke Kanal zum Bright-Channel, während der rechte Kanal nun Normal-Channel genannt wurde.

Das Innenleben eines JMP „Super Bass“-Modellls°

Für das Super-Lead-Model wurde ein zusätzlicher 100pF bis 500pF Bright-Kondensator über den Eingang und den Schleifer des Bright-Channel Volume-Potis gelötet. Diese Ausführung hat daher die meisten Höhen und auch ein klein wenig mehr Gain als die anderen Modelle. Würde man hier etwa den Bright-Kondensator des Lead-Kanals über den 270k oder 470k Mischwiderständen herausknipsen, hätte man die gleiche Schaltung wie beim ursprünglichen Fender-Bassman-Vorbild. Diese Bassman-Variante hat Marshall tatsächlich nie hergestellt.

Bei alten Marshalls handelt es sich bei diesen Kondensatoren meist um RS- oder Lemco-Keramik-Scheibenkondensatoren. Diese „ceramic caps“ haben einen ganz spezifischen Sound und sind daher gebraucht heißbegehrt. Der beste Ersatz sind vermutlich moderne Silver-Mica-Kondensatoren. Folienkondensatoren klingen an diesen Stellen meist etwas zu dick und verwaschen.

Ich denke, jeder Techniker kann eines dieser Modelle in fünf Minuten in eines der anderen umbauen. Entweder braucht man dazu einen Saitenschneider und knipst überflüssige Bright-Kondensatoren heraus oder lötet schnell einen Bright-Cap in eine der beschriebenen Positionen. Somit kann man sich ohne Probleme die gesamte Modell-Palette zu eigen machen.

„Shared Cathode“-Schaltung in einem frühen JTM45°

Amp-Tuner verwenden hierzu oft auch Mini-Switches, die diese Funktionen von außen schaltbar machen. Es ist interessant, dass Eric Claptons Lieblings-Marshall ein Super-Bass war, und Paul Kossoff sogar oft ein P.A.-Modell verwendete. Der Mangel an Höhen wurde durch entsprechende Einstellungen an der Klangregelung wieder wett gemacht. Bei Clapton waren alle Regler angeblich voll auf. Eddie van Halen tat es ihm später gleich.

Heute bevorzugen die meisten Gitarristen das Super-Lead-Modell, weil man offenbar von Marshalls diese krassen Höhen erwartet. Ab Anfang der Siebziger finden wir in vielen Marshalls sogar einen 5000pF-Bright-Kondensator. Das erklärt die prägnanten Höhen bei manchen Marshalls aus dieser Zeit. Aktuell werden die Hand-Wired-Modelle bei Marshall in der Super-Lead-Version ausgeliefert. Herausknipsen kann ja jeder selbst …

Was genau ist eigentlich mit Plexi-Sound gemeint? Welches Modell hat diesen typischen Vintage-Ton?

Dieser Begriff wird heute praktisch inflationär eingesetzt. Alles klingt „plexi“! Der Amp, die Speaker, ja sogar das Distortion- Pedal. Im Grunde eine Marketing-Phrase. Dabei geht der Begriff eigentlich auf eine Phase in den Sechzigerjahren zurück, in der Marshall golden gefärbte Front-Panele aus Plexi-Glas verwendete. Da aber Musiker wie etwa Jimi Hendrix, Eric Clapton, Paul Kossoff, Jeff Beck, Jimmy Page und Billy Gibbons genau diese Amps für ihre frühen Aufnahmen einsetzten, entwickelte sich die Legende vom Plexi-Sound. Dadurch sollte die Klangbeschreibung von späteren Marshall-Sounds, die wesentlich verzerrter und aggressiver waren, unterschieden werden. Der Plexi-Sound ist in der Regel wärmer und weniger verzerrt als spätere Marshall-Sounds mit viel mehr Gain und Treble. In den Sechzigern erzeugten die Gitarristen ihre saftigen Rocksounds vor allem durch Lautstärke und Übersteuerung „von allem“.

Die Vorstufe wurde durch kräftige PAF-Humbucker angesteuert, die Endstufe bis zum Anschlag aufgedreht, was schließlich auch die anfangs viel zu schwachen Celestion-Lautsprecher in die Übersteuerung führte. Dieser Sound wurde durch eine Kultur der Vorstufenübersteuerung abgelöst. Der Overdrive entstand später vor der Endstufe – meist mit Master-Volume – und wurde dadurch in jeder Lautstärke machbar. Das machte durchaus Sinn, denn dieser Plexi-Sound in seiner vollen Ausprägung sorgte für einen wahnsinnigen Material-Verschleiß. Lautsprecher und Röhren gingen ständig kaputt. Hinzu kamen Hitzeprobleme für die Bauteile und Trafos. Während heute die Musiker von ihren Marshalls meist mehr Distortion und Kompression fordern, war es Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger genau umgekehrt. Gitarristen wie Jimmy Page und Ritchie Blackmore schlugen bei Marshall auf und wollten ihre Amps klarer und mit erweitertem Headroom ausstatten lassen. Sie bekamen dann Marshalls mit vier KT88 und 200 Watt!

„Split-Cathode“-Schaltung in einem JMP 100 von 1971°

Unter Plexi-Sound versteht man heute vor allem eine Schaltungs-Variante von Marshall-Amps, die man häufig auch als „shared-cathode“-Schaltung bezeichnet. Die Plexi-Modelle verfügten meist über einen gemeinsamen 820-Ohm-Kathoden-Widerstand für beide Vorstufen-Kanäle, sowie einen sehr großen 250uF-Kathoden-Elko, der reichlich Bass und Wärme erzeugt. Schließlich hieß das Vorbild von Fender „Bassman“. Diese Schaltung ist für den warmen Ton der Plexi-Amps verantwortlich. Ab etwa 1969 wurde die Kathode der ersten Röhre „gesplittet“, das heißt, jede Stufe bekam einen eigenen Widerstand und einen eigenen Kathoden-Kondensator. Beim Bright-Kanal war das eine Kombination aus einem 2,7K-Widerstand und einem 0.68uF-Folien-Kondensator, beim Normal-Kanal ein 820-Ohm-Widerstand und ein 250uF- oder sogar 330uF-Elko. Rein rechnerisch hatte der Bright-Kanal daher fast 370mal weniger Bass als in der sogenannten Plexi-Ära, denn mit dieser neuen Schaltung ging bald auch eine Auswechslung des Plexi-Panels einher. Vereinfacht könnte man also sagen: Die Plexi-Amps waren die warm klingenden mit viel Bass, alle späteren Modelle hatten mehr Gain und aggressivere Höhen, was schließlich im Modell JCM800 einen vorläufigen Zenit erreichen sollte.

Mein alter Marshall JMP50 zerschießt regelmäßig meine EL34-Endröhren. Vor allem, wenn ich den Amp weit aufdrehe, halten sie manchmal nur wenige Stunden. Das wird mir allmählich zu teuer. Außerdem ist auf den Amp so bei Gigs kein Verlass mehr. Könnte es dafür einen Grund geben?

In vielen alten und sogar neueren Marshall-Verstärkern werden keine Bremsgitter-Widerstände verwendet. Die frühen JTM45 hatten grundsätzlich keine Widerstände an den Bremsgittern und zahlreiche JMPs lassen sie ebenfalls vermissen. Diese Widerstände werden normalerweise an PIN 5 der Endröhren-Sockel gelötet (und zwar dort, wo die negative Gitterspannung oder Bias anliegt). Der übliche Wert liegt zwischen 1,5 und 5,6k, meist mit einem halben oder einem Watt Belastbarkeit. Sie schützen die Amps vornehmlich vor Oszillationen. Allein daher machen diese Widerstände wirklich Sinn, denn viele Oszillationen liegen außerhalb des Hörbereichs in sehr hohen Frequenzen und rauben dem Amp somit Leistung und natürlich Klangqualität.

5,6K Bremsgitter-Widerstand in einem JMP 100°

Zudem werden ohne diese Widerstände die Endröhren höher belastet. Wer gerne laut spielt oder einen Power-Soak zur Reduzierung der Lautstärke einsetzt, sollte die zwei oder (bei 100-Modellen) vier Widerstände unbedingt nachrüsten lassen. Wichtig dabei ist, dass die Widerstände direkt am Sockel-Pin so nah wie möglich angelötet werden. In der Regel stehen die Widerstände aufrecht vom Röhrensockel nach oben oder befinden sich unter einem Stück Schrumpfschlauch zur Isolierung. Da im Umfeld der Endröhren sehr hohe Temperaturen entstehen können, empfiehlt sich ein Wert mit entsprechend hoher Belastbarkeit. Ton-Gourmets schwören auf Kohlefilm-Widerstände wie bei den alten Originalen, noch sicherer sind hier Metallfilm-Widerstände, da sie thermisch weniger anfällig sind.

Lemco 5000pF Bright-Kondensator im Lead-Kanal°

Da einige Liebhaber der Ansicht sind, dass diese Widerstände auch Sound rauben, beziehungsweise der Marshall ohne diese Widerstände etwas lebendiger und aggressiver klingt, könnte man zunächst mit niedrigen Werten experimentieren. Man probiert zuerst also 1,5k-Widerstände (dieser Wert ist üblich bei Fender-Verstärkern), dann 2,7k, 5,6k oder zuletzt 10k. Darüber hinaus sind vielleicht wirklich Klangeinbußen zu befürchten. Ich selbst habe aber noch nie einen deutlichen Unterschied bei allen Werten zwischen 1,5k und 10k ausmachen können. Dagegen hört man wirklich, wenn sie nicht installiert sind. Der Amp klingt dann tatsächlich ein klein wenig rauer. Man geht jedoch damit ein hohes Risiko ein. Mag sein, dass bei Marshall damals diese Widerstände nur dann eingebaut wurden, wenn man viele Retouren wegen Röhren-Defekten oder Oszillationen beobachten konnte. Natürlich sind verschiedene Hersteller-Typen auch unterschiedlich empfindlich. Da ich aber auch selbst schon oft erlebt habe, dass Röhren ohne die Bremsgitter-Widerstände (auch „grid-stopper“ genannt) schnell durchbrennen, baue ich sie grundsätzlich ein. Es ist eben abhängig davon, wie stark man die Endröhren belasten möchte. Am Ende möchte aber jeder mal seinen JMP50 voll aufdrehen und ein paar Rockriffs abfeuern. Dann kann aber der neue Röhrensatz schnell Schaden nehmen oder gleich komplett abrauchen. Und das wäre einfach blöd.

Es gibt auch Marshalls, bei denen sowohl die Bremsgitter-Widerstände als auch die Schirmgitterwiderstände fehlen. Letztere sollte man unbedingt nachrüsten! Moderne Röhrentypen brauchen sie für einen stabilen Sound. Dort empfehle ich sogar 5-Watt-Typen (mindestens jedoch 2 Watt), ebenfalls wegen der großen Hitzeentwicklung. Die gängigen Werte liegen bei 470 Ohm oder 1K. Bis zum nächsten Mal!

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TEIL 2

Der berühmte erste Marshall Im Museum in Milton Keynes°

Man hört immer wieder sagenhafte Geschichten vom sogenannten No. 1 Marshall-Amp, dem ersten JTM45, der jemals gebaut wurde. Waren diese frühen Marshalls wirklich noch anders als die aktuellen Modelle?

Den ersten Marshall habe ich selbst schon in Milton Keynes im hauseigenen Museum der Firma besichtigen können. Eine exakte Kopie dieses Amps wurde auf der 50-Jahr-Feier bei Musik Meyer vor vier Jahren in Marburg präsentiert. Ich hörte den Amp aus nächster Nähe, da ich diesen Part des bunten Abends moderieren durfte. Doug Aldrich (Whitesnake) stand mir zur Seite und feuerte auf seiner Les Paul Goldtop alle möglichen Rock-Licks aus dem Amp. Ich werde nie seinen Blick vergessen, nachdem er die ersten Akkorde angeschlagen hatte. Der Sound war damals gigantisch. Warm, saftig, fett und das Beste in Sachen „British Blues Invasion“, das ich bis dato live gehört hatte. Er konnte es selbst kaum glauben. Und Doug Aldrich hat bestimmt schon oft hervorragende Gitarren-Sounds erzeugt oder gehört.

Man kann den Sound dieser Amps nur schwer beschreiben. Mit einer guten Les Paul am voll aufgedrehten Amp erreicht man mühelos diesen klassischen Marshall-Blues-Rock-Ton à la Clapton, Gary Moore, Paul Kossoff oder ZZ Top. Ich bin mir sicher, dass kein Overdrive-Pedal der Welt da herankommt.

Exakte Replik des No.1 bei Musik Meyer in Marburg°

Also: Ja, es stimmt. Diese Amps waren besonders. Das schlägt sich schon allein im Sammlerpreis dieser frühen Marshalls nieder. Man bezahlt heute etwa € 12.000 bis € 25.000 für ein gut erhaltenes Exemplar. Viel schwerer wird es aber, wenn man so einen Amp überhaupt finden möchte. Sie sind nur in geringen Stückzahlen gebaut worden und daher extrem selten. Die allerersten Amps waren asymmetrisch in das Gehäuse gebaut (offset) und sind daher leicht erkennbar. Danach wurden sie mittig angeordnet, hatten noch eine weiße oder Aluminium-farbene Front und ein kleines sogenanntes Badge-Logo im Western-Style. Ab etwa 1964 kamen die Amps mit goldener Plexi-Front und dem berühmten Block-Logo. Ende 1965 kam das Script-Logo wie wir es heute noch kennen. 1966/67 wurde der JTM45 eingestellt und durch den JMP50 ersetzt.

In dieser kurzen Phase gab es viele unterschiedliche Versionen dieses Amps. Die ersten Modelle hatten vornehmlich Bauteile von RS, einem Elektronik-Vertrieb in Großbritannien. Die Ausgangsübertrager waren eigentlich Audio-Typen, also für Musikverstärker mit weitreichendem Frequenzgang. Diese Amps klingen etwas cleaner und sauberer als die späteren Modelle mit den besonders begehrten Drake-Trafos. Letztere waren auch in Claptons berühmtem Bluesbreaker- Combo verbaut. Mit einer Primärimpedanz von 8 Kilo-Ohm und zwei GEC KT66- Röhren klingen diese Amps besonders rockig. In den USA kenne ich ein paar betuchte Sammler, die ursprünglich Verstärker-Legenden wie einen Dumble Overdrive Special, einen Trainwreck und einen JTM45 besaßen. Die ersten beiden wurden bis heute meist wieder veräußert, die JTMs blieben aber. Denn kein Verstärker klingt mit einer alten 1959er „Burst“ überzeugender. Sie sind „Keeper“, die man in der Regel nicht mehr verkauft.

1963er JTM45 mit Badge- oder Coffin-Logo°

Die besonders begehrten Modelle haben einen ganz bestimmten Bauteil-Mix, der wohl in der Summe für diese überragenden Sounds verantwortlich ist. Da sind zunächst die Trafos von RS oder Drake, die Mustard Mullard Kondensatoren, Netzteil- Elkos von RS oder Hunts, Kohlepressoder Kohleschichtwiderstände von Allen Bradley oder Piher, eine sehr dünne Litze für die Innenverkabelung und schließlich das Aluminium-Chassis und die Röhren von GEC (Endstufe) und Mullard (Vorstufe). Da es sich im Grunde um Kopien des Fender Bassman handelte, findet man an den Kathoden der ersten Vorstufenröhre noch einen (Wima) 250uF-Kondensator. (Der allererste Marshall hatte sogar gar keinen Kathoden-Elko.) Da wird sehr viel Bass durchgelassen. Daher sind diese Amps fett und recht linear im Vergleich zu späteren Modellen. Manche Gitarristen sind überrascht wie clean und sauber diese Amps in den unteren Lautstärke- Bereichen klingen.

Von den frühen Marshall JTM45-Amps gibt es zahlreiche Reissues oder Repliken. Kommen diese Amps tatsächlich an den legendären Sound der Vintage-Schätze heran? Welche sind zu empfehlen?

Zu dieser Frage fallen mir sofort Parallelen zum Vintage-Gitarren-Markt ein. Ja, es gibt da reichlich Reissues und Repliken, die sehr, sehr gut klingen, aber es gibt wohl kein Modell, das ich kenne, das diesen Sound haargenau nachstellen kann. Daher geben wirkliche Liebhaber wohl keine Ruhe, bis sie endlich ein Original gefunden haben.

Das ist ähnlich wie bei alten Stratocasters, Les Pauls oder ES-Modellen. Die Originale haben einfach dieses Quäntchen mehr Authentizität, das einem meist erst dann bewusst wird, wenn man selbst so einen Amp oder so eine Gitarre spielt. Schon recht gut ist der Marshall JTM45 Reissue, den es schon seit den frühen Neunzigern gibt. Tauscht man die beiden 5881 Endstufenröhren gegen zwei KT66 von TAD oder JJ und sucht sich ein paar gut erhaltene Mullard, Valvo oder Philipps Miniwatt ECC83 Vorstufenröhren, kommt man diesen Sounds schon recht nahe.

JTM45 Reissue mit neuem Board°

Noch etwas besser sind Repliken, die frei verdrahtet sind, ein Aluminium-Chassis und etwas bessere Trafos haben. Solche Amps gibt es hier in Deutschland beispielsweise von Gladius, in den USA von Metropoulos Amps oder Germino. Sehr gut sind auch die Bausätze von TAD. Wenn man hier und da noch ein paar bessere Bauteile findet (z. B. Mustard Mullard Kondensatoren oder alte Röhren), kommen diese Amps den Originalen gefährlich nahe, kosten aber nur ein Bruchteil.

Mit welchen Tuning-Maßnahmen kommt man mit einem Marshall JTM45 Reissue den alten Originalen am nächsten?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, da die Reissues von Marshall in zahlreichen Punkten von den Originalen abweichen. Zuerst würde ich ein Augenmerk auf die Röhren richten. Die 5881-Endstufenröhren würde ich gegen KT66 von GEC, TAD oder JJ austauschen. Alle drei sorgen für diesen warmen, mächtigen Ton mit starken unteren Mitten, die man für satte Riffs unbedingt benötigt.

Aber auch damit wird der Reissue noch nicht ganz die Tugenden der Vintage- Amps hervorzaubern können. Der Netztrafo liefert nur etwa 390 bis 410 Volt. Die alten Originale jedoch durchschnittlich 440 bis 460 Volt. Mehr Spannung bedeutet jedoch mehr Klarheit und Headroom. Mit dieser Begrenzung muss man sich abfinden oder den Netztrafo tauschen. Zum anderen ist da die Platinen-Konstruktion des Reissues. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, sie verhindert aber die Möglichkeit, die größeren Bauteile der alten Amps unterzubringen. Daher empfiehlt es sich, ein neues Board mit freier Verdrahtung einzubauen. Dieses sollte mit guten Polyester-Kondensatoren und Kohleschicht- oder Kohlepress-Widerständen bestückt werden. Am besten sind da natürlich Bauteile britischer Herkunft wie Mullard, Hunts, RS oder Lemco. Der Reissue wird dann viel wärmer und authentischer klingen als vorher. Solche Bauteile suche und finde ich regelmäßig auf den britischen Ebay- Seiten. Da lohnt sich die Recherche mit etwas Geduld.

1965er Drake Netztrafo°

Kenner sind der Ansicht, dass auch das Aluminium-Chassis dem Stahl-Chassis des Reissues überlegen ist, weil es weniger magnetisch ist und eine bessere Masseableitung garantiert. Solche Beobachtungen kann ich bestätigen.

Bei manchen der älteren Reissues aus den Neunzigern gibt es ein Brumm-Problem, weil der Ausgangsübertrager um 45 Grad versetzt eingebaut wurde. Das kann man beheben, indem man den Trafo um 45 Grad zurückdreht. Danach herrscht wieder Ruhe. Der Ausgangsübertrager empfängt im falschen Einbauwinkel das Streufeld des Netztrafos. Das nervt ziemlich.

RS-Trafos auf einem 1964er JTM45°

Der Ausgangsübertrager des Reissues ist dem Drake-Vorbild nachempfunden. Möchte man den etwas HiFi-artigen Charakter der alten RS-Trafo-bestückten Marshalls, sollte man sich nach einem Austausch umsehen. Hier gibt es hervorragende Ersatztypen zum Beispiel von IG-Wickeltechnik (Ingo Gorges) hier in Deutschland oder in den USA von Chris Merren, Brian Wallace oder Mercury Magnetics. Die RS-Typen haben in der Regel softere, aber offenere Höhen und weniger tiefe Mitten. Mit der typischen Primär-Iimpedanz von 6,6 Kilo-Ohm bleiben sie auch länger clean und dynamischer. Soweit in dieser Folge … bis zum nächsten Mal!

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TEIL 3

 

1969er Marshall JMP 100°

Zahlreiche Leser schreiben mir Mails, um zu bestimmten Details genauer nachzufragen. Manchmal erreichen mich täglich ein paar Dutzend weiterführende Fragen. Daher bitte ich um Verständnis, dass ich nicht alle Anfragen beantworten kann, erst recht nicht, wenn sie sehr individuell formuliert sind. Da bitten manche um die detaillierte Beschreibung bestimmter Kondensatoren, Röhren oder Lautsprecher. Es kommen Fragen zu Tunings, Bausätzen oder Boutique-Amps. Um sinnvoll zu antworten, müsste ich oft weiter ausholen. Aber das erlauben meine Tagesabläufe nur selten. Also bitte nicht böse sein, wenn es etwas dauert oder meine Antworten etwas kürzer ausfallen. Ich lese jede Mail und bemühe mich, so schnell wie möglich zu antworten. Ausnahmen mache ich nur bei Fragen, die sich exakt auf die im jeweiligen Monat beschriebenen Antworten beziehen.

Die zwei inneren Endröhren wurden herausgezogen.°

Schließlich soll man das Heft ja auch lesen. Auch kann man in der Redaktion ältere Ausgaben nachbestellen, denn es gibt auch immer öfter Anfragen, die sich auf zurückliegende Themen beziehen. Nochmals herzlichen Dank für die Unterstützung!

Ich kenne einige Gitarristen, die bei ihren 100-Watt-Tops zwei der vier Endröhren herausgenommen haben, um die Leistung auf 50 Watt zu reduzieren. Machen solche Maßnahmen überhaupt Sinn oder ist das für den Amp in irgendeiner Weise gefährlich?

Das ist ein durchaus übliches Tuning bei Marshall-Tops. Man sollte allerdings einige Dinge beachten. Zuerst ist es wichtig, dass man nur jeweils die beiden äußeren oder die beiden inneren Röhren herausnimmt, denn nur so bleibt der Amp wirklich im sogenannten Push-Pull-Betrieb. Da die Primärimpedanz des Ausgangsübertragers für vier Röhren ausgelegt ist, sollte man die Impedanz am Ausgang halbieren. Übertrager „sehen“, wie der Name schon sagt, Übertragungsverhältnisse und keinesfalls festgelegte Impedanzen. Spielt man beispielsweise eine 16-Ohm-Box, sollte man am Ausgang mit zwei Endröhren den 8-Ohm-Abgriff wählen, für eine 8-Ohm-Box den 4-Ohm- Abgriff. Viele Marshalls haben auch einen Spannungswahlschalter, an dem man die Ausgangsimpedanz umschalten kann. Da durch zwei fehlende Röhren auch die Anzahl der „Verbraucher“ geringer wird, könnte es sein, dass die Spannungen an den Endröhren leicht ansteigen. Daher empfiehlt es sich auch, den Ruhestrom zu kontrollieren. In der Regel erhöht sich dieser jedoch nur geringfügig.

Post-Phase-Inverter- Master-Volume in einem alten Marshall JMP°

Manche Spieler mögen die aus der Reduzierung der Endröhren hervorgehenden Fehlanpassung. Der Amp wird etwas crunchiger oder schmutziger. Die zwei verbleibenden Röhren werden nun zwar stärker belastet, es droht für den Amp aber nach meiner Erfahrung keine Gefahr. J.D. Simo spielt seinen 1967 Plexi genau auf diese Weise.

Wie wirkt sich eine solche Maßnahme nun klanglich aus? Der Amp wird mit zwei Röhren nur ein klein wenig leiser. Da wird mancher enttäuscht sein. Man kann mit nur etwa 3 dB Lautstärkereduzierung rechnen. Aber der Amp verliert auch etwas Dynamik und Bass. Das heißt, er wird weicher, instabiler und – wenn man so will – singender. Harte Riffrocker mögen diesen Effekt überhaupt nicht, während Bluesrocker diesen Effekt mögen. Der Amp verliert Härte, zeigt mehr Kompression und lässt sich dadurch für manche Gitarristen leichter spielen.

Da die riesigen Trafos aber nach wie vor noch sehr viel „Eisen“ auf die Waage bringen, hält sich dieser Effekt in Grenzen. Der Marshall wird also nicht wirklich um die Hälfte leiser. Ich empfehle, dieses „Tuning“ auszuprobieren und selbst zu entscheiden, unter welchen dynamischen Bedingungen man seinen Marshall am liebsten spielt. Heutzutage ist man ja über jedes Quäntchen Lautstärke-Verlust froh, denn allzu laut darf man vor allem in Clubs nicht mehr spielen.

