Und weiter geht es mit häufig gestellten Fragen zur Technik bei Fender-Verstärkern …
Ich besitze einen Fender Silverface Twin Reverb von etwa 1971. Der Amp klingt gut, ist mir aber mittlerweile viel zu laut. Ich habe gehört, man könne zwei der Endröhren ziehen, um die Leistung auf 50 Watt zu reduzieren. Oder soll ich gleich ein Mastervolume einbauen? Hier soll jedoch mit Klangeinbußen zu rechnen sein.
Ja, man kann bei einem Verstärker mit vier Endröhren entweder die beiden äußeren oder die beiden mittleren Endröhren herausziehen. Eventuell wird dann aber eine Bias-Korrektur nötig, da sich der Ruhestrom verändert. Außerdem verdoppelt sich die Impedanz am Lautsprecheranschluss. Dein Twin Reverb läuft ja an 4 Ohm mit vier Endröhren. Ziehst Du zwei heraus, dann „sieht“ das Speaker-Kabel 8 Ohm. Das verändert ebenfalls den Klang. Du könntest also einen der beiden Lautsprecher abklemmen, denn der Twin ist mit zwei 8-Ohm-Speakern parallel verschaltet. So wird der Amp zusätzlich etwas leiser. Insgesamt halbiert man jedoch mit dieser Maßnahme keineswegs die Leistung auf 50 Watt. Immerhin bleiben die dicken Trafos und die hohen Spannungen. Der Amp wird lediglich etwas leiser, schlanker und gerät schneller in den Overdrive.
Ich habe mal einen Twin Reverb in diese Richtung umgebaut, in dem ich einen kleineren Ausgangsübertrager mit 8 Ohm eingebaut habe. Zusätzlich wurde das Frontbaffle durch eines mit 1¥12 ersetzt. Das ist gar nicht so schwer. Man kann sich solche Frontbaffles beim Schreiner oder im Baumarkt zuschneiden lassen. Ich bevorzuge 12 mm Birkensperrholz. Die Öffnung für den Speaker habe ich mit der Stichsäge ausgeschnitten. Als Speaker habe ich einen Celestion Gold gewählt.
Natürlich wurden auch hier zwei Endröhren gezogen. Dieser Verstärker klang hinterher viel besser, denn das Front-Board aus Birkensperrholz erzeugt einen definierteren Klang als die bei Fender in dieser Zeit üblichen Spanplatten. Der Sound war außerdem deutlich leiser, und der Combo wurde durch den Umbau leichter, was dem Rücken des Besitzers nachhaltig gut tat. Zum Schluss bekam der Twin noch ein Master-Volume, das in der Öffnung für die externe Speakerbuchse untergebracht wurde. Hier gibt es ganz unterschiedliche Lösungen. Ich bevorzuge das bei Marshall und später auch bei Fender oder Dumble übliche Master vor dem Phasendreher zwischen Vor- und Endstufe. Es gibt aber auch zahlreiche Anhänger des sogenannten Post-Phase-Inverter-Master-Volume, kurz (PPIMV). Dieses Master sitzt direkt vor der Endstufe hinter dem Phasendreher.
Es ist deshalb so beliebt, weil viele Musiker davon ausgehen, dass eine übersteuerte Treiberstufe mehr Lebendigkeit und Punch im Sound erzeugt. Das ist aber Geschmackssache. Zudem benötigt man hierfür ein 250-K-Tandem-Poti. Und hier sollte man unbedingt auf den Gleichlauf der beiden Poti-Ebenen achten. Oft sind die Potis nicht gut abgeglichen und erzeugen dann ein Ungleichgewicht in der Endstufe. Über das Poti werden schließlich direkt die beiden Endröhren angesteuert, und die sollen ja bekanntlich im Pushpull- Betrieb paargleich laufen (Matching). Das Master in Serie vor der Treiberstufe nimmt tatsächlich etwas mehr Sound, da es sich um einen regelbaren Widerstand im Signalweg handelt. Und hier büßt man bei geringeren Lautstärken etwas Höhen ein (ähnlich wie ein zurückgedrehtes Volume- Poti an der Gitarre). Bei Dumble werden die Potis dann mit einem 15pFKondensator zur Erhaltung der Höhen gebrückt.
