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Channel: Gitarrenverstärker – GITARRE & BASS
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Gitarren-Amp: Sound wird ab einem bestimmten Volume undeutlich

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Q: Ich spiele meine Gitarren hauptsächlich über einen Fender Princeton Reverb ‘65 Reissue. Ich mag den Ton des Amps, insbesondere auch den Hall, im Bereich von 2 bis 3 sehr. Allerdings habe ich das Problem, dass der Sound ab ca. Volume 5-6 instabil und undifferenziert wird. Besonders die Bässe verlieren jegliche Kontur. Welche Mittel gibt es, den Sound etwas stabiler zu machen?

Marco Rustemeyer (G&B-Leser)

A: Der Fender Princeton Reissue ist ein netter, kleiner Amp, der eigentlich ganz gut klingt. Je nach angeschlossener Gitarre kann es aber eben jenen Verlust der Kontrolle bei den Bässen geben. Schuld daran sind mehrere Dinge. Zum einen die Röhrenauswahl (die verbauten Sovteks sind zwar robust, aber tonal eher mittelprächtig), zum anderen, dass der Bias bei früheren Ausgaben über einen Festwiderstand eingestellt (spätere Modelle haben ein Poti) und demnach nicht optimal eingestellt werden kann, sowie an dem 10″-Jensen-Lautsprecher. Ich würde dem Amp zuerst einmal andere Endstufenröhren gönnen, hier liegt mein persönliches Faible bei den TungSol 6V6 RI für klassischen 6V6- Sound, diese dann nicht zu heiß einstellen (falls möglich) und zu guter Letzt den Phase Inverter (die letzte Röhre vor der Endstufe) durch eine 12AT7/ECC81 ersetzen. Das bringt schon ein bisschen mehr Kontrolle im Bass. Noch mehr macht sich der Austausch des Lautsprechers bemerkbar.

Wenn du bei dem serienmäßigen 10″-er bleiben willst, könntest du einen Weber 10F150T installieren (für einen klassischen Blackface- Sound) oder auch einen WGS G10C (wenn’s eher rocken soll) bzw. WGS G10C/S (wieder eher klassisch). Damit wird sich der Amp schon etwas stabiler verhalten. Um ihn allerdings noch weiter zu optimieren, müssen die Eingriffe tiefer ansetzen, wozu man in der Regel besser einen erfahrenen Techniker konsultiert. Diese Punkte wären dann:

  1. Umbau auf einstellbaren Bias, falls noch nicht vorhanden
  2. Upgrade der Elkos im Netzteil von Illinois nach F&T und zugleich Verdoppelung des ersten Elkos auf 40μF
  3. Ersetzen der Schallwand durch eine Version mit 12″-Ausschnitt und Einsatz eines 12″-Lautsprechers (Jupiter 12SC für klassische Blackface- Sounds, WGS G12C für eher moderneren Sound mit etwas weniger „Sparkle“ dafür kräftigeren Mitten)
  4. Ersatz des etwas kleinen Ausgangsübertragers durch eine größere Version wie z. B. der ClassicTone 40-18090, Hammond 1750H oder Allen TO-22.

Ob du soviel in deinen Princeton investieren willst, solltest du aber genau abwägen.

Slick Steve


Aus Gitarre & Bass 01/2017


Mesa Engineering Triple Crown 50, Tube-Amp

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Mesa, der Name verpflichtet. Die Jungs und Mädels in Petaluma haben einen Ruf zu verteidigen. Was die machen, muss zu 100% topfit sein, Durchhänger können die sich nicht leisten. Wir dürfen also davon ausgehen, dass uns der Triple Crown 50 auch wieder feinste Qualitäten kredenzt. Aber welche? Und was genau sind seine speziellen Finessen?

Ausführlich Auskunft über die Fähigkeiten des Mesa TC-50 Combo gibt mein Testbericht in der aktuellen  Ausgabe unseres  Gitarre&Bass-Magazins. Ich habe außerdem –wie immer bei solchen Tests- einige Soundclips  eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten des Topteils vermitteln.

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, nahe platziert vor dem Celestion-Vintage 30 des Combos.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuerte die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine Steinberger GL4-T.

Der Clean-Kanal des TC-30 ist breitbandig leistungsfähig. Von ganz klaren unverzerrten Sounds bis hin  zu schon recht intensive Overdrive reicht das Angebot (Clips 1 – 3).

Die anderen beiden Kanäle LO und HI sind im Charakter zeichnen sich durch charakterstarke markante Mittenspektren aus. Schon der LO-Kanal erlaubt satte Lead-Distortion und benimmt sich sehr obertonfreundlich. HI liefert quasi Ultra-Gain, hyperintensive Verzerrungen, bei überraschend wenig Nebengeräuschen (Clips 4 – 8).

Clip 9 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann. Clip 10 und 11 verdeutlichen wie sich der Sound ändert wenn man den Sound-Switch in den Kanälen Clean und LO von Norm auf Drive bzw. Tight umstellt.

Ich wünsche gute „Unterhaltung“ und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über ordentliche Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

MLC Subzero 100 MKII + 412 Retro 30 im Test

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„Mark L Custom Guitar Electronic“ lautet der vollständige Name des Herstellers, der im Nachbarland Polen seinen Sitz hat. Bei uns im Michelland vermutlich noch vielen Kollegen unbekannt, ist MLC kein Newbie auf dem Markt und hat bereits ein umfangreiches Programm im Angebot. Wir stellen das Amp- Flagschiff vor, das u. a. mit MIDI-Steuerung auftrumpft.

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Tatsächlich hat Marek Laskowski (Mark L) schon im Jahr 2002 begonnen sein Unternehmen aufzubauen. Es standen aber zuerst gar nicht Verstärker auf der Agenda, sondern MIDI-Controller, Patchbays und universelle Stromversorgungssysteme. Erst 2007 begann er sich überhaupt mit der Sound-Formung, sprich Amps, zu befassen. I2012 startete die Entwicklung der Subzero- Linie, die mittlerweile neben unserem Testkandidaten ein 60-Watt-Topteil und einen 2×60-Watt-Stereo-Head umfasst, sowie eine ausgefallene Kreation namens 9/18 die die Tugenden des Marshall- Plexi-Superlead und des Vox AC30 in sich vereinen soll; müssen wir uns baldigst auch einmal vorknöpfen. Außerdem sind 19“-Preamps im Programm, verschiedene Boxen und spezielle Line-Mischer für größere Guitar-Rigs.

Konstruktion

Eine monströse Erscheinung, groß und mächtig wirkt der Subzero 100 MKII. Logisch, aufwendige Röhrentechnik braucht einfach Platz. Und MLC sorgt mit der Bauhöhe des eleganten Gehäuses und den Lochblechgittern an Front und Rückseite natürlich auch für einen gesunden Wärmehaushalt. Schließlich heizen dem Gehäuse vier EL34 und fünf 12AX7- Röhren ein. Wir haben es mit purer Röhrentechnik zu tun. Halbleiter finden sich im Signalweg nur in der FX-Loop-Sektion, wo sie – nebenbei bemerkt – einfach nur für die korrekte elektrische Anpassung sorgen, mit linearer Verstärkung, im Prinzip vollkommen klangneutral. Die Vorstufe ist in zwei separate Sektionen aufgeteilt, Clean und Crunch, die über identische Regelbereiche verfügen. Da sie mit Crunch gekoppelt ist, kommt die dritte Sektion, Lead, ohne die Dreibandklangregelung aus, d. h. hier sind nur die Gain-Intensität und die Lautstärke (das Poti Lead) variabel. Außerdem hat jeder der drei Kanäle einen dreistufigen Bright-Schalter, mit dem je zwei unterschiedlich intensive Höhenanhebungen aktiviert werden können.

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Wie es mittlerweile Usus ist bei modernen Röhrentopteilen, verfügt der Subzero 100 MKII nicht nur über den klassischen Presence-Regler, sondern besitzt auch ein Poti, dass die Dynamik der Basswiedergabe variiert (Depth, links außen). Auf der anderen Seite der Frontplatte sehen wir zwei alternativ aktivierbare Master-Volumes, die allerdings erst in Betrieb gehen, wenn man den eben bereits erwähnten seriellen Einschleifweg aktiviert – Bypass manuell oder per Fußschalter möglich (siehe unten). Zusätzlich ist im FX-Return-Weg der Signalpegel regelbar.

An der Rückseite sehen wir sonst noch zwei Lautsprecheranschlüsse mit umschaltbarer Impedanz (4, 8 oder 16 Ohm) und zwei DIN-Buchsen. Das ist das Tüpfelchen aufs „i“: der Amp hat eine MIDI-Schnittstelle, über die die Schaltfunktionen adressierbar sind. Als da sind die Kanalanwahl, FX-Loop-On/Off, Master- Volume-Umschaltung und Mute. Dieselben wie bei dem sehr hochwertig gearbeiteten Schaltpedal, das mit einem knapp sechs Meter langen Kabel ausgerüstet ist.

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An einem Miniatur-Drehschalter kann der MIDI-Kanal bestimmt werden. Achtung, ich betone es noch mal, damit keine Missverständnisse aufkommen: Der Subzero 100 MKII besitzt keinen Programmspeicher, in dem Einstellungen abgelegt werden können. OK, nächster Schritt, Substanz checken, aufschrauben, Chassis raus, gucken was sich hinter der schnieken Fassade (der Amp ist im Betrieb innen rot beleuchtet) verbirgt. Oopps, darauf war ich nicht gefasst. Röhren-High-Tech, penibelste Verarbeitung nach höchsten Standards. Was das angeht, kann es der Subzero 100 MKII locker mit der Hautevolee der Boutique-Szene aufnehmen. Dementsprechend hochwertig sind die verwendeten Komponenten wie z. B. die beliebten Mallory M150 als Koppelkondensatoren (das sind die, die hinter dem Ausgang einer ECC83/12AX7 o.a. die Gleichspannung sperren und nur das Nutzsignal durchlassen). Um das Wechselstrombrummen so niedrig wie eben möglich zu halten, werden die Vorstufenröhren sogar mit stabilisierter Gleichspannung geheizt, technisch aufwendig gelöst. Macht alles einen sehr guten zuverlässigen Eindruck. Zwei Details sind aber doch eher unschön. Die Kontakte der Speaker-Ausgangsbuchsen packen für meine Begriffe den Stecker zu zaghaft und es irritiert auch, dass das Holzgehäuse des Amps allein schon mehr als zehn Kilogramm wiegt und damit das Gesamtgewicht unnötig in die Höhe treibt (ca. 26 kg). Vielleicht entschädigt dafür ja, dass man die Wahl zwischen acht verschiedenen Tolex-Farben hat (u. a. gelb, grün und orange).

Praxis

In den Vorgesprächen zu diesem Test hat MLC nachdrücklich darum gebeten, eine Box mitschicken zu dürfen. Hhmm, muss eigentlich nicht sein, dachten wir uns. Aber OK, einverstanden. Als ich das Stack dann zum ersten Mal gehört hatte, war klar, warum das der Firma so wichtig war. Die beiden zusammen erreichen tonal eine Qualität, die mit einem normalen 4×12-Cabinet nicht unbedingt zum Vorschein kommt. Dabei zeigt das Subzero- Cab vordergründig gar keine Besonderheiten. Die Schallwand ist angeschrägt eingesetzt und die Schutzbespannung vorne ist – für das Mikrofonieren immer sehr erfreulich – abnehmbar. Aber sonst keine Besonderheiten. Abmessungen, Materialien und der Retro 30-Speaker von WGS/USA (Warehouse Guitar Speaker) ergänzen sich offenbar einfach günstig (optionale Speaker-Typen: Heritage G12M o. G12H, Scumback Ceramic).

Eine fett voluminöse und stets sauber kontrollierte Basswiedergabe, die die Dynamik des Verstärkers bestens unterstützt und eine betonte Frische in den oberen Mitten und Höhen, die sich unprätentiös und bei aller Transparenz ganz und gar nicht giftig ausbildet sind das Ergebnis. Was nach Gegenchecks mit anderen Amps ein kurzes Zwischenfazit zeitigt, nämlich, dass diese 4×12-Box sehr empfehlenswert ist. So, damit habe ich gleichzeitig schon angekündigt, dass auch der Subzero 100 MKII einiges für den Pluspunktekasten bereithält. Im Clean-Kanal erzeugt er fein ziselierte Klänge, HiFi-präzise im positivsten Sinne, warm mit großem Volumen, stramm in der Dynamik, trotzdem angenehm im Spielgefühl. Ein wesentlicher Teilaspekt seiner Qualität ist die Tatsache, dass er homogen in subtile Anzerrungen hineingleitet. So entsteht eine lebendig reagierende Quasi-Clean- Ebene, die eine Spur nachgiebiger auf Attacks reagiert. Dank der effizient arbeitenden Klangregelungen brillieren in dem Kanal Vintage-Strats genauso wie kraftvolle Gitarren à la Les Paul und Konsorten.

Die beiden Distortion-Sektionen mischen britische Charakteranlagen mit heißen Gain-Bereichen und modernen Tonelementen. Letztere zeigen sich darin, dass in den oberen Frequenzbereichen die Verzerrungen besonders intensiv sind, damit Obertöne und Feedbacks begünstigen, aber auch eine durchsetzungskräftige Schärfe erreichen. Das Interessante und Angenehme daran: Trotzdem wirkt die Tonformung nicht übermäßig angriffslustig, hart oder bissig. Nein, der Subzero 100 MKII singt hier im übertragenen Sinne wie der selige Boogie MKI. Wir reden vom Lead-Kanal, der ultra-heiß ausgelegt ist, viel Kompression erzeugt, und doch die Konturen der Noten sehr präzise darstellt und gedämpft gespielte tiefe Noten kraftvoll pulsieren lässt. Beim Solieren wirkt der Sound des Kanals letztlich auch gar nicht übermäßig verzerrt. Noch schöner, den Subzero 100 MKII muss man nicht laut spielen, damit er auflebt, er klingt auch relativ leise gespielt sehr gut.

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Der Basis-Sound und die Art der Ansprache ist im Lead- und Crunch-Kanal sehr ähnlich. Lead agiert allerdings ungleich kraftvoller im Mittenbereich. Den Crunch-Einstellungen bekommt die luftigere Ausprägung natürlich. Denn komplexere Akkorde können sich so viel harmonischer ausbilden. Und sie tun es bravourös. Was so weit geht, dass man sich mit dem Amp auch in den klanglichen Gefilden eines John Mayer bewegen kann. Unter anderem dank der erfreulich reaktiven Ansprache. Im Übrigen erzeugt auch die Crunch-Sektion diese Art AC30- Brillanz. Und Crunch hat soviel Gain-Reserven, dass der Kanal vermutlich bei vielen Anwendern schon als Lead-Kanal durchgehen würde. Fragt sich noch, wie denn die beiden Kanäle mit der gemeinsamen, wiederum erfreulich variablen Klangregelung zurechtkommen. Nun, die Abstimmung erwies sich grundsätzlich als praxisgerecht. Je nach Einstellung, waren nach dem Umschalten zu Lead die Höhen etwas unterbelichtet, aber das ließ sich mit dem Bright-Schalter im Handumdrehen ausgleichen.

Auch in den weiteren Funktionen gibt sich der Subzero 100 MKII keine Blöße. Die Umschaltvorgänge gehen dezent vonstatten, ohne störende Nebengeräusche. Der Einschleifweg funktioniert ebenfalls elegant. Allerdings ist der Return Level-Regler nicht in der Lage, in der FX-Kette verringerte Signalpegel aufzuholen, sprich es gibt hier keine nachhaltige Nachverstärkung. Wer die Leistung des Amps ausschöpfen will, muss darauf achten, dass er in etwa am 0dB-Niveau bleibt. Oder einkalkulieren, dass er zwischen dem letzten Effektgerät und dem Return eventuell einen Line-Booster anschließen muss. Ein letzter Hinweis gilt der Anwendung mit unterschiedlichen Instrumenten. Wegen der hohen Gain-Intensitäten sind Singlecoil- Gitarren kritisch, es brummt natürlich unsäglich in Spielpausen. Ich sage mal, ohne Humbucker am Steg läuft wenig. Geradezu ideal wirkte der Amp im Zusammenspiel mit der Les Paul und elektrisch artverwandten Solidbody-Gitarren. Mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser waren die Ergebnisse bei aktiven Pickups.

Alternativen

Er hat nicht ganz soviel Höhen, aber im Charakter ähnelt der Subzero 100 MKII durchaus dem AFD100, den Marshall für Slash gebaut hat. Mit dieser Ausrichtung kommen als Alternative grundsätzlich alle Amps moderner britischer Klangausrichtung in Frage. Doch ich gebe zu bedenken: Der Subzero 100 MKII ist schon ziemlich speziell im Ton, charakterstark, insbesondere im Kombination mit dem 4×12-Cab. Genau so bekommt man das woanders nicht.

Resümee

MLCs Debüt in unserem Magazin hinterlässt einen bleibenden Eindruck, einen durch und durch positiven. Im Sound modern ausgerichtete High-Gain-Distortion, die den Ton des Instruments wahrt und Charakterstärke beweist, ein hochtransparenter und doch warmer Clean- Kanal, das trifft im Ton den Zeitgeist energiereicher Rockstilistiken auf den Punkt. Stimmiges Konzept, sehr gute Verarbeitung, keine Frage, das Preis-/Leistungsverhältnis ist zweifelsfrei gesund. Das gilt auch für das so souverän aufspielende 4×12-Cabinet, das man übrigens auch als Leergehäuse kaufen kann.

Plus

  • Sound & Variabilitat
  • Dynamik/Transparenz & Durchsetzungs vermo gen
  • hoher Schalldruck
  • MIDI-Schaltfunktionen
  • Ausstattung & Konzept
  • geringe Nebengerausche
  • wertiges Schaltpedal inbegriffen
  • Tonkultur des 4×12-Cabinets
  • Verarbeitung & Qualitat der Bauteile

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis als Raum-Mikro und ein C414 von AKG, nahe platziert vor der Subzero-Box.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und abgemischt. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuert die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine 1957-Signature-Les-Paul „Lee Roy Parnell“ aus dem Gibson-Custom-Shop.

Bedeutung der Buchstabenkürzel:

CL-Ch: Clean-Kanal.

CR-Ch: Crunch-Kanal.

LD-Ch: Lead-Kanal.

CR: Crunchsound, etwas mehr Gain als bei Overdrive.

LG: Low-Gain, geringe Übersteuerung.

MG: Medium-Gain.

HG: High Gain, Distortion nahe am Maximum des hier bei diesem Amp Möglichen.

Git-Vol: Im Clip wird das Guitar-Volume-Poti benutzt, um die Verzerrungsintensitäten zu ändern.

LP: Les Paul.

Clips #1 bis #3 stellen den Clean-Kanal vor. Wenn man  möchte, hat er einen Chime/Glanz in den Höhen, der dem ehrwürdigen Vox-AC30 gleicht. Andererseits ist der Kanal nicht auf cleane  Sounds festgelegt, wie die anderen beiden Clips zeigen.

In den Clips #4 bis #6  hören wir den Crunch-Kanal des Subzero 100 MKII. Auch der ist überdurchschnittlich variabel und reagiert hochdynamisch. Außerdem spricht er sehr vorteilhaft auf das Guitar-Volume-Poti an, d.h. die Verzerrungsintensität lässt sich feinfühlig steuern, ohne dass problematische Lautstärkesprünge entstehen. Und wie voluminös die Strat im Clip 4 klingt! Unter anderem ein Verdienst des sehr „groß“ klingenden Subzero-Cabinets.

Die Clips #7 bis #9 betreffen den Lead-Kanal, der quasi eine heißere und fettere Subsektion des Crunch-Kanals ist. Sauber Artikulation der Attacks, holzig kraftvoller Ton bei moderatem Gain. Tragfähig, aber schon recht direkt in der Ansprache, nicht ganz den zu spielen.

Clip #10 verdeutlicht den Sound-Unterschied zwischen den beiden Distortion-Sektionen Crunch und Lead. Clip #11 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter (die Verzerrungen selbst sind hier gemeint) der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 02/2017

Evolution Amber 40 + 2×12 DIAG Cabinet im Test

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Brandneu auf dem Markt, mit einem gleichermaßen aufwendigen wie mutigen Konzept: Laut Hersteller ist der Amber 40 in einer speziellen Halbleitertechnik aufgebaut, die das Verhalten von Röhrenschaltungen nachbildet. Obendrein speichert das ultrakompakte Topteil sogar Sound- Presets und kommuniziert via MIDI.