Welche Maßnahmen zur Lautstärkereduzierung sind bei einem Marshall zu empfehlen? Master-Volume? Und wenn ja, welches? Oder taugen auch die Power-Soaks?

Ich nehme an, diese Frage bezieht sich vor allem auf ältere Marshall-Modelle bis Mitte der Siebzigerjahre oder auf neue Vintage-Reissue-Amps ohne Master. Ab den Siebzigern hatten die meisten Marshalls bereits ein Master-Volume an Bord. Marshall verwendete von Anfang an ein simples Master-Volume direkt vor der Treiberstufe. Vom Mittel-Abgriff des Treble- Reglers geht dabei ein Kabel an den Eingang eines 1Meg-log-Potis. Von da aus in den Phasendreher-Eingang. Fertig ist das Master-Volume! Die gleiche Schaltung findet man bei Fender oder Dumble. Das war eben die einfachste Lösung damals. Heutzutage schwören viele Techniker auf ein sogenanntes Post-Phase-Inverter-Master- Volume. Dazu benötigt man ein 250K- Stereo-Poti, da der Ausgang des Master-Volumes jeweils mit den Steuergittern der beiden Endstufenhälften verbunden wird. Der Vorteil hierbei ist, dass auch die Übersteuerung der Treiberstufe für den Sound genutzt werden kann.

Außerdem greift diese Schaltung kaum in das Klangbild des Verstärkers ein. Der Sound bleibt bei voll aufgedrehtem Poti eigentlich unverändert, während ein Master vor dem Phasendreher diesen bei geringeren Lautstärken ja entlastet, man könnte auch sagen „bremst“ und dadurch das Klangverhalten des gesamten Amps beeinflusst. Dennoch hat auch diese Schaltung ihre Anhänger, denn sie erlaubt eine Art interaktives Agieren zwischen den beiden Volume-Reglern. Ich selbst bin nach vielen Versuchen immer noch ein Anhänger der guten alten Pre-Phase-Inverter-Lösung. Das hängt aber auch mit meinen Vorlieben zusammen. Wer gerne stark übersteuert und ein sattes High-Gain bevorzugt, wird sich eher für die Post-Phase-Inverter- Variante entscheiden (aka PPIMV). Manche Amps haben auch beide Master- Varianten an Bord und sind dadurch besonders flexibel. Ein echter Marshall-Fan weiß aber auch, dass diese Amps erst ab einer bestimmten Lautstärke richtig gut klingen. Somit bleiben die Master-Schaltungen stets ein kleiner Kompromiss.

Marshall Power-Brake°

Wer es deftiger mag, also auf eine sattere Endstufenübersteuerung steht, der kann zum Power-Soak greifen. Ich habe gute Erfahrungen mit dem Marshall-Power- Brake, dem TAD Silencer oder neuerdings mit dem sehr komfortablen Fryette Power-Soak gemacht. Letzterer hat noch einen Einschleifweg, Line-Out und einige Möglichkeiten zur Klangformung. Alle haben aber gemeinsam, dass sie bei sehr geringen Lautstärken den Amp so stark „ausbremsen“, dass der Sound leidet. So Amps klingen dann etwas dunkel, verwaschen und unscharf. Für leichte Lautstärkereduzierung sind sie aber durchaus empfehlenswert. Man kann ja auch verschiedene Maßnahmen miteinander kombinieren. Etwa zwei Röhren ziehen, ein Master-Volume einbauen und noch einen Power-Soak verwenden. Mit meinem eigenen Marshall mache ich es zu Hause genauso und kann mich über Sound- Verluste kaum beschweren. Am besten ist vielleicht immer noch die Wahl eines kleineren Amps. Wer wirklich in den vollen Klanggenuss kommen möchte, spielt für geringere Lautstärken eben pur über einen kleinen Amp mit 15 bis 20 Watt.

Hört man alte Van-Halen-Aufnahmen, staunt man nicht schlecht über das schier endlose Gain-Verhalten seines berühmten Van-Halen-Marshalls. Der hatte ja bekanntlich kein Master-Volume oder zusätzliche Gain-Tunings. Gibt es da genauere Informationen über diesen Amp?

Das stimmt! Der frühe Van-Halen-Gitarren- Sound ist schon wirklich legendär. Ich könnte hier noch einmal zusammenfassen, was ich darüber weiß. Meine Informationen habe ich vom amerikanischen Trafo-Experten Chris Merren, der mehrmals an Van Halens Amp gearbeitet hat. Angeblich handelte es sich um einen 1968er JMP Plexi Superlead mit 100 Watt. Chris gab an, der Amp sei an keiner Stelle modifiziert worden. Er hatte die sogenannte shared-cathode Vorstufenschaltung, bei der sich die beiden Kathoden der ersten Vorstufenröhre einen gemeinsamen 220uF und 820-Ohm-Widerstand teilen. Ähnlich wie bei einem alten JTM45- Amp. Die Kathode der zweiten Vorstufenröhre war allerdings mit einem zusätzlichen 0.68uF-Kondensator gebrückt, was man in diesem Baujahr in manchen Amps serienmäßig finden konnte und etwas mehr Gain brachte. Im Phasendreher waren noch 0.1uF Koppelkondensatoren und in der Endstufe ein 47k-Widerstand zur Gegenkopplung. Auf dem Volume- Poti des Bright-Channels war nur ein 100pF-Scheibenkondensator für die Super-Lead-Schaltung, was nur eine leichte Höhenanhebung zur Folge hatte. Zur Anpassung der Netzspannung verwendete er einen Variac, mit dem er die Versorgungsspannungen im Amp leicht absenkte (angeblich 90 anstatt 110 Volt), was ihm den Effekt brachte, dass der Amp leiser wurde, cremiger und dunkler. Daher nennt man seinen Sound auch den „Brown-Sound“. „Brown“ steht in den USA für „warm“.

Plexi-Preamp ohne Gain-Kondensator in der zweiten Vorstufe°

Ich besitze einen alten Grundig Variac, der so groß und schwer ist, dass man ihn kaum heben kann. Echte Wertarbeit. Mit diesem Regeltrafo habe ich den Van-Halen-Sound ausprobiert. Und es funktioniert tatsächlich. Reduziert man die Netzspannung über den Trafo von 235 Volt (dies ist die normale Netzspannung an meinen Steckdosen) auf etwa 210 bis 215 Volt, wird der Amp dunkler, cremiger und komprimierter. Der Overdrive-Sound bei voll aufgedrehtem Lautstärke-Poti wird singender und weicher. Man kann diesen Effekt spielerisch einsetzen und verschiedene Werte ausprobieren. Ab etwa 180 bis 190 Volt scheint der Amp jedoch „abzusaufen“. Er komprimiert dann so stark, dass der Ton wie ein besoffener Bienenschwarm klingt. Bei noch niedrigeren Spannungen geht er dann irgendwann einfach aus.

Plexi-Preamp mit Gain-Kondensator in der zweiten Vorstufe°

Van Halen hatte alle Regler des Amps voll aufgedreht, was zusätzlich Gain bringt. Außerdem hat er oft einen alten MXR-EQ als Mid-Boost eingesetzt. Der Marshall lief meist über 4¥12-Boxen mit 25-Watt- Greenbacks und JBL-D120-Speakern. Der alte PAF-Pickup seiner „Frankenstein“- Strat wurde ohne Ton-Regler mit der Ausgangsbuchse verbunden. Außerdem hatte er die Kappe des Pickups entfernt. All das bringt ebenfalls ein klein wenig mehr Gain und wurde zum Bestandteil seines unverkennbaren Tons.

Während meiner Restaurierungsarbeiten an alten Marshall-Amps in meiner Werkstatt hatte ich oft den Eindruck, dass die früheren Plexis mit axialen, liegenden Netzteil-Elkos ohnehin etwas weicher, wärmer und, wenn man so will, „browner“ klingen. Die Elkos haben außerdem eine etwas geringere Kapazität als spätere Modelle. Soweit in diesem Monat, bis zum nächsten Mal!

 

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TEIL 4 – Die Röhren

Alte EL34-Röhren von RFT/Mühlhausen°

Ab wann ist es ratsam, bei einem 50- oder 100-Watt-Marshall die Endröhren zu tauschen?

Das kommt auf den Sound des Verstärkers an. Wenn er gut klingt und noch genügend Leistung hat, gibt es keinen Grund für einen Wechsel. Manche Verstärker verschleißen die Röhren recht schnell, weil sie stets laut gespielt werden und mit hohen Ruheströmen laufen, bei anderen Modellen scheinen die Röhren ewig zu halten. Ich habe schon Marshalls aus den Sechzigern restauriert, die noch den ersten Röhrensatz besaßen und ohne Probleme liefen.

Nagelneue JJ E34L mit wärmerem Ton°

Oft denken die Besitzer dieser Amps, dass ein Wechsel überfällig wäre, weil das Röhrenglas braune oder schwarze Verfärbungen zeigt oder die Heizfäden unterschiedlich hell leuchten. Das muss aber nicht bedeuten, dass die Röhren schlecht sind. Mit den Jahren verlieren die Endröhren Leistung und Dynamik. Für manche Musiker ist das ein Nachteil, weil sie eben maximale Dynamik und Leistung fordern, für andere ist diese Entwicklung geradezu willkommen, weil die Amps dann weicher und „singender“ klingen. Da ich ohnehin jedem Gitarristen, der einen Röhrenverstärker besitzt, dazu rate, immer Ersatzröhren parat zu haben, kann man ja von Zeit zu Zeit die Röhren tauschen und hören, ob der neue Satz besser klingt.

Welche EL34-Röhren sind die besten für einen guten Marshall-Sound?

Das ist eine Frage der klanglichen Vorlieben und Ansprüche. Während manche Musiker ganz zufrieden damit sind, wenn der Amp einfach nur sauber verstärkt, taugt eigentlich jedes Set. Es gibt aber auch Musiker mit ganz bestimmten Klangvorstellungen, die die feinen Unterschiede zwischen verschiedenen Fabrikaten durchaus heraushören und daher keine Kompromisse eingehen möchten. In den Sechzigern waren die ersten Marshall- Boliden mit EL34-Röhren von Mullard, Valvo oder Brimar bestückt. Für Sammler gelten diese Röhren daher als „legendär“. Ein NOS-Satz dieser seltenen Röhren ist jedoch sündhaft teuer. Zudem klingen sie nicht einmal so wie viele Marshall- Fans sich das vorstellen. Sie tönen ein wenig weich und für manche Gitarristen einfach schon zu warm und rund. Sehr beliebt waren dagegen die auffällig langen und schlanken EL34 des ostdeutschen Herstellers RFT/Mühlhausen. Oft wurden diese Röhren mit anderen Markennamen bedruckt (z. B. Siemens, Telefunken, Hoges, AEG) daher erkennt man sie manchmal nicht sofort. Den typischen Rocksound der JMP-Ära verbindet man meist mit diesen Röhren. Sie klingen wie sie aussehen: schlank und stringent. Die Höhen sind präsent, aber sehr musikalisch. In einem Blindtest würden sich wohl die meisten Zuhörer für diese Röhren entscheiden.

Trotz ihres Alters kann man sie noch recht gut finden. Und sie sind längst nicht so teuer wie ein Satz Mullards, Valvos oder Brimars. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich nach dem Mauerfall im Frühjahr 1990 Aspen Pittman von Groove Tubes kennengelernt habe. Er war damals nach Deutschland gekommen, um in Mühlhausen sämtliche Restbestände der RFT-Röhren aufzukaufen. Eine gute Idee, denn das Werk hatte geschlossen und wurde abgebaut. Die Röhren standen damals zu Tausenden auf Paletten verpackt auf dem Werksgelände und warteten auf einen Abholer oder besser gesagt Entsorger. Heute gibt es natürlich wieder eine üppige Auswahl verschiedener Hersteller.

Die neuen TAD-Röhren klingen recht authentisch. Straff und stringent! Wer etwas rundere und wärmere Sounds bevorzugt, wählt die neue E34L von JJ, deren Klang schon beinahe an eine 6L6 erinnert. Das ist eine sehr interessante Wahl für einen Marshall, der nicht zu scharf oder zu harsch klingen soll. Besonders in einem 50-Watt-Modell gefallen mir diese Röhren gut.

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Welche Vorstufenröhren sind für den typischen Marshall-Rocksound zu empfehlen?

Hier gilt das gleiche wie bei den Endröhren. Gut ist, was gefällt! Meine Favoriten sind hier eindeutig NOS-Typen von Mullard, Valvo, Brimar, Amperex oder Philips Miniwatt. Und das hat folgenden Grund: Diese Röhren haben oft weniger Gain als moderne Vertreter. Der Verstärker wird damit etwas leiser, straffer und klarer. Und das tut meiner Meinung nach jedem Marshall-Amp gut. Man kann einen Amp, den man vorher auf Lautstärke 5 gespielt hat, auf Lautstärke 6 oder 7 regeln, um die gleiche Gain- Balance zu erhalten. Nun gewinnt der Amp aber an Abbildungsschärfe und Kontur. Und das ist für einen durchsetzungsstarken Marshall-Ton sehr wichtig.

Niemand möchte diesen dicken „Mulm“, den solche Amps manchmal erzeugen können. Die tiefe E-Saite muss knacken … Ich hatte schon alte Mullard ECC83, die in etwa so schwach waren wie eine moderne 12AY7. Mit diesen Röhren kann man auch den Bass-Regler etwas aufdrehen und erreicht wunderschöne Clean-Sounds. Ansonsten sind TAD-Röhren, Sovteks, Electro-Harmonix oder JJ offenbar gleichwohl beliebt. Die JJ-Röhren findet man oft in restaurierten Amps, weil sie recht preisgünstig sind und dafür einen sehr klaren, aber manchmal auch zu hellen Sound liefern.

Mir gefallen besonders in Marshalls die TAD ECC83 WA-Röhren recht gut, weil sie warm und clean klingen. In der Regel probiere ich aber verschiedene Hersteller bei einer Klangabstimmung aus. Was in dem einen Marshall gut klingt, kann für einen anderen als unpassend erscheinen und umgekehrt. Oft mische ich auch verschiedene Fabrikate für besten Klang. Probieren geht über Studieren!

Wo liegt der optimale Ruhestrom für einen mit EL34 bestückten Marshall?

Das sind, salopp gesagt, Werte zwischen 20 und 40 Milliampere. Auch hier gilt es, den besten Klang einzustellen. Und daher findet man in vielen Marshalls einen Mittelwert von etwa 30 Milliampere. Bei niedrigen Ruheströmen halten die Röhren länger, bei höheren steigt der Verschleiß. Stellt man die Röhren auf 45Milliampere, wird es kritisch, obwohl es zuerst sicher recht fett und rockig klingen mag.

Der Ruhestrom ist abhängig von der Leistung der Röhren (plate dissipation) sowie der Betriebsspannung. Er sollte so eingestellt werden, dass ermöglichst bei 70 Prozent der maximalen Leistung der Röhre liegt. Da EL34 in der Regel eine maximale Leistung von 25 Watt haben (50 Watt im Paar), liegt der maximale Ruhestrom bei 450 Volt Betriebsspannung zwischen 28 (cool) und 39 (hot) Milliampere. Hat der Amp eine geringere Betriebsspannung, darf die Bias „heißer“ oder höher eingestellt werden. Bei 420 Volt liegen die empfohlenen Werte daher zwischen 31 und 43 Milliampere. Bei 500 Volt sollte man 30 Milliampere pro Röhre kaum noch überschreiten.

Es hängt also alles von der Betriebsspannung ab. In der ganz frühen Plexi-Ära etwa 1966 bis 1967 gab es Marshalls mit weit über 500 Volt Anodenspannung. Bei diesen Amps verringert sich der empfohlene Ruhestrom natürlich nochmals drastisch. Bei Marshall verwandten Amps wie Hiwatt, Stramp oder Marquis hatte ich Amps mit über 700 Volt Spannung. Da genügt es meist nicht, den Ruhestrom zu verringern, man muss alte Röhren suchen, die diese hohen Spannungen überhaupt verkraften können. Moderne EL34 sind meist nur für Spannungen bis 450 oder 500 Volt geeignet. Bestückt man damit einen alten Marquis, brennen sie durch.

Es gibt also keinen Richtwert, sondern nur einen optimalen Ruhestrombereich, abhängig von der Betriebsspannung. Im Internet gibt es dazu sogenannte Bias Kalkulatoren, die diese Werte tabellarisch sehr schön auflisten. Es kann nicht schaden, da mal reinzuschauen.

Die ganz frühen JTM45 Marshalls hatten zuerst 5881, später KT66-Röhren, die für ihren legendären Sound bekannt sind. Kann man einen modernen Amp damit bestücken, um diesen Sound zu erhalten?

Theoretisch könnte man ein späteres JMP-Modell mit diesen Röhren bestücken. Ich würde es aber nicht empfehlen, denn es gehört mehr zum JTM45-Sound als ein paar Endröhren. Die KT66-Amps der frühen Jahre hatten Ausgangsübertrager mit einer Primärimpedanz von 6,6K (z. B. beim RS Deluxe Trafo) und 8K mit einem Drake-Trafo. Diese Impedanz ist optimal für KT66. Spätere JMP hatten deutlich geringere Primärimpedanzen zur Anpassung an die Eigenschaften einer EL34 (rund die Hälfte der ursprünglichen Übertragerübersetzung). Ich habe öfter probiert, einen JMP mit KT66 zu bestücken, war aber stets enttäuscht von den Klangergebnissen. Die Amps werden sehr Hi-Fi-mäßig clean und etwas kühl.

Nur 390 Volt Anodenspannung: JTM45 Reissue°

Für manchen Geschmack vielleicht gerade richtig, für einen typischen Marshall-Sound jedoch falsch. Es heißt, Jimmy Page und Ritchie Blackmore hätten ihre Marshalls sogar auf KT88 umrüsten lassen, um noch mehr Leistung, Klarheit und Headroom herauszuholen. Das mag in diesen Fällen ganz gut funktioniert haben, aber in der Regel würde man solche Amps als zu stiff und klar betrachten. Aber auch hier entscheidet der persönliche Geschmack. Dazu sollte man wissen, dass KT66, KT77 oder KT88 weit höhere Ruheströme benötigen, um satte Mitten und etwas Wärme zu entwickeln. Auch hier hilft ein so genannter Bias-Kalkulator.

Kann ich meinen Marshall auch mit 6V6-Röhren betreiben, um weniger Leistung zu erhalten?

Mit einer Ausnahme heißt die Antwort nein. 6V6-Röhren sind nur für Betriebsspannungen von bis zu 400 oder maximal 420 Volt geeignet. Marshall-Tops haben jedoch Spannungen von 420 bis 480 Volt. Viele Marshall JTM45 Reissues haben jedoch nur sehr geringe Spannungen von 390 bis 400 Volt. In diesen Amps wäre das möglich.

Ist der Amp zudem mit einem Drake-Trafo mit 8K Primärimpedanz bestückt, würde es optimal passen. Als Ruhestrom empfehle ich etwa 25 Milliampere. Will man auf Nummer sicher gehen, kann man auch die GZ34 Gleichrichterröhre gegen eine 5V4 oder 5Y3 tauschen, was ebenfalls die Spannung weiter absenkt. So baut man sich einen JTM45, der nicht lauter ist als ein Deluxe Reverb. Und das klingt gar nicht mal schlecht, denn die 6V6 haben einen fantastischen Mittenpunch. Soweit in diesem Monat … Bis zum nächsten Mal!

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TEIL 5 – Lautsprecher und Boxen

 

Frühe Marshall-Box mit Alnico-Lautsprechern°

Der Ton von Eric Clapton auf John Mayalls ‚Bluesbreaker‘-Album gilt als legendär. Dass Clapton damals einen Marshall JTM45, aka Bluesbreaker-Combo gespielt hat, ist bekannt. Doch welche Speaker waren da verbaut?

Darüber gibt es in unterschiedlichen Foren gefühlte hunderttausend Seiten Text. Eric Claptons Bluesbreaker- Combo wurde vermutlich Ende 1965 gebaut. Es wird angenommen, dass er zur Ausstellung auf einer Musikmesse gebaut wurde. Es handelt sich um die Combo Version 2, eine neue Version des 1964 eingeführten Amps mit schlankeren Seitenwänden und dem neuen Script-Logo. Es kann daher gut sein, dass dieser Amp noch mit Celestion Alnico T652 bestückt war. Ab 1966 kamen alle 2×12-Combos mit Celestion Greenback G12M-Speakern.

Claptons Sound auf dem Album deutet darauf hin, denn man hört auf den Aufnahmen noch die für die Alnicos typische Kompression. Ganz genau weiß es aber niemand. Eric Clapton kann sich nicht mehr erinnern. Außerdem interessierten ihn technische Details kaum. Jim Marshall habe ich 1999 persönlich danach gefragt. Aber auch er wusste das nicht mehr. Die Frage schien ihn sogar etwas zu nerven, denn er musste sie schon zahlreichen Journalisten beantworten. Wer es ganz genau wissen möchte, muss eben selbst Alnicos und Greenbacks miteinander vergleichen und so ermitteln, welche Speaker dem Sound Claptons am nächsten kommen. Ich habe genau das vor einigen Jahren gemacht und hatte den Eindruck, dass die Alnicos den Beano- Sound besser umsetzen. Aber das bleibt eine Mutmaßung.

1966 Marshall-Pinstripe-Box°

Ich besitze ein Marshall 100-Watt-Top ohne Impedanzwahlschalter. Die festgelegte Impedanz ist 16 Ohm für eine Box. Droht mein Amp nun kaputtzugehen, wenn ich zwei Boxen anschließe und damit eine Fehlanpassung (8 Ohm) erzeuge?

Du hast recht! Zwei 16-Ohm-Boxen parallel zu betreiben, wäre eine Fehlanpassung. Aber das kann der Ausgangsübertrager in der Regel ohne Probleme verkraften. Rate mal, wie viele Musiker sich früher um solche Probleme geschert haben! Ich gehe mal davon aus, dass Clapton, Hendrix, Townshend und Co. ziemlich unbedarft von einer auf zwei Boxen umgestöpselt haben, ohne überhaupt zu wissen, dass ihre Amps einen Impedanzwahlschalter haben. Meist waren die dazu verwendeten Stecker längst auf Tour abhanden gekommen. Die Allman Brothers haben manchmal sogar vier Boxen an ihre Amps angeschlossen. Ebenso Alvin Lee von Ten Years After. Im Zweifelsfall ist ein Unterschreiten der vorgegebenen Impedanz für den Amp sogar sicherer als eine höhere Impedanz.

Celestion G12-Alnico von circa 1964°

Das hat mein Kollege Dirk Groll in einem sehr gut recherchierten Artikel vor ein paar Jahren hier im Magazin dargelegt. Nochmal: geringere Impedanz ist sicherer als eine höhere! Eine Fehlanpassung um 100 Prozent – wie in diesem Fall – können die meisten Verstärker jedoch ohne Schaden verkraften. Die Nachteile liegen eher in der Klangausbeute. Fehlimpedanzen klingen in der Regel leiser und weniger dynamisch als wenn die Impedanz stimmt. Aber auch das ist Geschmackssache. Angeblich gefallen manchen Musikern, wie zum Beispiel Eric Johnson, die Fehlanpassungen klanglich besonders gut. Das heißt, er setzt sie bewusst zur Klangformung ein. Für meinen JTM45 verwende ich hin und wieder auch den 8-Ohm-Ausgang für eine 16-Ohm- Marshall-Box. Er klingt eben etwas leiser und komprimierter, was manchmal willkommen ist.

Ich habe einmal gesehen, dass die Lautsprecher alter Marshall-Boxen nach einem anderen Schema verlötet wurden als neuere. Es heißt, es gäbe Unterschiede zwischen der Series/Parallel- und Parallel/Series-Verschaltung. Klingen diese Schaltungen auch unterschiedlich?

Genauso ist es! Bei neueren Marshall- Boxen werden zwei Lautsprecher zunächst in Serie verlötet und dann an der Buchse parallel geschaltet. Bei älteren Boxen wurden zwei Speaker parallel verkabelt und an der Buchse in Serie geschaltet. Einmal hat man also zweimal 32 Ohm, die an der Buchse parallel wieder auf 16 Ohm verschaltet werden, ein anderes Mal werden zwei parallel geschaltete 16- Ohm Speaker (in der Summe also jeweils 8 Ohm) an der Buchse in Serie geschaltet, worauf die Gesamtlast wieder 16 Ohm beträgt. Mehr kann ich gar nicht dazu sagen, denn die klanglichen Unterschiede sind tückisch.

Celestion G12M-25 von circa 1970°

Während man nach dem Test einer Parallel/Series-Box begeistert feststellen mag, dass genau das die richtige Verschaltung sei, kam man irgendwann bei einer anderen Box zu dem Ergebnis, dass doch Series/Parallel das Maß aller Dinge zu sein scheint. Die spezifischen Klangeigenschaften der unzähligen Celestion-Modelle und die konstruktionsbedingten Abweichungen der unterschiedlichen Speaker-Gehäuse können einen aufs Glatteis führen.