Wie jede Schaltung, haben auch Master- Volumes Vor- und Nachteile. Ich finde jedoch, dass die Vorteile überwiegen. Ein Master, gleichgültig welcher Bauart, ermöglicht die höhere Aussteuerung der Vorstufe. Die meisten Gitarristen beobachten, dass ihre Amps bei Lautstärkeeinstellungen von etwa 4 bis 7 am besten klingen. Wenn dann aber der Amp schon zu laut ist, bleibt nur der Weg über das Master. Einen 100-Watt-Amp kann man heutzutage ohne Master eigentlich kaum noch einsetzen. Warum also nicht auch bei einem 20-Watt-Amp? Die Gitarristen müssen allgemein heute viel leiser spielen, da praktisch in jeder Kneipe schon eine P.A. steht.
Das Lautstärke-Poti meines Fender Super Reverb funktioniert in den Einstellungen von 1 bis 3 überhaupt noch nicht, dann aber sprunghaft bei etwa 3,5. Bei Einstellung 4 ist der Amp dann eigentlich schon zu laut. Muss ich das Poti tauschen?
Ja, das wäre die beste Lösung. Die meisten Fender Verstärker haben Potis von CTS. Diese gelten zwar als Produkte von hoher Klanggüte und Qualität, leiden aber nicht selten unter extremen Gleichlaufproblemen. In der Regel handelt es sich bei den Lautstärke-Potis um 1-Meg-Typen logarithmisch. Das soll dafür sorgen, dass der Regelweg ganz langsam und gleichmäßig ausfällt. Gerade bei CTS-Potis ist aber oft der Lautstärkezuwachs zu extrem. Besser funktionieren hier Potis der Marke Alpha. Sie lassen sich sehr gleichmäßig regeln und heben die Lautstärke erst bei Einstellungen von 4 bis 6 in kräftigere Regionen. So kann man vor allem in den unteren Lautstärkebereichen besser regeln. Einige Gitarristen, denen ich ein Alpha-Volume- Poti eingebaut habe, berichteten später, ihr Amp sei dadurch leiser geworden. Das stimmt aber nur in den unteren Regelbereichen. Ab Volume 6 sind die Amps dann wieder genauso laut wie mit einem CTS-Poti.
Der Reverb-Regler meines Fender Vibrolux Reverb erzeugt schon bei Volume- Regler auf 1 viel zu viel Hall. Ab Reglerstellung 2 ist der Hall dann schon viel lauter als das trockene Signal und damit unbrauchbar. Ich habe gehört, dass man den Hall durch eine 12AU7 in der Hall-Treiber-Stufe verringern kann.
Hier gilt zunächst die gleiche Regel wie bei den Lautstärke-Potis in der vorherigen Frage. Der Regelweg des Potis hat natürlich großen Einfluss. Daher würde ich zuerst ein neues Poti von Alpha einbauen. Ist der Hall dann immer noch zu stark, ist die Umrüstung auf eine 12AU7 mit schwächerer Verstärkung für den Hall-Schaltkreis tatsächlich eine gute Idee. Der Hall-Kanal wird dadurch jedoch insgesamt zahmer und cleaner, was nicht jedem gefällt. Manchmal löst auch eine neue, weniger empfindliche, Hall-Spirale dieses Problem. Hier gibt es teils große Toleranzen unter den einzelnen Spiralen sogar gleichen Typs.
Mein Fender Super Reverb hat eine 5U4GB Gleichrichterröhre. Ich habe aber auch schon Amps mit einer GZ34 gesehen. Welche ist nun richtig oder besser?
Je nach Baujahr wurden bei Fender unterschiedliche Gleichrichterröhren für Modelle mit zwei 6L6- oder 6V6-Röhren eingesetzt. Ob das nun aus wirtschaftlichen oder aus klanglichen Gründen geschah, ist unklar. In den 60er-Jahren waren GZ34-Röhren von Mullard erste Wahl bei Fender. Die Produktion dieser Röhren wurde allerdings in den Siebzigern eingestellt. Daher kommen viele Fender-Amps aus dieser Zeit vermutlich mit 5U4GB (meist von RCA). Letztere erzeugen durch einen größeren Innenwiderstand einen höheren sogenannten Voltage-Drop, das heißt die B+ Spannung fällt über die Gleichrichterröhre um etwa 20 bis 30 Prozent mehr ab als bei einer GZ34. Daher laufen die Amps teilweise mit geringerer Anodenspannung an den Endröhren, was einen weicheren und wärmeren Klang mit mehr Kompression erzeugt. Das wurde bald jedoch wieder dadurch ausgeglichen, dass die Netztrafos (hier vor allem die Fender- Export-Modelle mit unterschiedlichen Primärspannungsabgriffen), höhere Spannungen lieferten.