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Wer auf der Homepage von Evolution- Amps nach Hintergrundinformationen stöbert, wird nicht so recht fündig. Das „About us“ preist die Meriten des Entwicklers, ohne allerdings Namen zu nennen. Ominös, nicht wahr? Das Unternehmen hat seinen Sitz in Polen, so viel – oder so wenig – ist bekannt. Die Fertigung erfolgt in China, das Cabinet kommt aus Polen. Nana, damit gibt sich unsereiner nicht zufrieden, das muss recherchiert werden. War dann auch gar nicht sooo schwierig nähere Infos zu bekommen. Und siehe da, was zunächst so „geheimniskrämerisch“ aussieht, entpuppt sich plötzlich eher als Understatement. Das technische Mastermind ist uns allen eigentlich kein Unbekannter. Waldemar Glomb. Nein, es klingelt nicht, noch keine Idee, um wen es geht? G-Lab, jetzt besser?! Also, Pan Glomb, das ist der Chef dieser Firma, die damit bekannt und erfolgreich wurde, dass sie auf dem Effektesektor auffallend fortschrittliche Geräte und Lösungen realisiert hat. Nach seinen eigenen Aussagen benutzen Kollegen wie Warren Haynes, John Scofield, Joe Bonamassa, Robben Ford, John Petrucci, Mark Tremonti, Steve Stevens, Slash usw. seine Erfindungen.

Waldemar Glomb ist ein umtriebiger Ingenieur und kann – kein Wunder – inzwischen auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Er ging 2012 nach England und arbeitete für Marshall und Blackstar Amplification. Z. B. ist er derjenige, der Blackstars FLY 3-Amp entwickelte (eine Art Luxus-Practice-Combo) und dessen Produktion in China auf die Beine stellte. Und nun Evolution, wieder sein eigenes Projekt. Neben dem hier vorgestellten Guitar-Stack, das erst im Sommer 2016 herauskam, hat die junge Firma noch keine weiteren Produkte auf dem Markt. Man wartet vermutlich erst einmal ab, welche Resonanz der Amber 40 und das 2×12″-Cabinet haben werden. Okay, ich verrate schon einmal, dass die Zeichen günstig stehen, darin schlummert tatsächlich Potential.

Valve clipping

Es gab in der Vergangenheit schon viele verschiedene Ansätze, die Röhre mit Halbleitertechnik nachzubilden, lange lange, bevor das digitale Modeling aufkam. Ach ja, „warum überhaupt das Ansinnen?“, darf der technisch Unbedarfte fragen. Nun, die Kosten in der Fertigung sind ein ganz wesentlicher Faktor. Analoge Halbleiterschaltungen sind im Aufbau wesentlich anspruchsloser und deswegen einfacher, sprich billiger herzustellen.

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Allein schon, weil sie in der Regel in der Endstufe ohne Ausgangstrafo auskommen. Dem steht allerdings entgegen, dass Transistoren gemeinhin nicht weich klingen, wenn sie in die Übersteuerung kommen, sondern hart und unangenehm kratzen/knacken. Man muss sich also schon einige Kniffe einfallen lassen, um einer Halbleiterschaltung die gewünschten Manieren anzuerziehen. Und z. B. zu Transistortypen wie MosFets greifen, die in ihrem Verhalten eben doch in die gewünschte Richtung gehen. Ziel ist dabei immer, die hochgeschätzte Dynamik und Ansprache nachzubilden, die eine adäquate Röhrenschaltung entwickelt. Aufgrund der sich ständig verändernden Spannungsverhältnisse interagieren dort alle Baugruppen miteinander, bilden quasi einen „lebenden“ Organismus. Dem gleichzukommen ist für die Halbleitertechnik die große Herausforderung, neben der anderen, nicht minder anspruchsvollen Aufgabenstellung, gefällige Verzerrungen zu erzeugen.

Sehr fortschrittlich und technisch ausgefuchst hatte die US-amerikanische Firma „Gallien-Krueger“ schon um 1980 das Thema angepackt – mit den Combos 210G und 212G, die für den „richtigen“ Röhren-Sound einen Limiter und eine Halbleiterendstufe mit Ausgangstrafo besaßen! (Sinnigerweise war in den damaligen Werbeanzeigen eine zerbrochene 6L6-Röhre zu sehen, mit dem Kommentar: „Bevor du ein weiteres Mal Röhren tauscht, bist du es dir schuldig einen von diesen Combos zu spielen.“) Interessant waren die GK-Combos auch, weil sie zwei absolut unabhängige Kanäle für Clean und Distortion zu bieten hatten Das hatte zuvor auch schon der IC100S von H|H-Electronics (erschienen ca. 1972), den z. B. der Gitarrist von Thin Lizzy, Eric Bell, benutzte. Ja, man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, aber die Zwei- Kanal-Halbleiter-Amps haben damals gar manchen – auch prominenten Heroe – dazu verleitet, seinen (einkanaligen) Marshall, Orange usw. aufzugeben. Es war ja auch zu verlockend, Clean- und Distortionsounds separat und unabhängig von der Lautstärke zur Verfügung zu haben.

Beim Amber 40 spielt sich (den Herstellerangaben nach) der „Röhren-Simul-Voodoo“ nicht nur in der Vorstufe ab, sondern auch in der Endstufe. Die offizielle Bezeichnung der speziellen, wohlgemerkt analogen Technik: VASA (Valve Architecture Semiconductor Amp). Verständlicherweise gibt Evolutions-Amps keine Details zur Funktionsweise preis. Klar, wer möchte schon sein sauer erarbeitetes Geistesgut gratis vor der Konkurrenz ausbreiten. Aber etwas Entscheidendes kann man auch so erkennen. Wir sehen eben/oben Beschriebenes: Der Amber 40 hat einen Ausgangstrafo der offensichtlich die Signale einer Gegentaktendstufe umformt. Grundsätzlich arbeitet der Amber 40 an dieser Stelle schon einmal so nahe an der Röhrentechnik wie eben möglich.

Der Blick auf die Frontplatte suggeriert, dass wir es mit einem normalen Zweikanal- Konzept zu tun haben. Trifft auch zu, was die Regelmöglichkeiten angeht. Im Clean-Kanal: Gain, Treble, Bass, desgleichen im Overdrive-Kanal plus einen Mittenregler. Aber fehlt da nicht mindestens ein Volume-Poti?! Nun, in den Kanälen selbst hat der Amber 40 keine. Den Job macht der Master-Regler, rechts außen, unterstützt von der Level-Schaltfunktion, die die maximale Ausgangsleistung von 40 Watt in fünf Stufen absenkt auf bis zu 45%, entsprechend 4,5 Watt. Diese Funktion steht natürlich vor dem Hintergrund, dass das Röhrensättigungsverhalten in reduzierten Lautstärken verfügbar sein soll. Wirkt bis hierhin alles noch recht harmlos, oder?! Ja, mag sein, nun gibt es da in den Kanälen aber noch die Mode- Taster, und die sprengen die üblichen Normen. Denn jeder ruft sechs verschiedene Grundeinstellungen auf, die sich im Overdrive-Kanal im (Gain-) Boost und der Kompression unterscheiden, desgleichen verhält es sich im Clean-Channel, wo noch ein dritter, der Contour-Parameter hinzukommt, der die Mitten absenkt. Insofern verheißt das Konzept reichlich Sound-Vielfalt. Bleibt an der Frontplatte nur noch das Reverb-Poti zu erwähnen, das einen digital erzeugten Halleffekt kontrolliert.

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An der Rückseite sind fünf Lautsprecherausgänge zugänglich, in der üblichen Konstellation 2x 4 Ohm, 2x 8 Ohm und 1x 16 Ohm. Ferner ein serieller, im Pegel umschaltbarer Einschleifweg (-10/+4dB), MIDI-In und MIDI-Thru/Out, sowie die Klinkenbuchse für das mitgelieferte Fußschaltpedal EFS-1. Dieses verfügt über vier Taster, die unterschiedliche Funktionen ausüben können. Es stehen sechs Modes zur Wahl: 1. Preset-Abruf in vier Bänken mit je sechs Presets, 2. 4 Bänke mit je vier Presets, 3. sechs Presets, 4. Vier Presets, 5. Vier Kanäle/Sounds plus FX Loop-Status, 6. zwei Kanäle/Sounds plus FX Loop-Status und Solo-Lautstärke. Mag jetzt etwas verwirrend wirken, ist aber mit dem (leider nur in Englisch vorliegenden) Manual nicht schwer zu durchschauen.

Kurz noch zur Substanz und Fertigungsqualität des Amber 40. In seinem grundsoliden Stahlblechchassis verbirgt sich moderne Technik, industriell bestückte Platinen mit SMD-Bauteilen. Klar, nur so kann die aufwendige Schaltung auf kleinstem Raum untergebracht werden. Das Lüftungsgitter an der Rückwand wirkt etwas fragil, abgesehen davon heimst der Aufbau qualitativ die Note „sehr gut“ ein.

Fliegengewicht

Die Überschrift sagt alles: Die mit zwei diagonal angeordneten Vintage-30-Chassis von Celestion bestückte Openback-Box ist so leicht wie (derzeit) kaum ein anderes 2×12″-Cabinet. Nur 18,5 kg zeigt die Waage an. Geringe Wandstärken um 15 Millimeter und ein besonders leichtes (weiches) Sperrholz machen dies möglich. Die Ausstattung ist schlicht, es sind keine Schutzkappen angebracht und es steht für den Transport nur oben ein einzelner ergonomisch günstiger Schalengriff zur Verfügung. Innen ist das Gehäuse mattschwarz lackiert. Ein klassischer „Salz und Pfeffer“-Bespannstoff schützt die Speaker- Membranen an der Front. Leider ist der bei unserem Testexemplar etwas „schlabbrig“ aufgezogen, davon abgesehen ist die Verarbeitung der Box einwandfrei.

Ganz nah dran?

In Anbetracht der offiziellen Produktbeschreibung, die über die Klangeigenschaften des Amber 40 in hohen und höchsten Tönen schwärmt, baut sich beim interessierten Klientel natürlich eine entsprechende Erwartungshaltung auf. Die aber bitte Realismus bewahrt. Eine wahre Deckungsgleichheit mit hochwertiger Röhrensignalbearbeitung kann es mit Halbleitern aber nicht geben, die Gesetze der Physik verhindern es. Das ist die eine Seite. Die andere bereitet Freude und kann durchaus Jubel auslösen. Denn der Amber 40 eifert der Röhren-Sound- Kultur letztlich ziemlich erfolgreich nach. Die kraftvolle Dynamik und feinfühlige Ansprache bilden für die Sound-Formung ein gesundes Fundament. Der Amber 40 erzeugt zugleich ein angenehmes, weil wohldosiert nachgiebiges Spielgefühl, ohne dass Kompression die Wiedergabe aufweicht. In der Klangformung prägen zwei Komponenten die Resultate. Zum einen die gut entwickelte Transparenz, zum anderen ein tendenziell stets warmes Grundtimbre. Nein, ganz so luftig und fein wie ein hochwertiger Röhren- Amp kann er nicht auftrumpfen, aber der Amber 40 hat letztlich doch viel Charakter, Verbindlichkeit im Ton. Eine leichte Aufdringlichkeit in den Hochmitten ist unverkennbar, bleibt aber dezent, viel unauffälliger als es bei vielen Modeling- Produkten der Fall ist. (Andererseits, gemessen am rigorosen Sound eines Matchless DC30 u. ä. wirkt der Amber 40 in den oberen Frequenzen schon wieder defensiv.)

Mit diesen Anlagen schwingt sich der Clean-Kanal zu höchst gepflegten Klangeigenschaften auf. Wenn Fender-Blackface ein Maßstab ist, dann kann er klanglich auf seine Art qualitativ damit durchaus mithalten, und erreicht auch eine sinnvolle Bandbreite an Tonfarben. Die verdankt er in bedeutendem Maße den sechs Modes, denn die Klangregler Treble und Bass allein arbeiten recht dezent. Die Modes verändern vordergründig die Konturen in den Mitten, während die Ansprache leicht in der Kompression variiert und das Gain-Niveau stufenweise absinkt. Zum Tragen kommt dies vornehmlich bei hohen Gain-Stellungen (eben wie man es von einem Röhren-Amp erwarten würde). Wie auch immer, die tonalen Veränderungen sind insgesamt letzten Endes eher moderat als drastisch.

Der Name Overdrive-Kanal beschreibt präzise, wohin hier die Reise geht. Kräftige Anzerrungen mit angriffslustiger britischer Note, so in etwa Richtung JCM800-Marshall, das ist hier das Thema, High-Gain nein danke, aber bei hohen Aussteuerungen sättigt der Amp geschmeidig und kippt gerne in Obertöne um. Das berührt die wichtigste Frage: Wie gut ist der Klangcharakter im Sinne der Röhrenideale getroffen? Überzeugend kann man nur sagen. Wer es nicht weiß, käme vielleicht gar nicht auf die Idee, dass er es mit Halbleiterverzerrung zu tun hat. Aber seien wir ehrlich. Im mittleren Gain-Bereich wirken die Verzerrungen zuweilen schon etwas harsch, und wenn man sehr hohe bzw. absolute Maßstäbe anlegt, fehlt es, wie schon gesagt, etwas an Luftigkeit im Ton. Was den Amber 40 allerdings nicht daran hindert im Retro-Rock, Blues und Artverwandtem eine gute Figur zu machen. Er reagiert sensibel auf die Spielweise und die Handhabung des Guitar-Volume-Reglers und sorgt so für eine schöne musikalische Ausdrucksstärke. Akkorde kommen ziemlich harmonisch zu Ohr, Sololinien haben Kraft bis in die obersten Lagen (so es denn das Instrument hergibt). Leistungsschwache Singlecoil-Pickups tun sich schwer dabei, tragfähige Verzerrungen zu erzeugen, von Humbuckern gefüttert klingt der Amber 40 deutlich satter.

Eine besondere Eigenheit seiner Klangformung ist, dass er bei harten Attacks einer Vintage-Strat einen Biss in den Höhen bekommt, den man mit der Klangregelung kaum dosieren/reduzieren kann. Sein Ton wirkt bei moderatem Anschlag sofort geschmeidiger. Der potentielle Interessent sollte beim Antesten darauf achten, wie ihm das behagt. Soweit stehen die Zeichen für den Amp eigentlich rundum günstig. Doch es gibt eine Eigenart, die problematisch sein kann. Es rächt sich sozusagen, dass für die beiden Kanäle – oder zumindest die Overdrive-Sektion – kein Volume-Regler vorhanden ist. Der Bereich, in dem die Lautstärkebalance der Kanäle untereinander für den Live-Einsatz praxisgerecht ist, bleibt dadurch schmal. Schnell gerät der Clean-Kanal ins Hintertreffen. Skeptisch stimmt auch die Funktion der Level- Umschaltung. Die Abstufungen sind gering, und am Minimum von 3 Watt (Master am Linksanschlag) ist der Amp noch immer recht laut – zumindest grenzwertig in einer Mietwohnung im Mehrfamilienhaus. Absolut unauffällig arbeitet wiederum der Effektweg. Die Pegel stimmen und die Signalqualität ist objektiv bewertet hervorragend. Heißt, wenn hier Klangeinbußen entstehen, dann liegt es an den angeschlossenen Geräten und nicht am Amber 40 selbst.

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Die Möglichkeit, Schaltkombinationen abzuspeichern und Presets zur Verfügung zu haben, erhöht natürlich massiv den Gebrauchswert. Zumal schon mit dem mitgelieferten Schaltpedal viel Freiraum im Abruf geboten ist. Klar, noch komfortabler wird der über MIDI. Der Transmit- Channel kann frei gewählt werden, der direkte Zugriff auf die Schaltparameter z. B. über CC-Daten ist allerdings nicht implementiert.

Die beschriebenen Klangeigenschaften beziehen sich primär auf die Verwendung des Amber 40 in Kombination mit dem 2×12 DIAG Cabinet. Sieh an, trotz seiner Tendenz zu Schärfe ergeben sich nicht überakzentuierte Ergebnisse in Kombination mit den Vintage-30-Speakern? Das ist bezeichnend für die Performance der Box, die nämlich in den Höhen gar nicht so offensiv klingt, wie man es angesichts des Speaker-Typs erwartet – wie angenehm. Außerdem produziert sie ein großes Klangvolumen, das zwar nicht wirklich an 4×12-Boxen heranreicht, wie es der Hersteller in seiner Beschreibung suggeriert, aber doch in den unteren Frequenzen nachdrücklich Energie freimacht. Damit ist sie vielen anderen 2×12- Cabs auf dem Markt überlegen.

Alternativen

Der Amber 40 ist als Gesamtpaket in seiner Kategorie „Analoge Transistorverstärker“ derzeit konkurrenzlos. Alternativen kommen erst in Sicht, wenn man Modeling-Produkte in die Betrachtung mit einbezieht. Die sind dann allerdings in Ihren Eigenschaften nur bedingt mit dem Amber 40 deckungsgleich. In Bezug auf das 2×12 DIAG Cabinet stellt sich die Sachlage ähnlich dar. Es gibt zwar von DV-Mark ein leichtes Open-Back-Cab (ca. 13 kg), das allerdings mit hauseigenen Neodym-Speakern bestückt ist. Mit Vintage 30 sind in der Preisklasse eher geschlossene Cabs im Angebot, solche mit diagonaler Anordnung der Chassis schon (so gut wie) gar nicht. Aus klanglicher Sicht käme aber zumindest die sehr empfehlenswerte, weil voluminöse Box „2×12-Standard“ von Kunz Custom Cabinets in Frage, anders konstruiert, aber auch leicht im Gewicht, doch mit einem Preis von nahe € 900 weit über der Evolution DIAG angesiedelt.

Resümee

So eine gepflegte Tonkultur aus einem Transistorverstärker, das ist mindestens sehr beachtlich. Aber wie einordnen auf dem Markt? Tatsächlich gibt es zwei Betrachtungswinkel, aus denen man die Bewertung vornehmen kann. Zum einen absolut, uneingeschränkt, ohne auf Preise zu achten. Unter der Prämisse lässt der Amber 40 Federn, ganz klar, denn so gut er seinen Job als „Röhrenemulator“ macht, die klangliche Übermacht an austrainierten Röhrenverstärkern ist einfach zu groß. Das Blatt wendet sich aber gewaltig, wenn man das Preissegment ins Kalkül einbezieht. Andere analoge Transistor- Amps und erst recht die digitalen Modeler sind in der Regel nicht so lebendig wie der Amber 40 und haben nicht seine Röhrenchuzpe, Tiefe und Kultur im Ton. Rechnet man noch die Programmierbarkeit und den Lieferumfang hinzu, steht der Amber 40 im Grunde sehr konkurrenzfähig da. Etwas mehr Variabilität in den Klangregelungen wird sich mancher vielleicht wünschen, und die Kompromisse in der Volume-Regelung dämpfen die Freude auch etwas. Das Preis-Leistungsverhältnis muss man insgesamt trotzdem als unkritisch betrachten. Das im Sound ausgewogene und voluminöse 2×12 DIAG Cabinet ist preislich im mittleren Segment der 2×12-Boxen angesiedelt und somit uneingeschränkt empfehlenswert.

Plus

  • Klangbild, markant, kultiviert
  • „Rohren“-Dynamik
  • reaktives Sattigungsverhalten
  • Konzept, Ausstattung, Programmierbarkeit, Preset-Fusschalter gehort zum Lieferumfang
  • 212 Cabinet: voluminose ausgewogene Wiedergabe
  • geringe Nebengerausche
  • Verarbeitung/Qualitat der Bauteile

Minus

  • Volume-Regelung d. Amps

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis als Raum-Mikro und ein C414 von AKG, nahe platziert vor der Evolution-Box.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und abgemischt. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuert die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine PRS-Mira/Korina (zwei Humbucker).

Die Clips #1 bis #4 stellen den Clean-Kanal vor. Warmes Grundtimbre, Kraft, Volumen, schöne Präzision in den Details.  Clip 4 zeigt, dass der Kanal auch fein gezeichneten Overdrive liefert.

 

Die Clips #4 bis #7 präsentieren den Overdrive-Channel. Der seinem Namen alle Ehre macht bzw. eben auch nicht mehr Gain vorrätig hat, als der Begriff beschreibt.  Für fette, gesättigte Distortion müsste man das Gitarrensignal vor dem Input boosten oder ein Distortion-Pedal zu Hilfe nehmen.

Der Kanal reagiert lebendig und antwortet facettenreich auf spieltechnische Feinheiten, sprich er unterstützt den musikalischen Ausdruck. Die Seele der Klangfarben ist rauchiges Clipping mit dem Touch von Fuzz-Distortion.

Im  Clip #8 hören wir den digitalen Reverb/Hall des Amber 40. Der Clip #9 verdeutlicht wie markant die fünf TA-Positionen der Vintage-Strat vom Amber 40 abgebildet werden.

 

Clip #10 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter (die Verzerrungen selbst sind hier gemeint, nicht die Frequenzkurve) der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 02/2017

Fender Mustang GT Gitarren-Amp mit eigener Tone App

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Mustang GT200

Die Fender Musical Instruments Corporation (FMIC) stellt zwei Neuheiten vor: die Fender Tone App und die neue Mustang GT Amp-Serie. Verstärker und App arbeiten als Team und bieten für jeden Musikstil eine inspirierende Klangauswahl. Fender Digital hat die App für iPhone und Android als „ultimative Ergänzung” zu den drei neuen Mustang GT Amps entwickelt: Mustang GT 40, Mustang GT 100 und Mustang GT 200. Die Vorgängerserie gehörte zu den meistverkauften Verstärkern der Fender Geschichte. Die verbesserte Signalverarbeitung der neuen Mustang GT Amps ermöglicht höhere Klangtreue und mehr Flexibilität.