Techniker sind sich da nicht einmal einig, welche Verschaltung nun parallel/series und welche series/parallel genannt werden soll. Da bleibt am Ende nur der Versuch. Wenn ich eine Marshall-Box kaufe, probiere ich stets beide Verkabelungsvarianten, um zu ermitteln, welche mir besser gefällt. Und häufig ist es die Variante, die ich parallel/series nenne. Zuerst werden jeweils zwei Speaker-Paare parallel auf 8 Ohm verschaltet und dann in Reihe auf 16 Ohm verkabelt. Diese Verkabelung hat meiner Meinung nach etwas weniger Mitten, klingt offener und fetter. Aber das ist auch Geschmackssache. Meine Lieblings- Marshall-Box von 1970, die einem Freund von mir gehört, ist genau so verschaltet.

Celestion G12M Heritage°

Kann man die unterschiedlichen Marshall-Boxen-Varianten vielleicht klanglich spezifizieren? Es gibt da ja reichlich Meinungen, welche Box für bestimmte Musikrichtungen am besten geeignet ist. Man kann ja unmöglich alle Modelle kaufen und ausprobieren. Im Musikladen darf man zudem meist nur recht leise testen.

Das könnte man versuchen. Für manche Musiker ist „Vintage“ das Maß aller Dinge. Da müssen es dann natürlich alte Boxen aus den Sechzigern mit Metallschalengriffen sein. Die Boxen sind meist mit Celestion Greenback G12M-20 oder G12M-25 bestückt. Der Sound dieser Speaker gilt als warm und cremig, ideal also für Bluesrock, Rock’n‘Roll oder Vintage-Rocksounds. Geprägt wurde diese Ansicht durch Protagonisten dieser Ära wie Clapton, Hendrix, Page und Beck, die alle solche Boxen in ihrer frühen Schaffensphase verwendet haben. Diese Lautsprecher waren jedoch aufgrund ihrer geringen Leistung recht anfällig für Ausfälle. Sie waren aber besonders beliebt wegen ihrer kompakten Mitten und ihres oft kehligen Grundcharakters.

Celestion G12-65°

In der Zeit von 1969 bis 1970 folgten die Celestion G12H-Speaker mit 30 Watt. Diese haben mehr Bass und mehr Höhen, sind etwas klarer, aber lassen diese „bluesigen“ Mitten vermissen. Mit einer Stratocaster klingen die G12H fantastisch crisp und offen, mit Humbucker- Gitarren allerdings manchmal zu dick und mitunter auch etwas schrill. In den Siebzigern gab es dann stärkere M- und H-Modelle mit schwarzer Abdeckkappe (Blackbacks) in sehr unterschiedlichen Ausführungen. Diese Lautsprecher sind mittlerweile auch unter Sammlern recht begehrt, da sie etwas heller und aggressiver als die alten Greenbacks klingen. Während es von Celestion für die alten Greenbacks G12M und G12H sehr gute Repliken in der Heritage-Serie gibt, sind die Blackbacks als neue Speaker nicht erhältlich.

Ende der Siebziger kamen die komplett schwarzen Marshall-Boxen mit großem Schriftzug. Hier findet man meist die G12- 65 oder G12-75, die einen fantastisch stabilen und warmen Rocksound abliefern. Der Sound erinnert vor allem an Größen wie ZZ-Top, AC/DC oder Thin Lizzy, um nur einige zu nennen. Natürlich hat auch Steve Lukather solche Boxen während der frühen Toto-Ära verwendet. Für die 65er gibt es ebenfalls eine sehr gute moderne Replik von Celestion.

Celestion G12M „Blackback“ mit Alu-Kalotte°

Etwa Mitte der Achtziger brachte Marshall dann den kräftigen Vintage 30 mit 65 Watt auf den Markt. Der Speaker war sofort wegen seines extrem mittigen Rock-Sounds beliebt. All meine Kollegen waren von diesem Speaker derart begeistert, dass es eigentlich nur noch einen Celestion-Speaker hätte geben müssen. In der Rückschau sind diese Lautsprecher allerdings sehr fokussiert in den Mitten und daher etwas einseitig. Für Rock- Sounds à la Gary Moore, van Halen oder Brian Adams klingen sie jedoch nach wie vor perfekt. Außerdem sind sie laut! Die in China gefertigten aktuellen Modelle klingen allerdings noch etwas heller und aggressiver als ihre Vorgänger Made in England.

Celestion G12M „Blackback“°

In den Neunzigern kam es zur Neuauflage des Greenback G12M-25, der seinen Urahnen kaum nachsteht. Diese Speaker stehen etwa bei mir zu Hause für Tests mit typischem Marshall-Flair. Seit ich bei Matthias Jabs eine mit diesen Speakern bestückte Box gehört habe, musste ich solche Lautsprecher haben. Natürlich mag es alte Greenbacks geben, die noch etwas feiner und musikalischer klingen, aber es wird immer schwerer, intakte Exemplare aus den Sechzigern zu finden. Die meisten davon sind durchgespielt und damit matschig im Klang und leistungsschwach.

Ich würde ohnehin jedem Liebhaber alter Marshall-Boxen empfehlen, niemals ungeprüft Lautsprecher oder ganze Boxen bei eBay zu kaufen. Das kann übel ausgehen. Da gibt es richtig schlechte Exemplare für sehr viel Geld. Besser ist es, hinzufahren und zu testen. Dann findet man vielleicht seine Traumbox.

Parallel/Series-Verkabelung°

Insgesamt kann ich beobachten, dass bei den zahlreichen Sammlern, die ich regelmäßig besuche, neben den alten Schätzen meist auf einer nagelneuen Marshall-Box aus der Handwired-Serie gespielt wird. Die Boxen haben Heritage-G12H-Speaker mit 55 Hertz eingebaut und klingen eigentlich mit jedem alten Marshall sehr gut. Auch bei mir steht so eine Box als Referenz für Verstärker-Tests. Tiefer gestimmte Heavy-Gitarren kommen dagegen perfekt über eine Box mit Vintage 30. Letztere geben auch einen sehr überzeugenden AC/DC-Ton ab.

Auch seitens der Gehäuse gibt es reichlich Varianten. Vor allem bezüglich der Rückwände gibt es da die Diskussion Birkensperrholz versus Span-Platte. Letztere mache den Sound etwas zu weich, zu instabil und mitunter „mumpfig“. Dann gibt es natürlich auch unterschiedliche Klangauswirkungen der Frontbespannung. Während der Pinstripe-Stoff aus den Sechzigern noch relativ dicht und daher für Höhen undurchlässig war, ist der sogenannte Wheat-Grill der späten Sechziger und Siebziger wesentlich offener und klingt daher heller. Aber auch das ist alles Geschmackssache. Soweit in diesem Monat … bis zum nächsten Mal!

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TEIL 6 – Allgemeines zu Röhren-Verstärkern

Zum Abschluss der Reihe haben wir noch allgemeine Fragen zu Röhren-Verstärkern zusammengestellt.

Hall-Sektion eines Fender-Verstärkers

Seit Kurzem fliegt bei meinem Princeton Reverb die Sicherung bei jedem Einschaltversuch. Woran könnte das liegen?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Zunächst würde ich überprüfen, ob ein Defekt der Gleichrichter- oder Endstufen- Röhren vorliegt. Zieh zuerst die Gleichrichterröhre heraus und schalte den Verstärker wieder ein. Sollte die Sicherung jetzt nicht durchbrennen, ist es wahrscheinlich, dass die Gleichrichterröhre der Verursacher ist. Dann steckst Du die Gleichrichterröhre wieder ein und ziehst nur beide Endröhren. Hält die Sicherung in dieser Konstellation, hast du wahrscheinlich eine defekte Endröhre. Fliegt die Sicherung nach dem Austausch der Gleichrichter- und Endröhren immer noch, gibt es wahrscheinlich einen Kurzschluss auf einem der Röhrensockel. Vielleicht ist auch einer der Widerstände (470k und 1,5k) auf den Röhrensockeln durchgebrannt. Die Sicherung kann auch durchbrennen, wenn einer der Netzteil-Elkos defekt ist. Für solche Ausschlussverfahren benötigt man natürlich genügend Sicherungen zum Austausch. Aber keine Bange. Die kosten nur ein paar Cent.

Die empfindlichen Übertrager einer Hall-Spirale

Mein Verstärker macht wenige Minuten nach dem Einschalten komische Geräusche. Es zischt, kratzt und brummt. Das klingt wirklich beängstigend. Was könnte defekt sein?

Da der Verstärker ein paar Minuten braucht, um richtig aufzuwärmen und danach seine volle Leistung zu entfalten, kommen die Geräusche meist erst nach wenigen Minuten. Häufig werden diese Geräusche durch eine defekte Vorstufenröhre verursacht. Nimm die metallenen Schutzkappen ab und taste mit kreisender Bewegung vorsichtig bei eingeschaltetem Amp der Reihe nach alle Vorstufenröhren ab. Du kannst auch vorsichtig mit der Rückseite eines kleinen Schraubenziehers dagegen klopfen. Stellt sich das Geräusch bei einer der Röhren besonders laut ein, hast Du die defekte Röhre wahrscheinlich gefunden. Manchmal sind die Röhren jedoch derart mikrofonisch, dass sie schon kratzen, wenn man an irgend einem beliebigen Punkt an das Chassis klopf oder nur das Gitarrenkabel einstöpselt. In diesem Fall hilft wieder nur das Ausschlussverfahren, bei dem man nacheinander alle Vorstufenröhren austauscht bis man kein Geräusch mehr hört.

Kathodenwiderstand im Vox AC30

Oft kommen diese Geräusche auch von einer kalten Lötstelle bei einer Masseverbindung oder von einem defekten Höhenkondensator. Dies ist wahrscheinlich, wenn auch nach dem Röhrentausch die Geräusche bleiben. In seltenen Fällen ist auch ein Netzteil-Elko oder eine Buchse defekt. Sollte der Verstärker lediglich brutzeln, was sich anhört wie zu heiß gewordenes Öl in einer Bratpfanne, kann auch ein Anodenwiderstand verantwortlich sein. Besonders empfindlich sind Verstärker mit Kohlepress-Widerständen, die thermisch besonders anfällig für Nebengeräusche sind.

Bei alten Fender-Verstärkern (bis etwa 1982) hatte ich auch schon das Problem, dass das Hartpappe-Board, auf dem alle Bauteile verlötet sind, feucht geworden ist und daher sogenannte Kriechströme erzeugt, die dann schreckliche Geräusche machen. Dann hilft nur noch der Austausch des gesamten Boards. In Amerika nennt man dieses Problem „Tweed Disease“, weil alte Tweed-Amps besonders häufig davon betroffen sind.

Seit kurzer Zeit funktioniert der Hall an meinem Super Reverb nicht mehr. Klopfe ich auf den Amp, hört man noch ein ganz leises scheppern, aber mehr nicht. Brauche ich eine neue Hall-Spirale?

Fender-Verstärker mit Hall sind recht anfällig für Defekte. Doch meist lässt sich die Ursache schnell ausmachen. Zunächst würde ich die beiden Röhren für die Treiberstufe und die Aufholstufe ersetzen. In Position 3, von hinten gesehen rechts findest Du bei den meisten Fender-Verstärkern (nur beim Princeton Reverb ist es die Röhre in Position 2) eine 12AT7. Die Anode dieser Röhre wird extrem belastet, weil hier nicht selten 400 Volt anliegen. Das heißt, die Röhre arbeitet stets etwas über ihrem Limit. Häufige Defekte sind die Folge.

Die 12AX7 Aufholröhre (Position 4) geht recht selten kaputt, was aber nicht heißen soll, dass sie ewig hält. Schafft der Austausch der Röhren keine Abhilfe, sollte man die RCA Anschlussbuchsen für die Hallkabel überprüfen. Auch die Cinch-Stecker der Hallkabel selbst können mit abgerissenen Massekontakten den Hall unterbrechen. Sollte auch hier alles in Ordnung sein, liegt der Fehler meist bei der Hallspirale selbst. Zieht man das Blechchassis für die Hallfedern aus der Kunstledertasche, erkennt man an der Unterseite eine Pappabdeckung, die man vorsichtig entfernen sollte. Nun liegt der Blick frei auf die Hallfedern, die an beiden Seiten des Chassis über weitere Federn mit je einem Übertrager verbunden sind. An diesen Übertragern befinden sich hauchdünne Anschlussdrähte, die gerne mal abreißen oder kalte Lötstellen besitzen. Hier sollte man nachlöten. Sollte das auch nicht helfen, bleibt nur der Austausch der gesamten Hallspirale. Manchmal ist das ohnehin ratsam, denn ich habe nach dem Austausch stets den Eindruck, dass neue Hallspiralen wieder dichter und musikalischer klingen als uralte Modelle.

Bei meinem Marshall 18-Watt-Combo höre ich im Ausklang jeder Note aus dem Lautsprecher (Celestion G12M) eine ganz leise Verzerrung, die wie ein Fuzztone klingt. Je leiser der Ton wird, desto stärker hört man das Geräusch. Ist der Lautsprecher kaputt?

Dieses Problem kennt man vor allem von alten Lautsprechern mit Papierschwingspule (Paper Voice Coil), die Jahrzehnte lang in einem Gehäuse verschraubt waren. Mit der Zeit hängen die Schwingspulen nach unten durch und berühren ganz leicht den Magneten. Dieses Problem kann auch entstehen, wenn der Lautsprecher-Korb zu fest an der Frontplatte verschraubt wird und sich dadurch verzieht. Manchmal kann es helfen, wenn man den Lautsprecher herausschraubt und um 180 Grad dreht, denn dann hängt eine eventuell über die Jahre ausgeleierte Sicke genau in die andere Richtung, wodurch sich die Schwingspule im besten Fall von selbst wieder zentriert. Genau auf diese Weise konnte ich solche Probleme (zumindest für eine gewisse Zeit) wieder beheben.

Vorbildliches Layout in einem frei verdrahteten Röhren-Amp

Vorsorglich kann es daher nicht schaden, wenn man seine Lautsprecher alle paar Jahre um 180 Grad verdreht verschraubt. Hat man dieses Problem bereits mit recht neuen Lautsprechern, sind diese entweder schlecht verschraubt oder schon ab Werk schlecht zentriert. Bleibt das Geräusch daher nach erneutem Verschrauben an der Frontplatte, hilft nur der Austausch der Membran mit Schwingspule oder des ganzen Lautsprechers.

Mein Vox AC30 ist für die meisten Live-Clubs einfach schon viel zu laut. Daher möchte ich zwei Endröhren ziehen, um die Leistung auf möglichst 15 Watt zu reduzieren. Da der Verstärker eine Kathoden-Bias in der Endstufe hat, bin ich nicht sicher, ob diese Maßnahme unbedenklich ist.

Da liegst du vollkommen richtig. Bei einem Vox AC30 sollte man auf keinen Fall zwei Endröhren ziehen, weil dann der Ruhestrom zu hoch wird und die Röhren schnell durchbrennen. Alle vier Endröhren (EL84) teilen sich einen gemeinsamen Hochlast-Kathodenwiderstand, der beim Vox 50 Ohm hat. Zieht man zwei Röhren, geht die Berechnung des perfekten Ruhestroms nicht mehr auf, weil zwei „Verbraucher“ plötzlich fehlen. In der Folge steigt der Ruhestrom drastisch an. Der ohnehin von Hitzeproblemen geplagte AC30 wird dabei noch heißer und wird diese Maßnahme daher auf Dauer nicht überleben. Wenn nur die beiden EL84 durchbrennen, hat man noch Glück gehabt. Schlimmstenfalls verbrutzelt auch der Ausgangsübertrager. Man könnte daher den Kathodenwiderstand so berechnen, dass er für den Betrieb mit zwei Endstufenröhren ausgelegt ist. Dann darf man den Amp allerdings nicht mehr mit allen vier Röhren betreiben. Es gibt allerdings eine Lösung, in dem man jeweils zwei Endröhrenpaare an je einen Kathodenwiderstand verschaltet. So könnte man den AC30 stets mit zwei oder vier Röhren ohne Probleme genießen.

Mir ist aufgefallen, dass die meisten neueren Reissue-Röhrenverstärker gleich nach dem Einschalten unverhältnismäßig laut brummen. Ist das normal oder liegt das an Fertigungsfehlern?

Wenn alle Röhren in gutem Zustand sind, sollte auch ein Röhrenverstärker völlig brummfrei laufen (ohne eingestecktes Gitarrenkabel). Solche Verstärker sind jedoch komplexe Systeme, in denen hohe Spannungen anliegen, die kreuz und quer vom Gitarrensignal selbst geschnitten werden. Im Verstärker selbst haben wir es mit Wechselspannung, Gleichspannung und den daraus resultierenden Strömen zu tun. Wichtig ist vor allem, den Netztrafo und alle von ihm erzeugten Spannungen möglichst fern vom Gitarrensignal zu halten. Das ist jedoch kaum zu realisieren. Daher spielt das Layout, also die Anordnung der Spannungs- und Signalverläufe im Verstärker-Chassis, eine entscheidende Rolle. Bei freier Verdrahtung kann man die Signale problemlos rechtwinklig kreuzen, wodurch Einstreuungen vermieden werden. Auch ist es möglich, Verbindungen zu verdrillen, um Störgeräusche zu minimieren. Auf modernen Platinen werden Spannungen und Signale jedoch oft parallel nebeneinander angeordnet, was die schlechteste Lösung ist, denn sie können Brummschleifen und Einstreuungen verursachen. Oft werden diese Verstärker aus Kostengründen sehr ökonomisch konstruiert und nicht nach Klang.

Platinenbauweise in einem Fender Vibro-Reverb Reissue

Ein maximaler Rauschabstand bedeutet aber auch maximalen Klang. Daher bevorzuge ich seit jeher Verstärker mit freier Verdrahtung. In den Neunzigerjahren war der Marshall JTM45 Reissue beispielsweise mit falsch angeordnetem Ausgangsübertrager ausgestattet. Er nahm so Streufelder des Netztrafos auf und schickte diese direkt an den Lautsprecherausgang. Man kann dieses Problem nur beheben, indem man den Ausgangsübertrager um 90 Grad dreht. In diesem Winkel sind die Brummgeräusche sofort weg. Ob die Marshall- Konstrukteure diesen Fehler versehentlich oder in Unwissenheit eingebaut haben, kann ich nicht sagen. Jedenfalls sind die Trafos seit ein paar Jahren wieder im korrekten Wickel verbaut, und die Amps sind wieder brummfrei.

Dies ist aber nur ein Beispiel von vielen, das verdeutlicht, dass man offenbar zu wenig Wert auf einen sauberen Ruhebetrieb legt. Bauteile werden häufig aus Kostengründen unterdimensioniert, falsch angeordnet oder einfach nur vergessen. Das ist schade, denn es führt fälschlicher Weise zu einem schlechten Image von Platinen-Amps. Man kann Platinenkonstruktionen auch elektronisch vollkommen korrekt gestalten. Das zeigen die frühen Platinen-Verstärker von Marshall oder Orange. Auch im HiFi-Highend-Bereich werden die meisten Röhrenvollverstärker in Platinenbauweise gefertigt, wobei sie in der Regel völlig brummfrei und sauber klingen. Hier könnte sich die Musikinstrumenten-Branche noch etwas abschauen. Bis zum nächsten Mal!

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Inhalt:

Story: Marshall-Historie – Bluesbreaker House – Joe Satriani

  • 50 Years of Loud – Marshall-Historie im Zeitraffer
  • The Bluesbreaker House: Zu Besuch bei Jim Marshall
  • The Making of… Joe Satriani-Signature Amp
  • Alles unter Kontrolle: Santiago Alvarez, Marshall-Chef-Designer
  • Amp No.1 im Hard Rock Cafe Berlin
  • Volle Kraft! Uwe Halbe, Marshall-Produkt-Manager Deutschland

Test: Signature-Amps: Slash – Zakk Wylde – Jimi Hendrix

  • AFD 100 Slash Signature
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  • Super 100 JH Limited Edition Jimi Hendrix
  • 1959 RR Randy Rhoads
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Extra: JTM – JMP – JCM

  • Die Spitze des Eisbergs: Die JTM-45-Serie
  • Evolution: JTM-50 und JMP-Serien
  • Schwarz wie die Nacht: Die JCM-800-Serie
  • Fürs neue Jahrtausend: JCM-2000-Serie
  • Stompboxes: Marshall-Effekte
  • Deep Black Soul: Bass-Amps

Workshop: Marshall & Celestion – Price-Guide – Lexikon

  • Riff-Verstärker: Marshall-Musik-Zitate
  • Dream-Team: Marshall & Celestion
  • Wie alt ist mein Marshall: Datierungs-Guide
  • Was ist mein Marshall wert? Der Vintage-Price-Guide
  • Schlag´s nach! Das Marshall-Lexikon

Und vieles vieles mehr…

FAQs zu Fender-Amps: Alle Folgen

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Neben Marshall ist Fender ein weiteres Schwergewicht in Sachen Gitarrenverstärker. In dieser Reihe haben wir eure Fragen bezüglich Fender-Amps gesammelt und die Antworten unseres Autoren Udo Pipper zusammengetragen. 

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Kann ich 6L6- oder EL34-Röhren in meinem Fender Tweed Deluxe oder Deluxe Reverb verwenden?

In den meisten Fender-Deluxe-Reverb-Modellen kann man ohne Probleme 6L6-, 7581A-, oder 5881-Röhren verwenden. Da diese Amps über ein sogenanntes Fixed-Bias-System verfügen, muss man dann allerdings den Ruhestrom korrigieren. Empfohlen werden Werte zwischen 25 und 35 Milliampere. Zudem ist die Belegung der Endstufenröhrensockel genauso wie bei den vom Werk aus verwendeten 6V6-Röhren. Ein gewisses Missmatching ergibt sich aus der Tatsache, dass Ausgangsübertrager für 6L6-Röhren wie der des Deluxe Reverb eine Primärimpedanz von 8 Kilo-Ohm haben. 6L6-Röhren laufen am besten an Trafos mit einer Primär-Impedanz von etwa 4 bis 6,6 Kilo-Ohm, also etwas weniger. Diesen Umstand kann man jedoch vernachlässigen, da der Betrieb in jedem Fall sicher ist. Es kann also nichts kaputt gehen. Besonders gut klingen meiner Meinung nach in einem Deluxe Reverb 5881-Typen, da sie klanglich der 6V6 am ähnlichsten sind. Die 6L6 liefert etwas mehr Klarheit, Bass und Headroom.

Die Bias-Korrektur kann man sich im Tweed Deluxe dagegen sparen. Hier wird die Bias automatisch über einen Kathoden-Widerstand (Kathoden-Bias) geregelt. Dadurch ergeben sich wesentlich höhere Ruheströme. Manche 6L6 laufen in diesen Amps bei bis zu 60 Milliampere. Daher wäre es eine gute Idee, den Kathoden-Widerstand von 5 Watt auf 10 Watt Belastbarkeit und von 250 Ohm auf 330- 500 Ohm zu erhöhen. Diese Maßnahme verringert einerseits den Ruhestrom und erhöht die Lebensdauer des Widerstands, denn hier entsteht enorme Hitze. Für die Heizstrom-hungrigen EL34 ist der Netztrafo dieser Amps zu klein. Er liefert nicht genügend Strom für diesen Röhren-Typ. Das gleiche gilt für KT66, 6550 oder KT88. Man könnte jedoch einen zusätzlichen Heiztrafo einbauen, um dieses Problem zu lösen. Für die EL34 müsste man dann noch Pin 1 und Pin 8 an den Endröhrensockel mit einer kleinen Drahtbrücke verbinden. Ich habe Amps mit dieser Ausstattung gehört und war erstaunt über den enormen Druck und Brit-Charakter, den diese Amps hatten. Der Ton war dem eines alten Plexi-Marshall recht ähnlich, da die EL34 diese typische „Mitten-Kralle“ ausfährt. Der Sound ist etwas schlanker, aber dafür aggressiver als bei einer 6L6. Neil Young ist ja bekanntlich ein berühmter 6L6-User in seinem Tweed Deluxe.

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Tungsol 5881 in einem Tweed Deluxe

Welche Gleichrichterröhren passen außer der 5Y3 in meinen Tweed Deluxe?

Die 5Y3 liefert durch ihre Konstruktion und ihren hohen Innenwiderstand eine relativ geringe B+-Spannung. Gemeint ist die Gleichspannung, die am ersten Netzteil-Elko anliegt. In der Regel sind das um 365 Volt. Damit hat der Verstärker meist nicht mehr als 12 Watt und eine, bedingt durch den hohen Innenwiderstand, relativ hohe Kompression. Dreht man weit auf, „verschluckt“ sich der Sound. Der Amp liefert zu wenig Dynamik und Druck. Erst recht stört dieses Manko bei der Verwendung von kräftigen Humbucker-Gitarren. So waren die Amps ursprünglich auch nicht ausgelegt. Fender Amps wurden für Fender-Gitarren mit Singlecoils entwickelt, und natürlich sollte clean und leise gespielt werden. Spielt man nur zu Hause oder im Studio, ist das sogar von Vorteil, denn man genießt den singend komprimierten Ton, für den diese Amps so berühmt sind. Möchte man allerdings mehr Headroom, sollte man auf eine 5V4 oder sogar GZ34 Gleichrichterröhre wechseln. Besonders die GZ34 bietet deutlich mehr Headroom und eine wesentlich schnellere Ansprache. Doch liefern diese Röhren auch eine höhere Anodenspannung (bis zu 30 Volt).

