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Channel: Gitarrenverstärker – GITARRE & BASS
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Marshall Astoria Classic AST2H + AST2-112 im Test

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Marshall Astoria, die zweite: Das AST2H-Topteil ist im Grunde seines Wesens dem AST1C sehr ähnlich, den wir erst letztens ausführlich unter die Lupe genommen haben. Also konzentrieren wir uns hier nur auf die Unterschiede.

Marshall Astoria ClassicAls da folgende zusätzliche Features wären: ein serieller Low-Level-Einschleifweg (nom. -10dB) mit Pegelregler im Return-Weg, eine Gain-Boost-Funktion mit 20dB Anhebung, beide Fußschaltbar mit dem zum Lieferumfang gehörenden Pedal, sowie ein Bass-Boost mit Namen „Body“, der die Frequenzen um 120 Hz mit 8dB hervorhebt (pull Gain). In das Treble-Poti ist ein Bright-Switch integriert. Statt des Sensivity-Potis, das beim AST1 laut Marshall die negative Gegenkoppelung des Preamps steuert um die Vorverstärkung zu variieren, hat unser Testkandidat ein „ordinäres“ Gain-Poti.

So viel zu den Unterschieden. Die weiteren Eckdaten: Der AST2H leistet nominal 30 Watt, die er aus zwei KT66-Röhren zieht (Kathodenbias, Gegentaktendstufe). In der Vorstufe arbeiten vier ECC83, im Netzteil sorgt eine GZ34 für die AC/DC-Gleichrichtung. Am Master-Volume ist eine statische Leistungsreduktion aktivierbar. Die Klangregelung umfasst Bass, Middle, Treble und Edge. Letzteres Poti ist nicht Teil einer klassischen Presence-Funktion, sondern greift am Ausgang des MasterVolume in die Sound-Formung ein. Die Verdrahtung ist nach dem PTP-Prinzip ausgeführt, die Bauteile werden also von Hand an Lötstützpunkten kontaktiert.

Das Erscheinungsbild der Astoria-Serie spricht eine klare Sprache. Nobles Design, tendenziell puristische Technik, Marshall hat mit den Modellen die Boutique-Szene im Visier. Substanz und Verarbeitung spiegeln das eindrucksvoll wider. Hier wird echt oberlecker angerichtet. Das einzige Manko unseres Testmodells war, dass die (teuren) Schalter Power und Standby ohne Zahnscheiben montiert wurden, sprich sie saßen nicht wirklich fest.

Wie man sieht, gibt es passend zum Topteil eine Box. Hinten offen, bestückt mit einem „Custom-voiced“-Creamback von Celestion, die Bauweise im Prinzip nicht anders als beim Combo. Womit wir in die Praxis einsteigen. Marschall hat die Dimensionen, die Abstimmung des Cabinets sehr gut, um nicht zu sagen optimal gewählt. Die Box erzeugt raumfüllend Volumen und satte Fülle im Bassbereich. Gesunde Bässe, ein vermutlich oft unterschätztes Detail. Wer mangels Druck von unten an der Klangregelung nachschiebt, ruiniert sich unter Umständen seinen Distortionsound. Gerade bei Vintage-Style-Amps/-Combos ein wichtiger Punkt, weil mit hohen/überhöhten Bassanteilen die Sättigung der Endstufe inklusive Phasentreiber überbordet, dreckig bis undifferenziert werden kann (der Inglese sagt der Ton klingt „farty“, furzig … ). Damit hat das AstoriaStack keine Probleme. Aber Obacht: der Body-Schalter kann sowas provozieren. Bitte nicht mit der korpulenten Les Paul nutzen, dünn klingende Gitarren profitieren dagegen immens von dem VolumenNachbrenner.

Die Klangformung hat durchaus Ähnlichkeiten mit dem Ur-Marshall JTM45. Der AST2H spielt letztlich aber doch in einer eigenen Kategorie. Weil er z. B. luftiger mit den Höhen umgeht, irgendwo zuweilen sogar Anleihen beim seligen AC30 macht und trotzdem weicher wirkt. Was man als Spieler unter anderem wegen der Ansprache so erlebt. Der AST2H bildet keine harte Wand, gegen die man anspielen muss, sondern gebärdet sich bei aller Resolutheit eher freundlich und winkt durchaus ein bisschen mit den Wattebäuschlein. Erfreulicherweise funktioniert die Power-Reduction effizient, sie erhält viel vom Ton und vernichtet nicht das gefällige Ansprechverhalten. Schön ist auch, dass der AST2H bei Bedarf frühzeitig Verzerrungen produziert – insgesamt gesehen auch intensiver als es unser AST1C im Test vermochte.

Die Schaltfunktionen bewirken so unter dem Strich, dass der Amp schon bei relativ niedrigen Lautstärken bzw. in einem weiteren Lautstärkebereich seine Fähigkeiten in vollem Umfange freimachen kann. Test mit Bravour bestanden, kann man da nur sagen. Ein letztes Wort gilt noch dem Einschleifweg. Er funktioniert grundsätzlich absolut einwandfrei. Man sollte nur bedenken, dass die Freude an den Effekten einen Dämpfer erfahren kann, wenn der in der Nähe seiner Leistungsgrenze betrieben wird, sprich die Endstufe in den Bereich der Sättigung kommt. Flanger, Delay, Reverb etc., mehr oder weniger heftig verzerrt, dass fördert nur bedingt die Sound-Kultur. Die Preise verstehen sich inklusive Schutzhülle bzw. Schaltpedal und benötigter Kabel.

Vertrieb: Musik Meyer GmbH, 35041 Marburg www.marshallamps.de

Preis: AST2H: ca. € 3093

AST2-112: ca. € 832


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