Wichtiges Merkmal: die userfreundliche Schnittstelle für WLAN und Bluetooth. Damit bekommen Musiker Zugriff auf Tausende Presets, die von Fender Sounddesignern, bekannten Künstlern sowie Usern der Mustang Community kreiert wurden. Gitarristen können Effekte editieren, ihre eigenen Presets teilen, Setlists für Gigs erstellen, Updates per WLAN herunterladen und Musik in Stereo per Bluetooth über den Mustang GT Amp streamen.

Fender hat mit Künstlern aus unterschiedlichsten Stilrichtungen zusammengearbeitet, um das Klangspektrum der Fender Tone App und der Mustang GT Amps möglichst breit zu gestalten. So finden sich in den Presets typische Sounds von Singer-Songwriter Grimes, dem Bluesrock-Gitarristen Joe Bonamassa oder der Rockband Young The Giant. Gitarristen können diese Einstellungen direkt anwählen und spielen.

„Fender Tone ist die zweite App in der Fender Digital Produktreihe und unsere erste Hardware-Ergänzung”, sagt Ethan Kaplan, Chief Product Officer und General Manager bei Fender Digital. „Genau wie Fender Tune soll auch Fender Tone™ unsere Kunden bei ihrer musikalischen Reise unterstützen. Mit markanten Presets von Musikern wie dem Red Hot Chili Peppers Gitarristen Josh Adam Klinghoffer, Scott Ian von Anthrax oder Gary Clark Jr. können Gitarristen jetzt ganz einfach den Sound ihrer Vorbilder in die eigene Musik einfließen lassen.”

Fender Tone wurde für Musiker entwickelt, die gerne mit Sounds und Effekten experimentieren. Die App ermöglicht Klangdesign in Echtzeit mit unbegrenzt vielen Varianten. Dank des ultra-responsiven Designs lassen sich die Daten schnell und bequem verändern. Mit der App werden Presets verwaltet, editiert und dabei live über den Mustang GT Amp abgehört. Musiker können in den Presets stöbern oder gezielt suchen, eigene Kreationen abspeichern und per SMS, E-Mail, Social Media oder bei tone.fender.com teilen. Der Wechsel zwischen Klangeinstellungen gelingt nahtlos mit individuellen Setlists, was bei Gigs, Proben und im Unterricht wichtig ist. Für Einsteiger gibt’s eine illustrierte Anleitung mit Tipps und Informationen über Amp-Charakteristiken, Effekte und Grundlagen der Signalführung.

Zur neuen Mustang GT Serie gehören drei Modelle, jeweils bestückt mit einer großen Auswahl an Sound- und Amp-Varianten. Der mit dem Red Dot Award ausgezeichnete Mustang GT 40 (UVP € 235) ist so kompakt, dass er bequem auf den Tisch passt und damit ideal zum Üben oder für Aufnahmen zuhause. Mustang GT 100 (UVP € 385.) und Mustang GT 200 (UVP € 519) sind beide leistungsstark genug für die Bühne und dabei sehr leicht. Alle drei Modelle wurden mit einem bedienfreundlichen Interface und Farbdisplay ausgestattet, sind WLAN-fähig, besitzen einen USB-Ausgang für Aufnahmen, können Setlists speichern sowie kabellos Audiodateien per Bluetooth streamen, ob via Fender Tone oder von anderen Quellen wie Spotify und Apple Music. Die neuen Modelle enthalten außerdem mehr als 60 neue Fender Amp-Models, Effektkombis und einen Looper – für unendliche Klangvielfalt und viel kreativen Spielraum.

„Auf diese Neuauflage unseres meistverkauften Amps in der Fender Geschichte sind wir besonders stolz”, sagt Jim Ninesling, Senior Vice President Consumer Electronics. „Zum ersten Mal launchen wir ein Produkt parallel mit Fender Digital, das ist aufregend. Die Musiker bekommen damit von uns nicht nur viele neue digitale Amp-Features an die Hand, wir stellen ihnen mit der Fender Tone™ App auch das passende Werkzeug zur Verfügung, mit dem sie Presets und Setlists verwalten können.”

Die Fender Tone™ App steht zum kostenlosen Download im App Store und bei Google Play bereit. Die Mustang GT Serie ist bereits im Handel erhältlich. Für die Software des Mustang GT werden regelmäßig Updates erhältlich sein. Zum Download einfach den Amp einschalten und mit WLAN verbinden. Für ein  Update den Amp neu starten und dabei den Encoder Button 30 Sekunden gedrückt halten, schon beginnt die Installation der neuesten Software.

Weitere Informationen unter fender.com

>>>Kennt ihr schon unser FENDER-Special? HIER könnt ihr die Sonderausgabe bestellen!<<<

Echolette MKI + 212 Cab, Tube-Head & Box im Test

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Eine Marke mit bewegter Geschichte kehrt auf die Szene zurück. Lang ist‘s her, in Zeiten des Rockabilly und der Beatmusik waren die Verstärkeranlagen von Echolette das Werkzeug des preisbewussten deutschen Musikers schlechthin. Der Neuanfang zielt augenscheinlich auf ein anderes Klientel ab: Der Optik und dem technischen Design nach will das 2x12-Stack im noblen Boutique-Segment wildern.

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Der Name Echolette wurde ca. 1959 eingeführt, als der Startschuss für einige Produkte schon lange gefallen war. Die alteingessene, bereits in den 1930er- Jahren gegründete Radio-/Fernseh-Firma „Klemt“ bzw. „Radio Klemt“ (Arthur Klemt) begann anno dazumal Orchesterelektronik zu fertigen. Geradezu legendär und relativ hoch bewertet auf dem Gebrauchtmarkt sind noch heute die Röhren-Bandechogeräte aus dieser Zeit (NG-Serie). Charakteristisch war das Erscheinungsbild – Kassettenbauweise und goldfarbene Gehäuse. Im Jahre 1969 wurde Echolette an Dynacord verkauft. Es gab zunächst nahezu identische Baureihen parallel von beiden Marken. Um 1981 herum verschwand der Name Echolette, er war vollkommen in Dynacord aufgegangen.

Die Rockmusiker schmähten damals die deutschen Produkte als „Tanzmucker-Geräte“ und linsten sehnsuchtsvoll nach England und Amerika wo Marshall und Fender die „wahren“ Verstärker bauten, die allerdings finanziell für viele unerschwinglich blieben. Heute wissen alle gut informierten Amp-Aficionados, dass Echolette und Dynacord in herausragender Qualität gefertigt haben. Man schaue sich nur einmal die sorgfältig gebundenen Kabelbäume an. Die Bauweise war damals nicht weit entfernt vom hohen Niveau der Broadcast-Geräte. Derzeit gibt es nur das hier im Fokus stehende Stack. Darüber, was in Zukunft noch auf den Markt gebracht werden könnte, ist derzeit nichts bekannt.

Traditionelle Technik

Meine Anspielung auf die Boutique- Szene hat natürlich weniger mit dem schicken, edlen Aussehen des Stacks zu tun, als mit den Werten, die sich im Inneren verbergen. Der Echolette MKI ist nämlich weitgehend handverdrahtet, wobei eine hochwertige Leiterbahnenplatine als Träger für die Bauteile fungiert. Orange-Drop-Kondensatoren, Elkos von TAD, Alpha-Potis, hochwertigste Schalter und Röhrenfassungen … hier wird nicht gespart bzw. der MKI folgt damit den Standards des Boutique-Segments. Die Verdrahtung wie auch die Anmutung im Allgemeinen zeugt von Sorgfalt in der Fertigung. Dicker Pluspunkt dafür. Ein nicht ganz unbedeutender Lapsus offenbarte sich allerdings an den Endröhren. Die Kontakte in der Fassung packen fest und sicher zu, doch sie sitzen etwas wackelig im Isolationsgehäuse, sprich den Röhren geht es genauso. Sie könnten eine zusätzliche Befestigung, Sockelkrallen oder Spring-Retainer, gut gebrauchen bzw. sollten so fixiert sein. Für Irritation sorgt auch, dass ein einpoliger Netzschalter verbaut wurde. Wenn bei dem zufällig der Nullleiter ankommt, liegt die Phase des Wechselstroms permanent in der Schaltung an. Also ist ein zweipoliger Stecker eigentlich die bessere Lösung, denn erst dann ist das Gerät wirklich vom AC-Netz getrennt.

OK, kommen wir nach dem technischen Vorgeplänkel zu den Funktionsdetails des MKI. Der Vollröhrenverstärker besitzt zwei identisch ausgestattete Kanäle (Gain, Dreiband-EQ, Volume), die sich im Gain-Niveau bzw. dem Grund-Sound erheblich unterscheiden. Der Buchstabe „F“ kennzeichnet den Clean-Kanal, was die Anspielung auf Fender vermuten lässt. So lautmalend ist die Bezeichnung „D“ des heißeren Kanals nicht; kann man nur mit dem Begriff Drive-Channel in Verbindung bringen. An der Front ist ansonsten noch der für Röhrenverstärker typische Presence-Poti (Höhenanhebung im Gegenkoppelungskreis der Endstufe) vorhanden, und drei Schalter mit den Funktionen: F/D-Kanalwechsel, Standby, Power.

Direkt hinter den Volume-Reglern der Kanäle liegt im Signalweg ein serieller Einschleifweg. Die Pegelstärke ist in beiden Sektionen, Send und Return, abstimmbar. Man beachte aber: Im Return- Weg steht keine Nachverstärkung zur Verfügung, d. h. Pegelverluste/-absenkungen können nicht (aktiv) ausgeglichen werden. Bleiben noch fünf Lautsprecherausgänge mit den üblichen Impedanzen und der Footswitch-Anschluss zu erwähnen.

Die nominale Leistung von ca. 35 Watt zieht der Amp aus einem Duett von KT66- Röhren. Die Vorstufe und der Phasentreiber nutzen insgesamt fünf Novalröhren, chinesische 12AX7A und eine 7025WA als erste Röhre im Signalweg. Die ausführliche Bedienungsanleitung weist ausdrücklich darauf hin, dass man mit anderen Varianten der 12AX7 experimentieren darf. Und V1 darf auch gerne aus einer anderen Typenfamilie kommen, wie z. B. die 12AT7, um unterschiedliche Klangausprägungen zu erzielen; ein bewährtes, bekanntes Mittel die Wiedergabe einer Röhrenschaltung zu verändern, weil man damit vor allem den Verstärkungsfaktor beeinflusst.

Hochsolide Verarbeitung mit HQ-Bauteilen°

In der Endstufe sind alternativ EL34 und 6L6 erlaubt. Ich sagte schon, dass der MKI sorgfältig gefertigt ist. Das betrifft auch das Gehäuse mit seinem perfekt aufgebrachten Tolex-Bezug. Der Verzicht auf Schutzkappen macht die Optik eleganter, aber auch „verletzbarer“. Insofern ist es schade, dass keine Schutzhülle mitgeliefert wird. Ein besonderes Merkmal ist ansonsten noch, dass das Gehäuse des MKI hinten lediglich teilweise mit einer schmalen Holzleiste verschlossen ist – ein Grund mehr beim Transport vorsichtig zu sein.

212 Cabinet

Dem derzeit weithin angesagten Trend zu möglichst kompakten Guitar-Rigs läuft diese Box definitiv nicht hinterher. Das Gehäuse ist groß, voluminös, und mit einem Gewicht von ca. 30 Kilogramm gehört die Einheit auch zu den korpulenteren ihrer Gattung. Es wird wohl relativ schweres Schichtholz verwendet. Die Celestion-Lautsprecher vom Typ G12M (Made in England) können mit ihren je knapp vier Kilogramm ja nicht der Grund sein. In der angeschraubten Rückwand befindet sich eine große Öffnung. Der Innenraum ist schwarz eingefärbt, Gummifüße, Basket-Weave als (nicht abnehmbare) Schutzfront, eine einzelne Klinken- Input-Buchse versenkt montiert, keine Schutzecken, die Ausstattung ist schlicht gehalten. Keine Besonderheiten. Es gibt auch keine Stereo-Option.

Breites Spektrum

Die Assoziation oben bewahrheitet sich nicht. Wo „F“ draufsteht, muss nicht Fender drin sein, lehrt uns der Echolette- Amp. Will sagen, der Low-Gain-Kanal des MKI ist nicht ein archetypischer Blackface- Klon o. ä. Allein schon deswegen nicht, weil bei Band-gerechten Lautstärken der F-Kanal nicht clean sein kann; früh geht er in die Sättigung und erzeugt leichten Overdrive. Dies in Sound und Ansprache mit der modern dynamischen, energiereichen Attitüde, wie sie z. B. den Amps von Two-Rock zu eigen ist. Der MKI legt nicht den weichen Vintage-Teppich aus, eine stets stramme, aber durchaus noch gnädige Ansprache fordert den Spieler. Die sorgt parallel aber auch für Kultur im Ton. Feinheiten kommen bestens zur Geltung, die Charakteristiken unterschiedlicher Instrumente kommen voll und ganz zum Tragen.

Der Klang an sich ist von einer Transparenz und Brillanz geprägt, die z. B. an den JTM45 erinnern. Eher kühl und offensiv als weich und warm. Speziell wenn man den Amp mit „beißenden“ Vintage- Singlecoil-Gitarren bearbeitet. Es kann dann sogar zwingend notwendig sein, den Tonregler am Instrument zu bemühen, wegen der Funktionsweise des Mid- Potis. Es packt das Signal recht breitbandig an und reicht bis in den Treble-Bereich hinein, was dazu führt, dass man unter Umständen mit dem Treble-Regler den Biss nicht mehr wunschgemäß zähmen kann. Bitte den Umstand nicht als Kritik oder Mangel verstehen, sondern allein als Hinweis darauf, dass der MKI in diesem Punkt nicht konventionell in der Masse mitschwimmt bzw. man ihn anders bedienen muss, als man es sonst vielleicht gewohnt ist.

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Mit dieser höhenfreundlichen Wiedergabe schlägt der MKI in gewisser Weise auch eine Brücke zum legendären AC30. Ohne allerdings so glasig und luftig zu klingen. Und genau das ist im Endeffekt der Charakterzug, der den F-Channel auszeichnet. Er stärkt den Körper des Instruments. Die besagte Frische mischt sich mit schlankem Volumen, gesunden Bassanteilen, und geht in einem rauchigen markanten Overdrive auf, der hohe Ausdrucksstärke garantiert. Crunch as Crunch can. Da er nicht überbetont voluminös agiert, harmoniert der F-Kanal auch mit besonders kraftvoll klingenden Gitarren, wie überfetten Paulas.

So und jetzt wird es laut. Der D-Channel darf ran. Mit zarten Bedroom-Pegeln hat der nichts am Hut. Klar, er produziert leise gespielt auch schon Verzerrungen, aber etwas blutleer. Erst wenn man die Endstufe fordert, lebt der Kanal auf. Man spürt im Spiel förmlich, wie sich durch die Sättigung der Ton immer weiter aufbläht. Dicke Überschrift „Old School“. Der ganze Habitus des D-Channels ruft die Tugenden der Vergangenheit auf den Plan. Jemand hier, der die alten Hendrix- Sounds mag, so aus der Ära ‚The Wind Cries Mary‘? Stevie Ray? Bitte sehr, der MKI kann das. Man nehme wenig Gain, 12 Uhr am Poti. Drahtig knallen die Höhen bei harten Anschlägen, es liegt hohe Dynamik in der Ansprache. Brillanz ist auch im D-Channel Trumpf. Hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem seeligen Marshall JTM50 bzw. 1987. Erhöht man die Gain-Intensität, wird das Klangbild wie erwartet dichter, komprimiert aber nur wenig und bleibt im Bereich moderater Distortion. Er macht längst kein High Gain, womit sich auch der Einsatzbereich entsprechend definiert. Blues, Retro-Rock, Hard-Rock, Stilistiken in denen sich die sensible Ansprache und sehr homogene Reaktion auf die Benutzung des Guitar-Volume auszahlen.

Aber da ist noch etwas, das sehr beeindruckt und das Format des D-Channels bei Solo-Strecken hebt. Sein Retro-Charisma gewinnt nämlich noch erheblich durch die Art, wie sich die Ausklingphase längerer Noten gestaltet. Das Obertonspektrum pumpt sich nach einem Moment auf und bei geeigneten Einstellungen kippt der Ton nach oben in Richtung Quinte weg und der Sound steht „ewig“. Macht er doll, der Amp, und dieses Benehmen ist speziell bzw. nicht weit verbreitet.

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Die Aussagen über die Klangeigenschaften des MKI gelten grundsätzlich. Die 2×12-Box fügt sich harmonisch in das Bild ein. Sie klingt in den unteren Frequenzen kontrolliert, sauber definiert, da sie nicht dick aufträgt. In den unteren Mitten gibt sie den Ton schlank wieder, was Vintage- Strats und Konsorten zuweilen etwas hager wirken lässt. Die oberen Mitten favorisiert sie, schafft damit Markanz und Durchsetzungsvermögen, während die beiden Celestion G12M-65 ihre besondere Stärke (unaufdringliche Frische in den Höhen) bestens ausspielen können.

Gute Wahl dieser Speaker-Typ, denn er poliert sozusagen ein wenig das Grobe aus dem Sound des MKI heraus. Man kann aber sagen, dass der Amp im Grunde in Verbindung mit jedem Lautsprecher, der in etwa zur Greenback-Familie gehört, seine Stärken ausspielen kann. Das letzte Wort gehört dem Einschleifweg, der unauffällig funktioniert, also seine Aufgabe korrekt verrichtet. Für optimale Ergebnisse braucht man aber FXGeräte, die hohe Pegel (0dBV) verarbeiten bzw. an ihrem Ausgang liefern. Ist dies nicht der Fall, liegt also der Pegel am Return z. B. bei -10dB, verringert sich die Aussteuerbarkeit der Endstufe, was man als Leistungsverlust erlebt. Im Prinzip gibt es aber auch dafür eine Lösung: Ein Line- Booster zwischen dem Ende der Effekt- gerätekette und dem FX-Return kann die Balance wiederherstellen. Eleganter wäre natürlich, der MKI hätte eine entsprechende Aufholverstärkung in Reserve.

Alternativen

Die Konkurrenz ist für den MKI in dieser Preisregion heftig. Da scharren Pretiosen wie Mesas Mini-Head MK V und Marshalls Astoria-Modelle mit den Hufen. Für € 2000 bis 2500 locken jedenfalls reichlich „edle“ Tonmaschinen zum Kauf. Doch wenn es um wahre Deckungsgleichheit in der Performance geht, wird die Luft dünner. Insbesondere weil der MKI im Gegensatz zu den spärlichen im Ton vergleichbaren Mitbewerbern über zwei autarke Kanäle und den FX-Weg verfügt. So gesehen gibt es –zumindest in diesem Preisbereich – keine Alternative.

Resümee

Wenn mancherorts in der Fachpresse behautet wird, der Echolette MKI sei ein für jeder Einsatz gerüsteter Allrounder, geht die Aussage in die falsche Richtung. Einfach, weil der Amp zwei wesentliche Dinge nicht kann: Laute Cleansounds und High-Gain. Na und, stört uns das? Definitiv nein, denn darin manifestiert sich lediglich, dass der MKI ein Spezialist für gepflegt ehrliche (Retro-) Tonbildung ist. Und genau das macht ihn besonders wertvoll. Seine Tugenden liegen in der vorbildlichen Sensibilität für den Charakter des Instruments und die Tonformung des Spielers, homogenen Verzerrungen, sowie der Klangbalance im Allgemeinen. Das 212 Cabinet benimmt sich gleichermaßen kultiviert und bildet so nicht nur eine perfekte Ergänzung für den Amp, sondern ist auch für sich genommen absolut empfehlenswert.

Bei der Bewertung des Preis-/Leistungsverhältnisses sollte der potentielle Nutzer bedenken, dass das Stack nicht aus China kommt, sondern ein europäisches Produkt ist, designed in Germany. Das erklärt, warum sich die Box am oberen Ende der Preisskala bewegt. In Relation zu ähnlichen Produkten der Boutique- Sparte, denen der Echolette MKI allemal Paroli bieten kann, ist sein Preis zweifelsfrei angemessen.

Plus

  • Klangbild, markant, sehr kultiviert
  • Dynamik, Transparenz, Präzision
  • reaktive, kultivierte Röhrensättigung
  • Retro-Style mit zwei separaten Kanälen
  • 212 Cabinet: schlanke, aber in sich ausgewogene Wiedergabe m. „freundlichem“ Höhenspektrum
  • geringe Nebengeräusche
  • Verarbeitung/Qualität der Bauteile

Minus

  • Endröhren ohne Halterung

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis als Raum-Mikro und ein C414 von AKG, nahe platziert vor der Echolette-Box.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und abgemischt. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuert die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine 1957-Signature-Les-Paul „Lee Roy Parnell“ aus dem Gibson-Custom-Shop.