Ein Tweed Deluxe, der mit einer 5Y3 etwa 365 Volt hat, könnte jetzt mit bis zu 400 Volt laufen. Das wäre für die 6V6 noch kein Problem. Es gibt aber auch Tweed Deluxe Amps, die schon mit einer 5Y3 395 Volt haben. Dann wäre die Anodenspannung mit einer GZ34 bei etwa 425 Volt, und das könnte für manche 6V6 schon ein wenig zu hoch sein. Es empfiehlt sich also, die Spannung zu prüfen und wiederum den Kathodenwiderstand von 5 auf 10 Watt Belastbarkeit und eventuell auf 330 Ohm zu vergrößern, denn eine höhere Anodenspannung erhöht auch den Ruhestrom. Auf keinen Fall sollte man eine 5U4GB einstecken, auch wenn man noch eine schöne alte RCA „Blackplate“ herumliegen hat. Auch diese Röhre zieht zu viel Heizstrom. Der Netztrafo würde überhitzen und wäre bald Geschichte. Ich kenne einen Harp-Spieler, der diese Bestückung liebt. Er nimmt es in Kauf, dass wir einmal pro Jahr seinen Netztrafo tauschen. Für guten Klang ist man eben manchmal bereit, Opfer zu bringen.

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Tweed Deluxe mit Weber 12F-150- Speaker, GZ34 und 6L6

Fender liefert die Tweed Deluxe Reissues in der Regel mit einer 12AX7-Vorstufenröhre aus. Im Schaltplan ist jedoch eine 12AY7 vorgesehen. Wie wirkt sich diese „Fehlbesetzung“ aus?

Es verwundert tatsächlich, dass Fender den Tweed Deluxe und meist auch den Champ mit einer 12AX7 ausliefert. Diese Röhren haben eine etwa doppelt so hohe Verstärkung wie eine 12AY7. Der Amp wird zwar lauter, zerrt aber auch viel früher. Und da diese Verstärker ohnehin nicht sehr viel Headroom bieten, klingen sie oft überdreht und matschig. Mit einer 12AY7 wird der Ton deutlich klarer und knackiger. Daher empfehle ich dringend einen Wechsel. Gute 12AY7 gibt es bei TAD oder von JJ. Manche Amps profitieren auch von dem zusätzlichen Schuss Wärme, der von alten NOS-Röhren geboten wird. Eine Vintage 12AY7 von RCA oder Sylvania ist gebraucht gar nicht mal so teuer. Wer es ganz clean mag, kann auch in beiden Vorstufen-Positionen je eine 12AT7 verwenden. Diese Röhren haben ebenfalls eine deutlich geringere Verstärkung als die 12AX7. Ich kenne einige Gitarristen, die ihre Tweeds so bestückt haben und sich über einen sehr klaren Sound freuen. Man erhält so auch eine sehr gute Kontrolle in Verbindung mit Overdrive- oder Distortion-Pedalen. Der Wechsel kostet zwar etwas Gesamtlautstärke, aber dafür kann man seinen Tweed Deluxe weiter aufdrehen.

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Trafo-Größenvergleich Tweed Deluxe, Deluxe Reverb, Tweed Pro

Wie kann ich meinen Tweed Deluxe für den Live-Betrieb lauter machen?

Mit nur 12 Watt ist er ja im Band-Kontext recht leise. Ein Teil dieser Maßnahmen ist schon weiter oben erwähnt. Zunächst lohnt sich der Wechsel auf 6L6 und eine GZ34. Man gewinnt mit diesen Röhren zwar ein paar Watt mehr, aber für den Einsatz im BandGetöse reicht auch das oft noch nicht. Wer den Sound und vor allem die handliche Größe dieser Amps liebt, kann unter einer ganzen Reihe von Maßnahmen wählen. Um einen Tweed Deluxe auf etwa 25 Watt zu tunen (was viele Boutique-Hersteller in den USA bereits serienmäßig anbieten), sollte man einen Blackface-Deluxe-Netztrafo einbauen. Dieser Trafo ist stabiler und liefert etwa 410 Volt Anodenspannung. Dazu dann einen größeren Ausgangs- übertrager mit 30 Watt, ideal sind die Tweed Pro-Trafos von TAD oder Mercury Magnetics. Der Umbau geht schnell.

Mehr Headroom erhält man auch durch die Stabilisierung des Netzteils. Dazu erhöht man die drei 16uF-Elkos auf 47/30/22uF/450 Volt. Diese Kombination erhält den typischen Deluxe-Klang recht gut, liefert aber deutlich mehr Druck und Stabilität in den Bässen. Sehr gut sind Elkos von TAD oder F&T. Der Kathodenwiderstand wird wie beschrieben durch einen 330 oder 500Ohm/10 bis 20 WattTyp ersetzt. Jetzt ist der Tweed Deluxe gut doppelt so laut wie vorher. Er hat aber auch deutlich mehr Bass. Daher ist es eine gute Idee, die Koppelkondensatoren der ersten beiden Stufen (V1) von 0,1uF auf 0,047 oder 0.022 zu verringern. Das strafft die Bässe, besonders dann, wenn man weit aufdreht. Zuletzt empfiehlt sich ein Speaker-Tausch.

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Tweed Deluxe mit Jensen C12N-150-Speaker

Hier mag ich Modelle wie den Weber 12F- 150 oder den Jensen C12N für den typisch warmen Bues-Ton oder einen Celestion Alnico Blue oder G12H Heritage für aggressivere Brit-Sounds. Fertig ist der Mini-Amp für große Sounds. Es ist schon unglaublich, welch ein Druck aus diesen kleinen „Monstern“ jetzt kommen kann. Und dennoch darf man ruhig mal weiter aufdrehen! Bis zum nächsten Mal!

 

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TEIL 2

 

50s Jensen Alncio Speaker

50s Jensen Alncio Speaker

Die alten Fender Tweed Deluxe-Verstärker wurden mit einem Jensen-Alnico-Lautsprecher ausgeliefert. Doch nach 50 bis 60 Jahren sind diese Lautsprecher oft schwach oder defekt. Welcher Ersatz wird empfohlen?

An der vermeintlichen Legende der alten Jensen-Alnico-Lautsprecher ist schon was dran. Ich habe aber in alten Tweed Deluxe Amps unterschiedliche Modelle vorgefunden. Die meisten waren mit einem P12R-Speaker bestückt. Dieser Lautsprecher leistet nur etwa 10 bis 15 Watt und ist in der Tat sehr schwach. Erst recht, wenn er ein halbes Jahrhundert gearbeitet hat. Die Sicken werden brüchig und zerbröseln sogar, oder die Schwingspule hängt durch und berührt bei höherer Belastung den Magnet, was diese kratzigen Geräusche hervorruft.

Außerdem sind sie in den Bässen oft schlaff und undefiniert. Etwas mehr Leistung bot der P12Q-Alnico-Lautsprecher, der immerhin 15 bis 20 Watt verkraften konnte. Der Alnico-Magnet und eine alte Papiermembran sorgten hier für einen hervorragenden Sound. Voll aufgedreht konnte aber auch dieser Lautsprecher einer tiefen E-Saite nicht standhalten. Der viel gerühmte Deluxe-Overdrive-Sound wird dann matschig und blass. In den USA laufen daher viele Tweed Deluxe Amps mit reparierten Jensen Lautsprechern. Dazu werden die Membran und die Sicke ersetzt und neu zentriert (Reconing). Es gibt aber auch recht gute Ersatzlautsprecher für diese Amps.

Möchte man den Original-Lautsprecher schonen (was man dringend empfehlen möchte), dann spielt man den Tweed Deluxe nur mit Ersatz-Typen. Fündig wird man zum Beispiel bei den Jensen-Reissue-Modellen, wo es auch einen sehr brauchbaren P12Q gibt, der immerhin 40 Watt aushalten kann. Natürlich klingen diese Speaker ein klein wenig anders als die alten Modelle. Sie tönen etwas harscher und heller, halten dafür aber mehr Leistung aus. Richtig stabil wird der Sound mit einem Jensen P12N, der noch kräftiger und stabiler arbeitet, allerdings aufgrund der hohen Leistung schon etwas dieser „magischen“ Alnico-Höhen einbüßt. Er hat mehr tiefe Mitten als die kleineren Modelle.

Auch reagiert er bei geringeren Lautstärken nicht ganz so schnell. Noch etwas authentischer sind die Lautsprecher des amerikanischen Herstellers Weber VST. Hier werden der 12A125 (25 Watt) oder 12A150 empfohlen. Letzterer verkraftet wiederum mehr Bass und liefert mehr Headroom, ist aber in den Höhen weniger „schmatzig“ und offen. Da muss man probieren. Es gibt auch eine große Anhängerschaft für den Celestion Alnico Blue mit 15 Watt. Dieser Speaker ist überzeugend stabil und bietet vor allem im Overdrive-Bereich ganz hervorragende Sounds. Daneben lieben zahlreiche Musiker auch die Jensen-C12N-Keramik-Modelle mit 50 Watt oder den Celestion G12H Heritage.

Mit diesen Speakern holt man aus dem kleinen Combo maximale Lautstärke und Stabilität. Besonders für deftige Rockklänge sind beide unschlagbar. Der Jensen klingt dabei etwas fetter und mittiger, der Celestion bietet dagegen mehr „Kante“ und Brit-Flair. Aus dem Deluxe wird so ein kleiner Plexi-Marshall oder erinnert zumindest daran. Ich kenne auch einen Harp-Spieler, der seinen Tweed Deluxe mit einem Jensen Neodym 100-Watt-Lautsprecher bestückt hat. Hier entsteht ein enormer Headroom besonders im Clean-Bereich. Gar keine schlechte Wahl.

Celestion G12H in Tweed Deluxe 60s Jensen P12N

 

Die modernen Tweed Reissues sind zwar meist lackiert, lassen aber diese schöne alte Bernstein-Tönung meist vermissen. Gibt es Lösungen für eine nachträgliche Aging-Lackierung?

Dieser sehr helle Tweed-Farbton ist tatsächlich einer Menge von Liebhabern ein Dorn im Auge. Es geht zwar hier nur um die Optik, aber das Auge isst ja bekanntlich mit. Für ein schönes Tweed Aging verwende ich in der Regel Schellack Bernstein-Mattierung der Firma Clou. Zur Verdünnung gibt es einen passenden Spezial-Verdünner MP, mit dem man den Schellack im Verhältnis 50:50 streckt, um ihn streichfähiger zu machen. Nach zahlreichen (Fehl-)Versuchen hat sich diese Kombination bewährt.

Am besten, man entfernt alle Metallteile, Schrauben und Füße vom Gehäuse und trägt das Gemisch mit einem breiten Pinsel in dünnen Schichten mehrmals auf. Man kann auch ein sauberes Baumwolltuch verwenden. Nach dem ersten Anstrich sieht man noch kaum Veränderungen. Aber nach drei bis fünf Anstrichen bekommt das Tweed einen wunderschönen Vintage-Look mit dem typischen Schellack-Glanz. Wenn diese Optik stört, kann man den Lack nach dem Trocknen mit einem flexiblen Schleif-Pad wieder leicht matt schleifen. Das funktioniert wirklich sehr gut. Wichtig ist, dass man zwischen den Anstrichen etwa 24 Stunden und nach dem letzten Anstrich etwa zwei Tage wartet, bis man den Amp wieder zusammenbaut.

Der Schellack ist frisch verarbeitet noch etwas klebrig. Aber das gibt sich nach ein paar Tagen. Jetzt benutzt man den Amp einfach wie gewohnt und freut sich über das natürliche Aging, das sowieso bei jedem Tweed Amp irgendwann anfängt. Auch die Frontbespannung kann man mit dem Schleif-Pad etwas mattieren. Ich warne jedoch vor Übertreibungen. Ein wirklich stark geagter Tweed Amp gelingt nur absoluten Spezialisten. Man kann den schönen Amp durch übereifriges Aging auch schnell zerstören.

Tweed mit und ohne Schellack Clou Schellack Mattierung

 

Obwohl mein Fender Bassman Reissue dem Marshall JTM45 als Vorbild gedient haben soll, klingt er ganz anders als der JTM45 eines Freundes. Wie kommt das?

Die Schaltung des Fender Tweed Bassman 5F8A ist tatsächlich exakt die gleiche wie beim Marshall JTM45. Es gibt jedoch ein paar kleine Unterschiede, die sich klanglich offenbar stark auswirken. Da sind zunächst die vier Zehnzöller mit Alnico-Magneten an einer 2- Ohm-Last, die den Sound beeinflussen. Ein Marshall JTM45 wird dagegen oft mit 16 Ohm an Zwölfzöllern betrieben.

Letzteres ergibt einen strafferen und kompakteren Sound, der besonders bei höheren Lautstärker stabiler und knackiger bleibt. Einen sehr großen Einfluss haben auch die unterschiedlichen Bauteile, denen man zu Recht eine bestimmte Klangfärbung zuschreibt. Während die Marshall-Kondensatoren und Trafos etwas rauer und schlanker klingen, kommt der Ton der amerikanischen Bauteile oft runder und dunkler daher. Wer zuletzt Joe Bonamassa mit seinem Tweed Twin gesehen und gehört hat, wird bestätigen können, dass sein Sound schon etwas an einen alten Marshall erinnert. Das liegt zum einen an der identischen Schaltung, zum anderen aber auch an seinen Lautsprechern. Er betreibt in seinem Tweed Twin zwei Zwölfer 80-Watt-Celestions, die dem Ton zweifellos eine britische Färbung geben.

Ich kenne einen Gitarristen, der in seinen Tweed Bassman einen 16-Ohm-Trafo einbauen ließ und Gehäuse und Baffleboard gegen eines für 1 x12 getauscht hat. Er betreibt seinen Amp mit einem Celestion Alnico Gold 50-Watt-Lautsprecher sowie zwei KT66-Endstufenröhren. Sein Ton erinnert in dieser Ausstattung an einen alten Marshall Bluesbreaker.

1971 Silverface Fender Twin Reverb

1971 Silverface Fender Twin Reverb

 

Überall kann man lesen, dass man die Silverface Fender Amps unbedingt einem sogenannten Blackface-Tuning unterziehen lassen sollte, um einen besseren Vintage-Ton zu erreichen. Lohnt dieser Aufwand wirklich?

Das sehe ich nicht zwangsläufig so. Es kommt immer darauf an, wie sehr man den Ton seines Verstärkers liebt. Die meisten Silverface-Fender-Amps sind besser als ihr Ruf das erahnen lässt. Nicht immer ist die ältere Schaltung auch die bessere. Ich habe vor Jahren einen wirklich fantastisch klingenden Super Reverb von Andreas Kloppmann gekauft. Der Amp stammte aus den späten Siebzigern und besaß wirklich alle Zutaten, die unter eingefleischten Fender-Fans verschrien sind. Darunter eine Ultra-Linear-Schaltung, ein Master-Volume, eine stark gebremste Phasenumkehrstufe und ein ziemlich chaotisches Layout. Also unterzog ich den Amp sofort einem ordentlichen Blackface-Tuning, was angesichts der zahlreichen Unterschiede ziemlich aufwendig war.

Das Ergebnis war dann auch nicht schlecht, aber die ursprüngliche Magie des Amps war leider dahin. Er zerrte zu früh, wurde instabil in den Bässen und klang recht blass und langweilig. Also baute ich alles wieder zurück und freue mich seither über diesen hervorragenden Clean-Amp, der übrigens fantastisch mit allen möglichen Fußtretern harmoniert. Genau genommen wurden gar nicht alle Silverface-Modelle so stark gegenüber ihren Blackface-Vorgängern verändert. Gute Beispiele dafür sind der Deluxe Reverb und der Vibrolux Reverb, die manchmal nur ein oder zwei andere Widerstände bekommen hatten. Die besten Vibrolux Reverb Amps, die ich gehört habe, waren Silverface Modelle aus den frühen Siebzigern.

Sie klingen etwas stabiler und cleaner als ihre Vorgänger. Zudem mochte ich immer diese schwarzen Oxford-Speaker, die sehr gut klingen können. Da die Blackface-Amps im Reverb-Kanal wegen ihrer Schaltung oft sehr früh zerren (vor allem mit einer Humbucker-Gitarre), kommt man hier nur selten in den Genuss des berühmten Fender Clean-Sounds. Mit einem Silverface-Amp stimmt oft die Balance einfach besser. Wer Clean-Sounds mag, kann mit einem Silverface, der auf dem Vintage-Markt meist sogar viel preisgünstiger angeboten wird, eher glücklich werden als mit einem Blackface-Modell. In den späten Siebzigern habe ich sogar die Ultra-Linear beschalteten Silverface-Amps verwendet und damit tolle Sounds hinbekommen.

Natürlich klingen sie etwas kühler und steifer als ein guter Blackface-Amp. Aber manchmal ist es eben genau das, was man sucht. Mit guten Röhren und an guten Speakern klingen die meisten Silverface-Amps auch heute noch hervorragend. Ein Blackface-Tuning ist nur für den sinnvoll, der einen Blackface-Sound wünscht, aber einen günstigeren Amp als Tuning-Basis kaufen möchte. Dazu eigenen sich die meisten Silverface-Fenders. Ausnahmen sind die großen Twin Reverbs, Bandmasters und Super Reverbs aus den späten Siebzigern mit Mastervolume und Ultralinear-Schaltung, die man niemals zu einem echten Blackface-Amp zurückbauen kann. Hier müsste man auch noch die Trafos tauschen, und das würde sehr, sehr teuer werden. Soweit in diesem Monat … Bis zum nächsten Mal!

 

Bassman in neuem Gehäuse mit 1x12 und 16-Ohm-Trafo 1967 Fender Blackface Twin Reverb

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TEIL 3

 

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Mein Fender Deluxe Reverb fängt circa 5 Minuten nach dem Einschalten stark an zu rauschen. Was könnte die Ursache dafür sein?

Beginnt das Rauschen erst nach einer Aufwärmphase ist in den meisten Fällen eine termisch defekte Vorstufenröhre dafür verantwortlich. Bevor man den Amp zu einem Techniker bringt, sollte man die Vorstufenröhren nacheinander austauschen und den Verstärker warm werden lassen. Von hinten gesehen beginnt man mit der Röhre ganz rechts außen. Diese Röhre sorgt für die Verstärkung der ersten Stufe. Bei zweikanaligen Fender-Amps ist das der Normal-Kanal. Die zweite Röhre ist die erste Stufe für den Hall-Kanal. Hört das Rauschen nicht auf, tauscht man die nächste Röhre und so fort. Besonders anfällig sind die beiden Vorstufenröhren rechts außen oder die Treiberröhre.

Das ist die letzte Röhre links außen vor den Endstufenröhren. Vor dem Wechsel sollte man immer den Standby-Schalter betätigen, damit die Röhren beim Wechsel keiner Spannung mehr ausgesetzt sind. Meist ist damit das Problem behoben. Es kommt auch vor, dass einer der Treble-Kondensatoren rauschempfindlich wird. Dann mischt sich zu dem Rauschen auch noch ein lautes Knacksen und Zischen. Hier ist der Weg zum Techniker unumgänglich.

Bei meinem Fender-Verstärker fliegt beim Einschalten sofort die Sicherung raus. Was könnte die Ursache sein?

In diesem Fall ist meist die Gleichrichterröhre oder eine der beiden Endstufenröhren defekt. Hat man genügend Ersatzsicherungen parat, sollte man zuerst die Funktion der Gleichrichterröhre durch einen Austausch überprüfen. Fliegt die Sicherung wieder, testet man die Endstufenröhren. Sollte die Sicherung immer noch fliegen, hat man irgendwo im Amp einen Kurzschluss. Hier bleibt nur der Gang zum Techniker. Letzteres kommt aber eher selten vor. Man sollte generell immer genügend Ersatzröhren und – Sicherungen dabeihaben. Röhren sind sehr empfindlich und halten mitunter nur kurze Zeit.

Ich besitze einen Fender-Verstärker mit einem amerikanischen 110-Volt- Trafo. Um ihn dennoch verwenden zu können, schalte ich einen Umspanntrafo für 230 Volt davor. Sollte ich dennoch über einen Austausch zu einem sogenannten Export-Trafo mit 230 oder 240 Volt nachdenken?

In der Regel laufen Fender-Amps in Kombination mit einem Umspanntrafo recht gut. Man sollte allerdings von einem Techniker die Heizspannung überprüfen lassen. Manchmal lassen sich Vintage-Verstärker mit US-Trafos nicht optimal an unsere aktuelle Netzspannung anpassen. Die liegt z.B. bei mir zu Hause bei 236 Volt. In manchen Fällen ist die Heizspannung weit über 6,3 Volt. Das ist schädlich für die Röhren und klingt nicht gut. Außerdem sollte man bedenken, dass die Stabilität dieser Trafos auch Klangunterschiede bedeuten könnte. Ich habe zu Hause einen alten Grundig Regeltrafo, der hervorragend für solche Zwecke geeignet ist.

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Die Speaker-Ausgänge

Außerdem besitze ich einen recht kleinen, handelsüblichen Umspanntrafo, der zwar wunderbar funktioniert, aber leichte Klangeinbußen (weniger Dynamik, weniger Leistung) erzeugt. Praktischer ist der Umbau mit einem Export- Trafo in jedem Fall. Schon zweimal habe ich bei einem Gig den Umspanntrafo einfach auf der Bühne liegen lassen. Jedes Mal musste ich einen neuen kaufen. Will man den Sammlerwert eines Vintage- Amps erhalten, kann man den Original- Trafo bei einem Verkauf dazugeben oder den Umbau wieder rückgängig machen. Vorsicht geboten ist bei Umspanntrafos, die nachträglich ins Combo-Gehäuse gebaut wurden. Oft ist da die Verkabelung zum Inneren des Amps nicht sachgemäß und sicher. Hier besteht die Gefahr, dass man sich einen Stromschlag einhandelt. Daher sollten diese Konstrukte in jedem Fall beseitigt werden.

Ich möchte an meinen Super Reverb eine Marshall-Box mit 16 Ohm anschließen. Ist das grundsätzlich möglich?

Fender-Verstärker vertragen Fehlpassungen von 100 Prozent. Das heißt, dass man an einen 8-Ohm-Ausgang ohne Probleme eine 4-Ohm oder eine 16-Ohm-Last anschließen könnte. Man nimmt dann zwar leichte klangliche Einbußen in Kauf (Dynamik und Leistung), hat aber keine technischen Probleme zu befürchten. Der Super Reverb hat jedoch einen 2-Ohm- Ausgang. Hier wäre die 16-Ohm-Last eindeutig zu hoch. Es gibt daher nur zwei Möglichkeiten. Entweder tauscht man den Ausgangsübertrager des Super Reverbs mit einem Ausgangsübertrager mit mehreren Impedanz-Anzapfungen (etwa 4, 8 und 16 Ohm) oder man verlötet die Marshall-Box auf 4 Ohm. Dann wäre die Verbindung wieder problemlos möglich.

Warum funktioniert bei meinem Twin Reverb der externe Speaker-Ausgang nur, wenn auch die internen Lautsprecher angeschlossen sind?

Die meisten Fender-Amps sind am Speaker- Ausgang mit einer Schaltbuchse ausgestattet. Steckt hier kein Klinkenkabel, ist der Ausgang gegen Masse kurzgeschlossen. Daher erhält der externe Ausgang, der ja mit dem Pluspol der Speaker- Buchse verbunden ist, auch kein Signal. Möchte man also nur eine externe Box verwenden und die internen Lautsprecher stummschalten, muss man das Speaker- Kabel aus der Main-Speaker-Buchse entfernen und dort die externe Box anschließen.

Wenn ich meinen Princeton Reverb weit aufdrehe, höre ich neben dem Gitarren- Ton eine Art Wummern, dass mich unheimlich stört. Wo kommt das her?

Dieses Geräusch kommt mit ziemlicher Sicherheit von den Endröhren. In Combo- Gehäusen sind die Endstufenröhren zum Teil sehr starken Vibrationen ausgesetzt. Die Folge ist, dass sich die Anodenbleche oder Gitter in der Röhre lösen und diese Vibrationen aufnehmen. Die Folge ist ein tiefes Wummern im Ton, dass sich mitunter sogar zu einer Art Rückkopplung aufschaukeln kann.

Auf alten Fotos von den Allman Brothers oder Paul Kossoff sieht man oft Schaumstoffmatten unter den Topteilen zur Vibrationsentkopplung von den Marshall- Boxen. Genau aus diesem Grund wurden diese Matten verwendet. Es schont die Röhren oder verhindert das Röhrenwummern sogar. Die besten Vintage-Röhren, die ich besitze, klingen zwar herausragend, wummern in Combos aber prinzipiell immer. Daher verwende ich sie nur noch in Tops, die ich dann in keinem Fall auf die Speaker-Gehäuse stelle.

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Fender Amp mit US Umspanntrafo

Ist das Problem schon fortgeschritten, hört man das Wummern auch, wenn man leicht gegen die Röhren klopft. Manchmal wummert es auch, wenn man einfach nur gegen das Chassis klopft. Das Problem schreitet voran, wird immer schlimmer und führt schließlich dazu, dass man die Röhren gar nicht mehr verwenden kann.

Kann ich bei meinem Vibrolux Reverb die beiden Kanäle ähnlich wie bei einem Marshall-Verstärker mit vier Eingängen koppeln?