Teilweise lassen sich die beiden Typen nicht untereinander tauschen. Da die 5U4GB einen Heizstrom von 3 Ampere benötigt und die GZ34 nur 1,9 Ampere, könnten beim Tausch auf eine 5U4GB die Netztrafos überlastet werden. Vorsicht also bei kleineren Fender-Modellen wie dem Princeton Reverb oder dem Deluxe Reverb, die ursprünglich mit einer GZ34 ausgeliefert wurden. Steckt man hier eine 5U4GB ein, könnte der Netztrafo zu heiß werden und schließlich abrauchen. Bei Super Reverbs, Vibroverb Reverbs oder Vibrolux Reverbs kann man in der Regel bedenkenlos tauschen und den eigenen Klangvorlieben nachgehen. Wer etwas mehr Kompression bevorzugt, wird sich für die 5U4GB entscheiden, wer einen strafferen Ton mit mehr Dynamik wünscht, wählt die GZ34, die es heute wieder von zahlreichen Herstellern gibt (z. B. TAD, Sovtek oder JJ).
In einem amerikanischen Forum habe ich gelesen, dass man jeden Fender-Amp in einen heißeren Brit-Sound- Amp verwandeln kann, in dem man die Gegenkopplung abklemmt. Ist so ein Tuning zu empfehlen?
Die meisten Fender-Amps haben tatsächlich eine sehr hohe Gegenkopplung, da das typische Klangideal dieses Herstellers bei möglichst maximalem Clean-Sound lag. Dass man Fender-Amps mit klaren Sounds und Marshall- Amps mit rauer Distortion assoziiert, liegt auch an den Unterschieden in der Gegenkopplung. Bei Fender (Blackface und Silverface) wird hier meist ein 820- Ohm-Widerstand verbaut, was eine sehr hohe Gegenkopplung erzeugt, denn durch den geringen Widerstand fließt ein Großteil des Ausgangssignals in die Endstufe zurück und wird hier, vereinfacht gesagt, durch eine Phasendrehung zu größerer Klarheit stabilisiert. Bei Marshall finden wir dagegen Gegenkopplungswiderstände von 27k (JTM45) bis 56k oder sogar 100k (100-Watt Plexi). Der höhere Widerstand sperrt den Rückfluss des Signals am Ausgang in Richtung Endstufe. Daher klingen diese Amps viel lauter, offener und rauer.
Der Fender Tweed Deluxe oder der Vox AC30 haben gar keine Gegenkopplung. Daher sind besonders diese Modelle für ihre Rauheit bekannt. Für einen Blackface oder Silverface Fender sollte man die Gegenkopplung vielleicht nicht ganz abklemmen. Die Erhöhung des Gegenkopplungswiderstands auf 1,5k oder 2,2k reicht in den meisten Fällen aus, um die Amps etwas frischer und lebendiger klingen zu lassen. Dumble verwendet an dieser Stelle oft 3,9k. Man muss hier eben experimentieren. Es kann auch eine gute Idee sein, ein 5k- bis 25k-Poti neben die Speaker-Buchse in Serie mit dem Gegenkopplungswiderstand einzubauen und die Kopplung damit regelbar zu machen. Das Poti wird in diesem Fall als Rheostat verschaltet, also nur mit Schleifer und Ausgang. So kann man sich aussuchen, wie rau oder „british“ der Fender klingen soll. Einen Marshall macht man so aus dem Fender noch nicht, aber die rauere Richtung wird man zweifellos genießen können. Klemmt man die Gegenkopplung bei einem Fender vollends ab, wird der Amp meist schon zu dick, zu zerrig und damit viel zu rau. Wie so oft kommt es eben auf die richtige Balance an. Soweit in diesem Monat … Bis zum nächsten Mal!