Bedeutung der Buchstabenkürzel:

F-Ch: Low-Gain/Clean-Kanal.

D-Ch: Crunch-/Lead-Kanal.

GitVol: Im Clip wird das Guitar-Volume-Poti benutzt, um die Verzerrungsintensitäten zu ändern.

Clips #1 bis #3 stellen den Clean-Kanal vor. Er verbreitet großes Volumen, ist kraftvoll in der Dynamik und klanglich variabel. Damit steht er qualitativ auf sehr hohem Niveau.

Die Clips #4 bis #7  sind mit dem deutlich heißeren D-Channel eingespielt. Heiß heißt hier aber nicht High-Gain! Über satten Crunch geht der Amp nicht hinaus, wie die Full Gain-Clips verdeutlichen.

Der Kanal reagiert sehr sensibel auf Details in der Spielweise und die charakteristischen Merkmale des jeweiligen Instruments.

Clip #8 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter (die Verzerrungen selbst sind hier gemeint, nicht die Frequenzkurve) der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 01/2017

fuzzictube – eine neuartige Box!

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“Die Gitarre ist zu laut!!” Mit diesen Worten werden wir Gitarristen unangemessen oft konfroniert – von Mitmusikern, vom Publikum, vom Mann am Mischpult. Und wir? Wir hören uns nicht oder kaum. Ist doch so!

Diesem Problem wenden sich immer mehr Musiker und Erfinder zu. Da gibt es z.B. die DeeFlexx-Produkte und andere Diffuser/Absorber-Systeme, aber da gibt es auch Uli Vorrath. Der hat sich die fuzzictube einfallen lassen – eben gegen die Bündelung und die direkte Abstrahlung des Gitarren-Sounds auf der Bühne und im Probenraum. Die Box sieht auf den ersten Blick wie eine Stand-Tom aus, auf dem der Gitarren-Amp abgestellt wird, ist sie aber nicht. Das Funktionsprinzip der fuzzictube erklärt die folgende Zeichnung aus dem Patentantrag.

Der prinzipielle Lösungsansatz liegt also ist der indirekten Beschallung sowohl des Publikums als auch der Musiker auf der Bühne. Dazu wird die Box so gestaltet, dass sie definiert mit Boden, Wand und Decke “zusammenarbeitet”. Im konkreten Beispiel ist der Lautsprecher auf den Boden gerichtet, und die Wirkung muss man sich optisch wie bei einem Raketenstart vorstellen. Durch den Druck des Lautsprechers nach unten werden die schwingende Luftmoleküle und Schallwellen
nach allen Seiten verteilt und nach oben vewirbelt. Je nach räumlicher Situation wird der Schall dann im Raum  weiter reflektiert und führt so zu einer Art Surround-Sound, den alle mehr oder weniger gleich laut hören. Trotz teilweiser hoher Lautstärken wird der Sound der Gitarre nicht als unangenehm empfunden, sagt der Hersteller, und das typische “heimliche” Nachregeln des Mastervolume-Reglers nach dem Soundcheck würde nun auch entfallen. Außerdem sei durch den transparenten Sound auf einmal auch ein differenziert lautstärkedynamisches Spiel möglich.

Zur fuzzictube-Box gibt es noch keine Website und auch kein YouTube-Video. Wer den Erfinder kontaktieren möchte, kann dies unter dieser Mailadresse gerne tun: u_vorrath@web.de

Blackstar ID: Core Stereo 100 und Stereo 150 im Test

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Im ID:Core-Programm bietet Blackstar kleine, aber reichhaltig ausgestattete Combos an, die fürs Üben, Homerecording und kleine Sessions taugen. Wie wir hier sehen, gehören dazu nun aber auch große Modelle, die volle Bühnentauglichkeit versprechen.

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Die beiden kleinen Combos ID:Core 10 und ID:Core 20 machten die Vorhut (Ausgabe 07/2014) und zeigten im Test viel Performance für kleines Geld, das lässt für die erst kürzlich auf dem Markt erschienenen Nachzügler hier einiges erwarten. Und ich verrate schon einmal: Die großen Combos geben sich ebenfalls keine Blöße.

Viel Funktion …

Die Core-Combos sind im Grunde Ableger aus einer schon länger eingeführten Produktfamilie. Die ID:-Serie startete nämlich mit Combos/Amps, deren Modeling unter anderem auch das Nachbilden unterschiedlicher Röhrenendstufen einschließt. TVP lautet der Name der entsprechenden Funktionssektion, Tube Valve Power. ID:Core 100 und ID:Core 150 kommen ohne dieses aus. Dafür sind sie ihren Vettern an anderer Stelle überlegen: Unsere Testkandidaten haben eine Stereo-Endstufe mit Wide-Spread-Charakteristik, wovon natürlich die entsprechenden integrierten Effekte profitieren sollen. Im Zuge dessen wurde den Combos ein Stereo-Einschleifweg spendiert; ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal in der ID:-Familie.

Die weiteren Ausstattungsmerkmale: Es sind sechs Sounds/Voices, Grundklänge mit unterschiedlicher Gain-Intensität, anwählbar. Diese können mit je drei von insgesamt 12 Effekten kombiniert und abgespeichert werden: MOD/Modulation – neben Phaser, Chorus/Flanger und Tremolo jetzt neu mit Octaver, DLY/Delay (m. Tap-Eingabe-Taster) und REV/Reverb – halten je vier FX-Preset-Varianten bereit, die in ihrer Intensität (Level) frei abstimmbar sind. Die Sounds/Voices, die man im übertragenen Sinne auch als die Kanäle eines analogen Verstärkers betrachten könnte, sind abstimmbar mit Gain, Volume, der üblichen Dreibandklangregelung (Bass, Middle, Treble) und dem hauseigenen Special ISF (Infinite Shape Feature), das den Mittencharakter variiert.

Luxuriöse Ausstattung und alles drin & alles dran, was man so braucht°

Der USB-Anschluss als Schnittstelle zu Computern, dient neben der Audio-Übertragung – Stichwort Recording – auch dazu, mit der (kostenlosen) Edit-Software „Insider“ auf die Verstärker zuzugreifen. Ein Kopfhörerausgang mit Speaker-Emulation, wahlweise als analoger Recording-Out benutzbar, ein Line-Eingang zum Einspielen von Playbacks, sowie eine Tuner-Funktion runden das Konzept ab. Und als Zückerchen obendrauf haben beide Combos einen Looper im Gepäck. Leider verrät Blackstar nirgendwo, weder auf der Website noch in den Handbüchern, wie lang die Aufnahmezeit nominell ist; ich habe ca. 30 Sekunden gemessen. Looper-Funktionen und Presets können alternativ mit dem mitgelieferten Zweifach-Schaltpedal FS- 13 gesteuert werden.

Wer es luxuriöser haben möchte, greift zum optionalen FS-12 (fünf Taster), das mit dem FS-13 kombiniert werden kann: FS-12 für den Preset-Abruf, FS-13 zur Steuerung des Loopers. Äußerlich machen die hinten geschlossen ausgeführten Combos einen gediegenen Eindruck. Das Design steht dem der teuren Röhren-Amps von Blackstar in nichts nach. An einem Combo waren innen an der Schallwand zwei Schrauben nicht richtig fest angezogen, ab davon machte die Verarbeitung einen soliden, einwandfreien Eindruck.

… und guter Ton

Die Unterschiede zwischen den Probanden bilden sich in der Größe, Leistung, 100 bzw. 150 Watt, und Lautsprecherbestückung ab. So ist der ID:Core 100 mit zwei Zehnzoll-Lautsprechern bestückt, im ID:Core 150 machen zwei 12″-Chassis Druck – der größere Combo hat in der Lautstärke etwas mehr Headroom zu bieten und er klingt etwas fülliger. Grundsätzlich liegen die beiden im Sound aber nicht weit auseinander.

Das Spektrum ist breit, reicht von absolut unverzerrt bis hinein in modern klingende High-Gain-Distortion, gesund komprimierend mit angenehmer Sustain- Unterstützung. Die Clean-Sounds verbreiten reichlich Wärme und Fülle. Ein Highlight sind definitiv die beiden Crunch-Voices, weil sie harmonische und durchsichtige Verzerrungen liefern und lebendig auf den Spieler reagieren. Damit kann man ausdrucksstark seinen Blues ausleben. Überhaupt ist das eine Stärke der ID:Core-Combos, trotz einer gewissen Überzeichnung des Mittenspektrums, die verbindliche, der analogen Welt doch ziemlich nahe stehende Klangqualität: Geringe Latenz, quasi nicht „fühlbar“, gut entwickelte Dynamik, die Distortion „natürlich“, recht frisch in den Obertönen.

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Die Klangregelung reißt keine Bäume aus, erreicht aber bei gezielter Nutzung aller Parameter einiges an musikalischer Effizienz. Damit darf man jedenfalls sehr zufrieden sein. Schlussendlich punkten die Combos positiv wegen der Leistungsfähigkeit des Pakets insgesamt. Hierbei werfen die Effekte viel Gewicht in die Waagschale. Alles da, was man so in der Grundausstattung braucht, mit dem Plus des gut, weil in der Tonhöhe präzise ansprechenden Octavers. Der Looper funktioniert im Prinzip mit hoher Signalqualität, lässt sich aber leider nur mit Mühe Timing-genau steuern.

Dass sich die Stereo-Effekte extrem breit und luftig im Raum verbreiten, hat natürlich einen speziellen Charme, dem man sich kaum wird entziehen können; klingt groß, sehr groß. Kleines Manko, die Anzeige des Tuners geht etwas zu großzügig mit Stimmungsdifferenzen um, ist aber durchaus brauchbar. Der niederpegelig ausgelegte Einschleifweg (ca. – 10dBV) und die weitere Peripherie funktionieren bestimmungsgemäß und unauffällig. Gemessen an analogen Amps wirken die 100 bzw. 150 Watt der Combos weniger laut und voluminös. Trotzdem sind sie allemal Band- bzw. Live-tauglich. Der ID:Core 100 geht im Bassbereich ziemlich schlank mit dem Gitarrensignal um. Wer Bässe von seiner Vintage-Strat u. Ä. hören will, sollte lieber zum ID:Core 150 greifen.

Alternativen

Das ist genau die Preisklasse, in der die größeren, leistungsfähigeren Modeling- Produkte um die Gunst des Gitarristen werben. Nur wenige sind allerdings stereo ausgelegt. Von daher ist die Auswahl an Optionen karg. In erster Linie kommen von Line6 der Spider IV 150 und von Fender der Mustang IV in Frage.

Resümee

Respekt, es ist schon beeindruckend, was Blackstar mit den beiden Combos für doch relativ kleines Geld auf die Beine stellt. Luxuriöse Ausstattungen mit hohem Praxiswert, kultivierte Sounds mit breitem Einsatzspektrum, und vor allem auch eine solide, quasi latenzfreie Ansprache und gesunde Dynamik zeichnen sie aus. Daran können nicht nur Beginner viel Spaß haben. Im Preis ist der ID:Core Stereo 100 besonders lukrativ. Aber auch beim ID:Core Stereo 150 stimmt das Verhältnis von Kosten und Nutzen. Fazit: Daumen hoch, wirklich empfehlenswert.

Plus

  • Sound, Variabilität
  • Dynamik u. Transparenz, gutes Durchsetzungs vermögen
  • Zerrverhalten harmonisch
  • Wide Spread Stereo, FX-Qualität
  • befriedigende Darstellung der Instrumentendetails
  • Edit-Software
  • Allroundtalente
  • Verarbeitung, Qualität der Bauteile

Minus

  • kurzes Fußschalterkabel
  • Looper schwierig Timing-genau zu steuern
  • Tuner etwas zu „tolerant“

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles

Sie sind stereo ausgelegt. Für die Aufnahmen kamen zwei Kondensatormikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, der Typ C414 von AKG, nahe platziert (ca. 30 cm)  vor den Lautsprechern. Alle Clips sind mit dem „kleineren“ ID:Core Stereo 100 eingespielt.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert. Wenn Effekte zu hören sind, erzeugt sie der Combo selbst.

Die Instrumente sind eine Steinberger GL4-T und eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg).

Bedeutung der Buchstabenkürzel:

Clip #1 und #2: Die Combos geben die entsprechenden Effekte mit einem Wide-Spread-Effekt wieder, einer so genannten Stereobasisverbreiterung. Im Raum klingt das noch weiter und räumlicher als es die Mikrofone einfangen können. Trotzdem verfehlen die beiden Clips nicht ihre Wirkung, oder?! Sehr präsent im Klang, und erfreulich voluminös, die beiden Clean-Beispiele.

Clip #3 und #4 zeigen wie artikuliert der Crunch-Bereich abgebildet wird. Dynamische Reaktion, spielt sich angenehm und ausdrucksstark. Dafür, dass wir es mit Modeling-Technik zu tun haben, doch ziemlich gut.

Die Clips #5 bis #7 sind mit den beiden High-Gain-Voices OD 1 und OD 2 eingespielt. Schöner Toncharakter, präzise im Attack, aber durchaus freundlich, nachgiebig im Spielgefühl. Viel Kompression, das Sustain wird spürbar unterstützt. Erneut: Möchte man meinen, dass digitales Modeling den Ton erzeugt?!

 

Um einen Eindruck von den tonalen Unterschieden zu vermitteln, hören wir im Clip #8 der Reihe die vier Distortion-Modes (Crunch, Supercrunch, OD 1, OD 2), bei gleichbleibender Einstellung der Klangregelung.

Clip #9 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den (Verzerrungs-) Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 01/2017


Pimp Your Röhren-Preamp

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In unserer aktuellen Ausgabe haben wir die Grafik des Schaltkreises leider unvollständig abgedruckt. Dies holen wir hier nun nach. Viel Spaß beim Tüfteln! 

Der aus Frankreich stammende Lag Spitfire TL1, 19″-Tube Preamp aus den frühen 1990er-Jahren, nur eine Höheneinheit (HE) hoch und mit einem komplett aus Metall gefertigten Gehäuse, war damals recht beliebt.

Röhren Vorverstärker

Eignet sich gut als Beispiel für Modifikationen an einem Röhren-Preamp: Lag Spitfire aus den 1990er-Jahren

Einer der beiden Kanäle war, dem damaligen Trend folgend, für harten Metal ausgelegt, der verbleibende Kanal erklang clean. Und jetzt finde ich es an der Zeit, diesen schönen Boliden zu modifizieren und euch daran teilhaben zu lassen. Denn wenn man die Strickweise des Spitfire verstanden hat, kann man die Modifikationen auch auf andere Preamps nahezu nahtlos übertragen. Die Pläne liegen zudem im Netz, wenngleich auch mit wenigen kleinen Fehlern behaftet. Dennoch: Der Lag Spitfire ist ein perfekter Proband für Modifikationen.

Das Ziel der Mods lautet: Weg von dem Metal-Sound (den der Spitfire wirklich vorzüglich konnte) und hinein in deftige Blues-Rock-Gefilde. Mein jetziger Umbau soll möglichst einfach, aber dennoch effektiv sein. Der Spitfire ist ein echter Tube-Preamp mit nominalen 360 Volt Betriebsspannung. Deshalb ist der Lag, wie jeder Hochspannungs-Tube-Amp, bei offenem Hantieren alles, aber absolut kein Spielzeug.

Ich verweise hiermit deutlich auf die Gefahren bei geöffnetem Gehäuse hin – wer noch nie am offenen Gerät gearbeitet hat, sollte dies auch hier nicht tun, und das einem Fachmann überlassen. Und gleich hier der Vermerk auf eine eklatante Service-Schwachstelle bei der Betriebsspannung des Lag. Diese verfügt über keinen (!) Entlade-Widerstand, die vier HT-Elkos halten nach Abschalten vom Netz die 360 Volt noch stundenlang!

Als erstes werden wir daher noch vor den eigentlichen Mods, dem Gerät einen wirksamen Entlade-R implementieren, mehr dazu gleich. Demzufolge beim erstmaligen Öffnen des Gehäusedeckels größte Vorsicht walten lassen. Während des Arbeitens am Spitfire ist selbstverständlich immer vorher der Netzstecker zu ziehen!

Gehäuse und High Voltage 

Um an die maßgebliche Preamp-Platine zu gelangen, muss zunächst der Deckel der Geräte-Oberseite entfernt werden. Der ist mit zehn Schrauben auf der Oberseite und zwei Schrauben auf der oberen Kante der Frontplatte fixiert. Dann liegt die Elektronik offen.

Als erstes werden wir sogleich einen 1Meg-Ohm/0,6-Watt-Entlade-R einlöten. Diesen Widerstand kann man prinzipiell jedem der vier Stück HT-Elkos (15 uF) parallel schalten. Ich löte ihn, da diese Stelle auf der Platine günstig ist, etwas unkonventionell dem letzten Elko dieser Sieb-Kaskade parallel – siehe Foto der Platine, rotes Rechteck #1. Vor dem Einlöten dieses Rs die HT-Sieb-Elko-Kaskade mit zwei isolierten Schraubendrehern oder einer isolierten Spitzzange entladen. Danach den Widerstand gemäß Position, siehe Abb.1, einlöten. Erst jetzt ist der Spitfire in einem Zustand, dass ca. 20 Sekunden nach Abschalten der Betriebsspannung die Platine gefahrlos berührt werden kann. Trotzdem: Nicht vergessen, immer den Netzstecker beim Arbeiten ziehen!

Danach die Frontplatte durch Rausdrehen der sechs Schrauben lösen. Die Zuführungskabel zu der Tube-Signalplatine sind lang genug, so dass diese, die ja noch an der Frontplatte durch die Potentiometer gehalten wird, jetzt auf das geöffnete Chassis gekippt werden kann – keine Gewalt anwenden. Jetzt sieht man die Bestückungsseite der Platine. Wir werden die an der Frontplatte hängende Platine noch häufiger kippen müssen …

OP input amp

Der damals wie heute immer noch gute NE5532-Chip wird für die erste Vorverstärkung genutzt. Diese Vorverstärkung dient beiden Kanälen. Der Eingangs-OP1a ist als Elektrometer-Amp beschaltet und hat gleich eine Besonderheit. Im Fußpunkt der Gegenkopplung findet sich ein 220 Ohm und 1 uF großes RC-Glied, welches ein starkes Hochpassfilter darstellt mit der Grenzfrequenz von 720 Hz. Diese Grenzfrequenz kennen wir aber wirklich auswendig – sie war und ist in sehr vielen FX-Pedalen drin, insbesondere aber bestens bekannt durch den Ibanez Tube Screamer. Es stellt sich übrigens heraus, dass in Verbindung mit dem werksmäßig aggressiv abgestimmten MetalLead-Channel, welcher aus einer Kaskade von drei Trioden plus Filter gebildet wird, dies eine gut gewählte Grenzfrequenz des Preamps darstellt.

Jetzt geht der Ausgang dieses Input-OPs nicht nur direkt zum Lead-, sondern auch noch in den Clean-Channel. Durch diese doch hoch angesiedelte Hochpass-Grenzfrequenz erscheint der Clean Channel etwas dünn. Deshalb werden wir als erstes diese Grenzfrequenz um eine Oktave senken. Den eingebauten 220 Ohm gegen 470 Ohm tauschen (rotes Rechteck #2). Wer mit dem Gain dieser Stufe experimentieren will, kann den 1,5k Ohm (Rechteck #3) gegen einen Wert zwischen 1,5 und 3,3 kOhm tauschen.

Die Platine des Lag Preamps mit eingezeichneten Modifikation

Clean Channel

Vom Ausgang des OP1a von vorhin führt eine direkte Verbindung zum Tonestack des Clean Channel. Dieser verfügt eigentlich nur über einen Treble-Einsteller, hier „Tone“ genannt; Mitten und Bässen sind fest eingestellt. Der Stack arbeitet formal als transformierter Fender-Tonestack, dimensioniert in den Mitten und Bässe durch Festwiderstände, in Maximal-Stellung gewählt. Dadurch, dass der Bass maximal wirkt, wird der eben erwähnte werksmäßig tendenzielle Bass-Mangel durch den Hochpass des OP-Inputs etwas kompensiert. Durch das Modifizieren dieser Grenzfrequenz – siehe vorheriger Abschnitt – wird dieser Mangel an Bass dann mehr als vollständig kompensiert.

Durch die Mod des Hochpasses der Eingangsstufe OP1a werden viele die Bässe wahrscheinlich als etwas stark empfinden. Das lässt sich im Tonestack reduzieren, wenn dem 100-nFBass-C ein weiterer 100 nF auf der Layout-Seite hinzugefügt wird (rotes Rechteck #4). Alternativ kann diese Position in der Platine selbstverständlich auch durch 220 nF/100 V besetzt werden.