Bei allen Fender-Verstärkern mit eingebautem Hall geht das leider nicht. Stellt man beide Kanäle beispielsweise auf Volume 4, erhält man eine Phasenauslöschung. Das liegt daran, dass die beiden Kanäle eines Marshalls in Phase laufen, die Kanäle des Fender Reverb Amps aber „out-of-phase“. Die Phase des Gitarrensignals dreht sich pro Verstärkerstufe um 180 Grad. Während bei einem Fender Reverb-Verstärker der Normal-Kanal in Phase läuft, ist das Signal im Reverb-Kanal in umgekehrter Phase in Bezug auf das Eingangssignal. Bei Fender Amps ohne Hall (z. B. Bandmaster, Showmann, Bassman, Pro Amp) ist die Brückung der Kanäle mit einem Patch- Kabel möglich.

Ich besitze einen 1958er Fender Tweed Deluxe Amp. Auf der Rückseite des Backpanels befindet sich eine weiße brüchige Schicht, die staubt und rieselt. Angeblich handelt es sich dabei um Asbest. Das wäre doch ziemlich gesundheitsschädlich, oder?

Absolut! Ich kann nur jedem Besitzer eines alten Tweed-Combos empfehlen, diesen Umstand zu beseitigen. Diese Rückpaneele sind wahre Asbestschleudern. Wer möchte so etwas schon im Musikzimmer oder im Proberaum stehen haben? In den Fünfzigerjahren wurde Asbest noch als völlig unbedenklich eingestuft und natürlich bei zahlreichen Produkten verwendet. Nach fast sechzig Jahren ist die dünne Schicht meist porös geworden und bröselt fleißig vor sich hin. Das Asbest verteilt sich im Zimmer.

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Tweed Amp Rück-Panel mit Folie gesichert

Was ist also zu tun? Ich lege einen Atemschutz an, öffne das Rückpanel und bedecke die Asbestschicht mit doppelseitigem Klebeband und anschließend mit Alufolie. Das bindet den Asbest, denn abkratzen wäre zu gefährlich und außerdem: Wo soll man das machen, wenn man keinen großen Garten hat? Und wohin mit dem Asbestmüll? Der müsste ordnungsgemäß entsorgt werden. Die Alufolie hat den Vorteil, dass sie zusätzlich das Chassis abschirmt. In Zeiten von WLAN und allgegenwärtigen Handy-Antennen ist das mehr als sinnvoll.

Es heißt, dass Röhrenverstärker die hohen Spannungen auch nach dem Ausschalten teilweise noch lange behalten. Besonders die Netzteil-Elkos sollen diese Spannungen teils noch tagelang speichern.

Das ist eine gute Gelegenheit, die Funktion des Standby-Schalters noch einmal genauer zu erklären. Zuerst schaltet man ja immer den Netzschalter an, wartet dann bis die Röhren vorgewärmt sind und schaltet dann den Standby-Schalter dazu. Dieser erlaubt es der sogenannten B+- Spannung, sich an alle Verstärkerstufen zu verteilen.

Wenn man jedoch einen Verstärker ausschalten möchte, sollte man immer in umgekehrter Reihenfolge verfahren. Zuerst also den Netzschalter auf „OFF“ schalten, und den Standby auf Stellung „ON“ belassen. So können sich die Elkos in Sekunden entladen, denn der Standby sperrt ausgeschaltet das Abführen der Spannung. Schaltet man immer zuerst den Netzschalter aus, können sich die hohen Spannungen entladen.

 

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TEIL 4

 

1966 Fender Vibrolux

Ich besitze einen Fender Silverface Twin Reverb von etwa 1971. Der Amp klingt gut, ist mir aber mittlerweile viel zu laut. Ich habe gehört, man könne zwei der Endröhren ziehen, um die Leistung auf 50 Watt zu reduzieren. Oder soll ich gleich ein Mastervolume einbauen? Hier soll jedoch mit Klangeinbußen zu rechnen sein.

Ja, man kann bei einem Verstärker mit vier Endröhren entweder die beiden äußeren oder die beiden mittleren Endröhren herausziehen. Eventuell wird dann aber eine Bias-Korrektur nötig, da sich der Ruhestrom verändert. Außerdem verdoppelt sich die Impedanz am Lautsprecheranschluss. Dein Twin Reverb läuft ja an 4 Ohm mit vier Endröhren. Ziehst Du zwei heraus, dann „sieht“ das Speaker-Kabel 8 Ohm. Das verändert ebenfalls den Klang. Du könntest also einen der beiden Lautsprecher abklemmen, denn der Twin ist mit zwei 8-Ohm-Speakern parallel verschaltet. So wird der Amp zusätzlich etwas leiser. Insgesamt halbiert man jedoch mit dieser Maßnahme keineswegs die Leistung auf 50 Watt. Immerhin bleiben die dicken Trafos und die hohen Spannungen. Der Amp wird lediglich etwas leiser, schlanker und gerät schneller in den Overdrive.

Neues Baffle-Board selbst gemacht

Ich habe mal einen Twin Reverb in diese Richtung umgebaut, in dem ich einen kleineren Ausgangsübertrager mit 8 Ohm eingebaut habe. Zusätzlich wurde das Frontbaffle durch eines mit 1¥12 ersetzt. Das ist gar nicht so schwer. Man kann sich solche Frontbaffles beim Schreiner oder im Baumarkt zuschneiden lassen. Ich bevorzuge 12 mm Birkensperrholz. Die Öffnung für den Speaker habe ich mit der Stichsäge ausgeschnitten. Als Speaker habe ich einen Celestion Gold gewählt.

Natürlich wurden auch hier zwei Endröhren gezogen. Dieser Verstärker klang hinterher viel besser, denn das Front-Board aus Birkensperrholz erzeugt einen definierteren Klang als die bei Fender in dieser Zeit üblichen Spanplatten. Der Sound war außerdem deutlich leiser, und der Combo wurde durch den Umbau leichter, was dem Rücken des Besitzers nachhaltig gut tat. Zum Schluss bekam der Twin noch ein Master-Volume, das in der Öffnung für die externe Speakerbuchse untergebracht wurde. Hier gibt es ganz unterschiedliche Lösungen. Ich bevorzuge das bei Marshall und später auch bei Fender oder Dumble übliche Master vor dem Phasendreher zwischen Vor- und Endstufe. Es gibt aber auch zahlreiche Anhänger des sogenannten Post-Phase-Inverter-Master-Volume, kurz (PPIMV). Dieses Master sitzt direkt vor der Endstufe hinter dem Phasendreher.

Fender Bandmaster mit Master-Volume

Es ist deshalb so beliebt, weil viele Musiker davon ausgehen, dass eine übersteuerte Treiberstufe mehr Lebendigkeit und Punch im Sound erzeugt. Das ist aber Geschmackssache. Zudem benötigt man hierfür ein 250-K-Tandem-Poti. Und hier sollte man unbedingt auf den Gleichlauf der beiden Poti-Ebenen achten. Oft sind die Potis nicht gut abgeglichen und erzeugen dann ein Ungleichgewicht in der Endstufe. Über das Poti werden schließlich direkt die beiden Endröhren angesteuert, und die sollen ja bekanntlich im Pushpull- Betrieb paargleich laufen (Matching). Das Master in Serie vor der Treiberstufe nimmt tatsächlich etwas mehr Sound, da es sich um einen regelbaren Widerstand im Signalweg handelt. Und hier büßt man bei geringeren Lautstärken etwas Höhen ein (ähnlich wie ein zurückgedrehtes Volume- Poti an der Gitarre). Bei Dumble werden die Potis dann mit einem 15pFKondensator zur Erhaltung der Höhen gebrückt.

Fender Twin Reverb mit zwei gezogenen Endröhren

Wie jede Schaltung, haben auch Master- Volumes Vor- und Nachteile. Ich finde jedoch, dass die Vorteile überwiegen. Ein Master, gleichgültig welcher Bauart, ermöglicht die höhere Aussteuerung der Vorstufe. Die meisten Gitarristen beobachten, dass ihre Amps bei Lautstärkeeinstellungen von etwa 4 bis 7 am besten klingen. Wenn dann aber der Amp schon zu laut ist, bleibt nur der Weg über das Master. Einen 100-Watt-Amp kann man heutzutage ohne Master eigentlich kaum noch einsetzen. Warum also nicht auch bei einem 20-Watt-Amp? Die Gitarristen müssen allgemein heute viel leiser spielen, da praktisch in jeder Kneipe schon eine P.A. steht.

Das Lautstärke-Poti meines Fender Super Reverb funktioniert in den Einstellungen von 1 bis 3 überhaupt noch nicht, dann aber sprunghaft bei etwa 3,5. Bei Einstellung 4 ist der Amp dann eigentlich schon zu laut. Muss ich das Poti tauschen?

Ja, das wäre die beste Lösung. Die meisten Fender Verstärker haben Potis von CTS. Diese gelten zwar als Produkte von hoher Klanggüte und Qualität, leiden aber nicht selten unter extremen Gleichlaufproblemen. In der Regel handelt es sich bei den Lautstärke-Potis um 1-Meg-Typen logarithmisch. Das soll dafür sorgen, dass der Regelweg ganz langsam und gleichmäßig ausfällt. Gerade bei CTS-Potis ist aber oft der Lautstärkezuwachs zu extrem. Besser funktionieren hier Potis der Marke Alpha. Sie lassen sich sehr gleichmäßig regeln und heben die Lautstärke erst bei Einstellungen von 4 bis 6 in kräftigere Regionen. So kann man vor allem in den unteren Lautstärkebereichen besser regeln. Einige Gitarristen, denen ich ein Alpha-Volume- Poti eingebaut habe, berichteten später, ihr Amp sei dadurch leiser geworden. Das stimmt aber nur in den unteren Regelbereichen. Ab Volume 6 sind die Amps dann wieder genauso laut wie mit einem CTS-Poti.

Der Reverb-Regler meines Fender Vibrolux Reverb erzeugt schon bei Volume- Regler auf 1 viel zu viel Hall. Ab Reglerstellung 2 ist der Hall dann schon viel lauter als das trockene Signal und damit unbrauchbar. Ich habe gehört, dass man den Hall durch eine 12AU7 in der Hall-Treiber-Stufe verringern kann.

Hier gilt zunächst die gleiche Regel wie bei den Lautstärke-Potis in der vorherigen Frage. Der Regelweg des Potis hat natürlich großen Einfluss. Daher würde ich zuerst ein neues Poti von Alpha einbauen. Ist der Hall dann immer noch zu stark, ist die Umrüstung auf eine 12AU7 mit schwächerer Verstärkung für den Hall-Schaltkreis tatsächlich eine gute Idee. Der Hall-Kanal wird dadurch jedoch insgesamt zahmer und cleaner, was nicht jedem gefällt. Manchmal löst auch eine neue, weniger empfindliche, Hall-Spirale dieses Problem. Hier gibt es teils große Toleranzen unter den einzelnen Spiralen sogar gleichen Typs.

Alpha-Potis in Bausatz-Amp

Mein Fender Super Reverb hat eine 5U4GB Gleichrichterröhre. Ich habe aber auch schon Amps mit einer GZ34 gesehen. Welche ist nun richtig oder besser?

Je nach Baujahr wurden bei Fender unterschiedliche Gleichrichterröhren für Modelle mit zwei 6L6- oder 6V6-Röhren eingesetzt. Ob das nun aus wirtschaftlichen oder aus klanglichen Gründen geschah, ist unklar. In den 60er-Jahren waren GZ34-Röhren von Mullard erste Wahl bei Fender. Die Produktion dieser Röhren wurde allerdings in den Siebzigern eingestellt. Daher kommen viele Fender-Amps aus dieser Zeit vermutlich mit 5U4GB (meist von RCA). Letztere erzeugen durch einen größeren Innenwiderstand einen höheren sogenannten Voltage-Drop, das heißt die B+ Spannung fällt über die Gleichrichterröhre um etwa 20 bis 30 Prozent mehr ab als bei einer GZ34. Daher laufen die Amps teilweise mit geringerer Anodenspannung an den Endröhren, was einen weicheren und wärmeren Klang mit mehr Kompression erzeugt. Das wurde bald jedoch wieder dadurch ausgeglichen, dass die Netztrafos (hier vor allem die Fender- Export-Modelle mit unterschiedlichen Primärspannungsabgriffen), höhere Spannungen lieferten.

Teilweise lassen sich die beiden Typen nicht untereinander tauschen. Da die 5U4GB einen Heizstrom von 3 Ampere benötigt und die GZ34 nur 1,9 Ampere, könnten beim Tausch auf eine 5U4GB die Netztrafos überlastet werden. Vorsicht also bei kleineren Fender-Modellen wie dem Princeton Reverb oder dem Deluxe Reverb, die ursprünglich mit einer GZ34 ausgeliefert wurden. Steckt man hier eine 5U4GB ein, könnte der Netztrafo zu heiß werden und schließlich abrauchen. Bei Super Reverbs, Vibroverb Reverbs oder Vibrolux Reverbs kann man in der Regel bedenkenlos tauschen und den eigenen Klangvorlieben nachgehen. Wer etwas mehr Kompression bevorzugt, wird sich für die 5U4GB entscheiden, wer einen strafferen Ton mit mehr Dynamik wünscht, wählt die GZ34, die es heute wieder von zahlreichen Herstellern gibt (z. B. TAD, Sovtek oder JJ).

In einem amerikanischen Forum habe ich gelesen, dass man jeden Fender-Amp in einen heißeren Brit-Sound- Amp verwandeln kann, in dem man die Gegenkopplung abklemmt. Ist so ein Tuning zu empfehlen?

Die meisten Fender-Amps haben tatsächlich eine sehr hohe Gegenkopplung, da das typische Klangideal dieses Herstellers bei möglichst maximalem Clean-Sound lag. Dass man Fender-Amps mit klaren Sounds und Marshall- Amps mit rauer Distortion assoziiert, liegt auch an den Unterschieden in der Gegenkopplung. Bei Fender (Blackface und Silverface) wird hier meist ein 820- Ohm-Widerstand verbaut, was eine sehr hohe Gegenkopplung erzeugt, denn durch den geringen Widerstand fließt ein Großteil des Ausgangssignals in die Endstufe zurück und wird hier, vereinfacht gesagt, durch eine Phasendrehung zu größerer Klarheit stabilisiert. Bei Marshall finden wir dagegen Gegenkopplungswiderstände von 27k (JTM45) bis 56k oder sogar 100k (100-Watt Plexi). Der höhere Widerstand sperrt den Rückfluss des Signals am Ausgang in Richtung Endstufe. Daher klingen diese Amps viel lauter, offener und rauer.

5U4GB Gleichrichterröhre in Fender Princeton Reverb

Der Fender Tweed Deluxe oder der Vox AC30 haben gar keine Gegenkopplung. Daher sind besonders diese Modelle für ihre Rauheit bekannt. Für einen Blackface oder Silverface Fender sollte man die Gegenkopplung vielleicht nicht ganz abklemmen. Die Erhöhung des Gegenkopplungswiderstands auf 1,5k oder 2,2k reicht in den meisten Fällen aus, um die Amps etwas frischer und lebendiger klingen zu lassen. Dumble verwendet an dieser Stelle oft 3,9k. Man muss hier eben experimentieren. Es kann auch eine gute Idee sein, ein 5k- bis 25k-Poti neben die Speaker-Buchse in Serie mit dem Gegenkopplungswiderstand einzubauen und die Kopplung damit regelbar zu machen. Das Poti wird in diesem Fall als Rheostat verschaltet, also nur mit Schleifer und Ausgang. So kann man sich aussuchen, wie rau oder „british“ der Fender klingen soll. Einen Marshall macht man so aus dem Fender noch nicht, aber die rauere Richtung wird man zweifellos genießen können. Klemmt man die Gegenkopplung bei einem Fender vollends ab, wird der Amp meist schon zu dick, zu zerrig und damit viel zu rau. Wie so oft kommt es eben auf die richtige Balance an.

 

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TEIL 5

 

Die beiden großen Haupt-Elkos im Fender Twin Reverb°

Nach einigen Jahren Pause möchte ich wieder in einer Band Bass spielen. Ein Freund von mir besitzt einen Fender Twin Reverb, der ja eigentlich für Gitarre konstruiert wurde. Kann man diesen Verstärker auch für das Bass- Spiel optimieren?

Ja, das ist ohne Weiteres möglich. Der Twin klingt schon so wie er ist für Bass ganz brauchbar. Man könnte ihn jedoch mit folgenden Maßnahmen für den Bass- Sound verbessern. Zuerst würde ich empfehlen, den Bass in den Normal-Kanal einzustöpseln, da dieser weniger Gain als der Reverb-Kanal hat. Zusätzlich empfiehlt sich die Verwendung einer 12AY7- oder 5751-Vorstufenröhre. Diese Röhren haben weniger Verstärkung und erzeugen ein klares und konturiertes Bass-Signal. Den Treble-Kondensator (250pF) in der Klangregelung sollte man auf 500pF erhöhen. Das macht das Signal zusätzlich knackiger. Wenn es sich um ein Twin-Reverb- Silverface- Modell aus den Siebzigern handelt, ist die Treiberstufe ohnehin schon für einen stabileren Clean-Sound optimiert. Man erkennt es daran, dass die Gitterleitungen der Treiberröhre zu zwei 330KWiderständen laufen (anstatt 1 Meg-Ohm an Blackface-Modellen). Für Bass eine recht gute Lösung.

Dann könnte man sich die Filter-Elkos im Netzteil anschauen. Hier gab es bei früheren Twin-Reverbs in der ersten Position zwei 100uF-Elkos in Reihe. Spätere Twins hatten an dieser Stelle zwei 220uF-Elkos, was wiederum mehr Stabilität bietet. Einige 100-Watt-Dumble-Amps haben hier sogar bis zu 330uF für maximale Dynamik. Für die dicke E-Saite am Bass ein optimaler Wert. Bei einer Reihenschaltung halbiert sich die Kapazität der Elkos. Bei zwei 100uF-Elkos ergibt das einen Gesamtwert von 50uF bei zwei 220uF-Elkos schon 110uF und so weiter. Grundsätzlich gilt: Je höher die Siebung, desto höher auch die Stabilität und Dynamik.

Jim Kelley Amp mit JJ 6V6 Endröhren°

Auch bei den Endröhren gibt es Spielraum für einfache Modifikationen. Es lohnt sich zum Beispiel, die vier 6L6-Röhren durch 7581A-Röhren zu ersetzen. Diese haben mehr Leistung und Headroom. Sie liefern einen hervorragenden Clean-Ton. Man könnte auch statt vier 6L6 zwei 6550-Röhren einsetzen. Diese Röhren haben Headroom ohne Ende und liefern einen extrem klaren Bass. Da sie allerdings doppelt so viel Heizstrom wie eine 6L6 ziehen, kann man nur zwei davon verwenden, sonst würde der Netztrafo schnell überhitzen und eventuell durchbrennen. Den Ruhestrom der 6550 kann man ruhig großzügig bis etwa 60 mA einstellen.

Den Twin Reverb würde ich für Bass nicht mehr als Combo nutzen, sondern eine externe, geschlossene Box mit leistungsstarken Speakern anschließen. Bei TAD gibt es auch Topteilgehäuse speziell für den Twin. Falls der Twin Reverb aus den späten Siebzigern stammt, umso besser. In dieser Zeit hat Fender diese Amps mit einer sogenannten Ultra-Linear-Schaltung und Brückengleichrichter ausgeliefert. Bei Gitarristen sind diese Amps wegen ihrer angeblich sterilen Dynamik etwas verpönt, für Bass ist diese Schaltung allerdings ideal.

Da ich auf den Sound der 6V6-Röhre stehe, würde ich meinen Super Reverb gerne damit bestücken. Kann man diese Röhren in größeren Fender- Amps überhaupt verwenden?

6V6-Röhren haben tatsächlich einen ganz typischen Sound, der bei vielen Gitarristen gefragt ist. Außerdem haben sie weniger Leistung als eine 6L6 und helfen bei der Reduzierung der Lautstärke. Die meisten 6V6-Röhren vertragen laut Datenblatt jedoch nur Anodenspannungen von 350 bis 390 Volt. Manche Super Reverb (erst recht die aus den späten Siebzigern) haben an den Endröhren bis zu 470 Volt anliegen. Das wäre für die gängigen 6V6-Typen zu viel. Es gibt aber seit geraumer Zeit eine 6V6 von JJ, die bis zu 550 Volt vertragen soll. Diese Röhren laufen zum Beispiel recht zuverlässig in den berühmten Jim-Kelley-Boutique- Amps. Warum also nicht auch in einem Super Reverb? Der letzte Jim Kelley, den ich hier hatte, lief bei 480 Volt!

„Künstliche“ Mittelanzapfung der Heizleitungen°

Den typischen 6V6-Sound erhält man bei diesen hohen Spannungen jedoch nur mit Einschränkungen, da gerade die reduzierte Spannung für den begehrten Crunch-Sound der 6V6 wichtig ist. Dafür gibt es von Mercury Magnetics spezielle Netztrafos mit niedrigeren Spannungsabgriffen. So kann man zwischen hohen und niedrigen Anodenspannungen wählen. Eine ideale Lösung für die Verwendung von 6V6. Mir gefallen diese Röhren bei einer Spannung von etwa 390- 400 Volt am besten. Der Super Reverb wird damit allerdings deutlich leiser. Zudem sollte man wissen, dass 6V6-Röhren eigentlich eine Primär-Impedanz von 8000 Ohm am Ausgangsübertrager benötigen. Auch das ist eine wichtige Voraussetzung für optimalen Sound. Diese Primär- Impedanz haben jedoch alle Marshall- Drake-Typen (und deren Replikate zum Beispiel von TAD, Mercury Magnetics oder Welter) für 50-Watt-Marshalls. Damit klingen die 6V6-Röhren wirklich hervorragend. Ein Umbau dürfte nicht allzu schwer sein.

Mein 1968er Fender Deluxe Reverb hat schon seit jeher ein unschönes 50- Hertz-Brummen. Ich habe schon alle Röhren und Elkos getauscht. Der Brummton ist allerdings geblieben. Er ist übrigens unabhängig von der eingestellten Lautstärke. Woran könnte das liegen?

Meist kommt dieser Brummton von einer falsch verdrillten Heizleitung. Da bei Fender beide Heizleitungen „grün“ waren, kann man gerade bei der Verkabelung der Endröhren die beiden Leitungen verwechseln. Das kann zu dem beschriebenen Brummton führen. Die Heizleitungen sollten an den Endröhren immer an den gleichen Pins verlötet werden, um eine optimale Brummentkopplung zu erreichen. Die Mitarbeiter bei Fender mussten damals schnell und effektiv arbeiten. Daher kann man die gleichfarbigen Leiter leicht vertauschen. Statistisch gesehen ist also mitunter jeder zweite Fender Amp aus den Sechzigern und Siebzigern an den Endröhren falsch verlötet.

Fender Amps aus den späten Siebzigern haben auf der Rückseite ein 100-Ohm-Poti mit der Aufschrift „Hum-Balance“. An diesem Poti kann man die Heizpannung gegen Masse symmetrieren. Ein echter Luxus! Fender Amps aus dieser Ära haben meist keine Mittelanzapfung für die Masse an den Heizleitungen. Daher muss diese nachträglich mittels zweier 100-Ohm-Widerstände pro Heizleitung an Masse installiert werden. Das Balance- Poti ermöglicht nun die Optimierung dieser „künstlichen“ Mittelanzapfung. Da viele frühe Fender- Amps aus USA mit 110- Volt-Trafos plus Mittelanzapfung für die Heizwicklungen ausgestattet waren, laufen diese Amps ohne Brummen. Irgendwann beschließt ein späterer Besitzer in Europa, einen Netztrafo für 220-240 Volt einzubauen. Fehlt diesem Trafo dann die Mittelanzapfung (und das findet man wirklich oft), brummt der Amp. Installiert man jedoch pro Heizleitung (und davon gibt es zwei) je einen 100-Ohm-Widerstand gegen Masse, verschwindet der Brummton wieder. Eine wirklich einfache Maßnahme.

Eine andere Ursache finde ich oft in einem defekten Bias-Elko. Ist dieser durch Überalterung „trocken“, brummt der Amp. Oft wird gerade dieser Elko bei Restaurierungen übersehen. Es kann nicht schaden, beim Austausch einen etwas höheren Kapazitätswert zu wählen. Bei Fender sind das meist 50 bis 70 uF. Ich tausche diese Elkos dann gerne gegen Werte von 80 bis 150 uF mit einer Spannungsfestigkeit von mindestens 100 Volt. Ein frischer Elko sorgt dann meist für Ruhe. Tauscht man diesen Elko selbst aus, muss man unbedingt darauf achten, dass die positive Seite des Elkos an Masse geht. Falls man da einen Fehler macht, explodiert der Elko bereits kurze Zeit nach dem Einschalten. Dann fliegen kleine scharfkantige Aluminium- Splitter durch den Raum und können zu ernsthaften Verletzungen führen. Extrem gefährlich!

Daher sollte man stets mehrfach kontrollieren, ob der Bias-Elko richtig angeschlossen ist. Und das wäre hier tatsächlich „falsch herum“. Soweit zu Fender-FAQs, bis zum nächsten Mal.

