Über Marshalls Plexi-Klassiker muss man wohl nicht viele Worte verlieren: Besonders die 100-Watt-Variante hat den Sound unzähliger Rock-Legenden geprägt, darunter Größen wie Jimi Hendrix, Eric Clapton, Angus Young, Pete Townshend und Jimmy Page.
Den zugehörigen Tinnitus gab es bei Nutzern und Zuhörern stets inklusive, für echte Verzerrung will dieser erbarmungslos dynamische Non-Master-Volume-Amp nämlich richtig getreten werden, was in verschiedenen Situationen zum echten Problem werden kann. Besonders daheim setzt man für den gediegenen Brat-Ton schnell die gute Nachbarschaft aufs Spiel, denn leise und verzerrt geht mit diesem Charakter-Tier nun mal nicht.
Dass es im Jahre 2015 neben aufwendigen Power-Soaks auch digitale Plug-In-Lösungen für dieses Problem gibt, ist sicher keine Neuigkeit. Der Aufwand, den Hersteller wie jüngst Universal Audio bei der Erstellung ihrer Plug-Ins betreiben, hingegen schon. Bei ihrem neuen Softube Plexi-Plug-In hat die amerikanische Firma nämlich nicht irgendwo irgendeinen Plexi aufgenommen, vielmehr kam Marshalls Referenz-Plexi zum Einsatz, welcher von Tony Platt (u.a. verantwortlich für ‚Back In Black‘ von AC/DC) in einem guten Londoner Studio mikrofoniert wurde.
Die ganze Geschichte sowie einen ausführlichen Test zum Plug-In findet ihr in unserer aktuellen Ausgabe, zusätzlich haben wir uns in dieser Folge Lauschangriff! gefragt, wie nah die Simulation einem echten mikrofonierten Plexi kommt. Zusammen mit den Kollegen von Sound & Recording haben wir uns deshalb einen Marshall 1959 Plexi Reissue besorgt und mit den gleichen Mikrofonen abgenommen, wie sie von Tony Platt bei der Erstellung des Plug-Ins verwendet wurden. Bei der Box haben wir eine 60er-Jahre Marshall 4×12″ mit Celestion-G12M-Greenback-Lautsprechern gewählt, die eng verwandt mit den im Plug-In simulierten G12H-30 (55Hz) sind.
Für die Soundfiles haben wir nahezu identische Einstellungen am echten Amp und Plug-In gefahren, dabei ist immer ein völlig unbearbeiteter Mix aus allen drei Mirkofonen zu hören. Beim Vergleich der einzelnen Spuren (sowohl Solo als auch im Band-Mix) gilt es zu bedenken, dass es nicht nur leichte Unterschiede bei den verwendeten Lautsprechern gibt, auch unserer Aufnahmeraum verhält sich anders als der des Londoner Studios.
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Marshall 1959 Plexi Reissue
Bei unserem mikrofonierten Plexi fällt im ersten Teil des Soundsamples sofort der typisch fransige und dennoch dynamische Palm-Mute Sound auf. Man hört die Lautsprecher richtig arbeiten – so viel Leistung will erstmal verdaut werden. Bei den offenen Akkorden im zweiten Teil zeigt der Amp Marshall-typischen Biss mit krachig-spröden Obertönen.
Im Mix beißt sich der Plexi-Marshall erwartungsgemäß gut durch, in den Tiefmitten lässt er erstaunlich viel Platz für den Bass. Bei den offenen Akkorden fällt auf, dass die Gitarre insgesamt einen Tick dichter sein könnte, um den Mix homogener erscheinen zu lassen.
Softube Plexi-Plug-In
Die erste Überraschung ist, dass das Plug-In bei den Palm-Mutes tatsächlich das gleiche markante Zerrverhalten an den Tag legt, wie unser Plexi-Reissue-Amp. Der Ton ist auf Anhieb etwas weicher und mittenbetonter, in der zweiten Hälfte fällt die etwas hohlere Mittencharakteristik auf.
Im Mix steht die Gitarre durch ihre etwas präsenteren Mitten ein Stück weiter vorne, die Anschläge wirken weniger hart und betten sich gut ein. In der zweiten Hälfte wirkt die Verzerrung des Plug-Ins im Vergleich zum Plexi merklich voller und gesättigter, was sich jedoch durch andere Einstellungen bzw. eine andere Gewichtung der Mikrofone weitestgehend kompensieren lässt.
Die ganze Story inklusive Test von G&B Autor Thomas Berg gibt’s in dieser Gitarre & Bass Ausgabe!