Schaltkreis des Lag Spitfire

Sollte man sich dafür entscheiden, den Gain-Faktor des Input OP1a zu erhöhen, um damit die folgenden Lead-Röhren stärker anzublasen, sollte diese Erhöhung im Clean-Kanal OP1b wieder rückgängig gemacht werden. Dafür wäre dann der 39 kOhm R im Hochpunkt der Gegenkopplung des OP1b (Rechteck #5) verantwortlich. Diesen dann auslöten und durch einen Wert zwischen 39 und 18 kOhm ersetzen.

Jetzt bleibt nur noch, das 100pF C, das parallel dem 220-kOhm-R des Spannungsteilers anliegt, der im Ausgangskreis der Clean-Triode T1a liegt, auszulöten (Rechteck #6). Denn im Crunch-Betrieb neigt dieses C dazu, den Ton kratzig klingen zu lassen – besser klingt’s dann ohne. Der Clean Channel klingt jetzt mehr nach Vox als nach Fender. Mit einem Treble Bypass über dem Volume-Einsteller von 2,2nF (Rechteck #7), wird‘s dann wieder mehr Fenderlike.

Weiter geht’s nächsten Monat!

Musikmesse 2017: Zahlreiche Europa-Neueheiten vom JHS-Vertrieb

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Der JHS-Vertrieb bringt zahlreiche Neuheiten auf die diesjährige Musikmesse, von denen viele dort ihren europäischen Einstand feiern werden.

Am Stand G94 in Halle 11.0 könnt ihr Produkte von Fret-King Fluence Guitars, Supro GuitarsBohemian Oil Can Instruments, Italia Guitar, Pigtronix Pedals sowie Supro Amplification anschauen und am besten direkt ausprobieren. 

Weitere Informationen unter jhs.co.uk

Uns findet ihr natürlich ebenfalls auf der Messe:

Gitarren-Amp: Sound wird ab einem bestimmten Volume undeutlich

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Q: Ich spiele meine Gitarren hauptsächlich über einen Fender Princeton Reverb ‘65 Reissue. Ich mag den Ton des Amps, insbesondere auch den Hall, im Bereich von 2 bis 3 sehr. Allerdings habe ich das Problem, dass der Sound ab ca. Volume 5-6 instabil und undifferenziert wird. Besonders die Bässe verlieren jegliche Kontur. Welche Mittel gibt es, den Sound etwas stabiler zu machen?

Marco Rustemeyer (G&B-Leser)

A: Der Fender Princeton Reissue ist ein netter, kleiner Amp, der eigentlich ganz gut klingt. Je nach angeschlossener Gitarre kann es aber eben jenen Verlust der Kontrolle bei den Bässen geben. Schuld daran sind mehrere Dinge. Zum einen die Röhrenauswahl (die verbauten Sovteks sind zwar robust, aber tonal eher mittelprächtig), zum anderen, dass der Bias bei früheren Ausgaben über einen Festwiderstand eingestellt (spätere Modelle haben ein Poti) und demnach nicht optimal eingestellt werden kann, sowie an dem 10″-Jensen-Lautsprecher. Ich würde dem Amp zuerst einmal andere Endstufenröhren gönnen, hier liegt mein persönliches Faible bei den TungSol 6V6 RI für klassischen 6V6- Sound, diese dann nicht zu heiß einstellen (falls möglich) und zu guter Letzt den Phase Inverter (die letzte Röhre vor der Endstufe) durch eine 12AT7/ECC81 ersetzen. Das bringt schon ein bisschen mehr Kontrolle im Bass. Noch mehr macht sich der Austausch des Lautsprechers bemerkbar.

Wenn du bei dem serienmäßigen 10″-er bleiben willst, könntest du einen Weber 10F150T installieren (für einen klassischen Blackface- Sound) oder auch einen WGS G10C (wenn’s eher rocken soll) bzw. WGS G10C/S (wieder eher klassisch). Damit wird sich der Amp schon etwas stabiler verhalten. Um ihn allerdings noch weiter zu optimieren, müssen die Eingriffe tiefer ansetzen, wozu man in der Regel besser einen erfahrenen Techniker konsultiert. Diese Punkte wären dann:

  1. Umbau auf einstellbaren Bias, falls noch nicht vorhanden
  2. Upgrade der Elkos im Netzteil von Illinois nach F&T und zugleich Verdoppelung des ersten Elkos auf 40μF
  3. Ersetzen der Schallwand durch eine Version mit 12″-Ausschnitt und Einsatz eines 12″-Lautsprechers (Jupiter 12SC für klassische Blackface- Sounds, WGS G12C für eher moderneren Sound mit etwas weniger „Sparkle“ dafür kräftigeren Mitten)
  4. Ersatz des etwas kleinen Ausgangsübertragers durch eine größere Version wie z. B. der ClassicTone 40-18090, Hammond 1750H oder Allen TO-22.

Ob du soviel in deinen Princeton investieren willst, solltest du aber genau abwägen.

Slick Steve


Aus Gitarre & Bass 01/2017

Mesa Engineering Triple Crown 50, Tube-Amp

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Mesa, der Name verpflichtet. Die Jungs und Mädels in Petaluma haben einen Ruf zu verteidigen. Was die machen, muss zu 100% topfit sein, Durchhänger können die sich nicht leisten. Wir dürfen also davon ausgehen, dass uns der Triple Crown 50 auch wieder feinste Qualitäten kredenzt. Aber welche? Und was genau sind seine speziellen Finessen?

Ausführlich Auskunft über die Fähigkeiten des Mesa TC-50 Combo gibt mein Testbericht in der aktuellen  Ausgabe unseres  Gitarre&Bass-Magazins. Ich habe außerdem –wie immer bei solchen Tests- einige Soundclips  eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten des Topteils vermitteln.

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, nahe platziert vor dem Celestion-Vintage 30 des Combos.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuerte die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine Steinberger GL4-T.

Der Clean-Kanal des TC-30 ist breitbandig leistungsfähig. Von ganz klaren unverzerrten Sounds bis hin  zu schon recht intensive Overdrive reicht das Angebot (Clips 1 – 3).

Die anderen beiden Kanäle LO und HI sind im Charakter zeichnen sich durch charakterstarke markante Mittenspektren aus. Schon der LO-Kanal erlaubt satte Lead-Distortion und benimmt sich sehr obertonfreundlich. HI liefert quasi Ultra-Gain, hyperintensive Verzerrungen, bei überraschend wenig Nebengeräuschen (Clips 4 – 8).

Clip 9 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann. Clip 10 und 11 verdeutlichen wie sich der Sound ändert wenn man den Sound-Switch in den Kanälen Clean und LO von Norm auf Drive bzw. Tight umstellt.

Ich wünsche gute „Unterhaltung“ und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über ordentliche Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

MLC Subzero 100 MKII + 412 Retro 30 im Test

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„Mark L Custom Guitar Electronic“ lautet der vollständige Name des Herstellers, der im Nachbarland Polen seinen Sitz hat. Bei uns im Michelland vermutlich noch vielen Kollegen unbekannt, ist MLC kein Newbie auf dem Markt und hat bereits ein umfangreiches Programm im Angebot. Wir stellen das Amp- Flagschiff vor, das u. a. mit MIDI-Steuerung auftrumpft.

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Tatsächlich hat Marek Laskowski (Mark L) schon im Jahr 2002 begonnen sein Unternehmen aufzubauen. Es standen aber zuerst gar nicht Verstärker auf der Agenda, sondern MIDI-Controller, Patchbays und universelle Stromversorgungssysteme. Erst 2007 begann er sich überhaupt mit der Sound-Formung, sprich Amps, zu befassen. I2012 startete die Entwicklung der Subzero- Linie, die mittlerweile neben unserem Testkandidaten ein 60-Watt-Topteil und einen 2×60-Watt-Stereo-Head umfasst, sowie eine ausgefallene Kreation namens 9/18 die die Tugenden des Marshall- Plexi-Superlead und des Vox AC30 in sich vereinen soll; müssen wir uns baldigst auch einmal vorknöpfen. Außerdem sind 19“-Preamps im Programm, verschiedene Boxen und spezielle Line-Mischer für größere Guitar-Rigs.

Konstruktion

Eine monströse Erscheinung, groß und mächtig wirkt der Subzero 100 MKII. Logisch, aufwendige Röhrentechnik braucht einfach Platz. Und MLC sorgt mit der Bauhöhe des eleganten Gehäuses und den Lochblechgittern an Front und Rückseite natürlich auch für einen gesunden Wärmehaushalt. Schließlich heizen dem Gehäuse vier EL34 und fünf 12AX7- Röhren ein. Wir haben es mit purer Röhrentechnik zu tun. Halbleiter finden sich im Signalweg nur in der FX-Loop-Sektion, wo sie – nebenbei bemerkt – einfach nur für die korrekte elektrische Anpassung sorgen, mit linearer Verstärkung, im Prinzip vollkommen klangneutral. Die Vorstufe ist in zwei separate Sektionen aufgeteilt, Clean und Crunch, die über identische Regelbereiche verfügen. Da sie mit Crunch gekoppelt ist, kommt die dritte Sektion, Lead, ohne die Dreibandklangregelung aus, d. h. hier sind nur die Gain-Intensität und die Lautstärke (das Poti Lead) variabel. Außerdem hat jeder der drei Kanäle einen dreistufigen Bright-Schalter, mit dem je zwei unterschiedlich intensive Höhenanhebungen aktiviert werden können.

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Wie es mittlerweile Usus ist bei modernen Röhrentopteilen, verfügt der Subzero 100 MKII nicht nur über den klassischen Presence-Regler, sondern besitzt auch ein Poti, dass die Dynamik der Basswiedergabe variiert (Depth, links außen). Auf der anderen Seite der Frontplatte sehen wir zwei alternativ aktivierbare Master-Volumes, die allerdings erst in Betrieb gehen, wenn man den eben bereits erwähnten seriellen Einschleifweg aktiviert – Bypass manuell oder per Fußschalter möglich (siehe unten). Zusätzlich ist im FX-Return-Weg der Signalpegel regelbar.

An der Rückseite sehen wir sonst noch zwei Lautsprecheranschlüsse mit umschaltbarer Impedanz (4, 8 oder 16 Ohm) und zwei DIN-Buchsen. Das ist das Tüpfelchen aufs „i“: der Amp hat eine MIDI-Schnittstelle, über die die Schaltfunktionen adressierbar sind. Als da sind die Kanalanwahl, FX-Loop-On/Off, Master- Volume-Umschaltung und Mute. Dieselben wie bei dem sehr hochwertig gearbeiteten Schaltpedal, das mit einem knapp sechs Meter langen Kabel ausgerüstet ist.

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An einem Miniatur-Drehschalter kann der MIDI-Kanal bestimmt werden. Achtung, ich betone es noch mal, damit keine Missverständnisse aufkommen: Der Subzero 100 MKII besitzt keinen Programmspeicher, in dem Einstellungen abgelegt werden können. OK, nächster Schritt, Substanz checken, aufschrauben, Chassis raus, gucken was sich hinter der schnieken Fassade (der Amp ist im Betrieb innen rot beleuchtet) verbirgt. Oopps, darauf war ich nicht gefasst. Röhren-High-Tech, penibelste Verarbeitung nach höchsten Standards. Was das angeht, kann es der Subzero 100 MKII locker mit der Hautevolee der Boutique-Szene aufnehmen. Dementsprechend hochwertig sind die verwendeten Komponenten wie z. B. die beliebten Mallory M150 als Koppelkondensatoren (das sind die, die hinter dem Ausgang einer ECC83/12AX7 o.a. die Gleichspannung sperren und nur das Nutzsignal durchlassen). Um das Wechselstrombrummen so niedrig wie eben möglich zu halten, werden die Vorstufenröhren sogar mit stabilisierter Gleichspannung geheizt, technisch aufwendig gelöst. Macht alles einen sehr guten zuverlässigen Eindruck. Zwei Details sind aber doch eher unschön. Die Kontakte der Speaker-Ausgangsbuchsen packen für meine Begriffe den Stecker zu zaghaft und es irritiert auch, dass das Holzgehäuse des Amps allein schon mehr als zehn Kilogramm wiegt und damit das Gesamtgewicht unnötig in die Höhe treibt (ca. 26 kg). Vielleicht entschädigt dafür ja, dass man die Wahl zwischen acht verschiedenen Tolex-Farben hat (u. a. gelb, grün und orange).

Praxis

In den Vorgesprächen zu diesem Test hat MLC nachdrücklich darum gebeten, eine Box mitschicken zu dürfen. Hhmm, muss eigentlich nicht sein, dachten wir uns. Aber OK, einverstanden. Als ich das Stack dann zum ersten Mal gehört hatte, war klar, warum das der Firma so wichtig war. Die beiden zusammen erreichen tonal eine Qualität, die mit einem normalen 4×12-Cabinet nicht unbedingt zum Vorschein kommt. Dabei zeigt das Subzero- Cab vordergründig gar keine Besonderheiten. Die Schallwand ist angeschrägt eingesetzt und die Schutzbespannung vorne ist – für das Mikrofonieren immer sehr erfreulich – abnehmbar. Aber sonst keine Besonderheiten. Abmessungen, Materialien und der Retro 30-Speaker von WGS/USA (Warehouse Guitar Speaker) ergänzen sich offenbar einfach günstig (optionale Speaker-Typen: Heritage G12M o. G12H, Scumback Ceramic).

Eine fett voluminöse und stets sauber kontrollierte Basswiedergabe, die die Dynamik des Verstärkers bestens unterstützt und eine betonte Frische in den oberen Mitten und Höhen, die sich unprätentiös und bei aller Transparenz ganz und gar nicht giftig ausbildet sind das Ergebnis. Was nach Gegenchecks mit anderen Amps ein kurzes Zwischenfazit zeitigt, nämlich, dass diese 4×12-Box sehr empfehlenswert ist. So, damit habe ich gleichzeitig schon angekündigt, dass auch der Subzero 100 MKII einiges für den Pluspunktekasten bereithält. Im Clean-Kanal erzeugt er fein ziselierte Klänge, HiFi-präzise im positivsten Sinne, warm mit großem Volumen, stramm in der Dynamik, trotzdem angenehm im Spielgefühl. Ein wesentlicher Teilaspekt seiner Qualität ist die Tatsache, dass er homogen in subtile Anzerrungen hineingleitet. So entsteht eine lebendig reagierende Quasi-Clean- Ebene, die eine Spur nachgiebiger auf Attacks reagiert. Dank der effizient arbeitenden Klangregelungen brillieren in dem Kanal Vintage-Strats genauso wie kraftvolle Gitarren à la Les Paul und Konsorten.

Die beiden Distortion-Sektionen mischen britische Charakteranlagen mit heißen Gain-Bereichen und modernen Tonelementen. Letztere zeigen sich darin, dass in den oberen Frequenzbereichen die Verzerrungen besonders intensiv sind, damit Obertöne und Feedbacks begünstigen, aber auch eine durchsetzungskräftige Schärfe erreichen. Das Interessante und Angenehme daran: Trotzdem wirkt die Tonformung nicht übermäßig angriffslustig, hart oder bissig. Nein, der Subzero 100 MKII singt hier im übertragenen Sinne wie der selige Boogie MKI. Wir reden vom Lead-Kanal, der ultra-heiß ausgelegt ist, viel Kompression erzeugt, und doch die Konturen der Noten sehr präzise darstellt und gedämpft gespielte tiefe Noten kraftvoll pulsieren lässt. Beim Solieren wirkt der Sound des Kanals letztlich auch gar nicht übermäßig verzerrt. Noch schöner, den Subzero 100 MKII muss man nicht laut spielen, damit er auflebt, er klingt auch relativ leise gespielt sehr gut.

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Der Basis-Sound und die Art der Ansprache ist im Lead- und Crunch-Kanal sehr ähnlich. Lead agiert allerdings ungleich kraftvoller im Mittenbereich. Den Crunch-Einstellungen bekommt die luftigere Ausprägung natürlich. Denn komplexere Akkorde können sich so viel harmonischer ausbilden. Und sie tun es bravourös. Was so weit geht, dass man sich mit dem Amp auch in den klanglichen Gefilden eines John Mayer bewegen kann. Unter anderem dank der erfreulich reaktiven Ansprache. Im Übrigen erzeugt auch die Crunch-Sektion diese Art AC30- Brillanz. Und Crunch hat soviel Gain-Reserven, dass der Kanal vermutlich bei vielen Anwendern schon als Lead-Kanal durchgehen würde. Fragt sich noch, wie denn die beiden Kanäle mit der gemeinsamen, wiederum erfreulich variablen Klangregelung zurechtkommen. Nun, die Abstimmung erwies sich grundsätzlich als praxisgerecht. Je nach Einstellung, waren nach dem Umschalten zu Lead die Höhen etwas unterbelichtet, aber das ließ sich mit dem Bright-Schalter im Handumdrehen ausgleichen.

Auch in den weiteren Funktionen gibt sich der Subzero 100 MKII keine Blöße. Die Umschaltvorgänge gehen dezent vonstatten, ohne störende Nebengeräusche. Der Einschleifweg funktioniert ebenfalls elegant. Allerdings ist der Return Level-Regler nicht in der Lage, in der FX-Kette verringerte Signalpegel aufzuholen, sprich es gibt hier keine nachhaltige Nachverstärkung. Wer die Leistung des Amps ausschöpfen will, muss darauf achten, dass er in etwa am 0dB-Niveau bleibt. Oder einkalkulieren, dass er zwischen dem letzten Effektgerät und dem Return eventuell einen Line-Booster anschließen muss. Ein letzter Hinweis gilt der Anwendung mit unterschiedlichen Instrumenten. Wegen der hohen Gain-Intensitäten sind Singlecoil- Gitarren kritisch, es brummt natürlich unsäglich in Spielpausen. Ich sage mal, ohne Humbucker am Steg läuft wenig. Geradezu ideal wirkte der Amp im Zusammenspiel mit der Les Paul und elektrisch artverwandten Solidbody-Gitarren. Mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser waren die Ergebnisse bei aktiven Pickups.

Alternativen

Er hat nicht ganz soviel Höhen, aber im Charakter ähnelt der Subzero 100 MKII durchaus dem AFD100, den Marshall für Slash gebaut hat. Mit dieser Ausrichtung kommen als Alternative grundsätzlich alle Amps moderner britischer Klangausrichtung in Frage. Doch ich gebe zu bedenken: Der Subzero 100 MKII ist schon ziemlich speziell im Ton, charakterstark, insbesondere im Kombination mit dem 4×12-Cab. Genau so bekommt man das woanders nicht.

Resümee

MLCs Debüt in unserem Magazin hinterlässt einen bleibenden Eindruck, einen durch und durch positiven. Im Sound modern ausgerichtete High-Gain-Distortion, die den Ton des Instruments wahrt und Charakterstärke beweist, ein hochtransparenter und doch warmer Clean- Kanal, das trifft im Ton den Zeitgeist energiereicher Rockstilistiken auf den Punkt. Stimmiges Konzept, sehr gute Verarbeitung, keine Frage, das Preis-/Leistungsverhältnis ist zweifelsfrei gesund. Das gilt auch für das so souverän aufspielende 4×12-Cabinet, das man übrigens auch als Leergehäuse kaufen kann.

Plus

  • Sound & Variabilitat
  • Dynamik/Transparenz & Durchsetzungs vermo gen
  • hoher Schalldruck
  • MIDI-Schaltfunktionen
  • Ausstattung & Konzept
  • geringe Nebengerausche
  • wertiges Schaltpedal inbegriffen
  • Tonkultur des 4×12-Cabinets
  • Verarbeitung & Qualitat der Bauteile

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis als Raum-Mikro und ein C414 von AKG, nahe platziert vor der Subzero-Box.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und abgemischt. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuert die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine 1957-Signature-Les-Paul „Lee Roy Parnell“ aus dem Gibson-Custom-Shop.

Bedeutung der Buchstabenkürzel:

CL-Ch: Clean-Kanal.

CR-Ch: Crunch-Kanal.

LD-Ch: Lead-Kanal.

CR: Crunchsound, etwas mehr Gain als bei Overdrive.

LG: Low-Gain, geringe Übersteuerung.

MG: Medium-Gain.

HG: High Gain, Distortion nahe am Maximum des hier bei diesem Amp Möglichen.

Git-Vol: Im Clip wird das Guitar-Volume-Poti benutzt, um die Verzerrungsintensitäten zu ändern.

LP: Les Paul.

Clips #1 bis #3 stellen den Clean-Kanal vor. Wenn man  möchte, hat er einen Chime/Glanz in den Höhen, der dem ehrwürdigen Vox-AC30 gleicht. Andererseits ist der Kanal nicht auf cleane  Sounds festgelegt, wie die anderen beiden Clips zeigen.

In den Clips #4 bis #6  hören wir den Crunch-Kanal des Subzero 100 MKII. Auch der ist überdurchschnittlich variabel und reagiert hochdynamisch. Außerdem spricht er sehr vorteilhaft auf das Guitar-Volume-Poti an, d.h. die Verzerrungsintensität lässt sich feinfühlig steuern, ohne dass problematische Lautstärkesprünge entstehen. Und wie voluminös die Strat im Clip 4 klingt! Unter anderem ein Verdienst des sehr „groß“ klingenden Subzero-Cabinets.