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Peavey 6505 Piranha im Test

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peavey-6505

Die kleine schwarze Büchse trägt einen großen Namen. 6505 war mal 5150,  gibt es seit einiger Zeit auch als 6534…, die meisten wissen es: Hinter den kryptischen Zahlen steht ein Genius von Gitarrist, Eddie van Halen. Und dessen charismatischen Sound bekommt man nun mit diesem Winzling hin?! Wer´s glaubt wird selig. Ja, vielleicht, wer weiß.

Okay, um das kurz aufzulösen. 5150 wurde das erste Amp-Modell genannt, das Peavey für Eddie baute, in Anlehnung an das gleichnamige Van-Halen-Album. Als der Deal endete, musste Peavey einen anderen Namen finden. Das 40-jährige Jubiläum des Unternehmens (1965 – 2005) stand dafür Pate. Mit der Zeit wurden weitere Versionen des Verstärkers vorgestellt.

Der 6505+ z. B., der zwei wirklich eigenständige Kanäle besitzt, ein Ableger davon, der 6534, mit EL34 bestückt anstatt 6L6GC. Kürzlich kam der 6505MH auf den Markt – ein Mini-Topteil, das im Test beachtlich auftrumpfte (G&B-Ausgabe 01/2016). Wer die Artikelsuche auf unserer Homepage befragt, der wird sehen: Wir haben sie alle getestet!

Kompakt & aufwendig

Natürlich ist das Konzept minimalistisch. Immerhin ist aber die Ausgangsleistung mit satten 20 Watt an 4 Ohm angegeben. Achtung, Halbleiterendstufe! D. h. bei höheren Impedanzen verringert sich die Leistung auf 15W/8Ohm und nur noch 10 Watt an 16Ohm. Die Vorstufe lässt Abstimmungen lediglich mit drei Parametern zu, Gain, Volume und ein aktiver Mitten-EQ.

Das Gain-Niveau ist umschaltbar, Crunch/Lead, an der Front stehen außerdem noch ein Aux In sowie ein frequenzkompensierter Phones-Ausgang zur Verfügung. Hinten sind Send und Return eines Serieneinschleifwegs, ein einzelner Speaker-Anschluss, eine DC-In-Buche für das Netzteil und der Power On/Off-Schalter zugänglich.

Die halbleiterbasierte Elektronik gruppiert sich um eine ECC83S von JJ. Damit die doch recht aufwendige Schaltung auf so kleinem Raum unterkommt, verwendet Peavey eine Menge SMD-Bauteile. Die Verarbeitung ist absolut einwandfrei, das Gehäuse ist stabil und bei aller Schlichtheit doch formschön. Der 6505 Piranha wird mit einer Transporttasche geliefert

Praxis

Träumer hoffen, dass der Miniverstärker genauso klingt wie sein Vorbild bzw. wie es die Werbung verspricht. Realisten sagen sich „ … kann gar nicht sein, bei den technischen Unterschieden!“. Ich sage: Wenn es möglich wäre, würde es die Physik ad absurdum führen, und das Marktgefüge erst recht. Hallo?

Wenn so ein Knirps das Gleiche könnte wie ein ausgefuchster Vollröhrenverstärker, wo kämen wir da hin?! Solcherdings eingenordet gibt es tatsächlich einiges, worüber man sich beim 6505 Piranha sehr freuen kann. Er trifft durchaus das Timbre seines großen Bruders. Fordernde, offensiv aggressive Hochmitten sind eines seiner Erkennungsmerk male.

Der Kleine macht das eindringlich, zuweilen fast schon penetrant nach. Im Bassbereich geht er eher zaghaft zu Werke, dafür ist die Leistungsausbeute beachtlich. Nein, das reicht nicht für eine korrekt zulangende Metal-Combo, ist aber doch schon ziemlich laut. Die beiden Klangfarben Crunch und Lead überzeugen tonal unter andrem mit schön harmonischen Verzerrungen, die Gain-Reserven sind allerdings niedriger als beim großen 6505 – der Piranha mag es, wie Röhren-Amps, wenn man ihn weit aufdreht, sein Klangbild ist dann dichter.

Ohne SMD-Teile nicht möglich: Viel Elektronik auf kleinstem Raum

Ohne SMD-Teile nicht möglich: Viel Elektronik auf kleinstem Raum°

Der Mitten-EQ arbeitet intensiv (Notch bis Full) und generiert so doch eine respektable Palette an Klangfarben. Ein dicker Pluspunkt gebührt dem Phones-Ausgang, für sein ordentlich abgestimmtes Klangbild: Schön für die Ohrhörer, damit hat man aber auch einen gut klingenden Recording-D.I.-Out zur Verfügung. Der Einschleifweg arbeitet ebenfalls einwandfrei. Nach dem Einschalten empfängt der 6505 Piranha den Spieler leider mit einem recht hohen Grundrauschen. Davon abgesehen traten im Test keine grundlegenden Schwächen zu Tage

Alternativen

So kompakt, mit einem gleichartigen Konzept, gibt der Markt momentan nichts anderes her. Sofern die geringe Größe nicht die entscheidende Rolle spielt, gibt es aber durchaus leistungsstarke Alternativen, allen voran Blackstars ID:Core 40H Stereo Head.

Resümee

Es versteht sich von selbst, dass man bei solchen Micro-Heads gewisse Abstriche nicht nur in der Ausstattung, sondern auch im Klang einkalkulieren muss. Wie eben auch hier beim 6505 Piranha. Absolut gesehen, wirkt sein Ton etwas eng und zuweilen angestrengt.

Dem steht gegenüber, dass er für vergleichsweise kleines Geld den 6505-Sound durchaus respektabel aufgreift, tonal flexibel anbietet, und mit seiner Ausstattung viel Praxiswert liefert – ein praktisches Tool in vielen Lebenslagen sozusagen. Professionelle Ansprüche werden nicht erfüllt, das muss man klar sagen. Ebenso deutlich ist der 6505 Piranha aber empfehlenswert für Kollegen, die rigorose Sounds brauchen und bei kleinem Budget viel Leistung suchen.

Plus

  • Sound
  • Klang des PhonesAusgangs
  • viel Ausstattung b. geringen Abmessungen
  • Verarbeitung/Qualität der Bauteile

Minus

  • hohes Grundrauschen
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Hinweise zu den Soundfiles:

Für die Aufnahmen kam schlicht ein SM57 von Shure zum Einsatz, platziert zwei Zentimeter off-axis vor einem Celestion-Vintage 30 im klassischen 4×12-Cab.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt.

Das verwendete Instrument ist Fender-CS-Relic-Strat-1956 aufgerüstet mit einem Steg-Humbucker JB von Seymour Duncan.

Clip #1 bis #3: Der kleine Amp liefert in sich kompakte Distortion-Sounds, allerdings mit ziemlich schwachen Bassanteilen. Deshalb hört man in den Clips keinen „Druck von unten“. Dem steht gegenüber, dass sich die Verzerrungen schön harmonisch ausbilden. Der Grundcharakter ist im Raum, wenn man den Amp selbst erlebt, schärfer, aufdringlicher.

Clips #4 und #5: Wir hören den Amp mit maximalem Gain, was effektiv um einiges weniger ist als beim großen Bruder. Beim Solieren zeigt sich der Piranha wahrlich bissig, er macht es einem nicht leicht, man muss arbeiten.

Die Clips #7 und #8 präsentieren mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann. #7 volle Suppe, #8 massvoll ausgesteuert um die Akkorde differenzierter erscheinen zu lassen

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

Grossmann Audio SG-WOODBOX

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Tone Research: Mark Knopfler & der Fender Vibroverb 6G16

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1963 Fender Vibroverb°

Heute widmen wir uns einer ganz bestimmten Fender-Schaltung, die aus Sicht des Herstellers eine große Seltenheit darstellt, obwohl sie vor allem für Singlecoil-Spieler sehr attraktiv ist.

Im Mittelpunkt unserer Betrachtung steht der Fender Vibroverb 6G16, der nur wenige Monate im Jahr 1963 hergestellt wurde. Es heißt, es gäbe nur etwas mehr als 500 Exemplare davon. Somit ist er unter Sammlern der begehrteste Fender-Amp überhaupt, und es gibt nur wenige Gitarristen, die so einen Amp gesehen, geschweige denn gehört haben. Vibrolux-Fan Gregor Hilden spielt einen solchen Amp seit geraumer Zeit auf seinen zahlreichen YouTube-Videos. Und wer genau hinhört, nimmt schon einige Unterschiede zu dem sonst von ihm verwendeten Fender Vibrolux wahr.

Der Vibroverb mit braunem Frontpanel war der erste Amp von Fender mit eingebautem Hall. Er wurde nur zwischen Februar und September 1963 hergestellt. Allein das macht ihn zu einer Besonderheit. Und wen wundert’s, Mark Knopfler besitzt natürlich auch eines dieser extrem seltenen Exemplare und benutzt diesen Amp live und im Studio. Wie wir bereits festgestellt haben, gibt es ja nicht „den“ Mark-Knopfler-Amp (so wie es bei Neil Young der Fall war). Daher soll uns der braune Vibroverb als Beispiel dienen, um einen möglichst authentischen oder attraktiven Knopfler-Sound zu formen. Das Gleiche wäre natürlich auch mit jedem anderen Fender-Amp möglich.

Mir ist es gelungen, einen originalen Vibroverb von 1963 sowie einen ebenso interessanten Reissue-Amp von 1992 aufzutreiben. Diese beiden Amps werden wir vergleichen und restaurieren, beziehungsweise modifizieren. Das Reissue-Modell klingt zwar schon ab Werk sehr schön, kann aber mit einem alten Original dennoch nicht mithalten. Bei Fender hat man sich zwar Mühe gegeben, die Zutaten so authentisch wie möglich zu gestalten, der damals relativ günstige Verkaufspreis forderte jedoch seinen Tribut, und so wurde bei der Konstruktion auch gespart.

Mit seinen Schumacher-Trafos und den zwei 10“-Oxford-Lautsprechern kommt der Vibroverb dem 2×10 „Blackface“ Vibrolux allerdings schon sehr nahe. Insgesamt klingt der Vorgänger aber wärmer, weicher und bringt einen schöneren Distortion-Ton. Genau richtig für eine Stratocaster, denn diesen Amp kann man auch „ohne ‘was davor“ hervorragend spielen.

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63 Vibroverb Innen°

Die Gründe hierfür liegen vor allem in der Konstruktion des Phasendrehers. Hier arbeitet beim Vibroverb anstatt einer 12AT7 eine 12AX7, die Gegenkopplung ist weitaus geringer und der sogenannte TailResistor ist mit nur 6,8K weitaus kleiner als beim Vibrolux (22K). Mit dieser Schaltung sind absolut klare Sounds mit einer Humbucker-Gitarre kaum noch möglich, denn dieser Phasendreher bringt mehr Gain. Mit einer Stratocaster oder Telecaster singt dieser Amp jedoch mit einem wunderbaren Sustain. Hinzu kommt, dass die Spannungen in der Vorstufe recht gering ausfielen. Niedrige Spannungen bedeuten an dieser Stelle jedoch weniger Headroom und weniger Höhen an der ersten Vorstufenröhre.

Hier entsteht die Wärme dieser Amps. Die Röhre geht so auch schneller in die Sättigung und zerrt. Und genau das lieben alle Vibroverb-Fans. Man kann aus dem Amp auch schon bei Club-Lautstärke eine verführerische Rauheit herauskitzeln. Und diese wird von denbei den Oxford-Speakern fantastisch übertragen. Diese Lautsprecher gehören zu dem Besten, was Fender damals zu bieten hatte. Sie vereinen die Stabilität eines Keramik-Magneten mit der schillernden Offenheit eines Alnico-Speakers.

Der von mir ausgeliehene Vibroverb war geradezu ein Glücksfall, denn die Speaker dieses Amps klangen noch so klar und stabil wie bei nagelneue Lautsprecher. Der Schumacher 1256A6 Ausgangsübertrager (vgl. Foto) wurde gegen einen Blackface Bassman 4-Ohm-Trafo getauscht. Keine allzu tragische Maßnahme, denn diese Trafos haben deutlich mehr „Eisen“ und spendieren dem ohnehin fantastischen Ton mehr Headroom und Stabilität.

Der Amp war recht einfach zu restaurieren. Er bekam neue Elkos von F&T, ein paar neue Kohlepress-Widerstände und neue Röhren. Das war’s schon. Defekte Tone- und Koppelkondensatoren ersetzte ich durch NOS „Blue Molded“ Ajax-Kondensatoren, die historisch korrekt sind. In dieser Weise aufgefrischt, klingt der Amp jetzt deutlich lauter, als seine 40 Watt vermuten lassen. Richtig laut! Mit meiner Les Paul setzte jedoch schon ab Lautstärke 3 Distortion ein.

Mit einer Stratocaster konnte ich den Amp deutlich lauter aufdrehen (bis etwa Volume 6). Hier war der „Sweetspot“, der die Stärken dieses Verstärkers in ganzer heit, die an einen guten Blackface-Amp erinnert, anderseits ist da auch diese warme, hölzerne Note, die man schon eher im Marshall-Lager ansiedeln könnte. Durch diese Kombination errang der Vibroverb seinen legendären Ruf. Zudem ist dieser Sound noch wesentlich Fußtreter-freundlicher als der Blackface Vibrolux.

Während man bei Letzterem durchaus wählerisch agiert, scheint beim Vibroverb einfach jedes Overdriveoder Distortion-Pedal zu passen. Einfach umwerfend. So gelingen Sounds à la Mark Knopfler, Stevie Ray Vaughan oder John Mayer, die man in dieser Vollendung wohl noch nie gehört hat. Eigentlich eine Schande, das Fender diesen Amp nur so kurz und heute gar nicht mehr baut.

Wobei: So ganz richtig ist das auch nicht. Von 1990 bis etwa 1995 bot Fender den Vibroverb Reissue an (später wurde dieser Amp als Custom Vibrolux mit anderer Schaltung angeboten). Auch dieser Amp stand mir zu einem direkten Vergleich zur Verfügung. Die Neuauflage klang etwas leiser und hatte weniger Headroom als das Original. Auch war sein Ton dunkler und weniger facettenreich. Der Hochton war härter und insgesamt dunkler. Steht einem der direkte Vergleich nicht zur Verfügung, ist der Reissue jedoch auch schon ein wunderbarer Amp, den ich selbst in den Neunzigern lange gespielt und seinen Sound noch in bester Erinnerung habe.

Im Fender-Forum (www.fenderforum.com) erfreut sich dieser Amp daher auch einer riesigen Fan-Gemeinde. Und gebraucht sind diese Verstärker kaum noch zu finden, sie scheinen beinahe ebenso begehrt wie ein Original. Meine Idee war nun, den Vibroverb Reissue so zu modifizieren, dass er näher an das Original heranreicht. Und dazu gibt es zwei Wege. Man könnte den Vibroverb Reissue einfach beiseite stellen und stattdessen einen Fender Vibrolux zu einem Vibroverb umbauen! Man muss hier eigentlich nur die Spannungen angleichen und den Phasendreher auf „Brownface“ umgestalten.

Mark Knopfler bei Youtube

Eine Modifikation, die die Techniker vom Tube Amp Doctor in Worms in den Neunzigern gern vornahmen, um Strat-Spielern einen wärmeren Ton zu spendieren. Der Vorteil daran ist, dass man für vergleichsweise wenig Geld (ein originaler Vibroverb von 1963 kostet mittlerweile weit über € 6000) einen Silverface Vibrolux kaufen und den Umbau für ein paar Hundert Euro durchführen lassen kann. So erhält man einen echten Vibroverb-Sound für knapp unter € 2000. Und das ist schon mal nicht schlecht.

Wer jedoch auch die attraktive Optik des Vibroverbs bevorzugt, muss so vorgehen wie wir und einen Reissue modifizieren. Ich konnte den Besitzer des Vibroverb Reissues davon überzeugen, diese Maßnahme (auch im Dienste dieser Kolumne) durchführen zu lassen. Dazu werden wir schrittweise vorgehen und ermitteln, welchen Klanggewinn die einzelnen Maßnahmen bringen. Die Vibroverb-Fans in den USA bemängeln beim Reissue vor allem die Qualität der Speaker und der Röhren. Zwar war der Nachbau der Oxford-Speaker sicher gut gemeint, die Klangausbeute ist aber im Vergleich mit den Originalen nicht mehr als dürftig. Mit zwei Jensen C10N oder Weber 10F150 bringt man den Reissue in eine neue Dimension. So wird es jedenfalls berichtet.

Wir werden sehen, ob das stimmt. Zuerst habe ich bei „unserem“ Reissue die Röhren getauscht. Die besten Ergebnisse erreichte ich mit zwei TAD 6L6 „Big Bottle“ GC STR, die den Head-room und die Stabilität des Amps gleich um ein gutes Drittel erhöhten. Dazu habe ich einige Vorstufenröhren aus meinem Fundus getestet und wieder einmal festgestellt, dass man für beste Ergebnisse an alten GE-, RCA- oder Sylvania-Röhren nicht vorbeikommt. Sie klingen einfach milder, weicher und klarer als TAD, JJ oder Sovtek. So bestückt und mit den Lautsprechern des alten Originals verbunden, klang der Reissue schon sehr gut.

Der Ton gewann an Größe, Klarheit und Stabilität. Und wie immer im Vergleich mit einem frei verlöteten Original störte eigentlich nur noch diese spröde Härte, die den Reissues mit Platine nun mal zu eigen ist. Auch das haben wir hier schon oft erwähnt. Dieses Phänomen hat nicht „die eine“ Ursache, etwa ein falsches Bauteil, eine falsche Röhre oder eine falsche Spannung, sondern folgt aus der Summe aller verwendeten Bauteile. Elkos, Koppel- und Tone-Kondensatoren oder Widerstände haben nun einmal ihre spezifischen Klangeigenschaften, und die setzen sich bei so einem Amp durch. Ob das nun noch stört oder sich im Bandgefüge unbemerkbar macht, sei dahingestellt.

Wir haben ja in der Vergangenheit am Beispiel eines Custom Twin Reverbs festgestellt, dass man auch ohne größere Eingriffe in die Elektronik, etwa mit dem Austausch der Trafos (mit Mercury Magnetics) und den Netzteil-Elkos (mit F&T) schon eine ganze Menge erreichen kann. Und genau diesen Weg werden wir nun mit dem Vibroverb gehen. Wir werden versuchen, diesen Amp trotz Platinen-Bauweise zum Leben zu erwecken. Unsere Ziele sind mehr Klangfarben und ein wärmerer und angenehmerer Ton. Ich bin schon gespannt…

Kammer Amp im Pedalformat: Tiny K

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Mit dem Tiny K präsentiert Kammer einen vollwertigen E-Gitarren-Verstärker im handlichen Pedalformat. Der Kleine ist durch zwei analoge Kanäle (+ Boost) zu Sounds zwischen klassischem Clean bis hin zu saftigem Crunch in der Lage und trotz schlichtem Design durchaus flexibel. Für Freunde von Effekten steht ein FX-Loop bereit, der auch genutzt werden kann, um den Tiny K als Preamp oder Endstufe (40W) zu verwenden. Hergestellt wird der Boutique-Amp in Deutschland.

Verkaufsstart: ca. 4. Quartal 2017

UVP: € 379

Weitere Informationen auf www.kammeramps.de

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Röhren-Amp: König Blue Note

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Ein paar Jahre ist es jetzt schon her, 2012 war es, als ein seltsam-riesiges Sechskanal-Topteil in der Redaktion Aufruhr machte. Eruption hieß das edle Stück, made by „Preuß´n König“. Besonders Merkmal: Eintaktendstufe mit satten 100 Watt! Der Amp-Dino ist mittlerweile Geschichte. Der Blue Note schlägt nun in eine ganz andere Richtung. Ein geringes Gewicht von nur ca. zwölf Kilogramm, kompakte Abmessungen, zwei Kanäle plus ein paar Extras, das ist genau der Stoff, den viele in ihrem Gitarristen-Alltag wünschen und brauchen.

Preuß’n König lautete der Markenname damals. Eben weil die Macher so hießen, Gunnar Preuß und Harald König. Harald König firmiert inzwischen (wieder) allein unter dem Namen mSW König („mobile Sound Werkstatt“). Als ausgebildeter Radio- und Fernsehtechniker führt er sein Service-Unternehmen für Musikelektronik bereits seit über 20 Jahren. Daneben entwickelt er schon seit Längerem eigene Produkte, u. a. HiFi-Röhrenkomponenten. Interessant für Gitarristen: Neben dem hier vorgestellten Combo/Verstärker ist ein Switcher im Programm, mit dem man vier Amps und zwei Cabinet-Anschlüsse nach Wunsch wechselweise kombiniert in Betrieb nehmen kann (Amp Switcher 4/2, ca. € 469).

Dass der Eruption sich nicht langfristig auf dem Markt würde behaupten können, war eigentlich abzusehen. Obwohl grundsätzlich höchst leistungsfähig, schreckte sicher viele potentielle Interessenten das hohe Gewicht von ca. 33 kg ab. Und für einen solchen Exoten, dessen Wiederverkaufswert schwer abzuschätzen ist, mehr als € 4000 auf den Tisch zu legen, traut sich auch nicht jeder. Harald König ist letzten Endes vielleicht auch gar nicht böse darum, denn der Verstärker war sehr aufwendig in der Fertigung. Der Blue Note schlägt nun, wie oben angedeutet, in eine ganz andere Richtung. Ein geringes Gewicht von nur ca. zwölf Kilogramm, kompakte Abmessungen, zwei Kanäle plus ein paar Extras, das ist genau der Stoff, den viele in ihrem Gitarristen- Alltag wünschen und brauchen.

Solide Substanz

Das Konzept, die Ausstattung ist gewissermaßen Standard für einen auf Vielseitigkeit und hohe Tonkultur ausgerichteten Mehrzweck-Combo. Der gesamte Signalweg ist puristisch in Röhrentechnik gehalten, der integrierte Hall wird von einem digitalen Modul erzeugt, was puristisch veranlagte Gemüter nicht stören sollte, denn der Effektanteil wird ja nur hinzugemischt.

Standard-Ausstattung, Amp-Chassis aus Aluminium°

An der Rückseite sind die Anschlüsse eines seriellen Effektweges zugänglich, eine Buchse für externe Lautsprecherboxen, ein Line-Out bietet das abgeschwächte Signal des Lautsprecherausgangs an. Außerdem befindet sich hier die Footswitch-Buchse, an die der mitgelieferte Zweifach-Fußschalter angeschlossen wird. Das Pedal selbst ist solide, hat aber keine LEDs oder ähnliches als Statusanzeige. Mit nur ca. 3,4 m Länge ist auch das Kabel nicht optimal für die Praxis. Soweit, so normal. Im Detail zeigen sich jedoch spezielle Eigenschaften – hätte mich auch gewundert, wenn Herr König nicht auch dieses Mal mit Innovationsgeist an sein Projekt herangegangen wäre. Ein entscheidendes Merkmal ist in dem Zusammenhang das Tone/Drive-Poti im Channel 2, das auf den Charakter der Verzerrungen Einfluss nimmt.

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Ungewöhnlich ist auch, dass in beiden Kanälen der Mittenregler so funktioniert, dass, je weiter man ihn aufdreht, die Wirkung der anderen beiden Bereiche schwächer wird. Weiteren Einfluss auf das Sound- Geschehen üben die in beiden Kanälen vorhandenen Schalter Tone und Deep aus. Zu guter Letzt erlaubt der Boost- Schalter die Signalverstärkung ganz vorne im Signalweg grundsätzlich anzuheben. Mit Ausnahme des eben erwähnten Tone/Drive-Potis ist die Ausstattung der Kanäle identisch, d. h. beide haben ein Gain-Poti und einen Volume-Regler. Dass sich Harald König wirklich bis ins Detail Gedanken gemacht hat, wie so ein Combo optimiert werden kann, beweist eine eigentlich simple Vorrichtung an der Rückseite. Die untere schmale Rückwandplatte ist an zwei Leisten befestigt die ausgeklappt werden können. Zwei große Flügelmuttern fixieren den Klappbügel. So kann der Combo mit einer Neigung von ca. 45° aufgestellt werden – kleine Ursache, große Wirkung, geschickt! Mal sehen, wie schnell diese Konstruktion Nachahmer findet. Generös fiel die Wahl beim Lautsprecher auf ein teures Alnico-Modell aus Jensens Jet-Serie, der P 12/100 BB, auch Blackbird- Jet genannt (kostet im Einzelhandel ca. € 230).

Gravierte Frontblende°

Ein Combo mit Vollröhrenverstärker in dieser doch schon recht aufwendige Ausstattung für € 1500, da fragt man sich natürlich, ob die Substanz nicht teilweise aus Asien stammt. Aber nein, Harald König betont, dass der Blue Note wirklich komplett in Deutschland hergestellt wird. Ja, es sind sogar lokale Berliner Firmen, die als Zulieferer fungieren. Wenn man sich das Produkt im Detail ansieht, fallen auch keinerlei Sparmaßnahmen auf. Im Gegenteil: Substanz und Machart können eindeutig mit sogar teureren Boutique- Produkten mithalten. Schön für die Anmutung des Combo ist zum Beispiel, dass die Frontplatte nicht bedruckt ist, sondern die Beschriftung graviert/geätzt wird. Wie inzwischen weit verbreitet bei anspruchsvolleren Produkten, ist das Chassis aus Aluminium gefertigt. Im Inneren befindet sich eine große Platine, die (kostendämpfend) mehr oder weniger alle Bauelemente aufnimmt, inklusive der Röhrenfassungen – allerdings bestückt und gelötet von Hand. Die Trafos (Ringkern streufeldarm im Netzteil) liefert die süddeutsche Tauscher Transformatoren GmbH.