Die Clips #7 bis #9 betreffen den Lead-Kanal, der quasi eine heißere und fettere Subsektion des Crunch-Kanals ist. Sauber Artikulation der Attacks, holzig kraftvoller Ton bei moderatem Gain. Tragfähig, aber schon recht direkt in der Ansprache, nicht ganz den zu spielen.

Clip #10 verdeutlicht den Sound-Unterschied zwischen den beiden Distortion-Sektionen Crunch und Lead. Clip #11 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter (die Verzerrungen selbst sind hier gemeint) der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 02/2017

Evolution Amber 40 + 2×12 DIAG Cabinet im Test

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Brandneu auf dem Markt, mit einem gleichermaßen aufwendigen wie mutigen Konzept: Laut Hersteller ist der Amber 40 in einer speziellen Halbleitertechnik aufgebaut, die das Verhalten von Röhrenschaltungen nachbildet. Obendrein speichert das ultrakompakte Topteil sogar Sound- Presets und kommuniziert via MIDI.

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Wer auf der Homepage von Evolution- Amps nach Hintergrundinformationen stöbert, wird nicht so recht fündig. Das „About us“ preist die Meriten des Entwicklers, ohne allerdings Namen zu nennen. Ominös, nicht wahr? Das Unternehmen hat seinen Sitz in Polen, so viel – oder so wenig – ist bekannt. Die Fertigung erfolgt in China, das Cabinet kommt aus Polen. Nana, damit gibt sich unsereiner nicht zufrieden, das muss recherchiert werden. War dann auch gar nicht sooo schwierig nähere Infos zu bekommen. Und siehe da, was zunächst so „geheimniskrämerisch“ aussieht, entpuppt sich plötzlich eher als Understatement. Das technische Mastermind ist uns allen eigentlich kein Unbekannter. Waldemar Glomb. Nein, es klingelt nicht, noch keine Idee, um wen es geht? G-Lab, jetzt besser?! Also, Pan Glomb, das ist der Chef dieser Firma, die damit bekannt und erfolgreich wurde, dass sie auf dem Effektesektor auffallend fortschrittliche Geräte und Lösungen realisiert hat. Nach seinen eigenen Aussagen benutzen Kollegen wie Warren Haynes, John Scofield, Joe Bonamassa, Robben Ford, John Petrucci, Mark Tremonti, Steve Stevens, Slash usw. seine Erfindungen.

Waldemar Glomb ist ein umtriebiger Ingenieur und kann – kein Wunder – inzwischen auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Er ging 2012 nach England und arbeitete für Marshall und Blackstar Amplification. Z. B. ist er derjenige, der Blackstars FLY 3-Amp entwickelte (eine Art Luxus-Practice-Combo) und dessen Produktion in China auf die Beine stellte. Und nun Evolution, wieder sein eigenes Projekt. Neben dem hier vorgestellten Guitar-Stack, das erst im Sommer 2016 herauskam, hat die junge Firma noch keine weiteren Produkte auf dem Markt. Man wartet vermutlich erst einmal ab, welche Resonanz der Amber 40 und das 2×12″-Cabinet haben werden. Okay, ich verrate schon einmal, dass die Zeichen günstig stehen, darin schlummert tatsächlich Potential.

Valve clipping

Es gab in der Vergangenheit schon viele verschiedene Ansätze, die Röhre mit Halbleitertechnik nachzubilden, lange lange, bevor das digitale Modeling aufkam. Ach ja, „warum überhaupt das Ansinnen?“, darf der technisch Unbedarfte fragen. Nun, die Kosten in der Fertigung sind ein ganz wesentlicher Faktor. Analoge Halbleiterschaltungen sind im Aufbau wesentlich anspruchsloser und deswegen einfacher, sprich billiger herzustellen.

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Allein schon, weil sie in der Regel in der Endstufe ohne Ausgangstrafo auskommen. Dem steht allerdings entgegen, dass Transistoren gemeinhin nicht weich klingen, wenn sie in die Übersteuerung kommen, sondern hart und unangenehm kratzen/knacken. Man muss sich also schon einige Kniffe einfallen lassen, um einer Halbleiterschaltung die gewünschten Manieren anzuerziehen. Und z. B. zu Transistortypen wie MosFets greifen, die in ihrem Verhalten eben doch in die gewünschte Richtung gehen. Ziel ist dabei immer, die hochgeschätzte Dynamik und Ansprache nachzubilden, die eine adäquate Röhrenschaltung entwickelt. Aufgrund der sich ständig verändernden Spannungsverhältnisse interagieren dort alle Baugruppen miteinander, bilden quasi einen „lebenden“ Organismus. Dem gleichzukommen ist für die Halbleitertechnik die große Herausforderung, neben der anderen, nicht minder anspruchsvollen Aufgabenstellung, gefällige Verzerrungen zu erzeugen.

Sehr fortschrittlich und technisch ausgefuchst hatte die US-amerikanische Firma „Gallien-Krueger“ schon um 1980 das Thema angepackt – mit den Combos 210G und 212G, die für den „richtigen“ Röhren-Sound einen Limiter und eine Halbleiterendstufe mit Ausgangstrafo besaßen! (Sinnigerweise war in den damaligen Werbeanzeigen eine zerbrochene 6L6-Röhre zu sehen, mit dem Kommentar: „Bevor du ein weiteres Mal Röhren tauscht, bist du es dir schuldig einen von diesen Combos zu spielen.“) Interessant waren die GK-Combos auch, weil sie zwei absolut unabhängige Kanäle für Clean und Distortion zu bieten hatten Das hatte zuvor auch schon der IC100S von H|H-Electronics (erschienen ca. 1972), den z. B. der Gitarrist von Thin Lizzy, Eric Bell, benutzte. Ja, man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, aber die Zwei- Kanal-Halbleiter-Amps haben damals gar manchen – auch prominenten Heroe – dazu verleitet, seinen (einkanaligen) Marshall, Orange usw. aufzugeben. Es war ja auch zu verlockend, Clean- und Distortionsounds separat und unabhängig von der Lautstärke zur Verfügung zu haben.

Beim Amber 40 spielt sich (den Herstellerangaben nach) der „Röhren-Simul-Voodoo“ nicht nur in der Vorstufe ab, sondern auch in der Endstufe. Die offizielle Bezeichnung der speziellen, wohlgemerkt analogen Technik: VASA (Valve Architecture Semiconductor Amp). Verständlicherweise gibt Evolutions-Amps keine Details zur Funktionsweise preis. Klar, wer möchte schon sein sauer erarbeitetes Geistesgut gratis vor der Konkurrenz ausbreiten. Aber etwas Entscheidendes kann man auch so erkennen. Wir sehen eben/oben Beschriebenes: Der Amber 40 hat einen Ausgangstrafo der offensichtlich die Signale einer Gegentaktendstufe umformt. Grundsätzlich arbeitet der Amber 40 an dieser Stelle schon einmal so nahe an der Röhrentechnik wie eben möglich.

Der Blick auf die Frontplatte suggeriert, dass wir es mit einem normalen Zweikanal- Konzept zu tun haben. Trifft auch zu, was die Regelmöglichkeiten angeht. Im Clean-Kanal: Gain, Treble, Bass, desgleichen im Overdrive-Kanal plus einen Mittenregler. Aber fehlt da nicht mindestens ein Volume-Poti?! Nun, in den Kanälen selbst hat der Amber 40 keine. Den Job macht der Master-Regler, rechts außen, unterstützt von der Level-Schaltfunktion, die die maximale Ausgangsleistung von 40 Watt in fünf Stufen absenkt auf bis zu 45%, entsprechend 4,5 Watt. Diese Funktion steht natürlich vor dem Hintergrund, dass das Röhrensättigungsverhalten in reduzierten Lautstärken verfügbar sein soll. Wirkt bis hierhin alles noch recht harmlos, oder?! Ja, mag sein, nun gibt es da in den Kanälen aber noch die Mode- Taster, und die sprengen die üblichen Normen. Denn jeder ruft sechs verschiedene Grundeinstellungen auf, die sich im Overdrive-Kanal im (Gain-) Boost und der Kompression unterscheiden, desgleichen verhält es sich im Clean-Channel, wo noch ein dritter, der Contour-Parameter hinzukommt, der die Mitten absenkt. Insofern verheißt das Konzept reichlich Sound-Vielfalt. Bleibt an der Frontplatte nur noch das Reverb-Poti zu erwähnen, das einen digital erzeugten Halleffekt kontrolliert.

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An der Rückseite sind fünf Lautsprecherausgänge zugänglich, in der üblichen Konstellation 2x 4 Ohm, 2x 8 Ohm und 1x 16 Ohm. Ferner ein serieller, im Pegel umschaltbarer Einschleifweg (-10/+4dB), MIDI-In und MIDI-Thru/Out, sowie die Klinkenbuchse für das mitgelieferte Fußschaltpedal EFS-1. Dieses verfügt über vier Taster, die unterschiedliche Funktionen ausüben können. Es stehen sechs Modes zur Wahl: 1. Preset-Abruf in vier Bänken mit je sechs Presets, 2. 4 Bänke mit je vier Presets, 3. sechs Presets, 4. Vier Presets, 5. Vier Kanäle/Sounds plus FX Loop-Status, 6. zwei Kanäle/Sounds plus FX Loop-Status und Solo-Lautstärke. Mag jetzt etwas verwirrend wirken, ist aber mit dem (leider nur in Englisch vorliegenden) Manual nicht schwer zu durchschauen.

Kurz noch zur Substanz und Fertigungsqualität des Amber 40. In seinem grundsoliden Stahlblechchassis verbirgt sich moderne Technik, industriell bestückte Platinen mit SMD-Bauteilen. Klar, nur so kann die aufwendige Schaltung auf kleinstem Raum untergebracht werden. Das Lüftungsgitter an der Rückwand wirkt etwas fragil, abgesehen davon heimst der Aufbau qualitativ die Note „sehr gut“ ein.

Fliegengewicht

Die Überschrift sagt alles: Die mit zwei diagonal angeordneten Vintage-30-Chassis von Celestion bestückte Openback-Box ist so leicht wie (derzeit) kaum ein anderes 2×12″-Cabinet. Nur 18,5 kg zeigt die Waage an. Geringe Wandstärken um 15 Millimeter und ein besonders leichtes (weiches) Sperrholz machen dies möglich. Die Ausstattung ist schlicht, es sind keine Schutzkappen angebracht und es steht für den Transport nur oben ein einzelner ergonomisch günstiger Schalengriff zur Verfügung. Innen ist das Gehäuse mattschwarz lackiert. Ein klassischer „Salz und Pfeffer“-Bespannstoff schützt die Speaker- Membranen an der Front. Leider ist der bei unserem Testexemplar etwas „schlabbrig“ aufgezogen, davon abgesehen ist die Verarbeitung der Box einwandfrei.

Ganz nah dran?

In Anbetracht der offiziellen Produktbeschreibung, die über die Klangeigenschaften des Amber 40 in hohen und höchsten Tönen schwärmt, baut sich beim interessierten Klientel natürlich eine entsprechende Erwartungshaltung auf. Die aber bitte Realismus bewahrt. Eine wahre Deckungsgleichheit mit hochwertiger Röhrensignalbearbeitung kann es mit Halbleitern aber nicht geben, die Gesetze der Physik verhindern es. Das ist die eine Seite. Die andere bereitet Freude und kann durchaus Jubel auslösen. Denn der Amber 40 eifert der Röhren-Sound- Kultur letztlich ziemlich erfolgreich nach. Die kraftvolle Dynamik und feinfühlige Ansprache bilden für die Sound-Formung ein gesundes Fundament. Der Amber 40 erzeugt zugleich ein angenehmes, weil wohldosiert nachgiebiges Spielgefühl, ohne dass Kompression die Wiedergabe aufweicht. In der Klangformung prägen zwei Komponenten die Resultate. Zum einen die gut entwickelte Transparenz, zum anderen ein tendenziell stets warmes Grundtimbre. Nein, ganz so luftig und fein wie ein hochwertiger Röhren- Amp kann er nicht auftrumpfen, aber der Amber 40 hat letztlich doch viel Charakter, Verbindlichkeit im Ton. Eine leichte Aufdringlichkeit in den Hochmitten ist unverkennbar, bleibt aber dezent, viel unauffälliger als es bei vielen Modeling- Produkten der Fall ist. (Andererseits, gemessen am rigorosen Sound eines Matchless DC30 u. ä. wirkt der Amber 40 in den oberen Frequenzen schon wieder defensiv.)

Mit diesen Anlagen schwingt sich der Clean-Kanal zu höchst gepflegten Klangeigenschaften auf. Wenn Fender-Blackface ein Maßstab ist, dann kann er klanglich auf seine Art qualitativ damit durchaus mithalten, und erreicht auch eine sinnvolle Bandbreite an Tonfarben. Die verdankt er in bedeutendem Maße den sechs Modes, denn die Klangregler Treble und Bass allein arbeiten recht dezent. Die Modes verändern vordergründig die Konturen in den Mitten, während die Ansprache leicht in der Kompression variiert und das Gain-Niveau stufenweise absinkt. Zum Tragen kommt dies vornehmlich bei hohen Gain-Stellungen (eben wie man es von einem Röhren-Amp erwarten würde). Wie auch immer, die tonalen Veränderungen sind insgesamt letzten Endes eher moderat als drastisch.

Der Name Overdrive-Kanal beschreibt präzise, wohin hier die Reise geht. Kräftige Anzerrungen mit angriffslustiger britischer Note, so in etwa Richtung JCM800-Marshall, das ist hier das Thema, High-Gain nein danke, aber bei hohen Aussteuerungen sättigt der Amp geschmeidig und kippt gerne in Obertöne um. Das berührt die wichtigste Frage: Wie gut ist der Klangcharakter im Sinne der Röhrenideale getroffen? Überzeugend kann man nur sagen. Wer es nicht weiß, käme vielleicht gar nicht auf die Idee, dass er es mit Halbleiterverzerrung zu tun hat. Aber seien wir ehrlich. Im mittleren Gain-Bereich wirken die Verzerrungen zuweilen schon etwas harsch, und wenn man sehr hohe bzw. absolute Maßstäbe anlegt, fehlt es, wie schon gesagt, etwas an Luftigkeit im Ton. Was den Amber 40 allerdings nicht daran hindert im Retro-Rock, Blues und Artverwandtem eine gute Figur zu machen. Er reagiert sensibel auf die Spielweise und die Handhabung des Guitar-Volume-Reglers und sorgt so für eine schöne musikalische Ausdrucksstärke. Akkorde kommen ziemlich harmonisch zu Ohr, Sololinien haben Kraft bis in die obersten Lagen (so es denn das Instrument hergibt). Leistungsschwache Singlecoil-Pickups tun sich schwer dabei, tragfähige Verzerrungen zu erzeugen, von Humbuckern gefüttert klingt der Amber 40 deutlich satter.

Eine besondere Eigenheit seiner Klangformung ist, dass er bei harten Attacks einer Vintage-Strat einen Biss in den Höhen bekommt, den man mit der Klangregelung kaum dosieren/reduzieren kann. Sein Ton wirkt bei moderatem Anschlag sofort geschmeidiger. Der potentielle Interessent sollte beim Antesten darauf achten, wie ihm das behagt. Soweit stehen die Zeichen für den Amp eigentlich rundum günstig. Doch es gibt eine Eigenart, die problematisch sein kann. Es rächt sich sozusagen, dass für die beiden Kanäle – oder zumindest die Overdrive-Sektion – kein Volume-Regler vorhanden ist. Der Bereich, in dem die Lautstärkebalance der Kanäle untereinander für den Live-Einsatz praxisgerecht ist, bleibt dadurch schmal. Schnell gerät der Clean-Kanal ins Hintertreffen. Skeptisch stimmt auch die Funktion der Level- Umschaltung. Die Abstufungen sind gering, und am Minimum von 3 Watt (Master am Linksanschlag) ist der Amp noch immer recht laut – zumindest grenzwertig in einer Mietwohnung im Mehrfamilienhaus. Absolut unauffällig arbeitet wiederum der Effektweg. Die Pegel stimmen und die Signalqualität ist objektiv bewertet hervorragend. Heißt, wenn hier Klangeinbußen entstehen, dann liegt es an den angeschlossenen Geräten und nicht am Amber 40 selbst.

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Die Möglichkeit, Schaltkombinationen abzuspeichern und Presets zur Verfügung zu haben, erhöht natürlich massiv den Gebrauchswert. Zumal schon mit dem mitgelieferten Schaltpedal viel Freiraum im Abruf geboten ist. Klar, noch komfortabler wird der über MIDI. Der Transmit- Channel kann frei gewählt werden, der direkte Zugriff auf die Schaltparameter z. B. über CC-Daten ist allerdings nicht implementiert.

Die beschriebenen Klangeigenschaften beziehen sich primär auf die Verwendung des Amber 40 in Kombination mit dem 2×12 DIAG Cabinet. Sieh an, trotz seiner Tendenz zu Schärfe ergeben sich nicht überakzentuierte Ergebnisse in Kombination mit den Vintage-30-Speakern? Das ist bezeichnend für die Performance der Box, die nämlich in den Höhen gar nicht so offensiv klingt, wie man es angesichts des Speaker-Typs erwartet – wie angenehm. Außerdem produziert sie ein großes Klangvolumen, das zwar nicht wirklich an 4×12-Boxen heranreicht, wie es der Hersteller in seiner Beschreibung suggeriert, aber doch in den unteren Frequenzen nachdrücklich Energie freimacht. Damit ist sie vielen anderen 2×12- Cabs auf dem Markt überlegen.

Alternativen

Der Amber 40 ist als Gesamtpaket in seiner Kategorie „Analoge Transistorverstärker“ derzeit konkurrenzlos. Alternativen kommen erst in Sicht, wenn man Modeling-Produkte in die Betrachtung mit einbezieht. Die sind dann allerdings in Ihren Eigenschaften nur bedingt mit dem Amber 40 deckungsgleich. In Bezug auf das 2×12 DIAG Cabinet stellt sich die Sachlage ähnlich dar. Es gibt zwar von DV-Mark ein leichtes Open-Back-Cab (ca. 13 kg), das allerdings mit hauseigenen Neodym-Speakern bestückt ist. Mit Vintage 30 sind in der Preisklasse eher geschlossene Cabs im Angebot, solche mit diagonaler Anordnung der Chassis schon (so gut wie) gar nicht. Aus klanglicher Sicht käme aber zumindest die sehr empfehlenswerte, weil voluminöse Box „2×12-Standard“ von Kunz Custom Cabinets in Frage, anders konstruiert, aber auch leicht im Gewicht, doch mit einem Preis von nahe € 900 weit über der Evolution DIAG angesiedelt.

Resümee

So eine gepflegte Tonkultur aus einem Transistorverstärker, das ist mindestens sehr beachtlich. Aber wie einordnen auf dem Markt? Tatsächlich gibt es zwei Betrachtungswinkel, aus denen man die Bewertung vornehmen kann. Zum einen absolut, uneingeschränkt, ohne auf Preise zu achten. Unter der Prämisse lässt der Amber 40 Federn, ganz klar, denn so gut er seinen Job als „Röhrenemulator“ macht, die klangliche Übermacht an austrainierten Röhrenverstärkern ist einfach zu groß. Das Blatt wendet sich aber gewaltig, wenn man das Preissegment ins Kalkül einbezieht. Andere analoge Transistor- Amps und erst recht die digitalen Modeler sind in der Regel nicht so lebendig wie der Amber 40 und haben nicht seine Röhrenchuzpe, Tiefe und Kultur im Ton. Rechnet man noch die Programmierbarkeit und den Lieferumfang hinzu, steht der Amber 40 im Grunde sehr konkurrenzfähig da. Etwas mehr Variabilität in den Klangregelungen wird sich mancher vielleicht wünschen, und die Kompromisse in der Volume-Regelung dämpfen die Freude auch etwas. Das Preis-Leistungsverhältnis muss man insgesamt trotzdem als unkritisch betrachten. Das im Sound ausgewogene und voluminöse 2×12 DIAG Cabinet ist preislich im mittleren Segment der 2×12-Boxen angesiedelt und somit uneingeschränkt empfehlenswert.

Plus

  • Klangbild, markant, kultiviert
  • „Rohren“-Dynamik
  • reaktives Sattigungsverhalten
  • Konzept, Ausstattung, Programmierbarkeit, Preset-Fusschalter gehort zum Lieferumfang
  • 212 Cabinet: voluminose ausgewogene Wiedergabe
  • geringe Nebengerausche
  • Verarbeitung/Qualitat der Bauteile

Minus

  • Volume-Regelung d. Amps

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis als Raum-Mikro und ein C414 von AKG, nahe platziert vor der Evolution-Box.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und abgemischt. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuert die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine PRS-Mira/Korina (zwei Humbucker).