… mit Charakter

Meist charakterisieren und positionieren Amp-Marken ihre Produkte mit vergleichenden Aussagen. Häufig werden dabei Verbindungen zu anerkannten klassischen Vintage-Amps/Combos geknüpft. Harald König tut nichts von dem, sondern spricht lediglich davon, dass der Combo im Ton „sehr durchsetzungsfähig, dynamisch und transparent“ sein soll. Okay, ob das stimmt, und was da sehr dynamisch sein soll, werden wir gleich wissen. Man kann sagen, dass sich die meisten Hersteller aktuell beim Sound-Design des Clean-Kanals nach Kraft und Volumen strecken, wobei oft imaginär Blackface- Fender-Amps oder der (bis zum Erbrechen zitierte) Dumble-Overdrive Pate stehen.

Solchermaßen eingegrenzte Idealvorstellungen bauen natürlich ein gewisses Maß an Ähnlichkeit und Gleichförmigkeit auf. Deutliche Unterschiede tun sich jedoch auf, wenn die Ansprache des Amps und die Wirkungsweise der Klangregelung untersucht werden. Ist die Ansprache betont stramm, ungnädig, ehrlich? Oder schmeichelt der Amp dem Spieler bzw. sucht einen Kompromiss zwischen den beiden Welten? Nun, der Blue Note gehört zu dieser letzteren Fraktion, die zwar mit der Lupe nach den Feinheiten im Spiel und tonalen Eigenheiten des Instruments sucht, aber eben doch eine komfortable Nachgiebigkeit entwickelt.

So klar und deutlich die Sound-Formung im Channel 1 ist, verbreitet sie gleichzeitig Wärme und Personality. Es hat einen charismatischen Touch, wie frisch und präzise Vintage-Strats u. ä. hier ihre Reize ausspielen können. Gitarren mit besonders kraftvoller Tonformung, nennen wir das Klischee Les Paul, kommen nicht minder positiv zur Geltung. Unter anderem weil sich schon hier im Clean-Bereich die Boost-Funktion auszahlt. Indem sie eben entweder Nachschub generiert, oder zu heiße Signale zügeln kann.

Erfreulich ist, dass der kleine Combo im Channel 1 ein sattes Bassfundament entwickelt. Der Deep-Schalter (3 Positionen inkl. Neutralstellung) assistiert bei der Dosierung des Tieffrequenzvolumens. Wahlweise tut er nur dies, breitbandig um 300 Hz die Wiedergabe zu intensivieren (Schalter nach unten), oder es erfolgt zusätzlich eine Presence-Anhebung (Schalter hoch). Der Tone-Switch bietet zwei unterschiedlich intensive Höhenanhebungen. Da nun zusätzlich die Klangregelung selbst überdurchschnittlich effektiv in das Geschehen eingreift, bieten sich im Clean- Kanal diverse markante Klangfarben. Das Aufdrehen des Mid-Reglers bewirkt im Übrigen Betonungen der höheren Mittenfrequenzen, die im Sound tendenziell eine süßlich singende Komponente zum Vorschein bringen. Das kräftige breitbandigere Zunehmen der Mittenanteile am Rechtsanschlag des Potis deutet darauf hin, dass dort das Klangregelnetzwerk aus dem Signalweg ausgeblendet bzw. abgeschaltet wird. Was auch ein Boosten des Signals mit sich bringt.

Damit nicht genug, betätigt sich dieser Clean-Kanal nicht nur als Clean-Kanal. Da kommt auch gepflegter Crunch bis sogar Overdrive heraus. Sehr gelungen ist, wie die Röhrensättigungen sich zunächst ganz subtil in das Klangbild einschleichen. Es hört sich in dem Grenzbereich eigentlich noch clean an, bläht sich aber schon auf, bevorzugt in den oberen Mitten. Und der Kanal reagiert feinfühlig auf den Attack des Spielers.

Provoziert man intensiveren Overdrive, zeigt der Blue Note klar seine Identität. Heiseres, rauchiges Timbre, transparent, eine grobe Note in den Höhen, offensiv, füllig aber nicht fett, der Tonfall erinnert ein um das andere Mal an Fenders Tweed-Modelle und die nachfolgende Blonde/Brown-Ära. Wenn die Röhrensättigungen deutlicher werden, zeigt sich was Harald König wohl mit „sehr dynamisch“ meint. Im Overdrive sackt die Wiedergabe nicht ein, der Ton zerrt und wird kompakter, komprimiert aber wenig bis gar nicht.

Damit wissen wir auch schon viel darüber, wie sich der Channel 2 benimmt. Die Gain-Reserven liegen ungleich höher, sprich die Distortion kann sehr intensiv sein. Damit streift der Blue Note durchaus die Gain-Ebene des Hard’n’Heavy- Genres. Die Distortion ist aber nicht muskulös und „druckig“ genug, um dort völlig überzeugend zu bestehen. Selbst wenn die Verzerrungen so eingestellt sind, dass sie sehr dicht klingen, wirken die Sounds eher noch luftig und feingliedrig als mächtig. Im Höreindruck liegt indes einige Aggressivität, denn der Blue Note ist insgesamt tendenziell höhenlastig und mit einem „drängelnden“ Hochmitten-Peak abgestimmt (kommt beim Combo wegen des Alnico-Jensen prägnanter zum Vorschein als z. B. an einem Greenback). Eine Kompression, die das Sustain unterstützt, ist, wenn überhaupt, nur sehr geringfügig ausgebildet.

Wie Carlos S. mit lang ausklingenden Lead-Noten zu jonglieren, ergibt sich auf diesem Wege nicht. Der Channel 2 zeigt aber frühzeitig, bei relativ geringen Lautstärken, die Neigung, in Feedback-Obertöne umzukippen. Schön für Gitarristen, die gerne „oldschool“ mit ihrer Tonformung arbeiten. Die Variabilität des Channel 2 gewinnt ansonsten erheblich durch den Tone/Drive-Regler, der mit seiner Fähigkeit, die Verzerrungen schärfer oder weicher wirken zu lassen, durchaus eine Art Alleinstellungsmerkmal darstellt. Das lebendige, maßvoll offensive Naturell des Channel 2 empfiehlt ihn unterm Strich für gemäßigte Stilistiken. Er kommt konsequent und mit viel Kultur auf den Punkt, wenn er den Blues singen darf. Er empfiehlt sicher ferner für Pop, Fusion-Jazz, und Country-Lead-Styles, wie man sie von Brent Mason oder dem legendären Danny Gatton hört.

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Der digitale Hall des Blue Note ist grundsätzlich qualitativ gelungen, kann die Sounds fein abrunden und wurde in den Kanälen homogen ausbalanciert. Ob er gefällt? Klar, Geschmackssache. Die Ausklingzeit ist relativ lang und nach dem Impuls einer kurz gespielten Note hört man zwei/drei Shatter-Reflexionen. Kann dem einen oder anderen, wenn er den Effekt einfach so für sich hört, etwas künstlich vorkommen. Aber Achtung, man sollte sich von so einer Situation nicht täuschen lassen! Im Kontext einer Band nimmt man den Effekt meistens anders wahr. Zum Beispiel, weil man das Shattern dann als etwas erlebt, das den Ton dicker macht.

Wenn etwas an einem Verstärker keinesfalls Geschmackssache ist, dann ist dies die Funktion eines Einschleifweges. Er sollte neutral funktionieren, den Ton nicht kolorieren und keine Probleme im Signalpegel aufwerfen. Das ist hier der Fall. Als Vorteil zahlt sich aus, dass der FX-Loop das Signal vor den Volume-Reglern des Amps auskoppelt. Pegelunterschiede lassen sich so unproblematisch angleichen. Letzte positive Meldung: Der Blue Note erzeugt in auffällig geringem Maße Nebengeräusche, zum Beispiel auch praktisch null Netzbrummen.

Alternativen

Mehrkanalige Röhrencombos mit 1×12“- Bestückung gibt es zuhauf auf dem Markt. Logisch, wo das doch eine der gefragtesten Produktgruppen sein dürfte. In dem Getümmel hebt sich der Blue Note durch sein Sound-Design ab – und durch die Tatsache, dass er über zwei wirklich separate Kanäle verfügt, während viele Mitbewerber mit einer Klangregelung auskommen müssen.

Resümee

Klein, leicht … großartig. Bei maximaler Transportfreundlichkeit bietet der Combo eine souveräne Tonentfaltung mit markantem, eigenem Charakter. Klangliche Variabilität wird groß geschrieben. Zudem erzeugt das Leichtgewicht einen respektablen Schalldruck. Auch die Verarbeitung punktet satt im Plus. Nur der Fußschalter (keine Status- LEDs, relativ kurzes Kabel) wirft einen kleinen Schatten auf das Endergebnis. So stehen sich Preis und Leistung in einem ganzen und gar vertretbaren Verhältnis gegenüber. Das gilt im Übrigen auch für das Topteil, das nur sensationelle 5,7 Kilogramm wiegt!

Plus

  • Sound, Qualität, Variabilität
  • Dynamik, Ansprache, obertonfreundlich, harmonisches Zerrverhalten
  • Ausstattung
  • sehr geringes Gewicht
  • sehr geringe Nebengeräusche
  • Verarbeitung, Qualität der Bauteile

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, für den Raumklang ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, platziert nahe vor dem Speaker des Combos.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine Signature Les Paul „Lee Roy Parnell“ aus Gibsons Custom Shop.

Zu den Clips gibt es wenig anzumerken, ausser: Wenn man hört wieviel Fülle in seinem Ton zu hören ist, möchte man gar nicht meinen, dass der Blue Note ein in den Abmessungen besonders kompakter Combo ist. Darin liegt eine seiner entscheidenden Stärken.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 06/2017

Vox VX50-Serie: 3 neue Combos

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VOX-VX50

Mit der VX50-Serie präsentiert VOX gleich drei brandneue Combo-Amps. Alle drei der kompakten 50-Watt-Verstärker sind mit einer innovativen Röhrentechnologie ausgestattet. Nutube heißt das Ganze und soll sich von der Obertonstruktur nicht von einer herkömmlichen Röhre unterscheiden lassen (mehr dazu im Test des Vox MV 50 CL Amps). Der Clou ist, dass die Nutubes besonders effizient mit der Leistung umgehen und dabei weitaus kompakter und zuverlässiger als eine herkömmliche Röhre sind.

VX50 AG – Akustikgitarrenverstärker

VOX-VX50_AG VOX-VX50_AG_front VOX-VX50_AG_top

Das extra entwickelte Bassreflex-Gehäuse ist speziell für die Verstärkung von akustischen Gitarren ausgelegt. Der Instrument-Kanal ist mit einer 3-Band-Klangregelung (BASS, MIDDLE und TREBLE) ausgestattet und verfügt über einen Chorus- und Reverb-Effekt. Die Effekte können wahlweise einzeln oder gemeinsam genutzt werden.

Äußerst praktisch ist, dass ein zweiter Kanal – mit Phantomspeisung –  zur Verfügung steht, um ein Mikrofon anzuschließen. Auch hier stehen Bass- und Treble-Regler zur Verfügung und auf Wunsch könnt ihr euren Gesang mit Reverb bearbeiten. Außerdem ist die Endstufe mit einem Limiter ausgestattet, um Übersteuerungen zu verhindern.

Zusätzlich habt ihr die Möglichkeit über den AUX-In eine externe Audioquelle anzuschließen oder über den Kopfhörerausgang auch mal etwas leiser zu spielen und dabei trotzdem Zugriff auf die Effekte zu haben.

VX50 BA – Bassverstärker

VOX-VX50_BA VOX-VX50_BA_front VOX-VX50_BA_top

Durch die 4-Band-Klangregelung (BASS, LO MID, HI MID, TREBLE) bietet dieser Combo flexible Möglichkeiten um euren Bass-Sound zu formen. Zusätzliches Sustain, gibt’s mit dem COMP-Schalter, der den Kompressor aktiviert. Und für alle unter euch, die auf ordentlich Verzerrung stehen, gibt’s einen DRIVE-Schalter. Damit ist es möglich, den Sound im Obertonbereich etwas anzureichern oder brachial zu verzerren.

Auch hier gibt’s wieder die Möglichkeit, eine externe Audioquelle via AUX (z. B. eine Drummaschine) anzuschließen oder eure Kopfhörer einzustöpseln.

 

Tubeamp-Finity: 64 Amps VS 64 Boxen auf dem Guitar Summit

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Endlich liegt uns die volle Liste der Amps vor, die Musik Produktiv vor Ort zum Testen anbieten wird. Darunter sind auch einige Premieren, die man deutschlandweit, europaweit oder gar weltweit zum ersten Mal wird testen können. Verdrahtet wurde das Ganze übrigens mit nicht weniger als 1800 Meter (!) Kabel.

Die Neuheiten:

Peavey Invective 120 (der erste in Deutschland)
alle Synergy Amps, Preamps und Module (die ersten in Europa)
Diezel VH-2, Big Max Topteile
Revv Amp Generator MKII Versionen
Friedman Dirty Shirley und Buxom Boost Pedale (die ersten überhaupt)
Wampler The Doctor und Ethereal Pedals
Diezel VH4-2 Pedal
ENGL Inferno Marty Friedman Topteil

Die komplette Liste:

Ampete One
Blackstar Artisan 100
Blackstar Series One 104 6L6
Blackstar Series One 104 EL35
Bogner Atma
Bogner Goldfinger 45
Bogner Helios 100
Bogner Telos
Bogner XTC
Diezel Big Max
Diezel Hagen
Diezel Paul
Diezel VH-2
ENGL E606 Ironball
ENGL E642/2 Invader 2
ENGL E645/2 Powerball 2
ENGL E766 Inferno
EVH 5150 50Watt Head
EVH 5150 Lunchbox II
Fender Bassbreaker 007
Fender Bassbreaker 45
Friedman BE100 Browneye
Friedman DS40 Dirty Shirley
Friedman JJ Jerry Cantrell
Friedman Runt 50
Friedman SB50 Smallbox
Friedman SS100 Steve Stevens
Hughes&Kettner GrandMeister Deluxe
Hughes&Kettner TriAmp MKIII
Hughes&Kettner TubeMeister Deluxe 20
Hughes&Kettner TubeMeister Deluxe 40
Laney GH100R
Laney Ironheart
Marshall 1959HW
Marshall 1959SLP
Marshall 2061X
Marshall 2245THW
Marshall 2555X
Marshall DSL100H
Marshall JCM800-2203
Marshall JTM45
Marshall JVM410H
Mesa/Boogie Dual Rectifier
Mesa/Boogie TC50
Orange Dual Dark
Orange Rockerverb 50
Peavey 6505
Peavey 6505 Mini Head
Peavey Classic 20 Mini Head
Peavey Invective 120
Positive Grid Bias Head
Randall EOD88 Head
Randall RD100H
Randall Satan Head
Randall Trasher 50 Head
Revv Dynamis
Revv Generator 120
Revv Generator 7/40
Victory Sheriff 22
Victory V130
Victory V30
Victory V40
Victory V40 Deluxe
Victory VX Kraken
diverse MORGAN Amps
diverse Egnater Amps
ALLE Synergy Amps und Module
Wampler, Friedman, Bogner, Diezel und Morgan Pedale
Friedman Gitarren

Das sorgfältige Anchecken von Amps und Boxen ist gut und notwendig, will man sein klangliches Spektrum gezielt erweitern oder verbessern. Aber das Antesten selbst ist oft unbefriedigend, weil man die einzelnen Systeme nicht wirklich und direkt miteinander vergleichen kann.

Wir kennen doch alle das Szenario: Bis man sich im Musikladen seines Vertrauens von dem einen Amp zum anderen umverkabelt hat, ist der letzte Höreindruck schon tiefste Vergangenheit, bevor der nächste Amp zu dröhnen beginnt. Noch schlimmer, weil noch unbequemer, ist das Vergleichen von Boxen miteinander, denn das ist oft mit einem Abtauchen hinter Amp- und Boxenwände verbunden. Auch das dauert zu lange und ist zu unpraktisch, um einen objektiven, zeitnahen Vergleich zu gestatten. Wäre es da nicht schön, wenn man einfach alle möglichen Amp- und Boxenkombinationen im Raum per Knopfdruck umschalten könnte?

Gedacht, getan

Genau dieses Problem haben die Macher von Musik Produktiv vor einigen Jahren beim Schopf gepackt und zusammen mit Peter Arends von der Fa. Ampete eine einzigartige Schaltmatrix entwickelt, die es eben erlaubt, beliebig viele Amps und Boxen direkt auf Knopfdruck miteinander vergleichen zu können! Und das nicht etwa nur mit festgelegten Amp-/Boxen-Kombinationen, sondern kreuz und quer. Also Engl-Amp mit Laney-Box, Laney-Amp mit Marshall-Box, Friedman-Amp mit Vox-Box usw. Da bis zu zwei Boxen gleichzeitig angewählt werden können, ist also auch ein Antesten und Vergleichen von Stacks oder bestimmten Boxenkombination kein Problem mehr. Amp Heaven!

Das Ampete Switching System ist modular aufgebaut, jedes einzelne Modul ermöglicht den Anschluss von acht Amps und acht Boxen, bis zu 99 Module können miteinander verbunden werden. In der Version, die Musik Produktiv auf dem Guitar Summit installieren wird, werden acht Module verbaut, sodass sich dort nicht weniger als 64 Amps und 64 Boxen in allen denkbaren Kombinationen auf Knopfdruck direkt miteinander vergleichen lassen! Wie praktisch, dass dabei die jeweils letzte Schalt-Entscheidung als undo/redo immer auf einem Fußschalter anliegt, sodass man, ohne die Finger von der Gitarre zu nehmen, den jeweils zuletzt angewählten Sound mit dem neu eingestellten per Fuß abrufen und damit – praktisch mitten im Riff – unmittelbar in Sekundenschnelle vergleichen kann. Dennis Schock, der Leiter der Gitarrenabteilung von Musik Produktiv, erzählt, wie besonders überrascht die Kunden vom unterschiedlichen Klang der Boxenseien. Auch dann, wenn die Lautsprecher-Bestückung identisch sei, klängen die Boxen teilweise sehr unterschiedlich. Selbst die klanglichen Auswirkungen unterschiedlicher Bespannstoffe der Frontseite ließen sich dank des direkten Umschaltens deutlich nachweisen!

Matrix

Die Matrix – per Knopfdruck beliebig Amp mit Box kombinieren und loslegen!

Das System selbst arbeitet ohne Schalt-Nebengeräusche und – dank eines integrierten, hochwertigen Buffers – trotz der vielen Kabelmeter ohne jegliche Klangverluste.

Musik Produktiv hat zusammen mit Ampete verschiedene Versionen dieses Switching Systems entwickelt. Z. B. das 222-System für zwei Amps und zwei Boxen, oder das kleinere 221 für zwei Topteile und eine Box. Interessant ist auch das 444-System, bei dem nicht nur vier Amps und vier Boxen, sondern auch die vier Einschleifwege der Amps beim Hin- und Herschalten mit berücksichtigt werden. Warum das so wichtig ist, erklärt Schock so: „Fährt man mit Topteil 1 einen Sound mit einem Delay und schaltet dann um auf Topteil 2, dann ist bei Topteil 1 das Delay noch in Betrieb und schickt sein Signal auf die Endstufe. Hier liegt aber zu dem Zeitpunkt keine Last mehr an, was den Amp unter Umständen zerschießen kann.“

Musik Produktiv und das Ampete Switching System sind der Mittelpunkt der Amp World auf dem Guitar Summit. Hier werden in aller Ruhe und in voller Lautstärke Amps und Boxen aller wichtigen Marken gegeneinander antreten – zum ultimativen Sound-Vergleich, gerne auch in Form eines Blindtests! „Da werden hohe Erwartungen an teure Geräte und niedrige an günstigere umgangen bzw. ausgeblendet“, sagt Schock. „Das führt dann dazu, dass sich plötzlich die erstaunlichsten Amp/Boxen-Kombinationen als das Optimum für den jeweiligen Musiker erweisen.“

Jetzt Tickets für den Guitar Summit sichern! 

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Tube-Amp und Cab: Morgan PR12 + 112 Cab im Test

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Morgan – wer den Namen hört, denkt zuerst vielleicht an edle britische Oldtimer-Sportwagen. Dass unter dem Namen Gitarren-Amps auf dem Markt sind, wissen/wussten bislang u. U. nur die Gearheads der Gemeinde. Made in USA mit viel Handarbeit: Morgan-Verstärker und -Boxen sind auf ihre Art nicht minder exklusiv als die zitierten Automobile.

Joe Morgan ist wie so viele andere amerikanische Boutique-Builder über das Reparieren und Tunen dazu gekommen, eigene Produkte auf den Markt zu bringen. Das Programm stützt sich auf klassische Amp-Designs von Vox, Marshall und Fender.

Die Derivate sind natürlich in verschiedenerlei Hinsicht optimiert und den heutigen Ansprüchen angepasst. Es handelt sich jedoch durchweg um gradlinige, einkanalige Konzepte. Besonders interessant dürften für den einen oder anderen die Modelle mit der Kennzeichnung „RCA“ sein, weil sie in der Endstufe unterschiedlichste Röhren akzeptieren (6L6, 6V6, EL34, KT66, KT77, 6CA7). Was Lautsprecherboxen angeht, hat Morgan lediglich zwei hinten offene Bautypen im Programm, ein 1×12“- und ein 2×12“-Cabinet, die entweder mit dem G12H-75 Creamback oder dem Alnico Gold von Celestion bestückt sind. Dazu gesellt sich eine spezielle Recording-Box, das „Chameleon ISO Cab“, das – auch wieder vor dem genannten G12H – an Schwanenhälsen zwei Mikrofone aufnimmt und durch eine kleine verschließbare Portöffnung bei Bedarf den Speaker ventiliert arbeiten lässt. Morgan hat außerdem ein Overdrive- und drei Fuzz- Pedale im Programm. Bekommt man im Übrigen alles bei Musik Produktiv, die uns auch unseren Test-Amp zur Verfügung gestellt haben, thänx!

Feinste Substanz

Den PR12, den es übrigens auch als Combomodell gibt, beschreibt Joe Morgan als einen „amerikanischen Amp der 60er- Jahre“, der diejenigen Modifikationen besitzt, die von seinen Kunden am meisten gefragt wurden. Der Bauart nach zu urteilen, hat er den Blackface-Fender- Princeton-Reverb (1964 – 1967) zum Vorbild genommen und erstarken lassen, indem er ein kräftigeres Netzteil als Basis benutzt und außerdem ausschließlich ausgesuchte Top-Bauelemente verwendet, wie z. B. speziell für ihn gefertigte Trafos von Mercury Magnetics und Koppelkondensatoren von Valvestorm, den Typ Synergy Royal Mustard. Nomen est omen, die sind natürlich Replikas der Mustard-Kondensatoren, die z. B. Marshall in der Zeit der Plexi-Modelle und auch noch später verwendete (der Name Mustard bezieht sich auf deren senffarbene Gehäuse).

Die Vollröhrenschaltung ist wirklich eine, durch und durch, denn auch die Gleichrichtung der Wechselspannung übernimmt eine Röhre, die 5AR4/GZ34. Dem Federhall (kleines System von Mount, PRMOD- 8AB2A1B) wurde als Modifikation gegenüber dem Vorbild ein Dwell-Regler gegönnt, mit dem der Aufsprechpegel im Eingang des Federsystems verändert werden kann (den haben z. B. auch Fenders Vibro-King und Reverb Unit).

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Standesgemäß könnte man sagen, weil in der Boutique-Szene inzwischen ja sehr verbreitet, ist die Elektronik in einem Chassis aus gebürstetem Aluminium untergebracht. Innen ruht in der Mitte eine Glasfiberplatte, mit Kontaktösen versehen, an denen die Bauteile bzw. die Kabel Verdrahtung kontaktiert sind. Hier gibt es nicht das Geringste zu mäkeln. Die Verarbeitung ist vom Allerfeinsten. Wir würden es allerdings begrüßen, wenn der Wechselstromnetzschalter nicht einpolig, sondern zweipolig wäre, damit gewährleistet wäre, dass beim Ausschalten stets beide Adern, Nullleiter und Phase, mit Sicherheit von dem Gerät getrennt sind (je nachdem wie der Netzstecker Kontakt findet, kann hier in dem Istzustand die Phase im Netztrafo anliegen obwohl der Amp eigentlich ausgeschaltet ist). Und in Sachen Ästhetik: Warum wird ein viel zu langes, allerdings sehr hochwertiges Verbindungskabel zum Hallsystem verwendet, einfach aufgewickelt und nicht passend maßkonfektioniert?!