Die Clips #1 bis #4 stellen den Clean-Kanal vor. Warmes Grundtimbre, Kraft, Volumen, schöne Präzision in den Details.  Clip 4 zeigt, dass der Kanal auch fein gezeichneten Overdrive liefert.

 

Die Clips #4 bis #7 präsentieren den Overdrive-Channel. Der seinem Namen alle Ehre macht bzw. eben auch nicht mehr Gain vorrätig hat, als der Begriff beschreibt.  Für fette, gesättigte Distortion müsste man das Gitarrensignal vor dem Input boosten oder ein Distortion-Pedal zu Hilfe nehmen.

Der Kanal reagiert lebendig und antwortet facettenreich auf spieltechnische Feinheiten, sprich er unterstützt den musikalischen Ausdruck. Die Seele der Klangfarben ist rauchiges Clipping mit dem Touch von Fuzz-Distortion.

Im  Clip #8 hören wir den digitalen Reverb/Hall des Amber 40. Der Clip #9 verdeutlicht wie markant die fünf TA-Positionen der Vintage-Strat vom Amber 40 abgebildet werden.

 

Clip #10 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter (die Verzerrungen selbst sind hier gemeint, nicht die Frequenzkurve) der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 02/2017

Fender Mustang GT Gitarren-Amp mit eigener Tone App

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Mustang GT200

Die Fender Musical Instruments Corporation (FMIC) stellt zwei Neuheiten vor: die Fender Tone App und die neue Mustang GT Amp-Serie. Verstärker und App arbeiten als Team und bieten für jeden Musikstil eine inspirierende Klangauswahl. Fender Digital hat die App für iPhone und Android als „ultimative Ergänzung” zu den drei neuen Mustang GT Amps entwickelt: Mustang GT 40, Mustang GT 100 und Mustang GT 200. Die Vorgängerserie gehörte zu den meistverkauften Verstärkern der Fender Geschichte. Die verbesserte Signalverarbeitung der neuen Mustang GT Amps ermöglicht höhere Klangtreue und mehr Flexibilität.

Wichtiges Merkmal: die userfreundliche Schnittstelle für WLAN und Bluetooth. Damit bekommen Musiker Zugriff auf Tausende Presets, die von Fender Sounddesignern, bekannten Künstlern sowie Usern der Mustang Community kreiert wurden. Gitarristen können Effekte editieren, ihre eigenen Presets teilen, Setlists für Gigs erstellen, Updates per WLAN herunterladen und Musik in Stereo per Bluetooth über den Mustang GT Amp streamen.

Fender hat mit Künstlern aus unterschiedlichsten Stilrichtungen zusammengearbeitet, um das Klangspektrum der Fender Tone App und der Mustang GT Amps möglichst breit zu gestalten. So finden sich in den Presets typische Sounds von Singer-Songwriter Grimes, dem Bluesrock-Gitarristen Joe Bonamassa oder der Rockband Young The Giant. Gitarristen können diese Einstellungen direkt anwählen und spielen.

„Fender Tone ist die zweite App in der Fender Digital Produktreihe und unsere erste Hardware-Ergänzung”, sagt Ethan Kaplan, Chief Product Officer und General Manager bei Fender Digital. „Genau wie Fender Tune soll auch Fender Tone™ unsere Kunden bei ihrer musikalischen Reise unterstützen. Mit markanten Presets von Musikern wie dem Red Hot Chili Peppers Gitarristen Josh Adam Klinghoffer, Scott Ian von Anthrax oder Gary Clark Jr. können Gitarristen jetzt ganz einfach den Sound ihrer Vorbilder in die eigene Musik einfließen lassen.”

Fender Tone wurde für Musiker entwickelt, die gerne mit Sounds und Effekten experimentieren. Die App ermöglicht Klangdesign in Echtzeit mit unbegrenzt vielen Varianten. Dank des ultra-responsiven Designs lassen sich die Daten schnell und bequem verändern. Mit der App werden Presets verwaltet, editiert und dabei live über den Mustang GT Amp abgehört. Musiker können in den Presets stöbern oder gezielt suchen, eigene Kreationen abspeichern und per SMS, E-Mail, Social Media oder bei tone.fender.com teilen. Der Wechsel zwischen Klangeinstellungen gelingt nahtlos mit individuellen Setlists, was bei Gigs, Proben und im Unterricht wichtig ist. Für Einsteiger gibt’s eine illustrierte Anleitung mit Tipps und Informationen über Amp-Charakteristiken, Effekte und Grundlagen der Signalführung.

Zur neuen Mustang GT Serie gehören drei Modelle, jeweils bestückt mit einer großen Auswahl an Sound- und Amp-Varianten. Der mit dem Red Dot Award ausgezeichnete Mustang GT 40 (UVP € 235) ist so kompakt, dass er bequem auf den Tisch passt und damit ideal zum Üben oder für Aufnahmen zuhause. Mustang GT 100 (UVP € 385.) und Mustang GT 200 (UVP € 519) sind beide leistungsstark genug für die Bühne und dabei sehr leicht. Alle drei Modelle wurden mit einem bedienfreundlichen Interface und Farbdisplay ausgestattet, sind WLAN-fähig, besitzen einen USB-Ausgang für Aufnahmen, können Setlists speichern sowie kabellos Audiodateien per Bluetooth streamen, ob via Fender Tone oder von anderen Quellen wie Spotify und Apple Music. Die neuen Modelle enthalten außerdem mehr als 60 neue Fender Amp-Models, Effektkombis und einen Looper – für unendliche Klangvielfalt und viel kreativen Spielraum.

„Auf diese Neuauflage unseres meistverkauften Amps in der Fender Geschichte sind wir besonders stolz”, sagt Jim Ninesling, Senior Vice President Consumer Electronics. „Zum ersten Mal launchen wir ein Produkt parallel mit Fender Digital, das ist aufregend. Die Musiker bekommen damit von uns nicht nur viele neue digitale Amp-Features an die Hand, wir stellen ihnen mit der Fender Tone™ App auch das passende Werkzeug zur Verfügung, mit dem sie Presets und Setlists verwalten können.”

Die Fender Tone™ App steht zum kostenlosen Download im App Store und bei Google Play bereit. Die Mustang GT Serie ist bereits im Handel erhältlich. Für die Software des Mustang GT werden regelmäßig Updates erhältlich sein. Zum Download einfach den Amp einschalten und mit WLAN verbinden. Für ein  Update den Amp neu starten und dabei den Encoder Button 30 Sekunden gedrückt halten, schon beginnt die Installation der neuesten Software.

Weitere Informationen unter fender.com

>>>Kennt ihr schon unser FENDER-Special? HIER könnt ihr die Sonderausgabe bestellen!<<<


Fender Bassbreaker 18/30 im Test

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Röhren-Amps ohne Tricks und Gimmicks, in der Sparte  hat  Fender  seit jeher zahlreich heiße Eisen im Feuer. Dabei sind die „alten“ Konzepte  aus früheren Zeiten –Tweed-Ära, Brown/Blonde-Tolex, Blackface…-  bis heute eine neue Produkte inspirierende und image-prägende Säule des Programms. Und ja, man kann denen durchaus noch neue Aspekte abgewinnen, wie die Bassbreaker-Modelle deutlich machen.

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Drei Combos, zwei Topteile, zwei Boxenmodelle, 1×12“ und 2×12“, die Serie startete direkt mit einem Rundumschlag. Der kleinste leistet „zarte“ sieben Watt, der größte Verstärker 45 Watt. Unser Testkandiat liegt dazwischen, mit 18 bzw. 30 Watt. Wie, zwei Leistungsangaben, was soll das heißen? Na, ich sagte es doch, neue Aspekte.

2 in 1

Im ersten Moment denkt man natürlich, dass beim Bassbreaker 18/30, wie man es lange von Röhren-Amps kennt, die Endstufe umschaltbar auf zwei Leistungsebenen arbeiten kann. Aber klar, wenn ich das schon so sage, ist dem nicht so. Das Konzept ist ganz anders, geschickter, angelegt. Der Bassbreaker 18/30 ist mit zwei per Fußschalter (gehört zum Lieferumfang) alternativ aktivierbaren Kanälen ausgestattet. Und mit denen korrespondiert die Leistung. Der voll ausgestattete Channel One (Volume, Bass, Middle, Treble) hat 30 Watt, der simpel gehaltene Channel Two (Volume, Tone) 18 Watt. Laut Fender verbirgt sich dahinter die Idee zwei klassische Schaltungsdesigns bzw. „antike“Modelle in einem Paket zusammenzubringen: Den Blackface-Deluxe aus der Mitte der 1960er-Jahre und seinen Vorgänger den ‘61 Brown Deluxe. Fender ist bei dem Unterfangen allerdings unkonventionell vorgegangen. Anstelle eines Duetts von 6V6-Röhren, aus denen die zitierten Ahnen ihre Kraft schöpften, sind hier vier EL84 verbaut. Dazu Speaker von Celestion, der G12 V-Type, wo man eher einen Jensen oder ähnliches erwarten würde. Stirnrunzeln. Okay wir werden sehen ob und wie das gut geht.

Luxus hat der 2¥12″-Combo nicht zu bieten. Zwei Lautsprecherausgänge mit umschaltbarer Impedanz finden sich an der Rückseite, und ein Line-Ausgang, der sein Signal hinter der Endstufe bzw. hinter dem Ausgangstrafo abgreift. Ich möchte hier schon einmal anmerken, dass in dem Kontext eigentlich ein Level-Poti vorhanden sein sollte. Seitens der Verarbeitung gibt es nur Gutes zu berichten. Das hinten akustisch gesehen halboffene, aber mit Gittern und Rückwand komplett verschlossene Gehäuse besteht laut der offiziellen Produktinfo aus Birkenschichtholz. Das Amp- Chassis ist daran hängend montiert. Innen Fenders typische Platinenbauweise, unspektakulär doch sauber im Aufbau, hochwertige Bauteile, die Groove-Tubes-Röhren (vorteilhaft) in sehr stramm zupackenden Röhrenfassungen, zusätzlich fixiert mit Blechhülsen und Feder-Retainern, alles sehr ansehnlich für die Preisklasse. Daumen hoch, die Substanz kassiert ganz klar einen Pluspunkt.

Brit Flair

EL84 und Celestions V-Type, ein Speaker, der im Kern traditionelle Merkmale im Sound (Greenback) zeigt, die beiden Faktoren stechen als erstes ins Auge und sorgen wie gesagt für Verwunderung, wenn doch auf dem Rezept steht, dass die zitierten altvorderen Deluxe-Modelle für den Bassbreaker 18/30 wegweisend sein sollen. Sind da die Werbetexter über das Ziel hinausgeschossen? Na ja, sie weisen nicht explizit auf das hin, was US-Händler in ihren Infos im WWW klar ansprechen. Es ist da vom „british flavour“, also britischem „Aroma“ die Rede. In der Tat, solche Aussagen beschreiben das Szenario realistischer. Um es klar zu sagen: Die Schaltung des Bassbreaker 18/30 mag im Kern auf den alten Deluxe-Combos basieren, in seinem Ton sind deren Charaktere (beide zählen zu meinem Fuhrpark an Referenzgeräten) aber nicht die dominante Komponente. Oh ja, man hört in den Sättigungsverzerrungen durchaus Parallelen, doch der Bassbreaker ist letztlich im Klang eigenständig. Da kommt wegen der frischen, aber unaufdringlichen Brillanz schon einmal die Assoziation zum Vöxchen AC30 auf, ein Hauch von Marshalls 2061 bzw. 1974 ist quasi durchweg präsent.

Platinentechnik ohne Besonderheiten°

Das manifestiert sich in der Art, wie sich die Verzerrungen entwickeln. In beiden Kanälen verdichten sich die Röhrensättigungen ausgesprochen homogen, in den Mitten schwillt das Volumen organisch an, bläht sich auf und bringt den Sound in den Verzerrungen betont harmonisch zum Singen. Dabei gibt sich der Channel One (BF-Deluxe) zahmer, weil er weniger Gain hat, sprich die effektive Verstärkung ist geringer (niedrigeres Gain-Niveau) als im Channel Two. Cleansounds sind trotzdemnicht sein Ding. Schon bei geringsten Lautstärken „haart“ die Tonformung des Channel One bereits, ist also von ganz feinen Overdrive-Anteilen geprägt. Ungefähr auf halber Strecke des Volume- Regelwegs endet im Prinzip der Zuwachs an Lautstärke, es nimmt nur noch die Sättigungs-/ Verzerrungsintensität zu. Natürlich komprimiert die Wiedergabe dann, aber die Dynamik geht nicht ungünstig weit in die Knie. Attacks haben Druck, die Tonstruktur von Akkorden wird transparent dargestellt. Und dann diese Ansprache.

Das dürfte Tonpuristen sehr gefallen. Ohne übermäßig laut zu sein, atmet der Combo, reagiert gleichermaßen nachgiebig wie feinfühlig auf die Spielweise, und verfällt früh in Oberton-Feedbacks, die sich mit der Position des Spielers zum Combo verändern. Noch ausgeprägter bietet diese Tugenden der Channel Two an. Aufdrehen, wohlfühlen, die kultivierte Röhrensättigung weckt die Blueser-Instinkte, man wird vom Ton getragen, selbst mit einer Output-schlappen Strat bekommt man einen dicken Lead-Ton hin. Alle kennen Matt Schofield? Nein, dann aber los, bingen, yahooen, googlen … super Phrasierung bei dem Typ, geschmackvolle und intelligente Spielideen. Und ein Ton zum Niederknien. In die Richtung geht der Bassbreaker 18/30, jedoch mit dem Unterschied, dass er insgesamt viel weicher klingt (als Matts Two Rock, der nur leicht im OD arbeitet, den Rest machen Pedale), und im Bassbereich doch eher verhalten Energie freimacht. Was sinnvoll und notwendig ist, damit diese klassische Röhrenzerrung ihr Bestes geben kann – der Ton würde sonst mit Sicherheit undifferenziert. Der Überkick schlägt ein, wenn man ein Distortion-Pedal vor dem Bassbreaker 18/30 und speziell dem Channel Two benutzt. Old School wie aus dem Bilderbuch.

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Der Combo selbst liefert zwei tragende Crunch-/Overdrive-Ebenen, Pedal ankicken, Solo abliefern … was für eine Wonne. Man hat so quasi vier Sound- Ebenen zur Verfügung In dem Kontext haben vorgeschaltete Effektgeräte wie Flanger, Phaser, Echo usw. natürlich keinen optimalen Stand, denn sie würden ja unter den intensiven Röhrensättigungen leiden (aus dem Grunde ist das Fehlen eines FX-Loop auch kein Minuspunkt). Fenders Hinweis, der Bassbreaker 18/30 lasse sich ideal mit Pedalboards kombinieren, ist insofern nur bedingt zutreffend. Man muss ihn dafür moderat einstellen, die Volume- Einstellung niedrig halten, was die Lautstärke (zu sehr?) begrenzt. Auch die Aussage „für Musiker, die viel klangliche Flexibilität brauchen.“ trifft den Nagel nicht auf den Kopf. Die Klangregelung im Channel One arbeitet nicht besonders effizient und taugt so primär nur zum Ausbalancieren des jeweiligen Instruments. Das einsame Tone-Poti im Channel Two kann erst recht nicht mehr.

Was das Thema Effekte angeht, da schlägt die Stunde des Line-Out. Mein schon öfter vorgetragener Tipp: Man nehme diesen als Send und gehe vom Ende der Effektkette in einen zweiten Combo (Low-In oder FX-Return/Line-In), der nicht einmal besonders gut klingen muss. Der Sound kommt ja fertig vom Bassbreaker 18/30. Diese Dry-Wet-Anordnung ergibt ein angenehm räumlich klingendes Pseudo-Stereo, sehr ergötzlich (Rolands Jazz-Chorus macht es auch nicht anders).

Alternativen

Das Thema ist bei diesem Produkt kurz und bündig abgehandelt. Angesichts dessen, wie markant und geschmeidig er agiert, stehen in der Preisklasse, und noch ein gutes Stück darüber, dem Bassbreaker 18/30 klanglich und konzeptionell keine ebenbürtigen Mitbewerber gegenüber.

Resümee

So elegant und kultiviert wie der Bassbreaker 18/30 die Qualitäten puristischer Röhrentechnik serviert, gelingt ihm gewissermaßen die Quadratur des Kreises, sprich er liefert Boutique-Ton und -Ansprache zum Economy-Tarif. Ja, durchaus ein Grund zum Jubeln. Der Combo lebt das wahre Leben. Und damit das mal klar ist: So eine ursprüngliche, analog-dynamische Performance kann kein digitales Modeling und kein Kemper entfalten – vive la difference! Also: Antesten dringend empfohlen.

Plus

  • charakterstarke Sound- Formung
  • harmonische Verzerrungen
  • sensitive Dynamik/Ansprache
  • geringe Nebengeräusche
  • Verarbeitung/Qualität d. Bauteile

Minus

  • Level-Regler für Line-Out fehlt

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen ein Kondensatormikrofon mit Großflächen-membran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis, nahe platziert vor  dem 2×12-Combo.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuerte die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine 1957-Signature-Les-Paul „Lee Roy Parnell“ aus dem Gibson-Custom-Shop, sowie eine Steinberger GL4-T (EMG Pickups).

Bedeutung der Buchstabenkürzel:

CR: Crunch-Distortion.

LP: Les Paul / Humbucker.

OD: Overdrive, geringe Verzerrungen.

-SW: Schaltfunktion.

Clip #1 enthält drei Passagen mit unterschiedlichen musikalischen Charakteren gespielt über den Kanal #1.

Die Clips #2 bis #6 bilden einen repräsentativem  Teil der Sound-Facetten ab, die der Bassbreaker 18/30 zu generieren vermag. Achtung: Um solche Verzerrungen  zu erreichen muss man ihn weit aufdrehen bzw. laut spielen.

Clip #7 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den (Verzerrungs-) Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 03/2017

Diezel Paul, Tube-Head im Test

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Technisch hochgezüchtete Verstärker für das Hard- und Heavy-Genre, dafür stand der Name Diezel bislang. Was sich mit dem Paul geändert hat. Paul geht andere Wege, Paul ist nicht so ein rigoroser Hardliner, Paul ist nicht aggro, Paul mag zartere Töne…, öhem, Paul ist ein Weichei/Softie!? Nein, das wohl doch nicht, aber er soll im Sound schon mildere Töne anschlagen, heißt es.

 

Bevor der Paul auf den Markt kam, war es einige Zeit recht ruhig um die deutsche Edelmarke, die ihren Erfolg in der Heimat erst mit dem Umweg über die USA feierte. Drüben, in den nun so erschütterten Staaten startete der VH4-Head 1999 durch, große Acts wie Metallica, Tool, Limp Bizkit, Korn, Staind u.v.a kauften das vierkanalige MIDI-Topteil, das damals die Spitze der Innovation unter den Röhrenverstärkern darstellte. Und rückblickend definitiv für längere Zeit Trendsetter war. Andere „Meilensteine“ folgten, Herbert, Hagen usw.

Zuletzt brachte Diezel als neues Produkt einen zweikanaligen Vollwert-Amp im Pedalformat heraus, den „Zerrer“. Das war 2014. Genau, wurde wirklich Zeit, dass mit dem Paul mal wieder etwas Neues an den Start kam. Sehr zu unserem Leidwesen, erfreulich aber für die Kunden, hat Diezel allerdings zunächst einmal zugesehen den Bestellungen nachzukommen. Das ist der Grund, warum wir den Paul erst jetzt vorstellen können. Sehr bald soll nun auch ein kleiner Bruder des VH4 herauskommen, der VH2, und den werden wir uns umgehend nach Erscheinen vorknöpfen, versprochen.

Technik De Luxe

Gut informierte Kollegen werden beim Betrachten der Fotos u. U. schon bemerkt haben, dass der Paul einem früheren Modell ähnelt. Ja, die Features sind deckungsgleich mit denen des D-Moll. Die Elektronik wurde neu designt, laut Diezel mit dem Ziel, einen in der Basswiedergabe weniger mächtigen, insgesamt weicher klingenden Amp entstehen zu lassen, einen der sich in „harmloseren“ Stilistiken (Blues, Retro-Rock usw.) optimal entwickelt. Wie Peter Diezel erklärte, ist der Paul parallel auch von dem Modell Einstein inspiriert. Während dieses seiner Aussage nach im Class-A-Bereich arbeitet, bewegt sich Pauls Gegentaktschaltung am oberen, heißen Ende der Class-AB-Kurve. Die Röhren müssen also nicht ganz so hart ackern. Ihre Bias-Spannung ist statisch eingestellt, d. h. sie liegt am Gitter#1 der Endröhren an (Class-A bitte nicht mit Kathodenbias verwechseln; machen die Amis gerne in ihren Produktbeschreibungen).