Das Chassis ist stehend in einem dünnwandigen Schichtholzgehäuse verschraubt. Dessen grob gewirkter Gewebebezug macht einen äußerst strapazierfähigen Eindruck. Aus meiner subjektiven Sicht ist das Design ein willkommener Lichtblick im weit verbreiteten Tolex- Allerlei – ja, schon klar, Geschmackssache, und wer will, kann die Teile auch im üblichen schwarzen Kunstlederdress bekommen. Das Logo übernimmt die Funktion der weit verbreiteten Pilot-Lampe; es leuchtet, wenn man den Amp in Betrieb hat.

Schlicht aber optisch edel in der Machart ist auch das Cabinet. Es ist aus verzahnten finnischen Birkenschichtholzplatten gefertigt, steht auf vier dicken Gummifüßen, oben ist ein großer Koffergriff angebracht. Das ist es, keine Schutzecken, kein Luxus, an der Rückseite auch nur eine einzige Klinkenbuchse. Der G12H- 75 Greenback wird mithilfe von Einschlaggewinden von hinten montiert, die schwarze Gewebefrontbespannung ist nicht abnehmbar.

Fünf Sterne Ton

Wenn der Name Princeton schon einmal gefallen ist, liegt es natürlich nahe, Vergleiche anzustellen. Ich sage aber „Lasst es sein Kollegen!“ Der PR12 hat in seinen Klangeigenschaften mit dem allseits geschätzten Vintage-Vorbild nicht mehr viel zu tun. Allein schon weil er mit seiner erstarkten Dynamik und dem 12-Zoll-Lautsprecher (statt 10-Zoll) auf halbem Wege zum Pro Reverb ist. Aber auch und vor allem wegen seiner anders gearteten Sound-Merkmale, worin sich die spezifischen Konstruktionsdetails niederschlagen.

Stichwort Dynamik, gleichzusetzen mit Kraft und Ansprechverhalten. Während ein Princeton schon in einer halbwegs lauten Band kläglich zu kämpfen hat und nur schlankes Tonvolumen entfaltet, kann sich der PR12 in Sachen Lautstärke/ Schalldruck wesentlich besser behaupten. Natürlich nicht Clean, sondern hoch ausgesteuert im Overdrive-Betrieb.

Gerade recht werden die meisten sagen, wenn sie Blues spielen, wofür der Tonpurist mit seinen überaus harmonischen Sättigungsverzerrungen wie ideal geschaffen scheint. Aber Obacht, die Lautstärke muss wirklich passen, diesbezüglich ist der Arbeitspunkt – typisch für Amps/Combos dieser Gattung – wenig variabel, sprich wenn erst einmal im Overdrive angekommen, ändert sich die Lautstärke nur noch wenig, primär variiert die Intensität der Verzerrungen.

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Im Bassbereich macht dem Morgan in seiner Klasse kein Mitbewerber etwas vor. Straff, satt-voluminös, energisch ist das Klangbild und der PR12 geht auch nicht in die Knie wenn ihn eine fette Paula o. Ä. füttert. Der Amp bleibt bis in die Vollaussteuerung hinein differenziert. Allerdings verändern die Tonepotis auf dem letzten Drittel des Volume-Regelweges ihre Wirkung. Treble variiert nicht mehr nur den Höhengehalt, sondern dosiert parallel wie dicht und vordergründig die Sättigungsverzerrungen zu Ohren kommen. Wovon ich in solchen Zusammenhängen öfter spreche, dass sich das Klangbild sozusagen aufbläht, geschieht auch hier, fürwahr auf allerliebste Weise. Toll wie sich der Anschlagsbiss entwickelt und der Spieler mit Anschlagsstärke und Position an den Saiten den Sound manipulieren kann. Das ist lebendige Ansprache und Tonkultur par excellence. Der Bassregler verhält sich ähnlich. Er entscheidet ab einem bestimmten Punkt mehr darüber, wie korpulent das Klangbild in seinem Volumen ist, als über den Bassdruck im Schall.

Die Overdrive-Verzerrungen schleichen sich äußerst subtil in das Klangbild hinein. Man nimmt sie zunächst gar nicht vordergründig wahr. Sie kolorieren zunächst nur den Ton. Bevor dies eintritt, liefert der PR12 großartige Clean-Sounds. Großartig, weil kraftvoll mit viel Körper, großartig aber auch, weil die Sound-Formung auf ihre in den Höhen leicht offensive Art maximal kultiviert wirkt. Die Transparenz ist hoch entwickelt, der Amp verleiht den Tönen eine räumliche, plastische Tiefe. Wie glockig und kristallklar eine gute Vintage-Strat/-Tele hier ihren Charme verbreiten kann! Ein bisschen von dem wohl klingenden, gut abgestimmten Federhall dazu, dann erlebt man, warum nach wie vor viele Gitarristen so sehr auf analoge Röhrentechnik schwören und eben nicht zu digitalen Alternativen greifen mögen.

Die optimal ausgereizte Ansprache und Transparenz schlägt sich auch in den Overdrive-Regionen nachhaltig nieder. Selbst bei Vollaussteuerung werden die Tonabnehmerkombinationen (entsprechend wertiger) Gitarren markant und charakterstark abgebildet. Die Zwischenstellungen der Stratocaster profitieren sehr davon. Intensive Röhrensättigung, die Endstufe an ihrer Leistungsgrenze, fast immer macht in dieser Situation der gute alte Federhall schlapp. Doch nicht hier. Joe Morgan hat die Problematik bestens in den Griff bekommen. Vollgas ist kein Problem, selbst dann ist der Reverb noch von hohem Gebrauchswert. Ich finde, dem PR12 haftet im Zerrcharakter einiges von der sogenannten britischen Sound-Kultur an. Wohldosiert allerdings, dezent, er beißt nicht in den Ohren, obwohl er aggressive Komponenten im Ton mit sich trägt. Vielleicht ist das der Grund, warum er sich auch so ausgesprochen gut mit Distortion-Pedalen verträgt. Wieder einmal muss ich die Box-of- Rock von Zvex empfehlen; sie und der PR12 bilden ein charakterstarkes Team, das prägnant und präzise artikuliert durchaus an den Rand der High-Gain-Gefilde vorstößt. Fulldrive/Fulltone, Okko Diablo, Big Muff/EH, diverse Fuzzes usw. … hab vieles probiert, der Morgan kann das, kommt tonal voll auf den Punkt.

Nur das Nötigste an Bord, einziger „Luxus“ ist das in dem Konzept wirklich sehr sinnvolle Dwell-Poti°

Dass ihm nichts Giftiges anhaftet, bewies die Testphase an unterschiedlichen Speakern und Cabs: Stets verhielt er sich höchst manierlich, selbst an meiner so brillanten Alnico-4×12-Box (Weber Bluedogs). Grundsätzlich kann der Amp solche großen Boxen energiereich antreiben, doch die Kombination mit seinem 1×12-Cab erwies sich immer wieder als die charakterstärkere, lebendigere Lösung.

Die beiden harmonieren in ihrem Zwiegespräch sehr gut, ergänzen sich und optimieren die Dynamik (die an 4×12- Boxen im Vergleich eher etwas flacher als besser wird). Die Box klingt ausgewogen, füllig, groß, präzise wie kontrolliert, und ist in diesem Setup ziemlich laut.

Ganz am Schluss kommt die einzige Meckereinheit: Purismus schön und gut und hier qualitativ ja auch bestens entwickelt, aber gerade wegen dieses Konzepts vermisse ich einen regelbaren Line- Out, mit dem man z. B. externe Effektgeräte ansteuern könnte, die dann über einen zweiten Amp/Combo verstärkt würden – Stichwort Pseudo-Stereo. So ein Ausgang lässt sich aber zum Glück für relativ kleines Geld nachrüsten.

Alternativen

Die Boutique-Szene ist gut bestückt mit Produkten dieser Art. Der PR12 zeichnet sich allerdings durch den kultivierten Federhall besonders aus. Andere Hersteller verzichten darauf häufig. In dieser Preisklasse einen direkten Gegenspieler zu nennen, fällt daher schwer. Wer auf den Hall verzichten kann findet eher – allerdings in nicht wirklich deckungsgleiche – Alternativen, z. B. von Dr. Z. Wer Fenders ’68 Princeton Reverb-Reissue in Erwägung zieht, hat zweifellos einen hochwertigen Combo im Fokus, der tönt aber längst nicht so hochgezüchtet und kommt auch in Sachen Substanz und Bauweise (Platine usw.) nicht an den PR12 heran.

Resümee

Feiner Stoff für Tonpuristen. Der Morgan PR12 hat sich im Test als ein klanglich und qualitativ als völlig überzeugendes High-End-Produkt erwiesen. Ein Vintageorientierter Amp mit dem gewissen Extra an Sound-Kultur, variabel, charakterstark, prägnant, elegant in Kombination mit OD-/Fuzz-/Distortion-Pedalen. In dem voluminös und sehr ausgewogen abstrahlenden 112-Cab findet der PR12 einen perfekten Partner. Das heißt im Umkehrschluss, die Box ist auch für sich genommen sehr empfehlenswert. Fast das Beste an alledem ist: Daran gemessen was die Boutique-Konkurrenz zum Teil für ihre Produkte verlangt, sind Amp und Box im Preis doch zivil angesetzt. So kann das Fazit, trotz fehlendem Line-Out, nur positiv ausfallen: Preis und Leistung stehen sowohl beim PR12 als auch bei der 112 in einem gesunden Verhältnis.

Plus

  • Sound, bestechende Qualitat
  • Dynamik, Ansprache, Transparenz, sehr obertonfreundlich
  • sehr harmonisches, reaktives Zerrverhalten
  • Leistungsreserven
  • warmer „Rohren“-Hall m. Dwell-Regler
  • 112 Cab: sehr ausgewogen im Klangbild, fur die Grose im Ton erfreulich voluminos
  • geringe Nebengerausche
  • sehr gute Verarbeitung, Qualitat der Bauteile

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, beide nahe platziert (ca. 2 mm off-axis) vor dem G12H-75 Creamback/Celestion des Combos.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuerte die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine und eine Signature Les Paul „Lee Roy Parnell“ aus Gibsons Custom Shop.

Der PR12 ist einkanalig ausgelegt, ganz traditionell. Clean und Crunch im direkten Wechsel kann man nicht von ihm bekommen. Entweder Clean-Overdrive, oder Overdrive-Crunch,  gesteuert durch das Guitar-Volume, für eine der beiden Ebenen muss man sich entscheiden. Das OD-Anzerren  macht der Amp sehr feinfühlig mit einer schönen Koloration der Höhen. Bei voller Distortion wird der Bassbereich ziemlich schmutzig, wie man in Clip 8 hört.

Clip 9 präsentiert den Federhall des PR12, sehr gediegen, nicht wahr?

Im Clip 10 hören wir mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann. Zuerst die Les Paul, dann die Strat: Ja, man wundert sich, die Strat klingt hier weicher als ihre dicke Schwester, nur weil am Amp die Höhen ein bisschen zurückgedreht sind – so kommen Klischees ins Wanken.

Ich wünsche gute „Unterhaltung“ und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über ordentliche Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 06/2017

Live@GuitarSummit: Kemper Profiler Workshop mit Thomas Dill

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Was hat der Kemper Profiler alles auf der Bühne drauf? Dieser Frage geht Thomas Dill in seinem Workshop auf dem Guitar Summit nach! Außerdem erhältst du  praktische Tipps zum Sound-Einstellen, Programmieren von Performances und Monitoring…

Du hast noch keine Zeit gefunden, beim Guitar Summit vorbei zu schauen? Kein Problem: Wir streamen Workshops live auf Facebook. Wir berichten außerdem von den vorgestellten Gitarren und Bass Highlights – folge uns einfach auf Instagram!

Line6 AMPLIFI 30, Modeling-Amp im Test

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Ein Gerät für den Schreibtisch das einfach alles kann, was man als Gitarrist so braucht? Die Idee ist nicht neu, aber Line6 will sie noch konsequenter verfolgen als viele Firmen bisher. Bluetooth, App, USB, alles am Start!

Line6 AMPLIFI 30 Modeling-Amp oben

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Die Amplifi-Serie von Line6 ist für unsere Leser natürlich nichts neues. So könnt ihr den Test des Amplifi 150 von Kollege Thomas Berg gratis auf unserer Website lesen. Und da es sich hier grob gesagt „nur“ um den kleineren Vertreter der gleichen Gerätegattung handelt, ist in dem Test auch schon fast alles erklärt. Hier also nochmal der Schnelldurchlauf:

Konzept

Beim Amplifi 30 handelt es sich um einen kleinen Desktop-Verstärker, der sich unaufdringlich, aber doch mit eigener optischer Note, in jedes Wohnzimmer integrieren lässt. Mit einem sehr ähnlichen Konzept ist Yamaha seit Jahren mit der THR-Serie erfolgreich. Da Yamaha nun seit rund drei Jahren der neue Eigentümer von Line6 ist, bot es sich vermutlich an, das hauseigene Erfolgskonzept auch auf die Tochterfirma auszurollen. Der Amplifi 30 verstärkt so nicht nur eine eingestöpselte Gitarre, sondern nimmt auch Signale per Bluetooth entgegen. Hier kann er sich mit Android- (ab 4.2) und iOS-Geräten (ab iPhone 4S) verbinden. Zudem ist ein Kopfhöreranschluss vorhanden, der komplett stilles Üben ermöglicht. Vervollständigt wird das Paket durch eine USB-Buchse, welche aktuell Firmware Updates ermöglicht und in Zukunft auch direkt zum DAW-Recording genutzt werden können soll. So macht der Amplifi sowohl als kleine BT-Box für jedes beliebige Zimmer, als auch als „Ideenbox“ und schnelle Aufnahmemöglichkeit für den (Recording-) Schreibtisch eine gute Figur.

Sounds und Umsetzung

Line6 weiß auf jeden Fall mit einer einfachen Bedienung zu überzeugen. Die Bedienoberfläche des Amps ist klar gestaltet und dank der vier Presets, die direkt auf der Oberseite angewählt werden können, muss man auch nicht immer die App bemühen. Letztere ist übrigens recht selbsterklärend, sodass es nicht weiter ins Gewicht fällt, dass sie in der Anleitung nicht vorgestellt wird. Generell ist das Manual sehr kurz geraten und weist mehrere Fehler auf. Das abgebildete Panel der Bedienelemente ist leicht falsch und es werden Potis erwähnt, welche es nur beim großen Bruder gibt. Sei’s drum. Wichtiger: Wie funktioniert das Teil und was kann nun rauskommen aus den zwei kleinen Vierwege-Speakern? Also laut können sie auf jeden Fall werden. Das kann schon mal für eine kleinere Hausparty reichen. Leider klingt abgespielte Musik immer etwas indirekt und bedeckt. Das kann man natürlich über einen EQ und die Aufstellung kompensieren, aber andere Bluetooth-Speaker machen das deutlich besser. Diese Eigenschaft bleibt auch im Gitarrensignal präsent. Allerdings kann man hier mit sämtlichen Möglichkeiten der Tonregelung eingreifen und erzielt so einen – für diese Gerätegröße – durchaus akzeptablen Sound. Für den kleinen Jam im Wohnzimmer und das Ausprobieren von Ideen auf jeden Fall geeignet.

Line6 AMPLIFI 30 Modeling-Amp Eingänge Ausgänge

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Line6 hat sich große Mühe mit der Bereitstellung von guten Presets gemacht. Und dies ist wirklich positiv hervorzuheben. Die Sound- Vorschläge sind hierbei in diverse Kategorien gegliedert. So gibt es Presets, welche sich an berühmten Songs orientieren, Presets die Amps abbilden, oder auch Presets für bestimmte Stilrichtungen (Indie, Rock, Acoustic … ). So kann man sich einfach erste Inspirationen holen und dann mit Hilfe der App den Sound feintunen. Das hat in meiner Anwendung auch schnell und zuverlässig geklappt. Natürlich hat man bei einer Bluetooth-Verbindung immer einen gewissen zeitlichen Versatz zwischen der Einstellung eines Reglers und der Auswirkung auf den Sound. Aber wenn man sich daran erst mal gewöhnt hat kann man die Sache ganz entspannt vom Sofa aus vornehmen (jetzt noch ne Funkanlage für die Gitarre … ).

Line6 AMPLIFI 30 Modeling-Amp Poti

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Die E-Gitarrensounds kommen zwar nicht in die Nähe aktueller Top-Of-The-Line- Modeler (wie bspw. das hauseigene Helix System, ein Axe Fx II oder ein Kemper Profiling Amplifier), aber hier steht auch mehr der kurzfristige Spaß oder der günstige Einstieg in die weitreichenden Modeling- Möglichkeiten im Vordergrund. Dementsprechend sind auch nicht die gleichen Amps und Effekte an Board wie beim Helix. Das könnte ein Amplifi vermutlich schlichtweg nicht rechnen. Leider ist die großartige Gibson EH-185 Simulation des Helix somit auch nicht verfügbar. Das hört sich nun aber negativer an, als es ist: Twin, AC30 und Co. klingen schon in etwa so wie man sich das vorstellt. Untereinander etwas ähnlicher und weniger dynamisch als die Originale, aber man muss auch immer den Preis im Auge behalten. Die Acoustic Presets funktionieren sowohl mit E-Acoustics, als auch mit Piezo Systemen, wie bspw. aus meiner Parker Fly, ziemlich gut und geben einen authentisch verstärkten Klang wieder. Die Effekte wissen positiv zu überraschen. Gerade die etwas abgedrehteren Sachen, wie der Synth oder das Sample&Hold wissen zu überzeugen.

Line6 AMPLIFI 30 Modeling-Amp Poti

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Was mich persönlich gestört hat ist, dass die App bei der Installation sehr viele Rechte möchte. Und will man dann Musik per BT über den Amplifi abspielen, muss man sich auch noch bei Line6 einloggen. Warum? Vermutlich, damit einem zum Song passende Presets vorgeschlagen werden können. OK, verstanden. Die Presets sind mal mehr, mal weniger hilfreich. Als ich „Swerve City“ von den Deftones abspielte, gab es ein Preset genau für diesen Song – und das war gar nicht mal so übel. Auch für Billy Talent (die Billy Talent III gab es ja sogar direkt ohne Gitarrentracks zum Mitspielen) finden sich brauchbare Presets. Bei exotischeren Bands kommt der Algorithmus naturgegeben nicht mehr mit, aber was soll‘s. Wenn sich ein passender Sound findet hast du Glück, wenn nicht, hast du Spaß und die Herausforderung, einen eigenen zu bauen und kannst ihn direkt mit allen teilen.

Resümee

Es gibt bessere Bluetooth Boxen als den Amplifi. Es gibt bessere Gitarrenamps als den Amplifi. Aber eine so umfangreiche Kombination aus beidem, mit dieser einfachen Bedienbarkeit ist nicht so leicht zu finden. Der Amp liefert brauchbare Sounds, die vielen für das Wohnzimmer und erste Songentwürfe ausreichen werden. Auch durch die schiere Anzahl an Amps und Effekten wird sich der Amplifi viele Freunde machen. Hier kann man Stunden mit dem Einstellen seines Sounds verbringen – oder einfach ein Preset wählen.

Die Möglichkeit, ein Line6-Floorboard anzuschließen wertet den Amp sogar zum Notfall(!)-Gig-Begleiter auf. Und auch wer eine externe Audioquelle analog per Aux-In anschließen möchte kann das natürlich tun. Dazu noch die Möglichkeit, per Kopfhörer zu proben oder (potentiell zukünftig) per USB aufzunehmen: Vielseitigkeit ist hier eindeutig Trumpf. Und bei der Größe gibt’s auch keinen Ärger, weil man „schon wieder neues Musikzeug gekauft hat“.

Line6 AMPLIFI 30 Modeling-Amp Übersicht

Plus

  • Vielseitigkeit
  • Unaufdringlichkeit
  • Effekte

Minus

  • Ampsounds klingen ähnlich
  • Musikwiedergabe nicht neutral

Aus Gitarre & Bass 06/2017

DV Mark DV Little GH 250

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Röhren-Amp

DV Mark  ist in beiden Welten aktiv, die Italiener bauen reine Röhren-Amps, puristisch oder aufwendig mehrkanalig, genauso wie Verstärker in Halbleitertechnik. Letztere bietet den Vorzug auf kleinem Raum viel Leistung generieren zu können. Quod erat demonstrandum, bittesehr, diese „Pralinenkiste“ drückt 250 Watt auf dem Prüfstand.

Bei unserem Testkandidaten ist die Buchstabenkombination „GH“ signifikant.  Sie stehen für den Namen Greg Howe, seines Zeichens geschmackvoll eigenwilliger Gitarrist der Band Maragold. Er arbeitet schon länger mit DV Mark zusammen. So gibt es bereits seit 2014 ein Röhrentopteil, das aus der Kooperation entstanden ist. Heißt wie die Band, Maragold.

Über die Fähigkeiten des DV Little GH 250 gibt mein ausführlicher Testbericht in der aktuellen  Ausgabe unseres Gitarre&Bass-Magazins detailliert Auskunft. Ich habe außerdem –wie immer bei solchen Tests- einige Soundclips  eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten des Topteils vermitteln.

Hinweise zu den Soundfiles

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, platziert vor einem Celestion-Vintage 30 im klassischen 4×12-Cab.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt.

Die verwendeten Instrumente sind Fender-CS-Relic-Strat-1956 aufgerüstet mit einem Steg-Humbucker JB von Seymour Duncan und eine Steinberger GL4-T (Clip 5).

Clip 1 bis 4: Der DV Little GH 250, obwohl ein reiner Halbleiter-Verstärker, klingt erfreulich „röhrig“ und verbreitet kraftvolle Dynamik.

Clips 5 und 6: Wir hören den Clean-Kanal. Im Clip 6 sind die fünf Tonabnehmerpositionen der Strat zu hören.

Clip 7 präsentiert den internen Reverb-Effekt des DV Little GH 250.

Clip 8: Mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter (die Verzerrungen selbst sind hier gemeint, nicht die Frequenzkurve) der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

>>Den kompletten Test gibt es in unserer aktuellen Ausgabe<<<

Kultivierter Kraftbruder: EVH 5450lll LBXll Head

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5150, die Zahl hat Geschichte geschrieben und ruft auf der Stelle eine Zeit wach, da E-Gitarrespielen eine radikal neue Dimension erfuhr. Ein dabei freundlich entspannt lächelnder junger Mann vollführte etwas, das sich Tapping und Legato-Style nannte, in höchster Virtuosität, und zeigte der Gemeinde wo ab sofort der Hammer hing. Dauerte nicht lange, da hatte Peavey ihm einen Amp auf den Leib geschneidert, massig Gain und Power, damals ultra-ultimativ – eine Neuzeitlegende ward geboren.

Ja, und weil das so ist, und wohl jeder weiß worum es hier geht, muss ich die Historie um Eddies Brownsound und nicht wieder detailliert auf den Tisch bringen, nicht wahr? Fakt ist, Eddies Deal mit Peavey lief 2004 aus. Er nahm den Namen 5150 mit, fortan bietet Peavey den Amp als Modell 6505 an.

Das Logo 5150 tauchte aber alsbald wieder auf. Fender war jetzt Partner -und ist es bis heute-, was wohl damit zusammenhing, dass zuvor die Kultmarke in Zusammenarbeit mit Eddie eine Signature-Strat auf Basis seiner Frankenstein entwickelt hatte. Hat gepasst, das Teamwork, und so war auch die Tür zum Entwickeln eines neuen 5150 offen. Fenders Werk in Mexiko stellte das Projekt auf die Beine. Eine komplette Neukonstruktion, nun sogar mit den Initialen des „Tapping-Chefs“ als Markennamen, im Ton noch massiver, kompromisslos   in der Dynamik und den Gain-Reserven. Dem ersten großen, dreikanaligen 100 Watt-Topteil folgte alsbald einen kleinerer, etwas abgespeckter 50Watt-Head. 2014 kam das erste Lunchbox-Modell heraus. Neuerdings kann man den 100-Watt-Big-Head in einer EL34-Version bekommen. Und der jüngste Spross in der Familie stellt sich hier dem Test.

Ausführlich Auskunft über die Fähigkeiten des EVH 5150III 15W LBXII Head gibt mein Testbericht in der aktuellen Ausgabe unseres Gitarre&Bass-Magazins. Ich habe außerdem –wie immer bei solchen Tests- einige Soundclips  eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten des Topteils vermitteln.

Hinweise zu den Soundfiles

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, das AM11 von Groove-Tubes/Alesis und das C414 von AKG, platziert vor einem Celestion-Vintage 30 im klassischen 4×12-Cab.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuerte die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine Steinberger GL4-T.

Clip 1 und 2: Der LBX-Head ist quasi aus der Art geschlagen. Er ist kein naher Verwandter des  großen Dreikanal-Topteils, sondern schlägt im Sound eine eigene Linie an. So ist er in der Lage im Green-Channel echte Cleansounds zu erzeugen, und zwar mit schöner Wärme und Präzision in der Detailzeichnung.

Clip 3 bis 6: Auch der recht heiße Blue-Channel  steht nicht in der bisher bekannten Tradition der 5150-Modelle. Er schlägt weichere Töne an, hat aber immer noch etwas Derbes. Dabei bietet er viel Gain und deckt ein breites Einsatzgebiet ab, von Blues bis Metal.

Die Clips 7 und 8 stellen den Amp mit meinem Referenz-Riff (RefRiff) vor, das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den (Zerr-) Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

 

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

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