Es sind zwei separate, mit passiv arbeitenden Dreibandklangregelungen ausgestattete Vorstufensektionen vorhanden, ein Low-Gain-Channel (-1) und ein High- Gain-Kanal mit zwei Soundmodes, Ch 2/3 (wegen dieses Details spricht Diezel selbst von 2,5 Kanälen). Zwei alternativ anwählbare Master-Volumes, ein digitaler Halleffekt/ Reverb, dessen Intensität für den Channel-1 und Channel-2/3 separat dosiert werden kann, Deep und Presence, die auf die Wiedergabe der Endstufe Einfluss nehmen, damit sind die Regelmöglichkeiten erfasst. Für das manuelle Ein-/Umschalten der Master-Volumes und des Reverbs sind zwei Taster vorgesehen. Die Gruppe von sechs Tastern links neben Power und Standby dienen der Direktanwahl der Kanäle und der Steuerung der Funktionen Loop-On/Off, Mute, Store.

Rationeller Aufbau mit immer noch hohem Anteil an Handverdrahtung, qualitativ auf höchstem Niveau°

Letztere verrät, dass Paul über einen Speicher verfügt. Wie man anhand der betreffenden DIN-Buchsen an der Rückseite erkennen kann, steht ein MIDI-Interface zur Verfügung. Darüber können die 128 Presets – die wohlgemerkt ausschließlich den Status der Schaltfunktionen erfassen – aufgerufen werden. Ein XLR-Anschluss für Diezels luxuriöses Schalt-Board Columbus ist ebenfalls vorhanden. Mit dem optional lieferbaren Schaltpedal FS7PA steht eine weitere, kostengünstigere Alternative für die Fernbedienung zur Wahl. Man beachte: Die direkte Ansteuerung der Schaltparameter (CH1, CH2, CH3, Master, Reverb, Loop-On/Off, Mute, Store) über CC-Daten ist nicht implementiert.

Schon jetzt ist klar, dass der Paul luxuriös ausgestattet ist. Hinzu kommt der Komfort, neben dem schaltbaren seriellen Einschleifweg noch einen zweiten, parallelen nutzen zu können. Hohen Gebrauchswert garantiert die Tatsache, dass bei beiden im Signalpegel gleichermaßen Pedal-Geräte (-10 dB) wie auch 0-dB-Prozessoren optimale Anpassung finden. Abgerundet wird die Ausstattung mit dem (Frequency-) Compensated Out, einem D.-I.-Ausgang für Recording u. Ä. Diezel gehört mit zu den Gründern der Boutique-Bewegung, die neben herausragender Funktionalität ihrer Produkte höchste Qualität in der Verarbeitung und den verwendeten Bauteilen für das Maß der Dinge erklärte. Das gilt heute längst nicht mehr für alles was sich Boutique nennt, Diezel gehört aber zu denen, die den Anspruch nach wie vor hoch halten. Dementsprechend finden wir im Inneren der Chassis beste Bauteile und piekfeines Finish vor. Der technische Aufwand ist beträchtlich. Nicht weniger als 14 Relais sind in dem Schaltungskonzept notwendig.

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Damit Nebengeräusche soweit als möglich minimiert werden, werden die Vorstufenröhren mit Gleichstrom geheizt (was eines zusätzlichen Trafos samt Gleichrichter bedarf). Die Fertigungskosten hält Diezel dadurch im Rahmen, dass die Bauelemente soweit wie möglich auf Platinen kontaktiert werden. Potis und Schalter bleiben außen vor, weswegen der Anteil und Aufwand an Handverdrahtung noch immer hoch ist (unseren Amp hat Angelika zusammengelötet, wie man hinten an ihrer Signatur erkennt … :-). Besonders wählerisch ist Peter Diezel nach eigener Aussage hinsichtlich der Röhren, d. h. er selektiert sorgfältig und setzt in der Endstufe – wie hier – gerne auf KT77-Röhren. V1 und V6 in der Vorstufe ist das (exzellente) Mullard-Remake von Tung-Sol (CV4004/12AX7), für V2 bis V5 fiel die Wahl auf China-Typen der 12AX7. Im primären, den Sound formenden Signalweg ist Paul ein Vollröhrenverstärker. Nur in der Peripherie, z. B. in den FX-Wegen kommen Halbleiter-Bauteile zum Einsatz.

Souverän

Zunächst etwas Grundsätzliches: Paul geht in der Tat mit einer anderen Attitüde an die Sound-Formung heran, als man es bisher von Diezel-Amps gewohnt war. Sie ist von einem eher luftigen, in der Dynamik gezügeltem Charakter geprägt. Damit korrespondiert die Ansprache. Der Spieler erlebt wohl dosierte Nachgiebigkeit beim Anschlag, und Paul liefert ihm trotzdem ein absolutes Maximum an Rückmeldung in den Feinheiten des Klangs. Die Lautstärke ändert sich weniger intensiv, wodurch eine Art Kompressor- Effekt entsteht – dennoch leidet die Durchsetzungskraft nicht. Ein zweites markantes Moment im Verhalten des Paul bildet die Höhenwiedergabe. Sie glänzt brillant und frisch, trumpft auf wie bei einem guten alten AC30, ist auf ihre spezielle Art aber eigentlich noch geschmeidiger. Man kann nämlich die Höhen extrem provozieren, ohne dass sie im Höreindruck unangenehm werden. Was vor allem dem Clean- Kanal/Ch1 nachhaltig zum Vorteil gereicht. Eine gute Vintage-Strat findet hier ideale Arbeitsbedingungen vor. Unter anderem, weil Paul die Eigenheiten des Instruments wie mit der Lupe herausarbeitet und so zum Beispiel den Klang der Pickup-Zwischenstellungen maximal auslotet.

Gleichzeitig ist die Wiedergabe voluminös und hält in allen drei Bereichen der Klangregelung hohe Reserven für die Sound-Abstimmung bereit. Middle greift tief im Frequenzband und beeinflusst so das Volumen, den Körper der Sounds, ebenso wie das Bass-Poti. Es spielt für den Ton auch eine Rolle, wie hoch der Gain-Regler ausgepegelt ist. Der Kanal arbeitet etwa im ersten Drittel des Regelwegs im Grunde völlig clean, danach wachsen in homogenen Übergängen Sättigungsanteile der Röhren an. Subtil, sehr, sehr subtil verdichtet sich der Klang, es werden zunächst nicht vordergründig OD-Verzerrungen hörbar, aber der Ton bläht sich in den Mitten auf. Dem Spieler beschert dieses Verhalten zusätzliche Ausdrucksmittel, kann er doch durch die Anschlagsintensität und die Nutzung des Guitar-Volume-Potis die Tonfarbe steuern. Aber Achtung: Echten Overdrive entlockt eine Vintage-Strat dem Channel 1 nicht. Eine Humbucker- Les-Paul kann das dagegen mühelos. Dank der Transparenz der Wiedergabe finden auch betont kraftvoll klingende Instrumente in diesem Kanal ideale Voraussetzungen vor.

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Im Channel 2 formt der Paul sehr harmonisch klingende Verzerrungen, die wiederum von hoher Transparenz geprägt sind. Der Klangcharakter ist verhalten offensiv, sehr obertonfreundlich, bei Soli singend weich mit schmatzendem Biss im Attack und reichlich Sustain- Unterstützung, man könnte fast sagen soft-britisch. Nein, kein „Brown-Sound“, es ist dabei der typische moderne Diezel- Unterton, ästhetisch elegant, unverkennbar. Hohe Gain-Reserven sorgen für einen weiten Einsatzbereich. Channel 2 ist sehr fit für ausdrucksstarken Blues, kann aber andererseits auch entschlossen Hard- Rock u.ä. abliefern. Die effizient arbeitende Klangregelung sorgt dafür.

Channel 3 liefert noch mal Gain-Nachschub, hat mehr Kraft in den unteren Frequenzen, mehr Bassdruck, beißt mehr in den Höhen und bietet so eine willkommene zusätzliche Klangfarbe. Auffällig: Paul beschert hohen Noten satte Fülle, schöne Balance über das ganze Griffbrett, beim Solieren in den oberen Lagen wird Kraft und Tragfähigkeit geboten. Gleichzeitig sind, gemessen an der hohen Verstärkung, die Nebengeräusche gering. Abgesehen von der überzeugenden Sound-Qualität, punkten die Kanäle #2 und #3 damit, dass sie den Spieler unterstützen, ihm ein angenehmes Spielgefühl bieten. Nein, sauber hinlangen wird einem ob der Präzision der Signalbearbeitung nicht erspart, aber man muss nicht herbe um den Ton kämpfen. Superschickes Potential, insgesamt gesehen.

Okay, lassen wir es dabei, sonst komme ich noch ins „xtreme Lobhudeling“. Ein paar Worte aber noch zu den peripheren Funktionen. Sehr von Vorteil ist die Ausstattung mit zwei FX-Wegen. So können unterschiedliche Gerätetypen optimal ihre Fähigkeiten entfalten, zum Beispiel Modulationsgeräte im seriellen Weg, Reverb und (Tape-?) Echo im parallelen FX-Loop. Zur Info: Die Einschleifpunkte liegen selbst zueinander parallel, der Chorus im seriellen FX-Weg gelangt also nicht zum Delay des parallelen FXWeges. Technisch und qualitativ arbeiten die Effektwege bestimmungsgemäß und ganz und gar einwandfrei. Desgleichen die diversen Schaltfunktionen (deren Status wo sinnvoll und nötig von sehr hell blau leuchtenden LEDs optisch angezeigt wird).

Einen extra Pluspunkt kassiert der Compensated Out für seinen sehr gut abgestimmten Frequenzgang. Man beachte aber, dass dieser Ausgang nur bei aufgedrehtem Master-Volume ein Signal abgibt. Der digitale Halleffekt kann ebenfalls überzeugen und es ist natürlich nur praktisch, dass man seine Identität in den beiden Vorstufensektion separat abstimmen kann. Schlussendlich möchte ich darauf hinweisen, dass die Endstufe des Paul sensibel auf unterschiedliche Lautsprechertypen reagiert. Der G12H-Anniversary gefiel mir sehr gut (wie auch Green- und Creambacks), weil er eine Retro-Farbe ins Spiel bringt. Am Vintage 30 macht Paul doch wieder eher in Richtung böser Rocker (ist dann etwas härter drauf als oben beschrieben). An Mesas C90 wiederum wirkte die Wiedergabe etwas nüchtern, unpersönlich; also empfehle ich den Amp unbedingt an verschiedenen Cabs auszuprobieren.

Alternativen

In dieser Preisklasse findet man diverse hervorragende Amps. Powerball II und Savage 120 von Engl, EVH 5150, Mesas Mark 5-25, Orange Rockerverb usw. Konzept und Sound-Charakter des Paul sind in der Summe allerdings so eigen, dass ich eine konkrete quasi deckungsgleiche Alternative nicht nennen kann.

Resümee

Was aus dem Hause Diezel kommt, kann nur hochwertig sein. Soviel war von vorneherein klar. Dennoch ist es überraschend zu erleben, was der Paul zu leisten vermag. Erstklassige Tonformung in allen Soundmodes, die präzise, angenehme Ansprache und eine geradezu luxuriöse Ausstattung addieren sich auf zu einem rundum stimmigen Konzept ohne jede Schwäche. Natürlich muss man unter diesen günstigen Umständen das Preis-/Leistungsverhältnis als ganz und gar unkritisch einstufen. Wer einen Allrounder mit modernem, nicht zu offensivem Touch im Sound sucht, ist beim Paul an der richtigen Adresse.

Plus

  • Sound, hohe Variabilität
  • Dynamik, Transparenz, Präzision, Durchsetzungsvermögen
  • sehr obertonfreundlich, sehr hohe Gain- Reserven m. sehr harmonischer Distortion
  • Konzept/Ausstattung (MIDI, Speicher etc.)
  • sehr geringe Nebengeräusche
  • sehr gute Verarbeitung, Qualität der Bauteile

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, platziert vor einem Celestion-Vintage 30 im klassischen 4×12-Cab.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuerte die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine 1957-Signature-Les-Paul „Lee Roy Parnell“ aus dem Gibson-Custom-Shop.

Clip 8 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

 

Im Clip 9 hören wir den Reverb-Effekt des Paul, mal anders mit eher dezenten Tönen.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 03/2017

Röhren-Amp: König Blue Note

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Ein paar Jahre ist es jetzt schon her, 2012 war es, als ein seltsam-riesiges Sechskanal-Topteil in der Redaktion Aufruhr machte. Eruption hieß das edle Stück, made by „Preuß´n König“. Besonders Merkmal: Eintaktendstufe mit satten 100 Watt! Der Amp-Dino ist mittlerweile Geschichte. Der Blue Note schlägt nun in eine ganz andere Richtung. Ein geringes Gewicht von nur ca. zwölf Kilogramm, kompakte Abmessungen, zwei Kanäle plus ein paar Extras, das ist genau der Stoff, den viele in ihrem Gitarristen-Alltag wünschen und brauchen.

Ausführlich Auskunft über die Fähigkeiten des König Blue Note gibt mein Testbericht in der aktuellen  Ausgabe des Gitarre & Bass-Magazins. Ich habe außerdem – wie immer bei solchen Tests – einige Soundclips  eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten der Geräte vermitteln.

>>>Den ausführlichen Test findet ihr in unseren aktuellen Ausgabe<<<

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, für den Raumklang ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, platziert nahe vor dem Speaker des Combos.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine Signature Les Paul „Lee Roy Parnell“ aus Gibsons Custom Shop.

Zu den Clips gibt es wenig anzumerken, ausser: Wenn man hört wieviel Fülle in seinem Ton zu hören ist, möchte man gar nicht meinen, dass der Blue Note ein in den Abmessungen besonders kompakter Combo ist. Darin liegt eine seiner entscheidenden Stärken.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

Neue Vox Adio Air, AC2 RythmVox und AC30 Radio Modelle

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Vox präsentiert dieser Tage mit den neuen  Modellen der Adio-Air-Serie, dem AC2 RythmVox und dem AC30 Radio, gleich drei Neuheiten für den Einsatz im Wohnzimmer und auf kleineren Bühnen. 

Vox Adio Air GT & BS

In dem Bereich kompakter, voll Wohnzimmer-tauglicher Modelling-Combos hat Yamaha mit der THR-Serie vor einigen Jahren stark vorgelegt, nun kommt von Vox jedoch eine interessante Alternative auf den Markt: Die nur 2,9 kg schweren GT- und BS-Modelle der neuen Adio-Air-Serie sind mit einer 50 Watt starken Transistor-Endstufe sowie zwei 3″-Lautsprechern ausgestattet und kommen in einem robusten Kunststoff-Gehäuse mit stylischer Frontbespannung.

Die beiden Geräte sind für den Einsatz an der Gitarre (GT) bzw. am Bass (BS) optimiert und basieren auf Vox neuster Modelling-Technoligie zu der auch die Smartphone-Fernsteuerung des Verstärkers via Bloototh gehört (ein USB-Anschluss ist ebenfalls vorhanden). Noch feiner können die integrierten Amp-Simulationen und Effekte am Computer mit der aufwendigen Tone-Room-Software abgestimmt werden, die ebenfalls zum Lieferumfang gehört. Die kleinen Combos können auch ganz ohne Steckdose betrieben werden: Auf der Rückseite gibt es ein Batteriefach, in dem acht AA-Batterien Platz finden – das reicht für etwa 8 Stunden Dauerbetrieb.

Gehäuse

Durch eine besondere Gehäusestruktur versuchen die Adio-Combos das Beste für die Wiedergabe von Instrumenten und Musik rauszuholen – die kleinen Teile sollen nämlich auch als kleine Hifi-Anlage taugen. Die Lautsprecher strahlen für eine bessere Ortbarkeit leicht nach oben und sind auf einer inneren Boxenwand montiert, welche von dem Außengehäuse entkoppelt ist, um ungewünschte Gehäuseresonanzen zu vermeiden. Zusätzlich trennt eine weitere Wand den linken und rechten Kanal für ein breiteres Stereo-Klangbild in separate Bereiche auf.

Amp-Simulationen & Effekte

Unter den 11 internen Verstärkermodellen findet man Sounds des guten alten VOX AC30 (wer hätte das gedacht?) sowie zahlreicher High-Gain- und Clean-Amps.  Mit der Tone-Room-Software kann man sogar auf 23 verschiedenen Verstärkermodelle zugreifen. Dazu gibt’s 4 Modulations-Effekte sowie weitere 4 Raum-Effekte (wahlweise auch stereo) – mit der Software sind es 19 Effekttypen. Alle Sounds lassen sich auf 8 Speicherplätzen sichern und abrufen, als Sahnehäubchen gibt es noch ein integriertes Stimmgerät sowie ein 5-stufiges Noise Gate dazu.

AC2 RythmVox

Die AC1-RhythmVOX-Serie kam so gut an, dass Vox nun mit dem AC2 RhythmVOX für Gitarre und den AC2 RhythmVOX Bass für Bass nachlegt. Die Leistung wurde auf 2 Watt verdoppelt, zwei 3″-Lautsprecher sollen alles aus dem kompakten Gehäuse rausholen. Der AC2 RhythmVOX für Gitarre bietet drei Modi für die Sound-Varianten Clean, Crunch und Lead. Ansonsten braucht es nicht mehr als Gain-, Tone- und Volume-Regler. Der AC2 RhythmVOX Bass bringt anstelle der verschiedenen Gain-Stufen drei verschiedene Equalizer-Sounds an den Start: Normal, Flat und Scoop.

Bei der Rhythmus-Sektion stehen bei den AC2 RhythmVOX-Modellen statt 66 Rhythmusvariationen nun 81 Pattern (9 Genres x 9 Variationen) bereit. Beide AC2-Combos sind außerdem mit mehreren Effekten ausgestattet. Man kann sich entweder für einen Effekt (Chorus, Delay oder Reverb) oder für Kombinationen (insgesamt stehen 5 Kombinationen zur Verfügung) entscheiden. Der AC2 RhythmVOX kann mit sechs AA-Batterien betrieben werden und bietet dann eine Laufzeit von ca. 20 Stunden. Die neue Schlummerfunktion schont die Batterien in Spielpausen.

 

AC30 Radio

Und zu guter Letzt gibt es noch ein Radio im AC30-Look. In Sachen Leistung und Lautsprecherbestückung entspricht das kleine Teil dem AC2 RhythmVOX – auch das Gehäuse hat fast identische Abmessungen. Dank Aux-Eingang kann das AC30 Radio auch Musik anderer Quellen abspielen – bei Bedarf auch über Kopfhörer.

www.voxamps.com

 

Tube-Amp und Cab: Morgan PR12 + 112 Cab

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Morgan – wer den Namen hört, denkt zuerst vielleicht an edle britische Oldtimer-Sportwagen. Dass unter dem Namen Gitarren-Amps auf dem Markt sind, wissen/wussten bislang u. U. nur die Gearheads der Gemeinde. Made in USA mit viel Handarbeit: Morgan-Verstärker und -Boxen sind auf ihre Art nicht minder exklusiv als die zitierten Automobile.

Joe Morgan ist wie so viele andere amerikanische Boutique-Companys über das Reparieren und Tunen dazugekommen, eigene Produkte auf den Markt zu bringen. Das Programm stützt sich auf klassische Amp-Designs von Vox, Marshall und Fender. Die Derivate sind natürlich in verschiedenerlei Hinsicht optimiert und den heutigen Ansprüchen angepasst. Es handelt sich jedoch durchweg um gradlinige, einkanalige Konzepte. Wie es eben auch unserem Testkandidaten zugrunde liegt, der von Fenders Princeton „inspiriert“ ist.

Ausführlich Auskunft über die Fähigkeiten des Morgan PR12 und des dazu empfohlenen 112 Cab gibt mein Testbericht in der aktuellen Ausgabe unseres  Gitarre & Bass-Magazins. Ich habe außerdem –wie immer bei solchen Tests- einige Soundclips  eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten des Topteils vermitteln.

>>>Den ausführlichen Test findet ihr in unseren aktuellen Ausgabe<<<

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, beide nahe platziert (ca. 2 mm off-axis) vor dem G12H-75 Creamback/Celestion des Combos.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuerte die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine und eine Signature Les Paul „Lee Roy Parnell“ aus Gibsons Custom Shop.

Der PR12 ist einkanalig ausgelegt, ganz traditionell. Clean und Crunch im direkten Wechsel kann man nicht von ihm bekommen. Entweder Clean-Overdrive, oder Overdrive-Crunch,  gesteuert durch das Guitar-Volume, für eine der beiden Ebenen muss man sich entscheiden. Das OD-Anzerren  macht der Amp sehr feinfühlig mit einer schönen Koloration der Höhen. Bei voller Distortion wird der Bassbereich ziemlich schmutzig, wie man in Clip 8 hört.

Clip 9 präsentiert den Federhall des PR12, sehr gediegen, nicht wahr?

Im Clip 10 hören wir mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann. Zuerst die Les Paul, dann die Strat: Ja, man wundert sich, die Strat klingt hier weicher als ihre dicke Schwester, nur weil am Amp die Höhen ein bisschen zurückgedreht sind – so kommen Klischees ins Wanken.

Ich wünsche gute „Unterhaltung“ und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über ordentliche Boxen, nicht Kopfhörer!

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

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